In seiner Kolumne der Novemberausgabe des Stadtechos hat Florian Herrnleben ein Mismatch und spielt mit Klemmbausteinen.
Ich hatte mich seit meinem zunächst noch öffentlichkeitswirksam gefeierten, runden Geburtstag (nicht der 30.) etwas zurückgezogen, da ich vorrangig damit beschäftigt war, meinen Batman-Tumbler aus mehr als 2000 Plastiksteinchen (der Profi nennt sie ohne Verletzung irgendwelcher Markenrechte: Klemmbausteine) zusammenzustöpseln. Man muss Prioritäten setzen. Bei aller Liebe zu Bamberg, aber kein Boni‑, Überstunden- oder Fakeaccountskandal würde hierbei einen Aufschub oder gar irgendwelche brückendesasterähnlichen, zeitlichen Verzögerungen rechtfertigen. Persönliche Ambitionen – wie eben in meinem Fall die Fertigstellung samt Glückhormonausschüttung – gehen vor. Basta!
Mit diesem – Kritiker würden sagen – gnadenlosen Egoismus bin ich zum Glück nicht allein in dieser Stadt. Immer wieder ertappt man auch Volksvertreter dabei, wie sie persönlichste Interessen hinter salbigen Worthülsen zu verstecken versuchen, sobald sie eigentlich Rückgrat beweisen sollten. „Ja, ist klar!“ denkt ihr. „Nun schreddert der Herrnleben wieder wortreich gegen den Fakeaccountspezialisten aus der Königstraße, der an seinem politischen Ehrenamt als Stadtrat klebt als hingen gutbezahlte Aufsichtsratsposten und ein paar hundert Euro fürs Ratsherrenmandat dran.“ – Aber nein, Stieringer mal außen vor.
Wo es dem einen wohl aktuell vorrangig um die Kohle geht, geht es anderen eher um Macht und Geld. Stand heute (Mitte Oktober) ist es nun schon mehr als vier Wochen her, dass sich Bambergs rechte Mitte auf Einladung der AfD aufgemacht hat nach München, um sich vor allem einen Eindruck vom rechten Flügel des Maximilianeums zu verschaffen. So weit, so alternativ. Ich riss das Thema ja bereits vor einem Monat an. Es darf sich jeder einladen lassen, von wem er möchte. Was die Fraktionspartner der Bamberger Mitte seither aber an rhetorischer Hilflosigkeit zusammenstöpseln, überfordert mich intellektuell mehr als der Plastiknachbau von Batmans SUV.
Zur Erklärung: Wäre die Fraktion aus Volt, ÖDP und Bamberger Mitte ein kulinarischer Hauptgang, so stünde sowas wie „Mit Bergkäse überbackenes Schäuferla auf Vanillepudding“ auf der Speisenkarte. Klingt vielleicht erstmal spannend, schmeckt aber nicht. Gar nicht. In anderen Worten: Man passt in dem Club der kommunalpolitischen Resteverwertung – inzwischen auch verwaltungsgerichtlich festgestellt – so gut zusammen wie Leberkäse und Ketchup.
Dennoch darf man – trotz eventuell notwendigem Swingern zur politischen Selbstaufwertung – als geneigter Wähler doch von den einzelnen Fraktionselementen weiterhin eine gewisse, den eigenen Grundsätzen einigermaßen treue – bleiben wir im Bild – Verhütung erwarten, oder? Von dem ÖDPler hab ich keine E‑Mail-Adresse gefunden, aber Volts Brünker, schauspielender Chemiker mit Faible für große Auftritte und linksliberal von Bamberg aus zur Rettung Europas angetreten, kann ich jederzeit mobil kontaktieren. Hab ich auch gemacht und nachgefragt, wie es aussieht mit seiner rechtsblinkenden Fraktion. Ist das okay für ihn? Oder nicht? Wusste er davon? Oder nicht? – Falls er nicht gerade auf großer Europatournee ist, antwortet er dem Kleinstadtkolumnisten auch nach spätestens zwei Wochen, wenn man ihn viermal erinnert und über die Berliner Parteizentrale nachfragt. Große Töne: Er erwarte eine AfD-Distanzierung von seinem vorgeblich mittigen Fraktionspartner, sonst macht er Schluss. Rückfragen: „Bis wann?“ – Keine Antwort. – „Wie schauts aus?“ – Keine Antwort. – „VERLÄSST DU NUN DIE FRAKTION?!?!“ – Keine Antwort.
Ich hab den ganz, ganz leisen Verdacht, als hätte eben jenes Ende dieser Mismatch-Fraktion irgendwelche persönlichen Nachteile für die einzelnen, politischen Drittligisten. Ist doch kaum vorstellbar bei so viel Liebe zu Bamberg! Geht es am Ende auch in der nebensächlichsten Fraktion nur um irgendwelche persönlichen Interessen, um Machterhalt und Geld? Ich muss dranbleiben! – Gut, dass mein Tumbler fertig ist.