Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben über sei­nen Wunschzettel

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Florian Herrnleben, Foto: Privat
Florian Herrnleben, Foto: Privat
Hoch die Hän­de, Jahr zu Ende. Wir haben es geschafft. Auch wenn es alt­be­kannt ger­ne heißt, dass ja nix Bes­se­res nach­kommt, ist mehr Apo­ka­lyp­se als abge­sag­te Sand­ker­wa und Steh­bier­ver­bot vorm Schlen­kerla für die Zukunft Bam­bergs kaum vor­stell­bar. Die zurück­lie­gen­den Mona­te waren hart und kaum zu toppen.

Da müss­ten unse­re Rauch­bier­braue­rei­en schon von der Rade­ber­ger-Grup­pe auf­ge­kauft wer­den, um die Dot­ter­weichs, Dechants und Eich­fel­ders die­ser Stadt spä­tes­tens zu Weih­nach­ten auf die Stech­pal­me zu bringen.

Aber lasst uns posi­ti­ve Effek­te her­aus­pi­cken: End­lich mal wirk­li­che Ruhe und Besinn­lich­keit in den eige­nen vier Wän­den. Statt gro­ßem Auf­ko­chen reicht es heu­er, der Ver­wandt­schaft, die man nicht besu­chen darf (und wahr­schein­lich auch noch nie besu­chen woll­te), die alten Plätz­chen vom letz­ten Jahr aus den gro­ßen Blech­do­sen – mit etwas fri­schem Scho­ko­guss auf­ge­motzt – per Post zu schicken.

Bam­bergs Innen­stadt­be­woh­ner freu­en sich, dass sie selbst am glüh­wein­se­ligs­ten Advents­sams­tag mal einen Anwoh­ner­park­platz bekom­men, der sonst unge­ahn­det von einem HAS-Auto zuge­parkt wäre, ohne 38 Mal im Kreis zu fah­ren und ohne Gedrän­ge in der Innen­stadt mit der größ­ten Ein-Euro-Shop-Dich­te nörd­lich der Alpen mal aus­gie­big shop­pen zu kön­nen. Ach­ja. Weihnachten.

Für eini­ge Mit­ar­bei­ter der Stadt Bam­berg schien bis vor kur­zem das gan­ze Jahr Weih­nach­ten zu sein.

Man hört von Prä­mi­en, Pau­scha­len, Zula­gen und Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen. Ursprüng­lich hat­te mich das gar nicht inter­es­siert. Viel­mehr woll­te ich mich ein klein wenig über die Stadt­spit­ze auf­re­gen, die mit dem Timing eines besof­fe­nen Sym­pho­ni­kers und der Fein­füh­lig­keit einer mit­te-60-jäh­ri­gen Bam­ber­ger Gast­ro­ser­vice­kraft bewie­sen hat, dass man, wäh­rend man der Kul­tur­sze­ne in Bam­berg irgend­et­was zwi­schen 2,5 und 25 Pro­zent weg­streicht, das Gehalt der Kul­tur­re­fe­ren­tin als Zei­chen der Wert­schät­zung um irgend­et­was zwi­schen 2,5 und 25 Pro­zent erhö­hen kann. Als die Refe­ren­tin beteu­er­te, dass da „die Tarif­au­to­ma­tik greift“, hab ich aber Mit­leid bekom­men. Die­se Tarif­au­to­ma­tik stell’ ich mir seit­her wie ein zäh­ne­flet­schen­des Mons­ter vor, dass aus­’m Maul nach ver­go­re­nem Bier aus Kulm­bach riecht und – ZACK! – ganz über­ra­schend zugreift. Kei­ne Chan­ce sich zu weh­ren! – Aber gut. Kei­ne Neid­de­bat­ten. Wir hät­ten ja alle Pres­se­spre­chen­de wer­den können.

Zurück zu den kur­sie­ren­den, viel inter­es­san­te­ren Gerüch­ten rund um irgend­wel­che angeb­li­chen Dau­er­zu­la­gen, für die die Stadt Bam­berg irgend­wann in den letz­ten Mona­ten gehö­rig vom kom­mu­na­len Prü­fungs­ver­band auf die Fin­ger bekom­men haben soll. In einer Nacht- und Nebel­ak­ti­on muss­ten die gestri­chen wer­den, heißt es. Seit­dem – so sagt man – schram­men eini­ge Stadt­an­ge­stell­te der obers­ten Ebe­nen am Exis­tenz­mi­ni­mum und hecheln dem Weih­nachts­ge­halts­scheck unterm Christ­baum ent­ge­gen, der in die­sen Tagen ver­schickt wer­den dürf­te. Ver­ständ­lich. Die Prü­fungs­trup­pe wird nicht wegen eines Brat­wurst­gut­scheins und einer Kugel­schrei­ber­mi­ne für den Pri­vat­ge­brauch böse geschaut haben. Der Rech­nungs­prü­fungs­aus­schuss hüllt sich in Schwei­gen. Man­che wuss­ten von nix. Man­che wis­sen von nix. Und eine gewis­se Ahnungs­lo­sig­keit neh­me ich eini­gen Stadt­rä­ten auch bedin­gungs­los ab. Mal schau­en, was das nächs­te Jahr da noch an die Öffent­lich­keit schwemmt.

Jetzt war­ten mir erst­mal gespannt aufs Christ­kind. Was es uns wohl unter den Weih­nachts­baum legt? Den gebeu­tel­ten Mit­ar­bei­tern der obers­ten Ver­wal­tungs­ebe­ne hof­fent­lich schö­ne Weih­nachts­ge­haltschecks. Den Kul­tur­schaf­fen­den ein biss­chen Brot. Uns allen Welt­frie­den. Ich per­sön­lich hab mir den arg gehei­men Bericht vom kom­mu­na­len Prü­fungs­ver­band gewünscht, damit ich euch bald davon erzäh­len kann.

Fro­hes Fest! Bleibt gesund!
Euer Flo­ri­an Herrnleben
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