Die Arbeitsagentur des Bezirks Bamberg-Coburg hat ihren Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai veröffentlicht. Dieser zeigt: Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie liegt die Arbeitslosigkeit wieder unter der 10.000-Marke. Seit Bestehen der Bundesrepublik habe es noch nie so viele Arbeitsplatzangebote gegeben.
Die Arbeitslosigkeit im Arbeitsagentur-Bezirk Bamberg-Coburg verringerte sich im Mai 2022 um 443 (-4,3 Prozent) Personen. Das zeigt der aktuelle Arbeitsmarktbericht der Agentur. Mit 9.883 Personen unterschritt die Arbeitslosenzahl im Mai erstmals wieder die 10.000-Marke. Unter dieser lag sie letztmalig im November 2019, einige Monate vor dem Beginn der Pandemie.
Seit dem Vorjahr sank die Zahl der Arbeitslosen um 2.302 Personen beziehungsweise 18,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote verringerte sich seit April um 0,1 Prozentpunkte auf aktuell 2,9 Prozent. Das ist per Definition Vollbeschäftigung. Die Marke dazu liegt bei 3,0 Prozent. Im Mai 2021 betrug die Arbeitslosenquote noch 3,5 Prozent.
In den vergangenen vier Wochen verloren 1.056 Frauen und Männer ihren Arbeitsplatz, 47 Personen beziehungsweise 4,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Risiko entlassen zu werden ist etwas geringer als vor zwölf Monaten. Im gleichen Zeitraum konnten 1.064 Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer neuen Beschäftigung beenden. Das sind 280 oder 19,8 Prozent weniger als in 2021.
Der Rückgang der Einstellungen kommt daher, dass überwiegend Fachkräfte gesucht werden. 73,3 Prozent der gemeldeten Stellen sind für sie bestimmt. Mehr als die Hälfte der (51,8 Prozent) der Arbeitslosen haben jedoch keinen Berufsabschluss. Die Jugendarbeitslosigkeit (bis 25 Jahre) nahm seit dem letzten Jahr überproportional um 29,2 Prozent auf 831 Arbeitslose ab. Aufgrund des anhaltenden Beschäftigungsaufschwungs und der Verknappung des Fachkräfteangebots profitieren sie überproportional.
Beschäftigung auf Allzeithoch
Stefan Trebes, Leiter der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, schätzt die aktuelle Situation so ein: „Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt war in diesem Jahr bereits Ende April so gut wie abgeschlossen. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai geht daher zum Großteil auf das Konto der stabilen Konjunktur. Die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten ist in den letzten zwölf Monaten im Agenturbezirk Bamberg-Coburg um 2.056 Personen auf 249.239 angestiegen. Das ist der höchste Stand seitdem es statistische Aufzeichnungen gibt. Die ungebremste Personalnachfrage der Betriebe und weniger Freisetzungen als in den Vorjahren lassen die Arbeitslosigkeit weiter sinken.
Die Arbeitgeber haben weiterhin überwiegend Bedarf an Fachkräften. In den vergangenen Monaten wurden zunehmend auch Helfer eingestellt. Die Menschen, die seit Februar aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden ab 1. Juni von den Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz in die Grundsicherung. Ich rechne daher in den kommenden Monaten mit einem spürbaren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der überwiegende Anteil der Frauen mit ihren Kindern ist verunsichert und kam, um Schutz zu finden. Einige haben bereits mit Helferjobs begonnen oder sind in Sprachkursen. Ob sie langfristig helfen, die Arbeitskräfte und Fachkräfte Bedarfe zu decken, ist ungewiss. Uns ist es wichtig, umfassend zu beraten, wenn Geflüchtete hier bleiben wollen oder müssen. Unser Anspruch ist, dies frühzeitig, umfassend, adressatengerecht und ausbildungsadäquat zu tun.“
Kurzarbeit, der bewährte Jobretter
Im Januar 2022 bezogen im Agenturbezirk laut Arbeitsmarktbericht insgesamt 903 Betriebe für 6.243 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld. 2,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Die Zahl der Kurzarbeiter sank um 8,1 Prozent. Wie sich die Folgen des Ukraine-Kriegs auf die Kurzarbeit letztendlich auswirken, ist noch ungewiss. Er führt jedoch aktuell zu Lieferengpässen. Um Entlassungen zu vermeiden, setzen bereits einige Arbeitgeber auf die Kurzarbeit.
Stellenmarkt trotz der unsicheren Lage weiter auf Rekordkurs
Im Mai wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg
1.723 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gemeldet, 6,5 Prozent beziehungsweise 105 mehr als in 2021. Der Stellenbestand ist seit dem letzten Jahr um 2.877 Angebote (+41,6 Prozent) größer geworden.
„Lieferengpässe und Preisanstiege bereiten den Firmen zunehmend Sorgen,“ sagt Stefan Trebes, „dennoch ist ihre Einstellbereitschaft aufgrund voller Auftragsbücher ungebrochen hoch. Trotz oder gerade wegen der sich dynamisch fortsetzenden Verteuerung auf dem Energie- und Rohstoffmarkt wird viel in Modernisierung und Kapazitätserweiterungen weiter investiert. Corona und der Krieg in der Ukraine sind jedoch nicht die einzige Ursache dieser sich schon seit längerem abzeichnenden Preisspirale im globalen Wettstreit um begrenzte Ressourcen. Sie wirken als Beschleuniger. Der Stellenmarkt setzt seinen Rekordkurs fort. Seit Bestehen der Bundesrepublik gab es noch nie so viele Arbeitsplatzangebote.“
Rein statistisch kommen auf 100 gemeldete sozialversicherungspflichtige Stellen aktuell lediglich 101 potentielle arbeitslose Bewerber. Der Großteil, der vom Arbeitgeberservice betreuten Stellenangebote, entfällt auf folgende Berufsbereiche: Produktion und Fertigung, Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik.
