Demo­kra­tie­pro­jekt

Ende von „Demo­kra­tie leben!“ – Rück­schlag für zivi­les Engagement

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Demokratie leben!
Symbolbild, Foto: Pixabay
Nach­dem sich hie­si­ge Par­tei­en bereits nega­tiv über die Ent­schei­dung geäu­ßert hat­ten, hat nun auch der Bam­ber­ger Jugend­hil­fe­trä­ger „iSo“ den För­der­stopp für das Pro­jekt „Demo­kra­tie leben!“ kri­ti­siert. Der Ver­lust von För­der­mit­teln gefähr­de die poli­ti­sche Bil­dung und den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt im Landkreis.

Der Jugend­hil­fe­trä­ger „iSo – Inno­va­ti­ve Sozi­al­ar­beit“ und das Bil­dungs­bü­ro des Land­krei­ses Bam­berg sowie koope­rie­ren­de Wohl­fahrts­ver­bän­de, Ver­ei­ne und Kreis­tags­frak­tio­nen zei­gen sich laut einer Mit­tei­lung von „iSo“ tief ent­täuscht über die Ent­schei­dung des Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­ums, das bun­des­wei­te För­der­pro­gramm „Demo­kra­tie leben!“ im Land­kreis Bam­berg ab 2025 nicht wei­ter zu för­dern. Die­se abrup­te und unbe­grün­de­te Mit­tei­lung habe Ver­ant­wort­li­che und Enga­gier­te glei­cher­ma­ßen scho­ckiert. Zahl­rei­che Pro­jek­te zur Demo­kra­tie­för­de­rung, die im Rah­men des Pro­gramms initi­iert und unter­stützt wur­den, könn­ten des­we­gen nicht mehr durch­ge­führt werden.

Seit 2015 för­dert „Demo­kra­tie leben!“ lan­des­weit Pro­jek­te und Initia­ti­ven zur Stär­kung demo­kra­ti­scher Wer­te und zur Bekämp­fung von Ras­sis­mus und Radi­ka­li­sie­rung. Allein im Land­kreis Bam­berg konn­ten mit­tels der Unter­stüt­zung mehr als 60 Pro­jek­te ver­wirk­licht wer­den. Dazu gehör­ten Stol­per­stein­ver­le­gun­gen, Work­shops zur reli­giö­sen Viel­falt und Demo­kra­tie­pro­jek­te an Schu­len. Der Weg­fall die­ser För­de­rung bedeu­tet laut „iSo“ nicht nur das Aus vie­ler wich­ti­ger Initia­ti­ven, son­dern auch den Ver­lust einer zen­tra­len Grund­la­ge für demo­kra­tie­bil­den­de Maß­nah­men in der Region.

„Der Weg­fall der Part­ner­schaft für Demo­kra­tie in Stadt und Land­kreis Bam­berg wür­de die För­de­rung demo­kra­ti­scher Wer­te in unse­rer Regi­on erheb­lich schwä­chen“, sagt Mat­thi­as Gens­ner, Geschäfts­füh­rer von „iSo“. „Gemein­sam mit unse­ren Part­nern möch­ten wir der Bun­des­re­gie­rung ein kla­res Signal sen­den, dass die­se Ent­schei­dung ver­hee­ren­de Fol­gen hat und ein destruk­ti­ves Signal an unse­re demo­kra­ti­sche Gesell­schaft sen­det – vor allem an die jun­ge Gene­ra­ti­on.“ Die Ent­schei­dung, die ohne jede Begrün­dung den durch­füh­ren­den Orga­ni­sa­tio­nen über­mit­telt wur­de, ver­stär­ke zudem das Gefühl von Will­kür und unter­gra­be das Ver­trau­en in eine ver­läss­li­che Demo­kra­tie­för­de­rung, so Gensner.

Gesell­schaft­li­che Risi­ken bei Ende der Demokratieförderung

Das Ende der För­de­rung gefähr­det die Fort­füh­rung vie­ler Pro­jek­te, die zur poli­ti­schen Bil­dung und Inte­gra­ti­on bei­tra­gen, so die Mit­tei­lung wei­ter. Dies sehen auch die Mit­glie­der des Begleit­aus­schus­ses der Part­ner­schaft für Demo­kra­tie Bam­berg Land kri­tisch. „Ohne die­se Unter­stüt­zung bre­chen zen­tra­le Pfei­ler der Demo­kra­tie­ar­beit weg, und das in einer Zeit, in der wir sie drin­gen­der brau­chen denn je“, sagt Nurşen Ergin, Lei­te­rin des Migra­ti­ons­so­zi­al­diensts beim Arbei­ter­wohl­fahrt Kreis­ver­band Bam­berg Stadt und Land.

Die Fol­gen die­ses Ein­schnitts könn­ten lang­fris­tig schwer­wie­gen­de Kon­se­quen­zen haben. Zahl­rei­che gemein­nüt­zi­ge Insti­tu­tio­nen und Ver­ei­ne wür­den ohne die Mit­tel aus „Demo­kra­tie leben!“ nicht mehr in der Lage sein, Pro­jek­te zur Demo­kra­tie­för­de­rung zu rea­li­sie­ren. Und ohne geziel­te För­de­rung könn­ten Maß­nah­men gegen For­men von Extre­mis­mus und grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit mas­siv geschwächt werden.

„Das Strei­chen der Mit­tel ist ein ver­hee­ren­des Signal im gesell­schaft­li­chen Kampf gegen Extre­mis­mus und grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit“, betont David Klan­ke, vom Cari­tas­ver­band Bam­berg. Kin­der und Jugend­li­che bräuch­ten aber Per­spek­ti­ven und das Ver­trau­en in eine funk­tio­nie­ren­de Demo­kra­tie. „Die Pro­jek­te von ‚Demo­kra­tie leben!‘ haben genau das geför­dert, indem sie jun­ge Men­schen für demo­kra­ti­sche Wer­te und eine offe­ne Gesell­schaft sen­si­bi­li­siert haben.“

Die Ent­schei­dung gefähr­de somit nicht nur die poli­ti­sche Bil­dung und gesell­schaft­li­che Teil­ha­be jun­ger Men­schen, son­dern schwä­che die gesam­te Regi­on Bam­berg in ihrer Arbeit für ein demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der. Ange­sichts des zuneh­men­den Auf­kom­mens von Ras­sis­mus und grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit, beson­ders unter Jugend­li­chen, sei die Fort­füh­rung von Demo­kra­tie­för­der­pro­gram­men heu­te wich­ti­ger denn je.

„iSo“ appel­liert daher an die Ver­ant­wort­li­chen, die Ent­schei­dung zu über­den­ken und den Erhalt der Part­ner­schaft für Demo­kra­tie in der Regi­on zu sichern. „Nur mit kon­ti­nu­ier­li­cher finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung kön­nen wir demo­kra­ti­sche Grund­wer­te vor Ort stär­ken und eine offe­ne Gesell­schaft för­dern,“ so die abschlie­ßen­de Forderung.

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