Ste­gau­rach beschließt tarif­li­che Fest­an­stel­lung von zwei lang­jäh­ri­gen integra-Mitarbeitern

Gemein­de Ste­gau­rach setzt ein star­kes Zei­chen für Inklusion

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Inklusion
Die integra MENSCH-Mitarbeiter Christian Fuchs (2.v.l) und Donald Wohnfurter (r.) unterschreiben ihre neuen Arbeitsverträge bei der Gemeinde Stegaurach über das Modell „Budget für Arbeit“ von integra MENSCH – gefördert vom Bezirk Oberfranken. Das neue Projekt unterstützen insbesondere Bürgermeister Thilo Wagner (l.) und Bezirkstagspräsident Henry Schramm (2.v.r.). Foto: Gemeinde Stegaurach
Die Gemein­de Ste­gau­rach beweist seit zwei Jahr­zehn­ten, dass Inklu­si­on kein Lip­pen­be­kennt­nis ist, son­dern kon­kret gelebt wer­den kann. Bereits vor 20 Jah­ren hat der Gemein­de­rat mit inte­gra MENSCH, einem Bereich der Lebens­hil­fe Bam­berg, zwei Arbeits­plät­ze im kom­mu­na­len Bau­hof ein­ge­rich­tet. Nun folgt der nächs­te logi­sche Schritt: die Über­nah­me zwei­er Beschäf­tig­ter in regu­lä­re sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Arbeits­ver­hält­nis­se – ermög­licht durch das „Bud­get für Arbeit“.

Ein star­kes Zei­chen sen­de­te dabei der Gemein­de­rat mit einem ein­stim­mi­gen Beschluss: Über Par­tei­gren­zen hin­weg wur­de die Maß­nah­me als weg­wei­send unter­stützt. „Das ist doch auf jeden Fall eine Auf­wer­tung für den Men­schen“, brach­te es Gemein­de­rat Gert Lech­ner (CSU) auf den Punkt. Die bei­den Mit­ar­bei­ten­den – Chris­ti­an Fuchs und Donald Wohn­fur­ter – waren bereits über vie­le Jah­re hin­weg über das inte­gra MENSCH-Paten­schafts­mo­dell im Bau­hof beschäf­tigt. Mit dem Schritt in die regu­lä­re Anstel­lung erhal­ten sie nun tarif­li­chen Lohn, vol­le Arbeit­neh­mer­rech­te und ech­te beruf­li­che Per­spek­ti­ven. Bun­des­weit gelingt die­ser Über­gang bis­lang weni­ger als einem Pro­zent der Werk­statt­be­schäf­tig­ten – umso bemer­kens­wer­ter ist der Erfolg des Ste­gau­ra­cher Modells.

Ein ent­schei­den­der Part­ner auf die­sem Weg ist der Bezirk Ober­fran­ken, der das Pro­jekt von Beginn an enga­giert beglei­tet. Bei der offi­zi­el­len Ver­trags­un­ter­zeich­nung am 25. Juni unter­strich Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm die Bedeu­tung des „Bud­gets für Arbeit“: „Wer wie Chris­ti­an Fuchs oder Donald Wohn­fur­ter mit einem Werk­statt­an­spruch auf den all­ge­mei­nen Arbeits­markt wech­selt, bekommt durch das Bud­get für Arbeit eine ech­te Chan­ce auf Selbst­stän­dig­keit. Wir unter­stüt­zen die­se Ent­wick­lung mit aller Kraft – denn Teil­ha­be am Arbeits­le­ben ist ein Menschenrecht.“

Das För­der­instru­ment gleicht behin­de­rungs­be­ding­te Unter­stüt­zungs­be­dar­fe durch Lohn­kos­ten­zu­schüs­se aus – und ermög­licht Arbeit­ge­bern Pla­nungs­si­cher­heit. Das bewähr­te Paten­sys­tem von inte­gra MENSCH sorgt wei­ter­hin für per­sön­li­che Unter­stüt­zung und sta­bi­le Struk­tu­ren im betrieb­li­chen Alltag.

