Am Freitagabend ist Brose Bamberg mit einem 94:81-Erfolg bei den MLP Academics Heidelberg auf einen Playoff-Platz zurückgekehrt. Morgen sind am 34. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga die Basketball Löwen Braunschweig ab 18 Uhr zu Gast in der Brose Arena.
Die Basketball Löwen Braunschweig können komplett ohne Druck die Reise nach Bamberg antreten. Mit aktuell zwölf Siegen auf der Habenseite stehen sie gesichert auf dem 13. Tabellenplatz. Das war vor der Saison so nicht unbedingt zu erwarten, denn es gab einige Probleme bei den Niedersachsen. Die aber haben sie im Laufe der Spielzeit komplett hinter sich gelassen, sich als Team gefunden und mit Jesús Ramírez einen Coach an der Seitenlinie, der die jungen Wilden zu bändigen wusste, wenn es nötig war, sie aber auch von der Leine ließ, wenn sie es brauchten. Mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren sind die Braunschweiger das jüngste Team der Liga, hatten zudem immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen – so fällt Veteran Robin Amaize seit Monaten mit einer Knieverletzung aus. Und dennoch fanden sie immer wieder einen Weg, die Spiele zu gewinnen. Zuletzt vor einer Woche bei den NINERS Chemnitz, wo sie mit 77:68 die Oberhand behielten. Am Freitag allerdings gab es eine 79:91-Niederlage beim SYNTAINICS MBC. Die war allerdings einigermaßen vermeidbar, lagen die Niedersachsen doch drei Minuten vor Ende noch mit 76:73 in Front. Dem Weißenfelser Schlussspurt hatten sie dann allerdings nichts mehr entgegenzusetzen. Vor allem die Dreierverteidigung klappte nur suboptimal. Die Hausherren trafen 16 ihrer 31 Versuche. Für Braunschweig war David Krämer mit 19 Punkten bester Werfer. Der Nationalspieler ist auch über die gesamte Saison gesehen der treffsicherste Akteur der Niedersachsen mit im Schnitt erzielten 14,5 Punkten. Martin Peterka (12,2), Tookie Brown (11,8) und Owen Klassen punkteten allesamt bis dato ebenfalls durchschnittlich zweistellig. Vor allem von jenseits der Dreierlinie sind die Braunschweiger gefährlich, trafen bislang rund 37 Prozent ihrer Würfe und sind damit das viertbeste BBL-Team aus der Distanz. Mit im Schnitt gegriffenen 37,2 Rebounds pro Spiel sind die Mannen um Toprebounder Klassen (6,4) sogar die zweitbeste Mannschaft der Liga. Wenn es eine Schwachstelle im Spiel der Braunschweiger gibt, dann ist es die Ausbeute von der Freiwurflinie. Mit 66,7 Prozent sind sie in dieser Statistik nämlich Bundesligaletzter. Das Hinspiel übrigens hatten die Niedersachsen am 5. Spieltag mit 90:84 gewonnen und Brose damals die erste Saisonniederlage beigebracht.
„Solche Spiele gegen Teams, die nichts zu verlieren haben, können manchmal schwierig sein“
Danach folgten zwar noch einige weitere, zuletzt aber zeigten sich die Bamberger mehr als gefestigt, erspielten sich sieben Siege in den letzten neun Partien und haben sich damit auf einen Playoff-Platz zurückgekämpft. Gestern Abend beim Sieg in Heidelberg machten es die Gäste vor 2.712 Zuschauern, darunter rund 50 lautstarke Bamberger Anhänger, Anfang des Schlussabschnitts unnötig spannend, nachdem sie einen zwischenzeitlichen 17-Punkte-Vorsprung (36:19, 12.) beim 75:73 beinahe wieder verspielten. Am Ende aber behielt Brose die Nerven und war in der entscheidenden Phase das treffsicherere Team (54% Feldwurfquote), zudem deutlich beim Rebound überlegen (37:25) und verteilte starke 30 Assists. Fünf Bamberger Spieler punkteten zweistellig, am besten Martinas Geben mit 19 Zählern.
Oren Amiel: „Ich denke, solche Spiele gegen Teams, die nichts zu verlieren haben, können manchmal schwierig sein. Heidelberg hat den Klassenerhalt geschafft und konnte heute ohne Druck spielen. Das kann gefährlich sein. Aber am Ende haben wir den Sieg mehr gebraucht als Heidelberg und wir waren präziser mit den Details, die so ein Spiel entscheiden können. Ich denke, das war der ausschlaggebende Punkt. Morgen müssen wir uns erstmal regenerieren und uns dann auf das nächste Spiel fokussieren. Für die letzten acht Partien konnten wir immer nur von Spiel zu Spiel denken. Und diesem Ansatz bleiben wir treu.”
Brose kam gut in die Partie, vor allem offensiv fiel von Beginn an viel und, anders als in den letzten Spielen, trafen die Gäste auch aus der Distanz. Allen voran Chris Dowe, der innerhalb der ersten knapp vier Minuten dreimal von jenseits der 6,75m-Linie einnetzte. Allerdings ließen sich die Bamberger in der Defensive ein ums andere Mal auf dem falschen Fuß erwischen, so dass sie sich nicht wirklich absetzen konnten (15:14, 5.). Ein Dreier von Justin Robinson war drei Minuten vor Viertelende dann aber eine kleine Initialzündung. Vorne blieben die Quoten weiterhin gut, aber nun stand Brose auch defensiv eng am Mann, ließ die Heidelberger zu keinen einfachen Abschlüssen mehr kommen. Die Folge war ein 12:3‑Lauf in den letzten 150 Sekunden des ersten Abschnitts und die Zehn-Punkte-Führung nach zehn Minuten: 29:19.
