Zehn Jah­re Kesselhaus

Belieb­ter Aus­stel­lungs­ort für die Kulturszene

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In die­sem Jahr fei­ert das Kes­sel­haus sei­nen zehn­ten Geburts­tag als Aus­stel­lungs­ort, den es mit einer Open-Air-Aus­stel­lung begeht!

Zehn Jah­re ist es her, als sich im Früh­jahr 2011 ein klei­nes Häuf­lein Akti­vis­ten vom Kunst­ver­ein, dem BBK Ober­fran­ken, dem Archi­tek­tur­treff Bam­berg und dem dama­li­gen Bau­re­fe­ren­ten der Stadt, Micha­el Ilk, mit eige­ner Hän­de Arbeit dar­an­mach­ten, den brach lie­gen­den Indus­trie­raum im Kes­sel­haus auf­zu­räu­men. Und bei­na­he 40 Aus­stel­lun­gen und Events bewei­sen seit­her die Rich­tig­keit des ehren­amt­li­chen Enga­ge­ments für die­sen Ort mit sei­nen 225 Qua­drat­me­tern Flä­che, sie­ben Metern Höhe, durch­gän­gig ori­gi­na­len Ober­flä­chen und sei­ner zen­tra­len Lage am Lein­ritt als Aus­stel­lungs- und Ver­an­stal­tungs­flä­che. Denn: Das „Kes­sel­haus“ – bis 1984 genutz­te ehe­ma­li­ge Ener­gie­zen­tra­le des „Alten Kran­ken­hau­ses“ mit Kran­ken­haus­wä­sche­rei und Patho­lo­gie ¬–, am west­li­chen „Ein­gangs­tor“ zu Alt­stadt und Welt­erbe Bam­bergs gele­gen, birgt ein außer­or­dent­li­ches Poten­zi­al als leben­di­ger Kul­tur­ort. Es strahlt vor allem wegen der beson­de­ren funk­tio­na­len Archi­tek­tur der frü­hen 60er Jah­re und dem in Bam­berg sel­te­nen indus­tri­el­len Cha­rak­ter einen außer­ge­wöhn­li­chen Charme aus.


„Was mir zum Kes­sel­haus einfällt“

In die­sem Jahr fei­ert das Kes­sel­haus nun sei­nen zehn­ten Geburts­tag als Aus­stel­lungs­ort. Aber wie begeht man einen run­den Geburts­tag in Zei­ten von Coro­na? Ganz ein­fach: mit einer Open-Air-Ausstellung!

Die Idee dazu ist bereits im ers­ten Lock­down und dem damit erzwun­ge­nen Still­stand für die Kul­tur ent­stan­den. Bam­ber­ger Künstler:innen aus den Rei­hen des BBK Ober­fran­ken haben zum Pla­kat­wett­be­werb ein­ge­la­den, um das Kes­sel­haus mate­ri­ell zu unter­stüt­zen und damit für die Zukunft als Kul­tur­stand­ort zu sichern. Die Auf­ga­be bestand in der Gestal­tung eines Pla­ka­tes zum The­ma „Was mir zum Kes­sel­haus ein­fällt“, das als Ban­ner an der EG-Fas­sa­de des Kes­sel­hau­ses zum Lein­ritt open-air aus­ge­stellt wer­den soll. Ein beglei­ten­der eige­ner QR-Code erlaubt es allen Inter­es­sen­ten, sich auf der Web­site des Ver­eins ein­zu­klin­ken, um Nähe­res zu den Ent­wür­fen zu erfah­ren. Her­aus­ge­kom­men ist eine kun­ter­bun­te Mischung uto­pi­scher Vor­stel­lun­gen, augen­zwin­kern­de bis ernst­haf­te Anstö­ße an die Stadt Bam­berg bis hin zu ziem­lich kon­kret for­mu­lier­ten Vor­stel­lun­gen, die seit Anfang Febru­ar 2021 nun am vor­ge­se­he­nen Ort aus­ge­stellt sind.

Im Ein­zel­nen fin­det man nun eine Idee von Ger­hard Hagen, in einer Qua­si-Kari­ka­tur Bam­berg dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass die Rea­li­sie­rung einer Kunst­hal­le ana­log zur Lan­dung auf dem Mond eigent­lich nur einen „klei­nen“ Schritt dar­stel­len würde.

