Musik aus ver­gan­ge­nen Welten

FAUN

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FAUN, beim „Trolls & Legends“-Festival in Belgien, von links: Rüdiger Maul, Niel Mitra, Laura Fella, Oliver Satyr, Stephan Groth, Adaya De Baïracli Levy, Foto: FAUN
FAUN sind eine der welt­weit füh­ren­den Bands für die Ver­schmel­zung von alten Klän­gen mit moder­ner Musik. Ihrer umfang­rei­chen Dis­ko­gra­phie haben sie Ende April das Album „Pagan“ hin­zu­ge­fügt, mit dem sie seit Mai auf Tour sind. Sän­ger und Mul­ti-Instru­men­ta­list Oli­ver Satyr gibt uns im Inter­view Ein­bli­cke in die Welt der 1999 gegrün­de­ten Gruppe.
Oli­ver, du bist heu­te das ein­zig ver­blie­be­ne Grün­dungs­mit­glied von FAUN. Die aktu­el­le Beset­zung prä­sen­tiert sich als Sex­tett. Haben die Beset­zungs­wech­sel bis 2020 die Band ins­ge­samt eher gehemmt oder weitergebracht?

Oli­ver Satyr: Der All­tag mit FAUN ist zwar sehr span­nend, aber auch sehr inten­siv. Mit Stu­dio­ar­beit und Kon­zert­rei­sen bleibt sehr wenig Zeit für ein pri­va­tes Leben. Wenn dann zum Bei­spiel im fami­liä­ren Umfeld eine Ände­rung ein­tritt, dann ist eine Umbe­set­zung man­ches Mal unver­meid­bar. Wir haben Umbe­set­zun­gen aber auch immer als Chan­ce gese­hen, um uns musi­ka­lisch zu ver­än­dern und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Es wäre ja auch lang­wei­lig, wenn jede Plat­te gleich klingt. Daher haben wir auch immer ein über­grei­fen­des Kon­zept für jedes Album, das wir machen.

Stimmst du der sti­lis­ti­schen Ein­ord­nung von FAUN zwi­schen Mit­tel­al­ter-Musik und Pagan-Folk zu? Was macht für dich die Fas­zi­na­ti­on die­ser Sti­le aus?

Oli­ver Satyr: Ich war noch nie ein gro­ßer Fan von Schub­la­den, da sie einen sehr ein­engen. Mit Pagan­folk haben wir daher unser eige­nes Gen­re gefun­den, wel­ches eher den Inhalt unse­rer Tex­te und Lie­der beschreibt als den musi­ka­li­schen Ausdruck.

Seit der Band­grün­dung 1999 haben Faun elf Stu­dio­al­ben ver­öf­fent­licht, ein beacht­li­cher Out­put. Wel­che der Alben wür­dest du als Mei­len­stei­ne bezeich­nen und wo ord­nest du das aktu­el­le Album „Pagan“ ein?

Oli­ver Satyr: Sicher war das Album „Eden“ ein Mei­len­stein, weil hier vier Jah­re Arbeit hin­ein­ge­flos­sen sind. Wir hat­ten unend­lich viel Arbeit und Ener­gie hin­ein­ge­steckt. Am Ende hat sich das finan­zi­ell gar nicht gerech­net, weil wir zu jener Zeit immer der musi­ka­li­sche Geheim­tipp waren. Daher war eine Ver­än­de­rung drin­gend nötig. Dar­auf folg­te das Sig­ning beim Major-Label und mit „Von den Elben“ das wahr­schein­lich meist­ver­kauf­te Album von einer deut­schen Mit­tel­al­ter­band, wel­ches sogar Pla­tin­sta­tus erreich­te. Wir waren hier sehr glück­lich über den gewal­ti­gen Erfolg und die vol­len Kon­zert­hal­len, muss­ten aber auch dar­um kämp­fen, unse­ren musi­ka­li­schen Anspruch zu wah­ren bei so viel finan­zi­el­lem Druck und exter­nen Pro­du­zen­ten. Nun nach acht Jah­ren bei Uni­ver­sal ist „Pagan“ das ers­te Album, wel­ches wir wie­der auf eige­ne Faust ver­öf­fent­licht haben. Wir haben die musi­ka­li­sche Frei­heit sehr genos­sen und mei­ner Mei­nung nach das bes­te Album der Band­ge­schich­te hin­ge­legt. Somit hof­fen wir, dass die musi­ka­li­sche Qua­li­tät hier die gro­ße Pro­mo-Maschi­ne des Major-Labels erset­zen wird.

