In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Robert Bartsch die Fragen beantwortet. Er ist Gründer und Leiter des inklusiven Förderkreises goolkids und Mit-Organisator von Host-Town Bamberg.
Herr Bartsch, auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
3 bis 4: Es ist leider schwieriger geworden, Begegnungen einfach aus der Hüfte heraus zu erleben. Persönlich hatte ich nie irgendwelche Symptome.
Wie weit ist Bamberg in Sachen Inklusion, was muss noch besser werden?
Bamberg bietet an sich eine gute Basis. Eine kooperative Lebenshilfe sowie ein Behindertenbeirat bieten gute Ansätze, um Lösungen für gelebte Inklusion aufzubauen. Doch stehen wir dabei noch sehr am Anfang. Unsere Teilnahme als Host-Town 2023 bei Special Olympics ist ein sehr guter Schritt für die ganze Region Bamberg. Mit Hilfe dieses Events könnten nachhaltige Strukturen und Ideen auf den Weg gebracht werden. Nur muss es dann gerade auch von allen Schreibtischen in der Verwaltung gelebt und umgesetzt werden, damit die Gesellschaft mitziehen kann.
Was hat eine Stadt von Inklusion?
Ein größeres Miteinander zwischen allen Teilen der Bevölkerung. Inklusion = TEILHABE für ALLE. Wenn alle Menschen dabei sein dürfen, entwickeln sich automatisch viel mehr Gemeinsamkeiten und weniger Streit und Missgunst. Eine tolerante Gesellschaft entsteht und wächst durch Empathie und Offenheit. Inklusion oder Teilhabe ist ein wirksamer Schlüssel dafür.
Bamberg wird 2023 Host Town einer Delegation der Special Olympics World Games Berlin 2023. Was muss hier bis dahin noch getan werden oder ist schon alles bereit für die Delegation?
Mit dem Organisationsteam „Initiative Teilhabe“ wurde eine erste Basis geschaffen, mit der auch die Bewerbung erfolgreich gelang. Dieses Team braucht nun weitere Unterstützer, Helfer und auch Macher, die mit anpacken und gestalten wollen. Die neue Webseite www.bamberg-liebt-inklusion.de soll mithelfen, Inklusion breiter in die Gesellschaft zu tragen. Doch dazu braucht es auch hier Helfer, aber auch Fachkräfte in vielen Bereichen, bis hin zu Organisationstalenten oder auch IT- und letztlich Marketing-Fachleute. Und ganz besonders brauchen wir viele Volunteers, die unsere Reise zur Teilhabe über 2023 hinaus begleiten wollen. Denn: Es geht uns um weit mehr als nur den Besuch der Athleten aus Bahrain. Es geht um das zukünftige Leben als eine faire Gemeinschaft.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Klar, soweit es meine Gesundheit erlaubt.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Zum Glück bin ich befreit. Doch gerne würde ich es nicht zahlen, weil man mit den Geldern der Bürger viel zu großzügig hantiert. Aber eine unabhängige Medienwelt ist zwingend notwendig, zu der zum Glück auch die regionalen, privaten Medien gehören.
Töten Sie Insekten?
Nein.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Es müsste schon ein Publikumsmagnet sein, damit das überhaupt Jemand sehen will, haha. Passend wäre Tom Hanks, so wie er in „Forrest Gump“ trotz Handicap nie aufgab.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Es war wohl die Goldmedaille unserer Rollstuhlsprinterin Lena in Berlin. Ich hatte sie eigentlich nur als Vorbereitung für die große 400 Meter-Strecke auch über 100 Meter angemeldet.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass unser Weg in Richtung mehr Inklusion = Teilhabe sehr nachhaltig bei allen Menschen ankommt.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Mit lieben Freunden frühstücken, Kaffee trinken, lachen und später auf einen Keller gehen.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Die schlechte Berichterstattung über Inklusionssport sowohl bei den European Championships als auch das geringe Mitwirkung öffentlich-rechtlicher Sender bei Special Olympics Berlin 2022.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Meeresrauschen.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Mehr auf meine Gesundheit zu achten und weniger Stress zu verursachen.
