Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt – Mitra Sha­ri­fi antwortet

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Mitra Sharifi
Mitra Sharifi, Foto: Privat
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Mitra Sha­ri­fi die Fra­gen beant­wor­tet. Sie ist Vor­sit­zen­de des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats (MIB) der Stadt Bam­berg.
Frau Sha­ri­fi, wie steht es um das Zusam­men­le­ben von migran­ti­schen und nicht-migran­ti­schen Grup­pen in Bamberg?

Sehr unter­schied­lich. Es gibt sehr schö­ne Momen­te vom Glück, Soli­da­ri­tät und ein­fa­che Nach­bar­schaft in Frie­den, Freund­schaf­ten und Kul­tur­ge­nus über natio­na­le und eth­ni­sche Gren­zen hin­weg. Aber es gibt auch Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung, ver­ta­ne Chan­cen, Men­schen ein Leben in Wür­de und Selbst­be­stim­mung zu ermög­li­chen, Armut, Unsi­cher­heit und Angst.

Sie sind seit zwei Jah­ren Vor­sit­zen­de des MIB – womit sind Sie zufrie­den, was muss bes­ser werden?

Ich schät­ze das gro­ße zivil­ge­sell­schaft­li­che Enga­ge­ment in Bam­berg, Men­schen, die für Demo­kra­tie und eine soli­da­ri­sche Gesell­schaft ste­hen. Aber um ein nach­hal­ti­ges gutes Mit­ein­an­der zu gestal­ten, müs­sen wir die Struk­tu­ren ver­bes­sern, damit alle gute Chan­cen zur Teil­ha­be haben. Woh­nen und Bil­dung sind aus mei­ner Sicht Berei­che, wo wir viel mehr inves­tie­ren müs­sen. Aber wir müs­sen auch den gesell­schaft­li­chen Dis­kurs im Auge behal­ten. Unse­re Gesell­schaft wird zuneh­mend von Migra­ti­on geprägt. Wir müs­sen alle ler­nen, Viel­falt als Nor­ma­li­tät anzu­er­ken­nen und ler­nen damit umzu­ge­hen. Dafür müs­sen wir alle, migran­tisch und nicht-migran­tisch, uns mit dis­kri­mi­nie­ren­den Struk­tu­ren, aber auch mit ras­sis­ti­schen Denk‑, Ver­hal­tens- und Sprach­mus­tern aus­ein­an­der­set­zen und die Zukunft gemein­sam denken.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ja.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja, ich fin­de öffent­lich-recht­li­che Medi­en sehr wichtig.

Töten Sie Insekten?

Mög­lichst nicht.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Auf kei­nen Fall.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Die, die harm­lo­ser sind als Alkohol.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Gols­hif­te Farahani.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Whats­App und Goo­gle­map. Ist es eine App?

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Von dem Besuch einer alten Freundin.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Dass es kei­ne Krie­ge gibt, nirgends.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Ein son­ni­ger Tag mit Zeit für einen Spa­zier­gang mit einer guten Freun­din und ein schö­nes Abend­essen mit der Wohngemeinschaft.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über den Bundesverkehrsminister.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Vögel­zwit­schern.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Blu­men und Reisen.

Wovor haben Sie Angst?

Krieg.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Letz­te Woche.

Wann hat­ten Sie zum letz­ten
Mal Ärger mit der Polizei?

Ärger kann man es nicht nen­nen. Bei einer Demo hat die Poli­zei mir erklärt, dass ich mein Fahr­rad nicht mit­schie­ben darf, da kei­ne Fahr­rä­der ange­mel­det waren.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Du Idi­ot!

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Zu vie­le Ter­mi­ne zusagen.

Was war Ihr schöns­ter Moment als Vor­sit­zen­de des MIB?

Als ein geflüch­te­ter ehe­ma­li­ger Bewoh­ner der AEO auf unse­rem „Radeln gegen Ras­sis­mus“ den Zustän­di­gen von sei­nen Erfah­run­gen erzähl­te und sei­ne Sicht darbot.

Wel­cher war der schlech­tes­te Moment?

Immer wenn ich Men­schen in Not sehe und nichts machen kann.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Zu spät zur Prü­fung erscheinen.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die Geld­scha­den verursachen.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Offen­heit und Großzügigkeit.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Nach vor­ne schauen.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Unge­nau­ig­keit.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Eine Pil­le zur Empathiefähigkeit.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Beim Ende der Apart­heid in Südafrika.

Haben Sie ein Vorbild?

Nicht wirk­lich. Aber ich habe Hoch­ach­tung vor all den­je­ni­gen, die sich für Men­schen einsetzen.

Wofür sind Sie dankbar?

Für die Fami­lie, in die ich gebo­ren wur­de und das vie­le Glück, das ich sonst im Leben gehabt habe.

Was lesen Sie gerade?

Ber­nar­di­ne Eva­ris­to: „Mäd­chen, Frau etc.“.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Lieb­lings­bü­cher habe ich vie­le: die letz­ten sind von Fran­ce­s­ca Melan­dri „Alle außer mir“ oder „Über Mee­res­hö­he“. Lieb­lings­al­bum: „Rira“ von Soheil Nafi­si. Auch bei Fil­men kann ich mich schlecht für einen ent­schei­den. Der letz­te schö­ne Film, den ich gese­hen habe, war vor Kur­zem im Licht­spiel­ki­no: „Der blaue Kaftan“.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Ich ach­te nicht auf die Mode.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Das Befin­den der Welt.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Die Magno­li­en am Schillerplatz.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Mit mei­ner Freun­din in Teheran.

Wovon haben Sie kei­ne Ahnung?

Ver­si­che­run­gen.

Was fin­den Sie langweilig?

Autos.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Irgend­ein ras­sis­ti­sches oder sexis­ti­sches Lied, zum Bei­spiel „Lay­la“.

Wie wür­de die Mitra Sha­ri­fi von vor zehn Jah­ren auf die Mitra Sha­ri­fi von heu­te reagieren?

Du bist alt geworden!

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Ja, wenn ich in den Ster­nen­him­mel schaue.

Ich kann nicht leben ohne…

…mensch­li­che Begeg­nun­gen und gute Romane.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Ich tan­ze gerne.

Stel­len Sie sich vor, Sie könn­ten wäh­len – was für ein Tier wären Sie gerne?

Ein Vogel. Viel­leicht ein Spatz.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Sowas ver­ges­se ich schnell.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ger­ne eine Holunderblütenschorle.

Mitra Sha­ri­fi, April 2023.
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