Der im Februar begonnene Rückgang der Arbeitslosigkeit setzte sich auch nach Abschluss der Frühjahrsbelebung bis in die ersten Junitage weiter fort. In den vergangenen Wochen begann die Zahl der Arbeitslosen konjunkturell bedingt jedoch wieder leicht zu steigen, wie die Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg mitteilt.
Üblicherweise nimmt sie erst mit dem Beginn der Sommerferien wieder zu, wenn sich Schulabgänger und Ausbildungsabsolventen temporär arbeitslos melden. Ende des Monats waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg insgesamt 13.842 Personen arbeitslos, 0,6 Prozent beziehungsweise 85 Menschen mehr als im Mai. Nahezu der gesamte Anstieg entfällt auf Personen, die mindestens 55 Jahre alt sind. Die Jugendarbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen stagnierte. Während die Zahl der deutschen Arbeitslosen die gesamte Zunahme ausmachte (+92), sank die der Ausländer leicht (-7).
Seit dem letzten Jahr ist die Arbeitslosigkeit um 7,6 Prozent beziehungsweise 974 Männer und Frauen gestiegen. Das liegt zum Großteil an den vielen Geflüchteten in der Region, die in der Regel Bürgergeld von den Jobcentern beziehen. Ende Juni waren im Agenturbezirk 964 Ukrainer und weitere 908 Flüchtlinge anderer Herkunftsländer (davon 526 Syrer, 110 Afghanen, 50 Eritreer, 41 Iraker und 29 Iraner) arbeitslos gemeldet. Arbeitsuchend sind insgesamt 3 865 Geflüchtete registriert. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Mai weiterhin 3,9 Prozent. Ihr Vorjahresniveau lag bei 3,7 Prozent. Im Juni wurden 1 266 Männer und Frauen entlassen, 104 Personen bzw. 9,0 Prozent mehr als im letzten Jahr. 1 080 Menschen gelang es, ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer neuen Beschäftigung zu beenden. Das waren 213 oder gut ein Viertel (+24,6 Prozent) mehr als in 2024.
„In wirtschaftlich guten Jahren setzt sich der im Frühling begonnene Abbau der Arbeitslosigkeit bis in den Juni fort. Wie in den drei vorherigen Jahren hatten wir in den vergangenen Wochen jedoch bereits wieder einen ersten leichten Anstieg. Im Mai dachte ich noch, dass ich bald verkünden könnte, dass es nach über drei Jahren endlich wieder klar aufwärts geht. Jedoch hatten wir seitdem fünf Massenentlassungsanzeigen für über 250 Betroffene. Wir sind stark in der Region präsent und im engen Kontakt mit den Betrieben. Zwar verbreitet sich in einigen Bereichen nach und nach ein wenig Optimismus, jedoch spüren wir noch keine echte Aufbruchsstimmung“, so Stefan Trebes, Leiter der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. „Wir führen jede Woche mit Firmen mit Einstellungsbedarf Bewerbertage durch. In diesem Format bringen wir Arbeitnehmer und Arbeitgeber direkt zusammen. Die Betriebe waren zuletzt überrascht von unserem guten Bewerberpotential – das sollte die Initialzündung auch für andere Firmen sein. Wer in schwierigen Zeiten investiert, gewinnt im Wachstum.“
„Kurzarbeit eine gute Sache bei temporärer Flaute“
Ende Dezember 2024, dem aktuellsten Stichtag der Beschäftigungsstatistik, belief sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg–Coburg auf 245.483. Seit dem Vorjahr hat sie um 1.012 oder 0,4 Prozent leicht abgenommen. Während die Zahl der Teilzeitbeschäftigten seit dem letzten Jahr um 1.108 beziehungsweise 1,4 Prozent auf 77.686 Beschäftigte zugenommen hat, verringerte sich die der Vollzeitbeschäftigten um 2.120 (-1,2 Prozent) auf 167.797. Gut jeder dritte Arbeitsplatz (31,6 Prozent) ist in Teilzeit, Tendenz steigend.
Die älter werdende Gesellschaft macht sich von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar. Gut jeder vierte Beschäftigte (24,2 Prozent beziehungsweise 59.459) ist mindestens 55 Jahre alt und scheidet voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren aus dem Erwerbsleben aus. Nur jeder Neunte (10,5 Prozent, 25.791) ist jünger als 25.
