Hoch die Hände, Jahr zu Ende. Wir haben es geschafft. Auch wenn es altbekannt gerne heißt, dass ja nix Besseres nachkommt, ist mehr Apokalypse als abgesagte Sandkerwa und Stehbierverbot vorm Schlenkerla für die Zukunft Bambergs kaum vorstellbar. Die zurückliegenden Monate waren hart und kaum zu toppen.
Da müssten unsere Rauchbierbrauereien schon von der Radeberger-Gruppe aufgekauft werden, um die Dotterweichs, Dechants und Eichfelders dieser Stadt spätestens zu Weihnachten auf die Stechpalme zu bringen.
Aber lasst uns positive Effekte herauspicken: Endlich mal wirkliche Ruhe und Besinnlichkeit in den eigenen vier Wänden. Statt großem Aufkochen reicht es heuer, der Verwandtschaft, die man nicht besuchen darf (und wahrscheinlich auch noch nie besuchen wollte), die alten Plätzchen vom letzten Jahr aus den großen Blechdosen – mit etwas frischem Schokoguss aufgemotzt – per Post zu schicken.
Bambergs Innenstadtbewohner freuen sich, dass sie selbst am glühweinseligsten Adventssamstag mal einen Anwohnerparkplatz bekommen, der sonst ungeahndet von einem HAS-Auto zugeparkt wäre, ohne 38 Mal im Kreis zu fahren und ohne Gedränge in der Innenstadt mit der größten Ein-Euro-Shop-Dichte nördlich der Alpen mal ausgiebig shoppen zu können. Achja. Weihnachten.
Für einige Mitarbeiter der Stadt Bamberg schien bis vor kurzem das ganze Jahr Weihnachten zu sein.
Man hört von Prämien, Pauschalen, Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Ursprünglich hatte mich das gar nicht interessiert. Vielmehr wollte ich mich ein klein wenig über die Stadtspitze aufregen, die mit dem Timing eines besoffenen Symphonikers und der Feinfühligkeit einer mitte-60-jährigen Bamberger Gastroservicekraft bewiesen hat, dass man, während man der Kulturszene in Bamberg irgendetwas zwischen 2,5 und 25 Prozent wegstreicht, das Gehalt der Kulturreferentin als Zeichen der Wertschätzung um irgendetwas zwischen 2,5 und 25 Prozent erhöhen kann. Als die Referentin beteuerte, dass da „die Tarifautomatik greift“, hab ich aber Mitleid bekommen. Diese Tarifautomatik stell’ ich mir seither wie ein zähnefletschendes Monster vor, dass aus’m Maul nach vergorenem Bier aus Kulmbach riecht und – ZACK! – ganz überraschend zugreift. Keine Chance sich zu wehren! – Aber gut. Keine Neiddebatten. Wir hätten ja alle Pressesprechende werden können.
Zurück zu den kursierenden, viel interessanteren Gerüchten rund um irgendwelche angeblichen Dauerzulagen, für die die Stadt Bamberg irgendwann in den letzten Monaten gehörig vom kommunalen Prüfungsverband auf die Finger bekommen haben soll. In einer Nacht- und Nebelaktion mussten die gestrichen werden, heißt es. Seitdem – so sagt man – schrammen einige Stadtangestellte der obersten Ebenen am Existenzminimum und hecheln dem Weihnachtsgehaltsscheck unterm Christbaum entgegen, der in diesen Tagen verschickt werden dürfte. Verständlich. Die Prüfungstruppe wird nicht wegen eines Bratwurstgutscheins und einer Kugelschreibermine für den Privatgebrauch böse geschaut haben. Der Rechnungsprüfungsausschuss hüllt sich in Schweigen. Manche wussten von nix. Manche wissen von nix. Und eine gewisse Ahnungslosigkeit nehme ich einigen Stadträten auch bedingungslos ab. Mal schauen, was das nächste Jahr da noch an die Öffentlichkeit schwemmt.
Jetzt warten mir erstmal gespannt aufs Christkind. Was es uns wohl unter den Weihnachtsbaum legt? Den gebeutelten Mitarbeitern der obersten Verwaltungsebene hoffentlich schöne Weihnachtsgehaltschecks. Den Kulturschaffenden ein bisschen Brot. Uns allen Weltfrieden. Ich persönlich hab mir den arg geheimen Bericht vom kommunalen Prüfungsverband gewünscht, damit ich euch bald davon erzählen kann.
Frohes Fest! Bleibt gesund!
Euer Florian Herrnleben
- November 27, 2020
- Autor: Florian Herrnleben