„Pagan“ ist düs­te­rer im Sound, setzt sich mit alt-heid­ni­schen The­men aus­ein­an­der und ist damit musi­ka­lisch alles ande­re als Main­stream, zum ande­ren habt ihr die­se Ver­öf­fent­li­chung nun statt mit Hil­fe eines Major-Labels mit einem neu gegrün­de­ten eige­nen Label „Pagan Folk Records“ gestemmt. Ende April ist das Album auf Platz 3 der deut­schen Album-Charts ein­ge­stie­gen. Hat euch die Plat­zie­rung überrascht?

Oli­ver Satyr: Ich bin wirk­lich sehr stolz, weil Platz 3 der Album-Charts ohne ein Label im Rücken zu haben, wirk­lich ein klei­nes Wun­der ist. Auch bin ich sehr froh, weil es ein wenig beweist, dass dies der rich­ti­ge Weg ist und dass es uns gelun­gen ist, auch mit weni­ger kom­mer­zi­el­ler Musik ein gro­ßes Publi­kum abzu­ho­len. Dies war immer schon unser größ­ter Wunsch und die­ser Weg scheint nun für uns mög­lich zu sein.

Eure neu­en Titel wie „Neun Wel­ten“ oder „Tam­lin“ haben auf You­Tube sehr hohe Click­zah­len. Auf wel­cher Grund­la­ge basie­ren die Tex­te, wie wur­de die Musik dazu ausgewählt?

Oli­ver Satyr: „Neun Wel­ten“ basiert auf einem Edda-Zitat, eine Samm­lung alt­is­län­di­scher Mythen, und erzählt eine per­sön­li­che Geschich­te von einer Kathar­sis, die aber in Bil­dern der nor­di­schen Mytho­lo­gie vor­ge­tra­gen wird. „Tam­lin“ hin­ge­gen ist eine alte schot­ti­sche Feen-Bal­la­de, wel­che wir ins Deut­sche über­tra­gen haben. Hier wird der Jüng­ling Tam­lin von der Köni­gin der Feen geraubt und letz­ten Endes durch die wah­re Lie­be sei­ner Gelieb­ten wie­der gerettet.

Wer hat das Album pro­du­ziert und haben Gäs­te an den Auf­nah­men teilgenommen?

Oli­ver Satyr: Nach elf Alben sind wir zum Glück ein sehr gut ein­ge­spiel­tes Team. Wir haben einen Pro­du­zen­ten bei Mün­chen, Alex Schulz, dem es wie kei­nem ande­ren gelingt, aus unse­ren teil­wei­se sehr kom­ple­xen und viel­schich­ti­gen Vor­pro­duk­tio­nen die per­fek­ten Mixe zu zau­bern. Als Gäs­te hat­ten wir dies­mal die Schwei­zer Folk­me­tal-Band Elu­vei­tie mit dabei und die nor­we­gi­sche Sän­ge­rin Lin­dy-Fay Hell von Wardruna.

Im Juni prä­sen­tiert ihr „Pagan“ live bei einem Open Air im Stadt­park in Forch­heim. Was kön­nen die Fans von die­sem Auf­tritt erwar­ten und wird es auch älte­re Hits zu hören geben?

Oli­ver Satyr: Wir wer­den hier ein paar Songs des neu­en Albums vor­stel­len, wie auch die bes­ten Songs unse­rer bis­he­ri­gen Band­ge­schich­te auf die Büh­ne brin­gen. Zusam­men mit einer zau­ber­haf­ten Licht­show wird dies bestimmt eine sehr magi­sche Som­mer­nacht, auf die wir uns bereits gewal­tig freuen.

Mit Kaun­an und Folk Noir bist du auch noch bei zwei wei­te­ren Bands maß­geb­lich aktiv. Inwie­fern unter­schei­den sie sich gegen­über FAUN und brauchst du die­se krea­ti­ve Abwechslung?

Oli­ver Satyr: Mit Kaun­an zum Bei­spiel woll­te ich noch tie­fer in den skan­di­na­vi­schen Folk ein­tau­chen und die­sen fun­dier­ter ler­nen. Aller­dings erfüllt mich die aktu­el­le Arbeit mit FAUN gera­de mit soviel Freu­de und Stolz, dass die Neben­pro­jek­te momen­tan auf Eis gelegt wurden.

FAUN

21. Juni, 19 Uhr, Stadt­park Forchheim

www.faune.de

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