Mit Schlager-Covern wurden Dieter Thomas Kuhn & Band in den 1990-er Jahren bekannt. Ihr Weg, den erfolgreiche Chart-Alben wie „Gold“ (1997) und „Wer Liebe sucht“ (1998) markieren, führte sie von kleinen Clubs auf große Bühnen. Nun sind sie auf der „Das Festival der Liebe“-Tournee unterwegs. Im Vorfeld des Auftritts auf dem Coburger Schlossplatz am 24. August haben wir im Gespräch mit dem Tübinger Dieter Thomas Kuhn seine Geschichte Revue passieren lassen.
Herr Kuhn, Sie sind 1965 als Sohn einer Hausfrau und eines Polizisten geboren. Ein Leben mit und von der Musik war also nicht unbedingt programmiert. Mit welcher Art von Musik sind Sie aufgewachsen?
Dieter Thomas Kuhn: Die „ZDF-Hitparade“ und die Musiksendung „disco“ habe ich natürlich wahrgenommen, aber mein Interesse galt anderen Künstler:innen und Bands. Ich hatte zwei ältere Schwestern und so richtete sich meine Leidenschaft auf die Beatles und die Rolling Stones, auf Led Zeppelin und 10cc. Und meine Lieblingsband waren Steely Dan. In den 1980-er Jahren habe ich dann zum Beispiel viel Barbra Streisand gehört.
Nach ersten musikalischen Gehversuchen in Schülerbands und späteren Formationen erschien 1994 Ihr erstes Album „Lieder meines Lebens“. War das der Anfang einer musikalischen Zeitreise?
Dieter Thomas Kuhn: Es begann schon ein wenig früher. Der italienische Barkeeper unserer Musiker-Stammkneipe wollte gerne mit uns singen und gab einige Stücke von Adriano Celentano zum Besten. Ich sang zunächst nur im Chor und die Musiker der späteren Kuhn-Band waren in der dafür zusammengestellten Formation dabei. Nachdem wir uns mit dem Italiener zerstritten hatten, übernahm ich den Gesang und es bildete sich meine damalige Band heraus, liebevoll „Die Kapelle“ genannt. Und aus den Italo-Hits wurden 70-er-Jahre-Schlager.
Hatten Sie damals an die Erfolge, Chart-Platzierungen und gewaltige Medienpräsenz gedacht, die der Wechsel zum Major-Label WEA 1995 mit sich brachte?
Dieter Thomas Kuhn: Wir hatten gedacht, dass mit dem ersten Album schon das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Aber den wachsenden Erfolg haben wir ganz bewusst wahrgenommen und genossen. Es war eine sehr intensive Zeit, die wir leidenschaftlich ausgelebt haben. Uns war aber immer klar, wir sind nicht das Original, sondern geben den alten Stücken nach über 20 Jahren ein humorvolles, überzeichnetes, stets augenzwinkerndes Party-Feeling.
War das Aus der Band 1999 eine selbstgewählte Entscheidung, da das Konzept nach mehr als fünf Jahren überholt schien?
Dieter Thomas Kuhn: Ja, es war unsere Entscheidung, allen voran meine. Nach dem Album „Leidenschaft, Lust und Liebe“ war Schluss. Ich war müde, wir hatten unendlich viel gespielt, wir dachten, die Geschichte sei zu Ende erzählt. Und ich glaubte, es sei musikalisch noch etwas Anderes möglich.
Ende 2004 kam dann das Comeback. Wie lief diese Rückkehr ab?
Dieter Thomas Kuhn: Unzählige Fans baten uns weiterzumachen und so haben wir zunächst auf das alte Repertoire zurückgegriffen und ab Dezember 2004 ein Live-Comeback gestartet. Mit dem Album „Einmal um die ganze Welt“ von 2006 nahmen wir auch unsere Studiotätigkeit wieder auf. Aber auch da stand nicht zur Debatte, es mit eigenen Titeln zu versuchen, dafür gab es auch einfach zu viel Potenzial in der Popmusik der 1950-er bis 1980-er Jahre, aus denen wir fortan unsere Songauswahl zusammengestellt haben. Und auch die Live-Präsentation ist heute, vor allem nach Covid-19, eine ganz andere. Wir gehen mit der Zeit und setzen auf Leinwände und aufwendige Lichttechnik zur visuellen Unterstützung.
2023 präsentierten Sie das Programm „Songs From Above – The Grave Chapel Radio Show”. Was hat es damit auf sich?
Dieter Thomas Kuhn: Wir haben schon lange vor Corona immer im Winter eine Weihnachtsshow zum Thema Johnny Cash in einigen Städten aufgeführt. Nach der Pandemie wollten wir das in neuer Form neu aufleben lassen. So wurde das genannte Programm geboren, eine Rock-Show als Gedenkveranstaltung. Mit einem Programm von Lou Reed über Meat Loaf, Rio Reiser, Whitney Houston, Leonard Cohen und David Bowie bis hin zu Tina Turner. Interpretiert auf unsere Art und Weise vor einem Publikum, dessen Altersdurchschnitt von acht bis 80 Jahren reicht.
Im Sommer treten Sie bei einigen Open-Air-Veranstaltungen auf. Wird die Songauswahl dafür innerhalb der Band ausdiskutiert?
Dieter Thomas Kuhn: Nein, das wäre eher verheerend. Die Entscheidung bezüglich des Programms, das über 30 Jahre gewachsen ist, treffen Bandkollege Philipp Feldtkeller und ich.
Ist Dieter Thomas Kuhn & Band 2024 Unterhaltung für die ganze Familie?
Dieter Thomas Kuhn: Ja, das ist schon länger so, das haben wir beobachtet. Alte Fans mit Kindern und Oma oder Opa – darüber freuen wir uns, denn der Spaß für alle steht nach wie vor an erster Stelle.
Wird die Diskografie bald um ein „Festival der Liebe“-Live-Album erweitert?
Dieter Thomas Kuhn: Wir schneiden jede Show mit, aber final ist darüber noch keine Entscheidung gefallen.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
Dieter Thomas Kuhn: Die Zeit, die ich mit meiner Tochter verbringe, die bald ihr Studium beginnt, ist besonders wertvoll für mich. Ansonsten fahre ich gerne Motorrad und bewege meinen Oldtimer über die schwäbische Alb.