Ich kann nicht mal direkt sagen, woran es liegt, dass ich das Gefühl hab´, seit meiner letzten Kolumne für die Augustausgabe zieht sich die Zeit wie Kaugummi unten am Schuh samstagabends in der Sandstraße. Aus acht Wochen wurden gefühlte acht Jahre.
Vielleicht liegt es an der sprichwörtlichen Überflutung der kompletten Stadt mit gähnend langweiligen Wahlplakaten, die einem in einer Art Waterboarding mit den immer und immer gleichen Floskeln die jeweils eigenen Wahrheiten einzuhämmern versuchen. In einer Stadt, die aussieht wie eine abgeranzte und zugekleisterte Bahnhofsunterführung, muss die Zeit wohl eher schleppend vergehen. Es stimmt uns aber bereits jetzt auf die kommenden Jahrzehnte ein, die wir uns verkehrstechnisch durch die Stadt schleppen werden. Ach nein? – Haha! Es glaubt doch hoffentlich niemand ernsthaft dran, dass der Bahndurchbruch reibungslos, gar unbemerkt, ohne Verzögerungen, zusammengefasst ohne Gründe für mich zum Lästern verläuft. Aber anderes Thema, da kommen wir irgendwann drauf.
Alle Nase lang werde ich aktuell gefragt, ob denn nun die Luft draußen sei aus dem Überstundenskandal oder – wie ihn Rathausgetreue nennen – aus dem sogenannten Skandal.
Aber schaut! – Nicht nur die Presse und ich haben uns zum Sommerschlaf unter die Bierbank eines heimischen Bierkellers gelegt. Die Staatsanwaltschaft in Hof, der ich auch in den letzten Wochen regelmäßig auf den Wecker gegangen bin wie ein Fünfjähriger auf der Fahrt in den Urlaub hinten im Auto (“Habt ihr schon was? Wann habt ihr denn was? Darf ich was fragen?”), hat sich wahrscheinlich auch lieber an einen Strand geflackt als sich die dreistelligste, zusammengescrabbelte Rechtsauffassung der Stadt zu den inzwischen allseits bekannten Gehaltsguddis vorschwurbeln lassen zu müssen. Deshalb, und nur deshalb ging wohl nix vorwärts. Deshalb wurde nix geschrieben. – In der Halbzeitpause fällt halt kein Tor, so einfach ist es.
Um euch den Einstieg in die nächsten Wochen, in denen allerlei zu erwarten ist, ein wenig zu erleichtern, hab ich mich zu einer kleinen Zusammenfassung des Geschehenen entschlossen. 2019: Der Bayerischen Kommunale Prüfungsverband hat in seinem Bericht reihenweise – sagen wir – wackelige Mehraufwands-Prämien-Zahlungen an manche Mitarbeiter moniert. Dieser Bericht schlug nicht ganz zufällig Ende letzten Jahres bei verschiedenen Pressevertretern und mir auf. Wir haben es ein wenig breitgetreten, die Staatsanwaltschaft Hof hat die Ermittlungen aufgenommen, dem OB und anderen hochrangigen Rathausmitarbeitern einen Besuch abgestattet und Personalunterlagen zum Sortieren in Kisten gepackt und mitgenommen. Auch die Regierung von Oberfranken sowie eine unabhängige Kanzlei fanden inzwischen, dass die Rathausoberschicht manche Tarifgesetze vor allem immer dann arg flexibel ausgelegt hatte, wenn es nicht um die unterste Unterschicht im Rathaus ging. Am Maxplatz hat man 2020 trotzdem kräftig per Eilverfügung weiterbefördert, nach der Stadtratswahl ein paar Posten verschachert und Referate umgebaut. Der Stadtrat hat sich – nach einer halbjährigen Schockstarre – im Frühsommer 2021 wenigstens mal dazu entschieden, offiziell und höflich beim OB nachzufragen, ob denn was Außergewöhnliches passiert sein könnte in den vergangenen Monaten, weil irgendwie ständig was im FT steht. Der OB hat dann grob zusammengefasst gesagt, dass es wichtiger ist, gemeinsam in die Zukunft zu schauen, und zwar „nachher auf dem Bierkeller“. In der Aussicht auf „Bier und Brotzeit aufs Haus“ gab es keine Rückfragen, außer „Sind Tische reserviert?“ und „Wer sitzt nachher neben wem?“
Jetzt geht es jedenfalls wieder los und für die entscheidenden Fragen habt ihr ja mich. Ich kann hoffentlich dafür sorgen, dass die Zeit bis Weihnachten schneller, unterhaltsamer und gehaltvoller vergeht als die letzten acht Wochen.