Wovor haben Sie Angst?
Zahnarzt und schwere Krankheit, aber vor allem der steigende Egoismus.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Gestern? Oder letzte Woche? Viele nette Begegnungen sind irgendwie auch Flirt. Nur halt ohne Hintergedanken.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Vor rund 13 Jahren, als ich sehr sehr viel Mist gebaut hatte. Die Lehren daraus helfen mir aber auch heute noch in vielen Phasen. Vor allem um nicht mehr abzuheben.
Was war der schönste Moment Ihres langjährigen Einsatzes für Inklusion?
Schwierig, denn es gibt nicht DEN schönsten Moment. War es die rote Rose eines Sportlers mit Trisomie an unsere Vorsitzende bei der Siegerehrung vom MITeinander-Cup? Oder waren es überraschende Unterstützungen für unsere Arbeit? Die Medaille unserer Inklusions-Fußballmannschaft in Berlin? Es sind einfach so viele solcher Momente, dass ich ständig positiv geflasht werde. Inklusion ist einfach Spaß mit und durch Menschen.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Ein Rollstuhlfahrer strandet am Bahnhof vor einem defekten Aufzug.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Verdammter Mist.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Beim Mauerfall – direkt vor Ort.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Wenn es um meine Herzensthemen (Inklusion und goolkids) geht, kann ich meinen Redeschwall nicht immer bremsen. Und es dreht sich bei mir zu 80 Prozent wohl eher immer darum…
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Wenn sie durch Engagement und Leidenschaft passieren.
Ihre Lieblingstugend?
Ich kann und mag nicht aufgeben.
Ihr Hauptcharakterzug?
Harmoniebedürftig, mitfühlend, hilfsbereit.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Manchmal bin ich leider etwas ungeduldig.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Einen Schalter für Frieden.
Haben Sie ein Vorbild?
Nicht direkt. Mich beeindrucken oder motivieren durchaus einige authentische Menschen, die sich ehrlich für die Schwächeren der Gesellschaft engagieren.
Wofür sind Sie dankbar?
Dass ich meine Visionen für Inklusion umsetzen darf und starke Helfer gefunden habe.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Mit dem Kühlschrank durch Irland“, Fotoalben von unseren tollen Begegnungen, „Ziemlich beste Freunde“.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Sparbuch.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Monika Martin, weil ich sie und ihre Musik faszinierend finde.
Was war Ihre größte Modesünde?
Eine gift-grüne Cordhose (von Muttern ausgesucht!).
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Sport und Urlaub.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Inklusionstag in Baunach.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Katharina Böhm. Ich habe sie vor Jahren bei den Dreharbeiten zur TV-Serie „Der König“ persönlich kennen gelernt.
Wovon haben Sie keine Ahnung?
Politik und Mathematik.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Jazz und Bierzeltlieder.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Die Hölle gibt es nur im realen Leben. Wenn man zum Beispiel in einer extrem erdrückenden (Gefühls-)Situation oder Lebenslage nicht mehr ein oder aus weiß.
Wie würde der Robert Bartsch von vor zehn Jahren auf den Robert Bartsch von heute reagieren?
Alter Schwede… bist du verrückt?
Was finden Sie langweilig?
Alles Oberflächliche… und Mathematik.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Wenn selbst beste Ideen zugunsten der Menschen von der Politik oder Verwaltung einfach ignoriert oder schwach geredet werden. Noch schlimmer ist, wenn Ideen vordergründig gelobt werden und dann aus finanziellen oder politischen Motiven dagegen gearbeitet wird. Da nützt mir mein Stimmrecht alle vier Jahre auch nichts mehr.
Ich kann nicht leben ohne…
Erdbeeren, Eis und Kaffee.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Mir ist die Keller- und Braugaststättenwelt in unserer Region 1000 Mal lieber.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Wal oder Adler.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Inklusion oder echte Teilhabe sollten ein lebendiger Bestandteil unserer Gesellschaft sein. Doch dafür braucht es leider noch eine sehr lange Zeit und wesentlich mehr Mitmacher und Anschieber.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Alkoholfreien Cocktail … oder einen Kaffee.
Robert Bartsch, September 2022