Verschiedene Sommerlöcher macht Florian Herrnleben in seiner Kolumne der Oktoberausgabe des Stadtechos aus.
Wenn nur jedes Schlagloch, jede Baugrube in dieser Stadt so unterhaltsam, so kurzweilig, überhaupt so „nicht der Rede wert” sein würde wie die oft beklagten Sommerlöcher in der Presseberichterstattung. Normalerweise verabschieden wir uns, die wir sonst gerne über das eine oder andere Vorkommnis rund um den Maxplatz berichten, vor Langeweile im August an irgendeinen Baggersee. Das diesjährige Sommerloch war aber eher ein Löchchen. Nix mit Erholung! – Lang und wirklich vehement habe ich für eine Sonderausgabe des Stadtechos gekämpft, um den kompletten August und den September gewinnbringend durchschreiben zu dürfen… Leider erfolglos. Nun muss ich mich halt hier wieder auf einer Seite kurzfassen.
Unser alle Andi, der oberste Chefsachenchef, hat sich wie Winnetou vor seine Verwaltung, seine Mitarbeiter, vor die gesamte Stadtgesellschaft geworfen und den zweiten Strafbefehl binnen weniger Monate – diesmal wegen Untreue – akzeptiert. Zum Wohle der Stadt! Danke, Andi! Danke! Was mit einem Stapel Papier, dem inzwischen allseits bekannten BKPV-Bericht, Ende 2020 begann, über eine Whistleblowerjagd in geschichtsträchtigen Sätzen wie „Keine Leistung ohne Gegenleistung“ mündete, Running Gags wie den von der „anderen Rechtsauffassung“ hervorbrachte, endete vor wenigen Wochen nun also mit einem dicken Brief voller Strafbefehle für die halbe Führungsmannschaft unserer Stadtverwaltung. Neuer Spitzname: Die Maxplatz-Daltons. Nix mit Ruhe…
Auch unser Facebook-Fakeaccountprofi Stieringer hat in die „Sommerpause“ hinein seinen Austritt aus Fraktion und SPD proklamiert. Ein Dreivierteljahr des Auseinanderfieselns von Wahrheit und Lüge, von Fake und Echt zwischen Sandmann und Franken… Zusammengefasst: Ein Dreivierteljahr voll deutschlandweiter Berichterstattung über Fakeaccountcity Bamberg endete vorläufig vergleichsweise sang- und klanglos. Alle zollten sich höflich Respekt. Für die Entscheidung, also seine, und für die Arbeit, also meine. Ich dankte für das Bier auf Kosten der Genossen, das ich mir bei der SPD-Versammlung einverleibt hab, in die ich gewohnt unauffällig mit lautem Rütteln an der Tür und Scheppern beim Betreten des Harmoniesaals gestolpert bin, um aus erster Hand zu berichten, um mich anschließend zurückzulehnen, aber…
Vorher, währenddessen und danach startete die CSU entweder aus freundschaftlicher Stadtratskollegenloyalität oder aus Titelseitenneid heraus ein – wenn nicht gar das größte – Ablenkungsmanöver von den SPD-Skandalen seit Bistumsgründung durch Heinrich und Kunigunde und schickte ihre Besten los, um sich per Facebook zunächst auf die Titelseite vom FT und dann bis in die Timeline des Playboychefredakteurs zu ätzen. Statt sich also mit feinen Laubsägearbeiten am Stuhl des Oberbürgermeisters zu schaffen zu machen, sägte man lieber am eigenen Ast. Endlich! Ein Skandal auch bei der CSU, der im Rücktritt des Geschäftsführers endete…
Und da das offensichtlich noch nicht genug war, strauchelte auch noch das Stadtratsbündnis aus Volt, Bamberger Mitte und ÖDP durch die Sommerpause, weil man sich nicht einig zu sein scheint, ob man offiziell eher links, liberal, ökologisch oder rechts sein möchte, und ob das mittige Drittel, weil es gern möchte, alternativ auch mal öffentlichkeitswirksam an AfD-Kaffeefahrten teilnehmen kann, weil man doch eh nur aus Profitgründen eine Fraktion gebildet hat. Bis zu dieser Minute kurz vor Redaktionsschluss konnte ich beim Noch-Fraktionschef nicht herausfinden, ob seine Europäisch-Voltsche Brandmauer nach Rechts nun vor oder hinter der rechten Mitte, der mittigen Rechten oder einer alternativen Mitte steht.
Dieses Facebook wird mehr und mehr zum Bamberger Politikerschredder. Socialmedia als virtueller Brandbeschleuniger beim Offenlegen defizitärer Verhaltensweisen. Langsam haben wir alle Fraktionen durch, fast überall hat sich inzwischen mal irgendeiner die Finger verbrannt. Gibt’s überhaupt noch was zu berichten? Jetzt, wo das Sommerloch vorbei ist?
Na, hoffentlich falle ich nun in kein Loch, wenn es wieder richtig losgeht…
Ihr Florian Herrnleben
- September 30, 2022
- Autor: Florian Herrnleben