Der Beginn des zweiten Viertels gehörte dann zunächst nur den Gästen. Vier Punkte von Mitchell und ein And1 von Ogbe sorgten für einen schnellen 7:0‑Lauf und die 36:19-Führung nach 13 Minuten. Es dauerte bis Mitte des Viertels, ehe die Gastgeber erstmals durch Chapman erfolgreich abschließen konnten. Jedoch blieb es dabei: Brose war die bessere, die aktivere, die treffsicherere Mannschaft. Bis zur Pause hielten die Bamberger durchgängig einen zweistelligen Vorsprung, gingen beim Stand von 50:35 mit 15 Punkten vor in die Kabinen. Dorthin musste – und das ist der Wehrmutstropfen einer sehr guten ersten Bamberger Halbzeit – Christian Sengfelder bereits nach gut 14 Minuten. Der Kapitän knickte bei einer Abwehraktion unglücklich um und konnte das restliche Spiel nur noch von der Bank aus verfolgen.
Seine Mannschaftskameraden machten in der zweiten Halbzeit jedoch da weiter, wo sie in den ersten 20 Minuten aufgehört haben. Zumindest offensiv, denn die Quoten waren weiterhin gut. In der Abwehr allerdings hatten die Gäste nun immer wieder Probleme, die Heidelberger vor sich zu halten. Zudem fingen die Hausherren an, aus der Distanz zu treffen. Fünf Dreier netzten sie im dritten Viertel ein, insgesamt kamen sie auf 31 Punkte. Der 15-Punkte-Vorsprung, den es noch zur Pause gab, schmolz auf teilweise acht Zähler zusammen (67:59, 28.). Der starke Martinas Geben, der alleine im dritten Abschnitt sieben Punkte erzielte und am Ende des Viertels bei 17 stand erzielte die letzten beiden Zähler von der Freiwurflinie zum 75:66. Brose ging also mit einem Elf-Punkte-Polster ins letzte Viertel.
Diese elf Zähler waren allerdings zügig aufgebraucht. Heidelberg kam mit der zweiten Luft in den Schlussabschnitt und durch einen 8:0‑Lauf wieder auf zwei Punkte ran (75:73, 32.). Brose aber hatte in der entscheidenden Phase immer die richtige Antwort parat. Kenny Ogbe zunächst mit einem wichtigen And1 und drei Minuten vor Schluss mit dem Dreier sorgte gemeinsam mit Dowe und Mitchell, die ebenfalls schwierige Würfe trafen, dafür, dass die Gäste wieder zweistellig in Front gingen (89:79, 37.). Und diese Führung ließen sich die Bamberger an diesem Abend nicht mehr nehmen. Am Ende stand ein 94:81-Erfolg auf der Anzeigetafel und damit – aufgrund der Crailsheimer Niederlage gegen Frankfurt – die zwischenzeitliche Rückkehr auf einen Playoff-Platz, der im besten Fall am kommenden Sonntag gegen Braunschweig verteidigt werden soll.
„Wir müssen Braunschweig direkt von Beginn an unter Druck setzen“
Im Hinspiel verschlief Bamberg den Start (18:27) und konnte auch durch ein starkes Schlussviertel (28:18) die Niederlage damals nicht verhindern. Vor allem die Braunschweiger Dreier (15÷30) taten den Gästen extrem weh. Daher gilt es einmal mehr in der Verteidigung von Beginn an hellwach zu sein.
Martinas Geben: „Der Sieg in Heidelberg ist nichts wert, wenn wir am Sonntag nicht nachlegen. Wir haben den Playoff-Einzug zwar nach wie vor nicht in der eigenen Hand, wollen aber unsererseits alles dafür tun, uns und unseren großartigen Fans noch mehr Spiele zu bescheren. Dazu müssen wir gegen Braunschweig wieder alles auf dem Parkett lassen. Das hat am Freitag teilweise sehr gut geklappt, allerdings hatten wir auch wieder eine Phase, wo wir sie haben zurückkommen lassen. Das darf uns nicht immer wieder passieren. Wir müssen Braunschweig direkt von Beginn an unter Druck setzen und ihnen vor allem die Dreier wegnehmen. Wenn wir das schaffen, dann haben wir gute Chancen. Ich zähle auch auf unsere Fans, die uns in den letzten Wochen unglaublich unterstützt und in knappen Spielen den Unterschied gemacht haben.“
Nach der Partie gegen Braunschweig steht für Brose Bamberg am 8. Mai um 20.30 Uhr mit dem Spiel gegen die Hamburg Towers die letzte Hauptrundenbegegnung der Saison auf dem Spielplan. Je nachdem wie Bamberg spielt, aber in erster Linie auch wie die Ergebnisse der direkten Konkurrenten Crailsheim und Göttingen ausfallen, kann es gegen die Hansestädter zum alles entscheidenden Spiel um den Einzug in die Playoffs kommen.