Bau­hof­lei­ter Ste­fan Reck hebt den Mehr­wert für das Team her­vor: „Chris­ti­an und Donald sind eine ech­te Berei­che­rung. Sie sind enga­giert, zuver­läs­sig und brin­gen gute Lau­ne mit.“

Auch für die Betrof­fe­nen selbst bedeu­tet die Anstel­lung einen gro­ßen Schritt in Rich­tung Selbst­be­stim­mung und gesell­schaft­li­cher Teil­ha­be. „Ich bin stolz, dass ich jetzt rich­tig dazu­ge­hö­re“, sagt Chris­ti­an Fuchs. „Ich ver­die­ne mein eige­nes Geld und habe tol­le Kollegen.“

„Wir wol­len Vor­bild sein und ande­ren Kom­mu­nen zei­gen, dass Inklu­si­on im Arbeits­le­ben funk­tio­niert – wenn man sie ernst nimmt. Die ein­stim­mi­ge Ent­schei­dung unse­res Gemein­de­rats zeigt, dass unse­re gesam­te Gemein­de die­sen Weg gemein­sam geht“, zieht Bür­ger­meis­ter Thi­lo Wag­ner (FW-FL) ein kla­res Fazit. Ein star­kes Zei­chen für Inklu­si­on setzt auch die Berufs­schu­le Bam­berg: Gemein­sam mit der Regie­rung von Ober­fran­ken wur­de für Fran­zis­ka Herold der Über­gang in das Bud­get für Arbeit rea­li­siert. Sie ist seit sechs Jah­ren im Sekre­ta­ri­at tätig und über­nimmt dort – unter­stützt von ihren Kol­le­gin­nen – viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben. Ihre neue Anstel­lung bedeu­tet nicht nur finan­zi­el­le Unab­hän­gig­keit, son­dern auch eine kla­re Aner­ken­nung ihrer Leistung.


„Ste­gau­rach ist ein leuch­ten­des Bei­spiel dafür, was mög­lich ist, wenn Inklu­si­on gelebt wird“

Was mög­lich ist, wenn Inklu­si­on kon­se­quent umge­setzt wird, zeigt auch das Kli­ni­kum der Sozi­al­stif­tung Bam­berg. Raed Almhi­meed, ein aus Syri­en geflüch­te­ter Kon­di­tor, ver­lor bei einem Bom­ben­an­griff einen Arm und ein Bein. Doch statt auf­zu­ge­ben, fand er mit Unter­stüt­zung von Pfle­ge­di­rek­to­rin Ilo­na Bau­mann und inte­gra MENSCH einen neu­en, indi­vi­du­ell ange­pass­ten Arbeits­platz. Heu­te nimmt er mit einem Tablet in den Pati­en­ten­zim­mern Essens­wün­sche auf – eine Tätig­keit, die er mit gro­ßer Freund­lich­keit, Zuver­läs­sig­keit und sozia­ler Kom­pe­tenz aus­führt. Sei­ne Geschich­te steht bei­spiel­haft für das, was mög­lich ist, wenn Enga­ge­ment und Krea­ti­vi­tät auf ech­te Teil­ha­be abzielen.

Immer mehr Arbeit­ge­ber fol­gen die­sem Bei­spiel: So haben auch die Kita St. Vitus in Hirschaid und der Maler­be­trieb Roy in Gerach ihre inte­gra-Paten­schaf­ten in sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Anstel­lun­gen auf Basis des Bud­gets für Arbeit über­führt. Damit ermög­li­chen sie ihren Mit­ar­bei­ten­den, eigen­stän­dig für ihren Lebens­un­ter­halt zu sor­gen – ein bedeu­ten­der Schritt hin zu ech­ter gesell­schaft­li­cher Teilhabe.

Kuno Eich­ner, Ein­rich­tungs­lei­ter von inte­gra MENSCH, zeigt sich bewegt: „Ste­gau­rach ist ein leuch­ten­des Bei­spiel dafür, was mög­lich ist, wenn Inklu­si­on gelebt wird. Was hier ent­stan­den ist, ist weit mehr als ein Arbeits­ver­hält­nis – es ist ein Zei­chen von ech­ter Wert­schät­zung, Ver­trau­en und Mit­ein­an­der – für die Men­schen, um die es geht und für die Idee einer inklu­si­ven Gesell­schaft. Ich bin tief beein­druckt von allen, die die­sen Weg mit Über­zeu­gung und Herz­blut mög­lich machen.“

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