Am Montag startete bundesweit eine neue Online-Suchtberatungsplattform. DigiSucht soll bei Fragen und Problemen zum Thema Sucht anhand der Anonymität des Internets einen besonders niedrigschwelligen Zugang bieten und ab 2023 flächendeckend in Bayern verfügbar sein.
Das digitale Hilfsangebot DigiSucht richtet sich an suchtgefährdete und suchtkranke Menschen und deren Angehörige. Das gab das Bayerische Gesundheitsministerium am 17. Oktober bekannt. Unabhängig von der Art des Suchtproblems könne man die Plattform auch nur zu Beratungszwecken nutzen. Auch hybride Beratungskonzepte aus digitaler und analoger Beratung vor Ort (sogenanntes Blended Counseling) seien möglich. Im geschützten und anonymen Bereich der Plattform bestehe außerdem die Möglichkeit, sich allgemein zum Thema Sucht zu informieren und anonyme Selbsttests zum eigenen Konsumverhalten vorzunehmen.
Per E‑Mail oder in Text- und Video-Chats können Betroffene sowie Angehörige mit professionellen Suchtberaterinnen und ‑beratern der Psychosozialen Suchtberatungsstellen (PSBen) in Kontakt treten. Neben der Übermittlung von Nachrichten kann man auch Termine für einen direkten Austausch per Text- oder Video-Chat buchen.
Laut Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek bietet DigiSucht noch Zusätzliches. „Digitale Tools wie das Konsumtagebuch oder ein Notfallkoffer mit konkreten Handlungsstrategien zur Bewältigung von Rückfällen können die Ratsuchenden bei Verhaltensänderungen in vielfältiger Weise unterstützen. Sie erweitern die Möglichkeiten der ambulanten Suchtberatung, indem sie den Beratungsprozess strukturieren und die Betroffenen auch außerhalb der persönlichen Beratungsgespräche begleiten.“
Dabei spiele die Erweiterung bestehender analoger Beratungsangebote um die Möglichkeit der Online-Suchtberatung eine entscheidende Rolle. Mit DigiSucht stelle Bayern den PSBen trägerübergreifend die notwendige Infrastruktur zur Verfügung.
Modellberatungsstellen
In Bayern werden zunächst drei Modellberatungsstellen teilnehmen. Dazu gehören die Mudra in Nürnberg, die kommunale Jugend- und Drogenberatung in Würzburg und die Fachambulanz für Suchterkrankungen im Caritas-Zentrum Ebersberg in Grafing. Unabhängig von der Art des Suchtproblems ist eine digitale Beratung an allen drei Beratungsstellen möglich. Es gibt aber gewisse Schwerpunkte. So verfügt die Suchtberatungsstelle der Caritas in Grafing etwa über eine Fachambulanz zum Thema Glücksspielsucht.
Holetschek kündigte an: „Bereits im Januar 2023 werden in Bayern sieben weitere Modellberatungsstellen hinzukommen. Flächendeckend soll DigiSucht im ganzen Freistaat mit seinen 110 PSBen ab dem zweiten Quartal 2023 ausgerollt werden. Die Kosten für die notwendigen Mitarbeiterschulungen trägt der Freistaat. Unser Ziel ist es, dass in naher Zukunft Online-Suchtberatung ein reguläres Angebot jeder PSB in Bayern wird. Insbesondere wollen wir junge internetaffine Menschen künftig besser erreichen.“