Negatives Zeugnis für Bayerns Wirtschaft: In einer Studie bescheinigt das ifo Institut dem Wirtschaftsstandort eine abnehmende Exportstärke. Güter „Made in Bavaria“ sind seit einigen Jahren im Ausland weniger gefragt.
Kräftige Exportüberschüsse als Ausdruck der wirtschaftlichen Stärke Bayerns gehören nach einer neuen Studie aus dem ifo Institut der Vergangenheit an. Wie das Institut für Information und Forschung am 22. Januar mitteilte, müsse sich das Bundesland damit von einem wesentlichen Markenzeichen seines rasanten Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit verabschieden.
Bereits seit 2019 ist Bayern kein Nettoexporteur von Gütern mehr. Das heißt, es bezieht mehr Waren aus dem Ausland als es exportiert. Bis zum Jahr 2022 stieg das Exportdefizit auf einen Jahreswert von 34,2 Milliarden Euro, auch getrieben durch hohe Energiepreise. Die Daten für 2023 liegen noch nicht vollständig vor, bis einschließlich November beträgt das Defizit im Güterhandel aber 9,5 Milliarden Euro. Das ifo Institut geht deshalb von einem dauerhaften Trend zu Exportdefiziten in Bayern aus.
„Zwar sind Exportüberschüsse oder ‑defizite für sich genommen weder gut noch schlecht“, wird Oliver Falck zitiert, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien und Mitautor der Studie. „Aber hohe Exporte sind ein Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit und dafür, dass Güter „Made in Bavaria“ gefragt sind.“
Auch fällt die Industrieproduktion in Bayern, ebenso wie in Deutschland, insgesamt seit 2018 zurück. Im selben Zeitraum hat der Euroraum teils Zuwächse verzeichnet. Zudem liegen die Anlageinvestitionen in Deutschland dauerhaft auf einem niedrigen Niveau. „Das sind deutliche Anzeichen für Belastungen am Industriestandort Bayern“, so der Volkswirt Falck weiter. „Zu diesen gehören fehlende Fachkräfte, hohe Energiepreise und Defizite bei der Digitalisierung. Besonders betroffen sind die Automobilbranche und die chemische Industrie.“ Als weitere Erklärung für die Industrieschwäche in Bayern werden auch Hemmnisse im freien Welthandel und Subventionsprogramme im Ausland genannt. Diese Faktoren beschleunigen ebenfalls Produktionsverlagerungen bayerischer Hersteller nach Asien und in die USA.