Nach­fra­ge nach Arbeits­kräf­ten bleibt trotz Kri­se hoch

Agen­tur für Arbeit: Jah­res­rück­blick Arbeits­markt 2023

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Agentur
Symbolbild, Foto: Pixabay
Die Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg hat die Ent­wick­lung der Beschäf­tig­ten­zah­len des Jah­res 2023 ver­öf­fent­licht. Trotz mehr­fa­cher Kri­sen haben nur weni­ge Men­schen ihre Arbeit verloren.

Die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten ist im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg im Juni 2023 (aktu­ells­ter Stich­tag) mit 245.836 Per­so­nen, trotz der sich das gesam­te Jahr hin­durch­zie­hen­den wirt­schaft­li­chen Tur­bu­len­zen, ver­hält­nis­mä­ßig gering zurück­ge­gan­gen. Seit dem letz­ten Jahr, als sie ihren his­to­ri­schen Höchst­stand seit Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik erreich­te (247.348), hat die Zahl der Beschäf­tig­ten um 0,6 Pro­zent bezie­hungs­wei­se um 1.512 Per­so­nen abgenommen.

Obwohl sich Deutsch­land seit dem Früh­jahr 2020 andau­ern­den Kri­sen aus­ge­setzt sieht, ist die Beschäf­tig­ten­zahl sogar um 725 Per­so­nen (+0,3 Pro­zent) grö­ßer gewor­den als im Juni 2019. Seit dem Ende der Welt­wirt­schafts­kri­se in 2010 beläuft sich das Beschäf­tig­ten­wachs­tum bis dato auf 35.569 neu­ge­schaf­fe­ne Arbeits­plät­ze bezie­hungs­wei­se einem Plus von 17,0 Prozent.

Fach­kräf­te­man­gel, demo­gra­fi­scher Wan­del und Beschäf­tig­te aus dem Ausland

Ein Dau­er­the­ma ist unter­des­sen der hohe Fach­kräf­te­be­darf. Ursa­che ist die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung, die erst­mals in 2022 zu einem Schrump­fen der Zahl der deut­schen Erwerbs­tä­ti­gen (-1.273) im Agen­tur­be­zirk führ­te. Die­se Ent­wick­lung nahm 2023 wei­ter an Fahrt auf. Allein im letz­ten Jahr sank die Zahl der beschäf­tig­ten Deut­schen mehr als dop­pelt so stark mit einem Minus von 3.207 Per­so­nen (-1,4 Prozent).

Auch der demo­gra­fi­sche Wan­del macht sich von Jahr zu Jahr stär­ker bemerk­bar. Gut jeder vier­te Beschäf­tig­te (23,8 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 58.576) ist min­des­tens 55 Jah­re alt und schei­det vor­aus­sicht­lich in den nächs­ten zehn Jah­ren aus dem Erwerbs­le­ben aus. Nur jeder Zehn­te (10,4 Pro­zent, 25.446) ist jün­ger als 25.

Ein wich­ti­ges Ele­ment ist laut Arbeits­agen­tur daher der Zuzug von sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten aus dem Aus­land. Der Aus­län­der­an­teil an allen Beschäf­tig­ten liegt mit 25.935 Per­so­nen bei 10,5 Pro­zent. Im letz­ten Jahr stieg er um 1.695 Personen.

Aus der EU stieg am meis­ten die Zahl der beschäf­tig­ten Polin­nen und Polen (+214 auf 4.303), der Rumä­nin­nen und Rumä­nen (+177 auf 4.152) und Unga­rin­nen und Ungarn (+106 auf 643). Aber auch vie­le Inder:innen fan­den Arbeit in der Regi­on. Allein im letz­ten Jahr nahm ihre Beschäf­ti­gung um 43,4 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 203 Per­so­nen auf 671 zu.

Wegen des seit dem Früh­jahr 2022 andau­ern­den rus­si­schen Kriegs gegen die Ukrai­ne nah­men im ver­gan­ge­nen Jahr außer­dem immer mehr Geflüch­te­te von dort im Raum des Agen­tur­be­zirks Bam­berg-Coburg eine Beschäf­ti­gung auf. Im Gegen­satz zum hete­ro­ge­nen Bil­dungs­ni­veau von Flücht­lin­gen ande­rer Natio­nen ver­fü­gen sie über eine bes­se­re Schul­bil­dung und sind häu­fig gut qua­li­fi­ziert. Daher wuchs ihre Zahl seit dem Vor­jahr um 42,9 Pro­zent (+281) auf 936 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäftigte.