Lediglich jeder achte Beschäftigte hat einen Helferjob. Ein wichtiges Element ist daher der Zuzug von gut qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland. Der Ausländer-anteil an allen Beschäftigten liegt mit 28.440 Personen bei 11,6 Prozent. Allein im letzten Jahr ist er um 1.928 (+7,3 Prozent) angestiegen. Zeitgleich sank die Zahl der deutschen Beschäftigten um 2.940 (-1,3 Prozent) auf 217 043. Am dynamischsten, im dreistelligen Bereich, wuchs die Zahl der beschäftigten Ukrainer (+637 auf 1.780), Syrer (+188 auf 1.230), Rumänen (+137 auf 4.182), Polen (+134 auf 4.206) und Afghanen (+117 auf 528).
Im Februar 2025 (Hochrechnung aktuellster Wert) bezogen im Agenturbezirk insgesamt 143 Betriebe für 2.695 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld. 1,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Die Zahl der Firmen erhöhte sich seit dem Vorjahr um 50 Betriebe (+53,8 Prozent), die der betroffenen Kurzarbeiter um 1.013 (+60,2 Prozent). „Die Kurzarbeit bewegt sich trotz des spürbaren Anstiegs weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Die Anfragen sind aktuell überschaubar. Viele Betriebe nehmen sie bereits seit längerer Zeit in Anspruch, ein Ende ist jedoch für einige vorerst nicht in Sicht. Kurzarbeit ist für sie ein bewährtes Mittel zur Sicherung ihrer Fachkräfte bei temporären Marktschwächen“, äußert sich Stefan Trebes zur Situation.
Arbeitsmarktentwicklung in Stadt und Landkreis Bamberg
In der Stadt Bamberg nahm die Arbeitslosigkeit im Juni um weitere 51 Personen (-2,3 Prozent) auf 2.154 ab. Seit dem letzten Jahr ist sie um 282 Arbeitslose beziehungsweise 15,1 Prozent größer geworden. Im vergangenen Monat wurden 2,1 Prozent weniger Personen entlassen als im Vorjahr. Indessen fanden 54,7 Prozent mehr wieder einen neuen Arbeitsplatz, da die Perspektiven, nach einer Kündigung einen Job zu finden weiterhin günstig sind. Seit Mai sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent. Ihr Vorjahreswert betrug 4,3 Prozent.
Im Juni meldeten die Betriebe aus der Stadt Bamberg 251 sozialversicherungspflichtige Stellen dem Arbeitgeberservice, 61 oder 32,1 Prozent mehr als in 2024. Im Stellenpool sind aktuell 1.087 Vakanzen, 437 oder 28,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Rein statistisch kamen im Juni auf 100 gemeldete Stellen lediglich 198 potentielle arbeitslose Bewerber.
Im Landkreis Bamberg reduzierte sich die Arbeitslosigkeit im Juni erneut um weitere 32 Personen (-1,4 Prozent) auf 2.328 Menschen. Die Zahl der Arbeitslosen liegt erstmals seit drei Jahren im Juni wieder unter dem Vorjahreswert. Zum Stichtag waren es 23 Personen beziehungsweise 1,0 Prozent weniger als vor zwölf Monaten.
Es wurden 4,7 Prozent mehr Menschen entlassen als in 2024, während 58,0 Prozent mehr eine neue Beschäftigung fanden, was belegt, dass die Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt der Region weiterhin gut sind. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Mai und im letzten Jahr 2,6 Prozent. Das ist Vollbeschäftigung. Sie ist weiterhin die niedrigste im gesamten Agenturbezirk. Per Definition spricht man von Vollbeschäftigung ab einer Quote von 3,0 Prozent.
Aus dem Landkreis Bamberg meldeten die Betriebe im Juni 314 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote dem Arbeitgeberservice, 81,5 Prozent beziehungsweise 141 mehr als in 2024. Das Gros des gestiegenen Personalbedarfs kommt aus der Industrie sowie der Zeitarbeit. Im Bestand sind aktuell 1.295 Vakanzen, 303 oder 19,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Rein statistisch kamen im Juni auf 100 gemeldete Stellen nur 180 potentielle arbeitslose Bewerber.