Was machte der beliebte BAMBERG-Schriftzug in Hallstadt? Florian Herrnleben gibt in seiner neuen Stadtecho-Kolumne Auskunft.
Es passieren Dinge in unserer Stadt. Geheimnisvolle Dinge. Überstunden, die es nicht gab, aber abgerechnet wurden, linksdrehende Schwingungen in der Stadtbauzentrale, die ohne modischen Fengshui-Steinplattenteller im Keller nun rechtsdrehen, mysteriöse Luftnummern namens Sandmann und Hausdörfer in den sozialen Medien. Über vieles haben wir gesprochen, konnten aber nicht alles aufklären.
Neuestes Geschehnis: Der beliebte BAMBERG-Schriftzug, der tausendfach fotografierte Fotopoint, stand plötzlich nicht mehr am Maxplatz. Auch am Schönleinsplatz, wo er doch groß angekündigt hätte überwintern sollen, war er nicht auffindbar.
War er geflohen aus der öden Tristesse der Maxplatzschen Betonwüste? War es ihm umgekehrt zu voll am Schönleinsplatz, seinem Winterquartier, im Sperrmüllabholungsflair zwischen Reiter, Hexenmahnmal, Schönleinsbüste, Brunnen und Stromkästen? War er gar entführt worden von Schiffstouristen, die inzwischen damit auf und davon den Main runter über alle Berge zu sein drohten?
Nach wenigen Stunden: Erleichtertes Aufatmen. Man hatte ihn wiedergefunden, die Bamberger Facebookwelt überschlug sich vor Freude, aber auch vor Erstaunen. Der BAMBERG-Schriftzug stand bridschäbraad an einem Ort, wo man alles vermuten würde, aber keinen BAMBERG-Schriftzug. An einer Stelle, wo man „Bamberg“ mindestens ungern ausspricht, und wenn man es zu laut ruft, vom Blitz erschlagen wird.
Und zwar (denken Sie sich an dieser Stelle des Textes bitte spannungsgeladene Musik!) in Hallstadt!
Wenige hundert Meter hinter der Stadtgrenze auf dem Parkplatz eines Bodenbelaggeschäfts standen die überdimensionalen Lettern. Friedlich, fast unschuldig, ein wenig versteckt in ihrem urwaldigbunten Tarnfarbenlook vor den Schaufenstern der dortigen Gewerbeansiedlung.
Die Gerüchteküche brodelte, wildeste Spekulationen nahmen ihren Lauf. Hatten die Hallstadter den Schriftzug entwendet und würde ihn Starke persönlich bei Bürgermeister Söder mit einem Kasten Bier auslösen müssen? Oder wollten die Bamberger Fakten schaffen und dem albernen Treiben dieser Zwergensiedlung im Norden unserer wunderschönen und einzig wahren Stadt durch ein klares Statement ein Ende bereiten?
Alles falsch! – Aber zum Glück habt ihr mich, den Oberrecherchewachtmeister über Recht und Ordnung in Bamberg. Aufgepasst! Die Geschichte geht folgendermaßen:
Die Reinigungsfachkraft, die hinten immer übern Maxplatz feudelt, hat den Schriftzug ein wenig auf die Seite geschoben. Halben Meter nur, es war zwischenzeitlich nämlich staubig drunter. Sie kennen das, wie daheim unterm Sofa. Aber vor Weihnachten sollte halt noch mal geputzt werden. Beim Zurückschieben jedenfalls hat sie aber die Buchstaben durcheinandergebracht. Nicht mehr BAMBERG, es stand plötzlich AMGBREB da. Der Reinigungsfachkraft kam zwar irgendetwas komisch vor, aber wie es halt so ist… Feierabend, Überstunden sind nicht drin, eingekauft werden musste auch noch.
Der nächste Morgen. Vögelein zwitscherten, unser Andi – frisch rasiert im Bademantel auf seinem Balkon am Rathaus am Maxplatz – setzte zu seiner täglichen Rede zum Volk an, aber stutzte beim Blick hinunter auf Bambergs Platz der Plätze. „A‑M-G-B-R-E‑B?!“ las er. „A‑M-G-B-R-E‑B…?!?!?“ – „Was soll das denn?! Räumt das weg!“, rief er seinem Hofstaat zu. „Wohin denn?!“, fragte man. „Was weiß ich, parkt das halt irgendwo!“
Parken, Parkplatz… man hat was missverstanden und suchte nach einem freien Parkplatz. Und weil in Bamberg wegen der Grünen gar keine, also absolut gar keine Parkplätze mehr existieren und die Lastenfahrradparkplätze zu klein sind für große Buchstaben, fuhr man stadtauswärts. Und fuhr. Immer weiter gen Norden. Und so landete der Schriftzug auf dem ersten freien Parkplatz, tatsächlich außerhalb der Bamberger Stadtgrenze.
Wer sie dort allerdings wieder richtig zusammengesetzt hat, das bleibt ein Rätsel. Es passieren halt geheimnisvolle Dinge in unserer Stadt.