Zum ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat die IHK für Oberfranken Bayreuth Auskunft gegeben, wie sich der Krieg auf Oberfrankens Wirtschaft und den Arbeitsmarkt auswirkt.
Die nach der Corona-Krise aufgekeimte Erholung in Oberfrankens Wirtschaft sei durch den Angriffskrieg Russlands abrupt unterbrochen worden, sagt IHK-Präsident Michael Waasner in einer Mitteilung der Kammer. Anders ausgedrückt: Die Auswirkungen des Krieges sind bis nach Oberfranken deutlich spürbar, „wenngleich diese natürlich in keiner Weise vergleichbar sind mit der Situation in der Ukraine selbst.“ Gehe es in Oberfranken aber um Preissteigerungen bei Energie oder Rohstoffen, um die Material- und Rohstoffknappheit oder um stockende Lieferketten sei in den meisten Fällen der Krieg in der Ukraine der Auslöser.
So sei zum Beispiel allein der Wert der deutschen Energieimporte aufgrund von Preissteigerungen von 2021 auf 2022 um 89 Prozent auf 156 Milliarden Euro gestiegen. „Das bekommen Unternehmen und Endverbraucher sehr deutlich zu spüren.“
Auch für das gesamte deutsche Wirtschaftswachstum bleibe der Krieg nicht ohne Folgen. So schätzt die Deutsche Industrie- und Handelskammer den kriegsbedingten Verlust bis Ende 2023 auf rund 160 Milliarden Euro. Das seien etwa vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
Die exorbitanten Preissteigerungen führten laut IHK auch dazu, dass der Einfuhrwert von russischem Erdgas trotz einer Halbierung der importierten Menge im 2. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro gestiegen ist. Erst im dritten Quartal waren auch die Zahlungen an Russland für Erdgas rückläufig, bevor die Importe im 4. Quartal komplett eingebrochen sind.
„Nach Berechnungen der IHK für Oberfranken Bayreuth entsprach die Gasmenge, die im gesamten 4. Quartal 2022 direkt aus Russland importiert wurde, in etwa der Menge, die ein Jahr zuvor in weniger als einer Stunde nach Deutschland floss.“
Auswirkungen des Krieges auf den oberfränkischen Arbeitsmarkt
„Seit Kriegsbeginn“, so Michael Waasner, „sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Rund 150.000 davon sind in Bayern registriert. Seit Beginn des Krieges sind in Deutschland auch rund 65.000 Ukrainerinnen und Ukrainer mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als vor Beginn der Kämpfe. Hinzu kommen rund 21.000 in Minijobs.“
Von diesen neu gewonnenen Arbeitskräften für Oberfrankens Wirtschaft würden auch oberfränkische Unternehmen profitieren. So sei eine größere Zahl von Ukrainerinnen und Ukrainern auf der Suche nach Arbeit oder in Beschäftigung, oder hätten bereits Ausbildungsverträge unterschrieben.
Da ein Großteil der Geflüchteten aber Frauen mit Kindern seien, müsse die Integration der Kinder in Kitas, Kindergärten und Schulen Voraussetzung dafür sein, dass die Frauen nach einer Arbeit suchen können.
„Der Anteil an Personen mit gutem Bildungsniveau ist in dieser Gruppe aber überdurchschnittlich hoch. Deshalb hoffen viele Unternehmen, dass die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine in der Arbeitsmarktvermittlung in den kommenden Monaten spürbar nach oben geht.“