Das Bayerische Kabinett hat gestern in einer Sitzung eine „Investitionsoffensive“ zugunsten des bayerischen Handwerks beschlossen. So soll es zum Beispiel eine umfassende finanzielle Unterstützung für den Neubau von Bildungszentren und einen verpflichtenden Tag des Handwerks an Schulen und geben.
Am Montag hielt die Handwerkskammer für Oberfranken im Spiegelsaal der Harmoniesäle in Bamberg ihre Frühjahrs-Vollversammlung ab. Neben dem Präsidenten der Handwerkskammer für Oberfranken, Matthias Graßmann, und Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks, war auch Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder anwesend. Das teilte die HWK mit.
Im Mittelpunkt der Sitzung standen die Forderungen des oberfränkischen Handwerks an die Politik. Diese solle vor allem in die Richtung einer Bildungsreform gehen. So wünscht sich das Handwerk eine gleichwertige Behandlung beruflicher und akademischer Bildung und die gesetzliche Verankerung dieser Gleichwertigkeit. Weiterhin sollen Ausbildungsbetriebe entlastet und, damit einhergehend, Berufsbildungsstätten gestärkt werden. Eine bundesweite Studien- und Berufsorientierung soll zudem über alle Schulformen hinweg über beide Bildungspfade informieren.
Um solche Projekte angehen zu können und entsprechende finanzielle und ideelle Unterstützung zu bekommen, hat die Handwerkskammer nach eigenen Aussagen ihre Lobbyarbeit intensiviert. „Wir glauben schon sagen zu können“, sagte HWK-Präsident Matthias Graßmann im Spiegelsaal, „dass sich langsam ein echter Bewusstseinswandel pro Handwerk bemerkbar macht. Ehrlicherweise wird dieser aber auch Zeit brauchen.“
Bei Markus Söder scheint sich dieser Wandel allerdings bereits vollzogen zu haben. So präsentierte sich Bayerns Ministerpräsident im Spiegelsaal als eifriger Unterstützer der Handwerkskammern. In seinem Grußwort an die Vollversammlung in Bamberg sprach er demgemäß die Wichtigkeit des Handwerks für Bayern an. „Daher werden wir uns bei der Kabinettssitzung am 12. Juli ausschließlich dem Handwerk widmen.“ Dort wolle man einen „Pakt für das Handwerk“ beschließen. Teil davon soll die von den bayerischen Handwerkskammern geforderte Aufstockung der Mittel für Investitionen in berufliche Bildungszentren in Höhe von 40 Millionen Euro sein.
Bayern will Bildungszentrum fördern
Ein solches Bildungszentrum soll in Bamberg gebaut werden. Dafür hat die Handwerkskammer für Oberfranken bereits ein Grundstück an der Forchheimer Straße gekauft.
Am Mittag des 12. Juli, nach der erwähnten Kabinettssitzung, vermeldete die Landtagsabgeordnete Melanie Huml den Vollzug dessen, was Markus Söder tags zuvor in Bamberg angekündigt hatte. „Wir haben im Kabinett eine Investitionsoffensive für die berufliche Bildung im Handwerk beschlossen“, sagte Melanie Huml.
Mit etwa 30 Prozent wolle sich der Freistaat an den Kosten neuer Berufsbildungszentren der Handwerkskammern beteiligen. Dazu gehöre „definitiv“ auch das geplante HWK-Bildungszentrum neben der Brose Arena in Bamberg. Die Investitionspläne stünden allerdings noch unter dem Vorbehalt der Haushaltsberatungen.
Tag des Handwerks
Die von HWK-Präsident Matthias Graßmann erwähnte Intensivierung der Lobbyarbeit scheint sich für die Handwerkskammern aber nicht nur finanziell zu lohnen. Auch die angedachte ideelle Unterstützung wurde in der Sitzung des bayerischen Kabinetts nicht vergessen.
So soll an sämtlichen weiterführenden Schulen in Bayern ab dem Schuljahr 2022 //2023 beispielsweise ein verpflichtender „Tag des Handwerks“ eingeführt werden. Dabei handelt es sich um einen Projekttag, bei dem Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Einblick in Handwerksberufe bekommen.
Ziel des Tages soll sein, Schülerinnen und Schülern handwerkliche Tätigkeiten näher zu bringen und entsprechende Berufsfelder begleitend zum Unterricht praxisnah vorzustellen. Dies soll zum Beispiel durch Betriebsbesichtigungen, Projektarbeiten in den Betrieben oder die praxisnahe Vorstellung der Ausbildungsberufe geschehen. Dabei sollen insbesondere auch die duale Ausbildung und daran anschließende Entwicklungsmöglichkeiten dargestellt werden.
Der „Tag des Handwerks“ soll für allgemeinbildende, weiterführende Schulen, also Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien, verbindlich sein. In erster Linie gilt er für die Jahrgangsstufen, in denen ein besonderer Fokus auf der Berufsorientierung liegt.