Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt – Micha­el Hemm antwortet

4 Min. zu lesen
Michael Hemm
Michael Hemm, Foto: Marian Lenhard
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. In der August­aus­ga­be hat Micha­el Hemm die Fra­gen beant­wor­tet. Er ist Lei­ter der inklu­si­ven Kul­tur­werk­statt KUFA.
Herr Hemm, auf einer Ska­la von 0 (gar nicht) bis 10 (kom­plett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Coro­na-Pan­de­mie verändert?

10, durch die Astra-Zene­ca Imp­fung kam es bei mir zu Erschöp­fungs­sym­pto­men, die durch eine Coro­na-Erkran­kung noch­mals ver­stärkt wur­den. Das hat mich fast ein Jahr lang voll­kom­men aus der Bahn gewor­fen. Zum Glück kommt die Ener­gie jetzt end­lich wie­der zurück.

Was mögen Sie an der Stel­le des Lei­ters der KUFA am meisten?

Dass man so viel Neu­es bewe­gen und vor­an­brin­gen kann. Ich bin ja auch Lei­ter der Offe­nen Behin­der­ten­ar­beit der Lebens­hil­fe Bam­berg e.V. Aus die­sem Ver­ant­wor­tungs­be­reich habe ich mit mei­nem Team den Fami­li­en­ent­las­ten­den Dienst, Akti­on-Bam­berg inklu­siv und als Her­zens­pro­jekt die KUFA als inklu­si­ves sozio­kul­tu­rel­les Zen­trum für Bam­berg entwickelt.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ja, dann wür­de ich viel öfter mit mei­nem Moun­tain­bike die Frän­ki­sche Schweiz und den Stei­ger­wald erkunden.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja, der Erhalt des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks ist wich­tig. Klar, die Qua­li­tät des Fern­seh­pro­gramms könn­te bes­ser sein, des­we­gen höre ich eher Radio, zum Bei­spiel den Deutschlandfunk.

Töten Sie Insekten?

Wenn, dann nur die Spin­nen in der Wohnung.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Auf kei­nen Fall.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Nach den Coro­na-Berüh­rungs­ver­bo­ten soll­te die Dro­ge Lie­be wie­der „lega­li­siert“ wer­den. Und mit Lie­be mei­ne ich vor allem mehr Umar­mun­gen und Berüh­run­gen im Umgang miteinander.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Jack Nichol­son.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Ich glau­be, so zehn und am meis­ten nut­ze ich Whats­App und Komoot.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Wie man durch eine Krank­heit die Kon­trol­le über sei­nen Kör­per und sein Leben voll­stän­dig ver­lie­ren kann.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Wie­der voll­kom­men gesund zu wer­den und zu bleiben.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Früh­stück mit einer schwä­bi­schen Lau­gen­bre­zel mit viel But­ter, vier Stun­den arbei­ten, mit Freun­den in der Frän­ki­schen Schweiz klet­tern, wan­dern oder radeln, danach Ein­kehr in eine Land­braue­rei und zum Abschluss ein schö­nes Kon­zert in der KUFA.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über die ein­rich­tungs­be­zo­ge­ne Impfpflicht.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Ja, Kin­der­la­chen, bezie­hungs­wei­se Lachen über­haupt. Je lau­ter und län­ger umso besser.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Ab und zu gut essen gehen und dazu natür­lich einen lecke­ren frän­ki­schen Silvaner.

Wovor haben Sie Angst?

Vor dem zuneh­men­den Natio­na­lis­mus in Euro­pa und in der Welt. Unser Ziel ist doch die Menschengemeinschaft.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Ich glau­be, dass ich gar nicht flir­ten kann. Anja K., Johan­na H., San­dra R. und Rosi K. mei­nen, das stimmt nicht.

Wann hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Oh, das ist schon lan­ge her, als ich „Bil­det Ban­den“ auf eine Haus­wand gesprüht habe.

Was war Ihr schöns­ter KUFA-Moment?

Das war die Eröff­nungs­fei­er der KUFA im Herbst 2019 mit einem gro­ßen inklu­si­ven Kul­tur­pro­gramm und dem Stolz, dass wir es als Behin­der­ten­ein­rich­tung geschafft haben, ein inklu­si­ves sozio­kul­tu­rel­les Zen­trum in Bam­berg zu eröff­nen. Immer­hin gibt es die­ses Ziel für Bam­berg bereits seit der Beset­zung des alten E‑Werks 1981.

Wel­cher der am wenigs­ten Schönste?