Peter Schop­pel hat ein Modell ent­wor­fen, das zeigt, wie ein auf­ge­wer­te­tes Kes­sel­haus aus­se­hen könn­te. Höchst rea­lis­tisch visua­li­siert Tho­mas Michel einen erfolg­ten Umbau des Kes­sel­hau­ses unter Wah­rung sei­ner prä­gnan­ten Gestalt und ent­wirft sehr reiz­vol­le Auf­ent­halts­qua­li­tä­ten im Außen­be­reich. Nina Gross folgt mit einer bun­ten Phan­ta­sie­an­sicht eines veri­ta­blen Aus­stel­lungs­hau­ses, die gleich­falls Wert auf Auf­ent­halts­qua­li­tä­ten als Anzie­hungs­punkt für Publi­kum legt: der Park­platz ist einer Wie­se gewi­chen und das Dach des Kes­sel­hau­ses begrünt. Chris­tia­ne Toe­we wie­der­um schafft einen wuch­ti­gen Archi­tek­tur­kör­per, um ihn dann mit kräf­ti­gen rot-wei­ßen Bän­de­run­gen zu ver­se­hen, ähn­lich dem berühm­ten Leucht­turm „Roter Sand“ in der Weser­mün­dung – ein Welt­kul­tur­er­be übri­gens –, um dem unschwer erkenn­ba­ren Kes­sel­haus einen pro­gram­ma­ti­schen Leucht­turm­cha­rak­ter zu ver­lei­hen. Dag­mar Ohrn­dorf nimmt in ihrem Ban­ner Bezug auf die Akti­vi­tä­ten der Ver­gan­gen­heit und hat aus Frag­men­ten alter Aus­stel­lungs­pla­ka­te ein neu­es tän­ze­ri­sches Gesamt­bild kom­po­niert. Ger­hard Schlöt­zer, neben sei­nen foto­gra­fi­schen Fähig­kei­ten ein lei­den­schaft­li­cher und begab­ter Zeich­ner, prä­sen­tiert den Betrachter:innen mit peni­blen Blei­stifts­stri­chen sei­ne leicht nach­voll­zieh­ba­re Visi­on des Kes­sel­hau­ses mit auf­ge­setz­tem Dach­cafè und der zu einem Kiosk umfunk­tio­nier­ten Tra­fo­sta­ti­on an der Nord­spit­ze des Are­als inmit­ten einer publi­kums­freund­li­chen Frei­flä­che. David Grimm schließ­lich sieht das Kes­sel­haus als Funk­sta­ti­on, als geer­de­te Basis für inter­pla­ne­ta­ren Aus­tausch, als ein Labor für Rele­vanz, Funk­ti­on und Ver­ant­wor­tung von Kunst und Kul­tur im 21. Jahrhundert.

Stadt­wärts been­den die Open-Air-Aus­stel­lung zwei archi­tek­ten­ba­sier­te und com­pu­ter­gra­fisch auf­be­rei­te­te Ide­al­an­sich­ten eines umge­bau­ten Kes­sel­hau­ses, ein­mal das Inne­re des Shed­dach­be­reichs als veri­ta­ble Kunst­hal­le und zum ande­ren die Gesamt­schau des Kes­sel­hau­ses als Kunst­ort samt auto­frei­em Lein­ritt und Frei­trep­pen­an­la­ge am Fluss mit zuvor unge­ahn­ten Aufenthaltsqualitäten.

Allen aus­ge­stell­ten Künst­lern gemein ist ihre klar aus­ge­drück­te Hoff­nung auf eine kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­ent­wick­lung des Kes­sel­hau­ses als Kul­tur­ort. Denn nir­gends sonst fin­det sich in die­ser Stadt ein ande­rer, bes­ser geeig­ne­ter Ort als die­se städ­te­bau­lich irgend­wie ver­kann­te Bra­che am äußers­ten Wes­t­en­de des Sand­vier­tels – und dies nur den sprich­wört­li­chen Stein­wurf von St. Micha­el entfernt!

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