Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über Rechtsauffassung

2 Min. zu lesen
Herrnleben
Foto: F. Herrnleben
Wäh­rend er sei­ne Fas­ten­pre­digt hielt, wur­de Flo­ri­an Herrn­le­ben Opfer eines Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den. Mehr dazu in sei­ner aktu­el­len Stadtecho-Kolumne.

Fas­ten­pre­digt vor­bei. Was für ein Auf­tritt, was für eine Atmo­sphä­re! Ich hab tat­säch­lich ja schon – natür­lich mehr klei­ne, aber trotz­dem auch – zahl­rei­che gro­ße Auf­trit­te in mei­nem Fahr­ten­buch der letz­ten 35 Jah­re ste­hen. Die 8. Fas­ten­pre­digt wird sicher­lich angemarkert.

Es hät­te der per­fek­te Abend wer­den kön­nen. Hät­te! Wenn nicht wahr­schein­lich als klei­ne, schnip­pi­sche Rache für mei­ne oft nicht all­zu diplo­ma­ti­schen Ver­laut­ba­run­gen in Rich­tung Stadt­ver­wal­tung ein Straf­zet­tel unter die Schei­ben­wi­scher mei­ner Herrnleben‘schen Protz­kar­re geklemmt wor­den wäre. 20 Euro wegen 14 Minu­ten. Pft!

Was mag das für ein Gefühl gewe­sen sein für den Park­über­wa­chungs­dienst­ha­ben­den im schi­cken Bahn­schaff­ner­dress drau­ßen vor dem Zie­gel­bau? Drin­nen im voll­be­setz­ten Saal tobt der Herrn­le­ben in Mönchs­kut­te am Mikro­fon, schwingt gro­ße Wor­te zu Gesetz, Ord­nung und absur­den Rechts­auf­fas­sun­gen einer gan­zen Rat­haus­ober­schicht, wäh­rend man ihm zur glei­chen Sekun­de ein Knöll­chen wegen ord­nungs­wid­ri­ger Par­ke­rei an der Muß­stra­ße auf die Wind­schutz­schei­be tackern kann. In den Zuschau­er­rei­hen zuck­ten die Smart­phones der anwe­sen­den Max­platz­pre­mi­ums beim Auf­schla­gen der Push­nach­richt aus der rat­haus­in­ter­nen Nach­rich­ten-App, weil der Park­über­wa­chungs­dienst­ser­ver direkt Kenn­zei­chen gecheckt und Stu­fe Rot aus­ge­löst hat: „Hab ihn erwischt! Herrn­le­ben ist fäl­lig! 14 Minu­ten! 20 Umdre­hun­gen! Haha!“

Ich geh schwer davon aus, dass am dar­auf­fol­gen­den Mon­tag­mor­gen um halb 8 schon eine Beför­de­rung gedruckt oder zumin­dest eine kom­for­ta­ble Über­stun­den­pau­scha­le für die­sen über­durch­schnitt­li­chen Mit­ar­bei­ter fest­ge­legt wor­den war getreu dem Mot­to „Kei­ne Leis­tung ohne Gegen­leis­tung“. Anwei­sung von ganz oben, even­tu­ell sogar vom OB per­sön­lich unterschrieben.

Und auch wenn ich dem enga­gier­ten, flei­ßi­gen und pflicht­be­wuss­ten Mit­ar­bei­ter von Her­zen wirk­lich alles gön­ne für sei­nen Erfolg, so wird das aber nicht fai­rer. Wisst ihr… Ich stand da ja nur kurz. Also eigent­lich, denn ich woll­te da ja wie­der weg­fah­ren. Und auch nur zum Ein- und Aus­la­den ste­hen blei­ben, weil es ziem­lich geschüt­tet hat, als ich mit Mönchs­kut­te, Text und dem groß­for­ma­ti­gen Foto von Klau­si zwei Stun­den vor allen ande­ren am Zie­gel­bau auf­ge­schla­gen bin. Dann Sound­check, wir muss­ten noch mal wegen dem Intro­vi­deo schau­en und dem einen Lied. Und gera­de als ich raus woll­te, um das Auto… da kamen dann schon – zack! – die ers­ten Zuschau­er. Da konn­te ich ja dann auch nim­mer… Also stellt euch vor, ich in Mönchs­kut­te, ein­mal quer durch das Park­haus. Ging nicht, ist klar.

Aber mal ehr­lich! Wer rech­net denn damit? Und wer, wenn nicht der Ord­nungs­re­fe­rent per­sön­lich, kon­trol­liert denn bit­te­schön wäh­rend der Fas­ten­pre­digt direkt vor dem Saal der Fas­ten­pre­digt? Das macht null Sinn. Ich bin echt frustriert.

Zum ers­ten Mal fin­de ich mich schaf­fens­tech­nisch in einem Loch und weiß nicht, wor­über ich in die­ser Aus­ga­be schrei­ben soll. „Gut!“, wer­den die Bam­ber­ger Genos­sen sagen. „Siehs­te mal, wie es uns geht! – Schaf­fens­tech­ni­sche Frei­heit, das leben wir wegen dir seit drei Jah­ren chro­nisch!“ – Ja, aber als gewöhn­li­cher Stadt­rats­hin­ter­bänk­ler muss man halt auch nicht alle Mona­te drei- bis vier­tau­send Zei­chen hoch­tra­ben­den, sprach­lich gefeil­ten Text wahl­wei­se mit welt­ver­än­dern­der, ganz gro­ßer Bot­schaft oder dem Poten­zi­al zum Rat­haus­skan­dal zu Papier brin­gen. Und für die tol­len Tex­te und Reden der Füh­rungs­schicht gibt es im Rat­haus eine gan­ze Abtei­lung, wenn man selbst wie­der mal frus­triert ist.

Aber es hilft nix. Ich muss aus dem Tief raus, es lie­gen gewal­ti­ge Auf­ga­ben vor uns. Des­halb möch­te ich fol­gen­des mit­tei­len: Nach sorg­fäl­ti­ger Prü­fung habe ich mich ent­schlos­sen, den Straf­zet­tel zu akzep­tie­ren, auch wenn mei­ne Rechts­an­wäl­tin mir gera­ten hat, dage­gen vor­zu­ge­hen. Mir ist das Wohl der Stadt am wich­tigs­ten. Dem ist am meis­ten gedient, wenn das Ver­fah­ren been­det wird.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben
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