In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Alina Achtziger die Fragen beantwortet. Sie ist seit drei Monaten Stadträtin für Die PARTEI.
Frau Achtziger, auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
6,9.
Was mögen Sie an Politik?
Dass sie eigentlich das Potential birgt, das Leben aller Menschen besser zu machen.
Was braucht gute Politik?
Mehr Menschen, die aus eigener Betroffenheit heraus die Motivation haben, Zustände zu ändern. Ja, das will keiner mehr hören, aber dass eine Politik, die von überwiegend alten, weißen, reichen und auch sonst in jeder Hinsicht privilegierten Männern gemacht wird in den meisten Fällen auch nur deren Leben besser macht, ist jetzt keine sooo große Überraschung.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ja, wenn ich dabei nicht so oft darauf achten müsste, nicht überfahren zu werden, weil es großzügig ausgebaute Radwege gibt. Aber am liebsten ist es mir sowieso, wenn ich nirgends hin muss.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ich zahle eigentlich nichts gerne, aber damit ich meine Informationen auch zukünftig nicht aus Telegram-Kanälen und von irgendwelchen Absolventen der Youtube-Universität beziehen muss, ist es schon okay.
Töten Sie Insekten?
Nein, außer es ist Notwehr.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Das darf nur ich, und ich rauche nicht.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Alle.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Rosalie Thomass.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
So ungefähr 65, und ich benutze alle davon viel zu häufig.
Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?
Für mich nicht, ich bin aber auch sehr schlecht im Lügen. Für alle meiner Kollegys spreche ich da aber natürlich nicht.
Sie sind seit knapp zwei Monaten Stadträtin. Was bringen Sie im Stadtrat ein, was vorher fehlte?
Jugendliche Antriebslosigkeit.
Welches Fazit ziehen Sie bisher?
Kein besonders gutes, denn die Stadtratssitzungen sind langweilig und dauern ewig, weil viele Stadträtys mit wenig Ahnung sich keinesfalls davon abhalten lassen, diese Ahnungslosigkeit trotzdem möglichst ausführlich zur Schau zu stellen. Und natürlich hört jeder auch am liebsten sich selbst reden. Hierdurch werden Inhalte bereits durch meine Kollegys effektiv überwunden und ich habe weniger zu tun.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Dass am vergangenen 8. Mai, nur 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung Deutschlands vom NS-Regime, die meisten Menschen dachten, es sei nur der Muttertag feiernswert.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Ein Ende der Ausbeutung von Menschen und Tieren und eine gerechte Welt.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Keine Termine, ausreichend Schlaf und ein Ausflug ans Meer.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über die Kommerzialisierung der Unteren Brücke.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Der Regen, das Meer und mein Hund, wenn er schnarcht.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Vegane Ersatzprodukte und gutes Essen.
Wovor haben Sie Angst?
Dass die Welt so schlecht und ungerecht bleibt, wie sie ist. Dass der Klimawandel uns gnadenlos dahinrafft. Und dass mir in einer kommenden Stadtratssitzung ein Sitzplatz neben einer rechten Splitterpartei zugewiesen wird.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Gerade eben.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Das letzte Mal so richtig Ärger im Hambacher Forst, bei der Räumung 2018. Seither nur kleinere Zwischenfälle, aber ich bin ja auch weiß und blond und blauäugig.
Was war Ihr schönster politischer Moment?
Meine Vereidigung.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Meine Geburt.
Mit welcher großen Politikerin oder welchem großen Politiker können Sie gar nichts anfangen?
Andersrum wäre die Frage wohl leichter zu beantworten, aber ich sage mal Horst Seehofer.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Ganz klassisch „Scheiße“.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Ehrlich gesagt bei keinem. Ich würde es präferieren, wenn ich in meinem Leben nicht noch mehr historische Ereignisse durchleben müsste, es sei denn sie wenden tatsächlich Dinge zum Guten (Revolution zum Beispiel).
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Ich prokrastiniere bis zum bitteren Ende und kann ohne Druck nicht arbeiten. Außerdem habe ich die Konzentrationsspanne eines Goldfischs.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Rechenfehler, darin bin ich auch nicht besonders gut.
Ihre Lieblingstugend?
Gerechtigkeit.
Ihr Hauptcharakterzug?
Ein sehr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Mein mieses Zeitmanagement und meine völlige Unfähigkeit, mich zu Dingen zu motivieren, die mich nicht interessieren.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Nichts. Etwas erfinden stelle ich mir ziemlich stressig vor.
Wofür sind Sie dankbar?
Für mein Leben. Und für die Möglichkeit, mich für Dinge einzusetzen, die mir wichtig sind.
Was lesen Sie gerade?
„Vielen Dank für das Leben“ von Sibylle Berg.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Die Gemeindeordnung des Freistaats Bayern.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Rumo und die Wunder im Dunkeln“ von Walter Moers, „Jazz ist anders“ von den Ärzten und „Leon – Der Profi“.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Schlager.
Was war Ihre größte Modesünde?
Mit 12 habe ich mal zu einem Länderspiel der deutschen Frauennationalmannschaft ein Outfit in schwarz, rot, gelb getragen. Das habe ich trotz wenig Gespür für Mode seither nicht mehr an Geschmacklosigkeit übertroffen, glaube ich.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Sex, Feminismus und Politik. Außer mein Gesprächspartner ist ein konservativer Mann, dann ist es mir lieber, er hält den Rand.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Meinen Hund.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit der Kabarettistin Teresa Reichl.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Steuern, Buchhaltung und Politik.
Was finden Sie langweilig?
Steuern, Buchhaltung und Politik.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Ein Song von Frei.Wild, Böhse Onkelz oder Konsorten.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Eine zweistündige Fahrt im Schienenersatzverkehr mit einer Horde besoffener Hooligans und im Radio läuft Xavier Naidoo.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Ein Berg auf jeden Fall.
Ich kann nicht leben ohne…
Wahrscheinlich kann ich ohne vieles leben. Aber ich möchte nicht ohne meinen Hund.
Wie glauben Sie, würde die Alina Achtziger von vor zehn Jahren auf die Alina Achtziger von heute reagieren?
Ich fände mich wahrscheinlich ziemlich cool.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Ich kann mich an die meisten meiner Clubbesuche nicht besonders gut erinnern, daher kann ich da keine Empfehlung aussprechen.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Das kommt auf die Musik und den Alkoholpegel an, meistens Tänzerin – leider ausgesprochen schlecht.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Jemand sagte, ich sei ja nur eine linksextreme Schlampe aus der Gereuth und das ist natürlich völliger Unsinn, denn ich komme aus Bamberg-Ost.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Meine chronische Unlust, irgendwas zu erledigen, mit meinen Ambitionen, Dinge zu bewegen, in Einklang zu bringen, wahrscheinlich.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Einen Mexikaner und einen Jägermeister-Energy. Oder einen Orangensaft.