Das war die Schlie­ßung der KUFA im März 2020 auf­grund des Corona-Pandemie.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Ja, dass die Stadt Bam­berg die not­wen­di­gen finan­zi­el­len För­de­run­gen für unse­re kom­mu­na­len Inklu­si­ons­pro­jek­te streicht.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Mist, Mist, Mist und dies ziem­lich laut und genau in die­ser Reihenfolge.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Bei dem von Fritz Teu­fel und vom Zen­tral­rat der umher­schwei­fen­den Hasch­re­bel­len orga­ni­sier­ten Knast-Camp in Ebrach, in des­sen Fol­ge das Bam­ber­ger Land­rats­amt erstürmt wur­de, das war 1969.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Dass ich vor lau­ter Unge­duld dem Gesprächs­part­ner ins Wort falle.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die aus einem Enga­ge­ment her­aus ent­ste­hen, mit dem Ergeb­nis, dass man
wei­ter­macht.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Offen­heit und Mut zur Ver­än­de­rung mit einer klei­nen Pri­se Hartnäckigkeit.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Nicht nur Ideen zu haben, son­dern die­ses auch umzusetzen.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Mei­ne Ungeduld.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Metall­de­tek­tor-San­da­len, die sind super, da kann man beim Spa­zie­ren auf Schatz­su­che gehen. Die gibt’s wirklich!

Haben Sie ein Vorbild?

Hel­mut M. und Burk­hard V., zwei Män­ner mit Behin­de­rung, die ich schon seit 30 Jah­ren ken­ne und die mich immer wie­der mit ihrer Lebens­freu­de, Zufrie­den­heit und Feh­ler­freund­lich­keit begeistern.

Was lesen Sie gerade?

Anam Cara „Das Buch der kel­ti­schen Weisheit“.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Den Tri­ple-Roman „Tri­lo­gie des lau­fen­den Schwach­sinns“ von Eck­hard Hen­scheid, obwohl das Buch eigent­lich bereits durch den Titel ein Meis­ter­werk ist.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

„Bet­ty Blue“ von Phil­ip­pe Dji­an, alle Plat­ten von den Doors, aber auch die Plat­te „Young Rebel Set“ von der Band Young Rebel Set, „Einer flog über das Kuckucks­nest“ von Miloš For­man, oder viel­leicht doch lie­ber „Das Leben ist schön“ von Rober­to Benig­ni. War­tet, ich neh­me „Bier­kampf“ von Her­bert Achternbusch.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Da kenn’ ich kei­ne Gna­de, ich höre alles offen und laut.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Als Jugend­li­cher habe ich eine gift­grü­ne Hose mit geblüm­ten Bor­den und knall­gel­bem Hemd getragen.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Wie schlecht der Tat­ort mal wie­der war.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Das fin­den mei­ne Freun­de jetzt nicht okay, aber ja, es ist Brit­ney Spears.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Von der Phy­sik. In mei­ner münd­li­chen Abitur­prü­fung wur­de ich gefragt, wie die Strom­lei­tun­gen funk­tio­nie­ren. Die ein­zi­ge was ich sagen konn­te war: „do derf ma net no lan­ga“, ich bin Schwa­be und habe mit die­ser Ant­wort mei­ne Abitur­prü­fung bestanden.

Was fin­den Sie langweilig?

Schiff fah­ren.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen zu gehen?

Tech­no und Elec­t­ro Musik.

Wie glau­ben Sie, wür­de der Micha­el Hemm von vor zehn Jah­ren auf den Micha­el Hemm von heu­te reagieren?

Jetzt wird’s Zeit, dass du mal ein wenig lang­sa­mer machst!

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Ja, die Macht­lo­sig­keit gegen­über Din­gen, die man erst mal nicht beein­flus­sen kann, wie Krieg oder den Klimawandel.

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Tän­zer.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dass er jetzt mit 60 end­lich gscheit gwor­da isch.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Dass Poli­ti­ker nicht nur von Inklu­si­on reden, son­dern end­lich Finan­zie­rungs­pro­gram­me auf­stel­len, damit Men­schen mit Behin­de­rung mit­ten unter uns leben können.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Einen Negro­ni.

Micha­el Hemm, Juli 2022.
Weiterer Artikel

Sechs Mona­te Krieg gegen die Ukraine

180.000 Geflüch­te­te seit Kriegs­be­ginn in Bayern

Nächster Artikel

Sport-Pro­jekt an Schulen

För­der­ver­ein­ba­rung für „Sport vernetzt“