Den 75-jährigen Wolfgang Reichmann kennt man in seiner Heimatstadt Bamberg. Der ehemalige Basketballer (Bundesliga und Nationalmannschaft) hat als Lehrer in Baunach und Hallstadt unterrichtet und war als Radioreporter für den Bayerischen Rundfunk tätig. Und auch im Ruhestand hält er sich an das Motto „Wer rastet, der rostet.“ So hat er als oberfränkischer Vertreter der „Mundart-Rallye“ auch seine Liebe zu Kabarett und Moderation entdeckt. Im März schlüpft Wolfgang Reichmann zum siebten Mal in die Kutte des Fastenpredigers Abt Wolfram I.
Kabarett, Mundart, Moderationen. Ihnen scheint auch als Pensionär nicht langweilig zu werden. Haben alle ihre Aktivitäten die gleiche Bedeutung?
Wolfgang Reichmann: Einige meiner Aktivitäten reichen zeitlich bis in die 1970er Jahre zurück. Als Lehrer und Reporter habe ich über einen Kollegen zuletzt die fränkische „Mundart-Rallye“ entdeckt, die zeitgleich und abwechselnd auf vier Bühnen und vier Veranstaltungsorten stattfindet. Diese Reihe macht mir besonders viel Spaß und sie kommt nach der zweijährigen Covid-19-Pause besonders gut an. Ich habe einfach gerne lachende Leute um mich.
Aber Kabarett und Moderationen bleiben auch nicht auf der Strecke?
Wolfgang Reichmann: In Sachen Kabarett bin ich mittlerweile mit drei Soloprogrammen erfolgreich. Inhaltlich reichen meine Moderationen von Fußballevents bis hin zu Firmenjubiläen, aber die großen Events wie zum Beispiel für Bogner in der Münchner Olympiahalle werden altersbedingt weniger. Aber trotzdem muss man nach vorne denken und sich am Leben erfreuen.
Sie sind Träger des Frankenwürfels. Was hat es damit auf sich?
Wolfgang Reichmann: Der Frankenwürfel wird jedes Jahr einer Person verliehen, die nach dem Gründer Max von Aufsess die fränkische Mentalität „wendig, witzig, widersprüchlich“ in sich trägt. Darauf bin ich schon ein bisschen stolz.
Die Fastenpredigt ist eng mit Vorstellungen der katholischen Kirche verbunden. Sind Sie katholisch?
Wolfgang Reichmann: Nein ich bin ein Lutheraner im katholischen Umfeld, aber das hat mich nie belastet. Ein waschechter, gebürtiger Zwiebeltreter mit sächsischen Wurzeln. Mein Onkel war evangelischer Pfarrer bei Weismain, da habe ich oft meine Ferien verbracht, aber beeinflusst in Sachen Religion hat er mich nicht.
Seit 1992 gibt es die berühmte Festrede bei der Starkbierprobe auf dem Nockherberg in München, die der Mönch Bruder Barnabas hält. Haben Sie diese Veranstaltung schon einmal besucht?
Wolfgang Reichmann: Ja, ein Muss für alle Freunde der redenden Zunft. Sich über die Gaudi in das politische Geschehen einzumischen, ist für mich die höchste Form der humorvollen Unterhaltung.
Die Bamberger Fastenpredigt findet zum siebten Mal statt. In der Kirche kommt der Zahl Sieben eine besondere Bedeutung zu. Bei Ihnen auch?
Wolfgang Reichmann: Dem Anlass entsprechend nehme ich die Zahl, heilig und magisch zugleich, in den Blick und versuche mit einer ebenso augenzwinkernden wie pointierten Predigt das volle Haus im Kulturboden Hallstadt zu überzeugen.
Wie lange arbeiten Sie in der Regel an einem Fastenpredigt-Programm?
Wolfgang Reichmann: Fast ein Jahr lang. Ich habe einen dicken Packen Material gesammelt, aber daraus wird vieles im Laufe der Zeit wieder verworfen. Die heiße Phase beginnt dann im Herbst. Ich will ja auch nicht nur kritisieren und draufhauen, ich will auch das ein oder andere Zuckerl verteilen.
Blicken Sie über den städtischen Tellerrand hinaus oder orientieren sich die Inhalte eher am Lokalgeschehen?
Wolfgang Reichmann: Es geht um Bamberg, die Region und die Welt, von lokal bis global. Und selbst Bamberg ist ja schon ein Eldorado für Kabarettisten. Die Frage ist dabei immer, wie kann ich es verpacken, um die Leute bei Laune zu halten. Nicht nur draufhauen, dann schaltet das Publikum recht schnell ab.
Was werden Sie auf jeden Fall in der Fastenpredigt thematisieren?
Wolfgang Reichmann: Die Bundeswehr, die fränkische Mentalität, den lieben Gott, den Zustand der Bamberger Straßen als Golfplatz, den lokalen Tourismus und den Bamberger Stadtrat.
Ist das Programms abendfüllend?
Wolfgang Reichmann: Ja, auf jeden Fall. Es sind ja auch immer Videoclips und Zwischentexte dabei. Da komme ich dann schon auf 90 Minuten mit 80 Schreibmaschinenseiten als Vorlage. Und es gibt ja auch immer Zurufe aus dem Publikum, auf die ich natürlich sofort reagiere.
Mit Bruder Udalrich hat Florian Herrnleben mit seiner Fastenpredigt bereits im Februar vorgelegt. Ist er Konkurrenz oder Bereicherung?
Wolfgang Reichmann: Null Problemo für mich. Weder zeitlich noch inhaltlich. Ich mache es ganz anders und eine Stadt wie Bamberg verträgt uns beide, wir nehmen uns nichts.
Der Gewinn bei Herrnleben geht an ein gemeinnütziges Projekt. Wie sieht es damit bei Ihrer Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsservice Bamberg aus?
Wolfgang Reichmann: Die Fastenpredigt ist mit einer Spende verbunden und soll einem guten Zweck dienen. Bisher war es immer für Franken helfen Franken e.V..
Das Fasten dient der Vorbereitung auf Ostern. Fasten Sie selber in den kommenden Wochen?
Wolfgang Reichmann: Nein, an die kirchliche Fastenzeit halte ich mich nicht.
Wie sieht Ihre Planung für den Rest des Jahres nach den beiden Fastenpredigt-Auftritten aus?
Wolfgang Reichmann: Ich freue mich besonders auf die Närrische Weinprobe mit fünf Auftritten im unterfränkischen Gössenheim, den Fränkischen Abend in Gerach und mein Kabarettprogramm in der KUFA im April. Und ein neues Format, ein „Politischer Frühschoppen“, wird gerade entwickelt.
Fastenpredigt mit Wolfgang Reichmann
10. und 11. März, jeweils 19:30 Uhr
Kulturboden Hallstadt