Ent­wick­lung der Branchen

Nach Bran­chen gab es 2023 die stärks­te Zunah­me an Beschäf­ti­gung in der Metall‑, Elek­tro- sowie Stahl­in­dus­trie (+621 oder +1,5 Pro­zent), einem Teil­be­reich im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be, dem Han­del, Instand­hal­tung und Kfz-Repa­ra­tur (+510 bezie­hungs­wei­se 1,5 Pro­zent) sowie bei Infor­ma­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on mit einem Zuwachs um 219 Beschäf­tig­te (+5,6 Pro­zent). Der Bereich Erzie­hung und Unter­richt leg­te um 147 Beschäf­tig­te bezie­hungs­wei­se 1,7 Pro­zent zu.

Am ungüns­tigs­ten war dage­gen die Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be. Dort belief sich der Per­so­nal­ab­bau bin­nen Jah­res­frist auf 2.593 Beschäf­tig­te (-3,5 Pro­zent). Die Her­stel­lung von Vor­leis­tungs­gü­tern (ins­be­son­de­re che­mi­sche Erzeug­nis­se und Kunst­stoff­wa­ren) ver­zeich­ne­te ein Minus von 1.645 Arbeits­plät­zen (-8,8 Pro­zent) und die Kon­sum­gü­ter­her­stel­lung um 1.569 (-10,7 Prozent).

Rück­blick und Ausblick

Ste­fan Tre­bes, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg, wagt einen Blick in die Zukunft der Beschäf­ti­gung im Bezirk: „Zwei Jah­re Coro­na-Kri­se, waren kaum über­stan­den, seit­dem beschäf­ti­gen uns die Fol­gen des mitt­ler­wei­le seit zwei wei­te­ren Jah­ren andau­ern­den Ukrai­ne-Kriegs mit einer Flücht­lings­wel­le, noch grö­ßer als 2015. Und was brach­te 2023? Hyper­in­fla­ti­on, Mate­ri­al­eng­päs­se, explo­die­ren­de Ener­gie und Mate­ri­al­kos­ten, Flau­te auf dem Bau, Rezes­si­on und ein wei­te­rer gro­ßer Flücht­lings­strom. Im Jah­res­rück­blick der Tages­zei­tun­gen lesen wir von Insol­ven­zen, Betriebs­stil­le­gun­gen und Mas­sen­ent­las­sun­gen. Wir ste­hen seit Jah­ren im Dau­er­kri­sen­mo­dus und den­noch sehen wir hin­ter jeder Kün­di­gung ein indi­vi­du­el­les Schick­sal und wir wol­len hier schnell helfen.“

Ins­ge­samt habe der Arbeits­markt in der Regi­on die Situa­ti­on trotz der Ver­lus­te bekann­ter Unter­neh­men, aber erstaun­lich gut über­stan­den. „Durch die Ent­las­sun­gen haben wie­der mehr Betrie­be die Chan­ce, an neue qua­li­fi­zier­te Mit­ar­bei­ter zu kom­men“, so Tre­bes wei­ter. „Und wenn dies noch nicht der Bewer­ber mit dem opti­ma­len Qua­li­fi­ka­ti­ons­pro­fil ist, dann bera­ten und unter­stüt­zen wir, dass er sich dazu ent­wi­ckeln kann. Zum Bei­spiel das Qua­li­fi­zie­rungs- und Chan­cen­ge­setz bie­tet hier her­vor­ra­gen­de För­der­be­din­gun­gen. Über inter­na­tio­na­le Pro­jek­te holen wir aber auch gezielt Arbeits­kräf­te ins Land. Vor­rang hat aber stets das Arbeits­kräf­te­po­ten­ti­al, das bereits im Land ist: Bür­ger­geld und Arbeits­lo­sen­geld sol­len eine aku­te Situa­ti­on lin­dern, sie sind kei­ne lan­ge oder gar Dau­er­per­spek­ti­ve. Statt­des­sen soll durch sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Arbeit jeder dazu bei­tra­gen, dass es unse­rem Land wei­ter­hin gut geht. Wir wer­den daher den Job-Tur­bo der Bun­des­re­gie­rung wei­ter forcieren.“

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