Jobcenter: Vorerst letzter Rückgang der Arbeitslosigkeit
In den Jobcentern sank im letzten Monat die Arbeitslosigkeit mit einem Rückgang von 103 Menschen (-2,4 Prozent) nun deutlicher als im April (-25 Personen). Ende Mai waren 4.129 Personen arbeitslos gemeldet. In den vergangenen 12 Monaten ging die Arbeitslosigkeit um 706 Personen (-14,6 Prozent) zurück. Die Langzeitarbeitslosigkeit reduzierte sich im Vergleich zum Gesamtrückgang überproportional mit minus 18,7 Prozent (-420 Menschen) auf 1 832.
Durch die fortwährende stabile Lage am Arbeitsmarkt bieten sich auch für Personen mit prekären Erwerbsbiografien zunehmend Beschäftigungsperspektiven. Allerdings wird in den kommenden Monaten in den Jobcentern die Arbeitslosigkeit wieder steigen, da die Geflüchteten aus der Ukraine ab Juni von ihnen betreut werden.
Vollbeschäftigung in vier von sieben Kreisen
Der Arbeitsmarkt der Agentur Bamberg-Coburg umfasst folgende Gebietskörperschaften: Stadt und Landkreis Bamberg, Stadt und Landkreis Coburg sowie die Landkreise Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Die in diesem Jahr bereits im Februar angefangene Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt war bereits im April so gut wie abgeschlossen. Die Arbeitslosigkeit verringerte sich im Mai, jetzt zum überwiegenden Teil aus konjunkturellen Gründen, im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Durch die andauernd gute Auftragslage der Unternehmen ist die Arbeitslosenquote in vier der sieben Kreise mittlerweile auf beziehungsweise unter die Drei-Prozentmarke gesunken. Ab dieser Marke besteht per Definition Vollbeschäftigung.
Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich die Arbeitslosigkeit in allen Regionen prozentual deutlich im zweistelligen Bereich. Die Landkreise Bamberg (-24,7 Prozent), Kronach (-22,8 Prozent) und Forchheim (-20,6 Prozent) verzeichnen einen Rückgang um über ein Fünftel. Aber auch die Landkreise Lichtenfels (-17,2 Prozent) sowie Coburg (-15,6 Prozent), die Städte Bamberg (-15,3 Prozent) und Coburg (-13,4 Prozent) profitieren vom anhaltenden hohen Personalbedarf der Firmen.
Die niedrigste Arbeitslosenquote und Vollbeschäftigung haben die Landkreise Bamberg (2,0 Prozent), Forchheim (2,4 Prozent), Kronach (2,7 Prozent) und Coburg (3,0 Prozent), während sie in der Stadt Coburg mit 4,9 Prozent am höchsten ist.
Stadt Bamberg
In der Stadt Bamberg nahm die Zahl der Arbeitslosen im Mai um 73 Personen (-4,2 Prozent) ab. Am Monatsende waren 1 681 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 303 Personen (-15,3 Prozent) weniger. Es verloren lediglich vier Personen mehr ihren Job als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich seit April um 0,1 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 4,7 Prozent).
Im Mai meldeten die Unternehmen aus der Stadt Bamberg 330 sozialversicherungspflichtige Stellen dem Arbeitgeberservice. Das sind 23 oder 7,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Stellenpool befinden sich aktuell 1 911 Beschäftigungsangebote, 533 oder 38,7 Prozent mehr als im Mai 2021. Rein statistisch kamen im Mai auf 100 gemeldete Stellen nur 88 potentielle arbeitslose Bewerber.
Landkreis Bamberg
Die Arbeitslosigkeit verringerte sich im Landkreis Bamberg im abgelaufenen Monat um 130 (-6,8 Prozent) Männer und Frauen. Ende Mai waren 1 790 Menschen arbeitslos gemeldet. Seit dem Vorjahr nahm die Zahl der Beschäftigungslosen um 588 (-24,7 Prozent) ab. Der Landkreis verzeichnet seit dem letzten Jahr den stärksten Rückgang unter allen Kreisen und Städten im Agenturbezirk. Es verloren 8,4 Prozent weniger ihre Beschäftigung als in 2021. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,0 Prozent (April 2,2 Prozent, Vorjahresmonat 2,7 Prozent) und ist weiterhin die niedrigste im gesamten Agenturbezirk. Per Definition ist dies Vollbeschäftigung.
Aus dem Landkreis Bamberg gingen in diesem Monat 338 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote beim Arbeitgeberservice ein. Das sind 26,1 Prozent bzw. 70 mehr als vor einem Jahr. Der Landkreis verbucht im Vergleich zum Vorjahr agenturbezirksweit den größten Zuwachs im Bestand sowie beim Neuzugang. Im Stellenpool befinden sich aktuell 1 964 Jobangebote, 640 oder 48,3 Prozent mehr als im Mai 2021. Rein statistisch kamen im Mai auf 100 gemeldete Stellen nur 91 potentielle arbeitslose Bewerber.