Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen schütteln seit Anfang 2020 den Arbeitsmarkt in Oberfranken kräftig durch, so die IHK für Oberfranken Bayreuth in einer aktuellen Analyse. Nach einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen von über 3.800 Mitarbeitern im Jahr 2020 konnte sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2021 wieder erholen und legte insgesamt um knapp 4.200 neue Beschäftigungsverhältnisse auf 438.662 zu.
Mit dem Anstieg der Beschäftigungsverhältnisse 2021 sei die Delle am Arbeitsmarkt aus dem ersten Pandemiejahr wieder wettgemacht worden, betont der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Brehm. „Das sind gute Nachrichten, die zeigen, dass Oberfranken mit seinen Wirtschaftsräumen nach der Krise ein starkes Comeback hinlegt. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch starke Verschiebungen zwischen den Branchen und auch stark unterschiedliche Entwicklungen in den Teilregionen des IHK-Bezirks.“
Getragen werde der neue Aufschwung vornehmlich vom Dienstleistungssektor, so berichtet die IHK, die sich bei den verglichenen Beschäftigtenzahlen zum 30. Juni des jeweiligen Jahres auf die Daten der Agentur für Arbeit bezieht. Vergleiche man den Beschäftigtenstand aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit dem des Jahres 2021, könnten die öffentlichen und privaten Dienstleistungen mit einem Plus von 4.705 aufwarten (+4,1%). Dazu zähle unter anderem das Gesundheits- und Sozialwesen, die öffentliche Verwaltung mit ihren Gesundheitsämtern und das Segment Erziehung und Unterricht. In der Summe waren hier laut der Datenbasis im vergangenen Jahr 118.883 beschäftigt.
Die Unternehmensdienstleistungen steuern ein weiteres Plus von 3.216 hinzu (+5,5%). Hierzu zählen etwa technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, Kommunikation sowie Finanz- und Versicherungsdienstleister. In diesem Wirtschaftssektor sind insgesamt 62.034 Menschen tätig sind. Eine weitere Wachstumsbranche ist der Logistiksektor, ergänzt Malte Tiedemann, IHK-Konjunkturreferent. Verkehrs‑, Transport und Logistikdienstleister konnten dort im Vergleich zu 2019 um 1.801 auf 21.390 Mitarbeiter zulegen (+9,2%).
„Der Trend hin zu den Dienstleistungen vollzieht sich auch im Oberfranken. Er hat sich in der Pandemie sogar noch verstärkt”, so Brehm und verweist auf andere Branchen, die den Einbruch aus dem Jahr 2020 noch nicht komplett kompensiert haben.
Industrie unter Druck
Allen voran habe das Verarbeitende Gewerbe nominal am stärksten Arbeitsplätze abgebaut: Von 2019 auf 2021 vermelde die oberfränkische Industrie ein Minus von insgesamt 7.750 Beschäftigten (-5,7%) auf 129.051. Weitere Rückgänge müssten das Hotel- und Gaststättengewerbe mit minus 1.342 (-11,2%) und der Handel mit minus 1.227 (-2,0%) verbuchen. Beim Handel sei jedoch eine Trendwende zu beobachten, denn von 2020 auf 2021 sei wieder ein Personalaufbau zu verzeichnen.
Sorge bereitet der IHK vor allem der starke Beschäftigtenrückgang im Verarbeitenden Gewerbe, denn nach wie vor ist die Wirtschaftsstruktur Oberfrankens von einem starken und weit überdurchschnittlichen Industriebesatz gekennzeichnet. Einmal weggefallene industrielle Arbeitsplätze können in der Regel nur schwer kompensiert werden. Einen Grund dafür sieht Brehm in sich überlagernden Effekten. „Neben den Folgen der Pandemie leiden viele Industriebetriebe aktuell vor allem unter den stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. Zudem sind viele Lieferketten noch immer gestört, so dass eingegangene Aufträge nicht abgearbeitet werden können”, so Brehm. Die coronabedingten Einschränkungen spielen im zweiten Jahr der Pandemie in der Industrie dagegen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.