USA für vie­le Unter­neh­men kein ver­läss­li­cher Han­dels­part­ner mehr

IHK-Umfra­ge zieht kri­ti­sche Bilanz nach 100 Tagen Trump

2 Min. zu lesen
Trump
Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. Foto: Thorsten Ochs /Ochsenfoto
Die sprung­haf­te Poli­tik des US-ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten Donald Trump ver­un­si­chert die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men mit Geschäfts­kon­tak­ten in die USA mas­siv, wie eine aktu­el­le Blitz­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zeigt.

Das Urteil über die ers­ten 100 Tage sei­ner Prä­si­dent­schaft zeich­net ein ernüch­tern­des Bild: Für 34 Pro­zent der Befrag­ten sind die USA kein ver­läss­li­cher Han­dels­part­ner mehr. Für gera­de ein­mal acht Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men mit US-Geschäfts­kon­tak­ten sind die USA wei­ter­hin ein ver­läss­li­cher Geschäfts­part­ner, wei­te­re 58 Pro­zent kön­nen dies aktu­ell noch nicht abschät­zen. “Wirt­schaft braucht Ver­läss­lich­keit”, macht Dr. Micha­el Waas­ner deut­lich, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Die Unbe­re­chen­bar­keit ver­un­si­chert unse­re Unter­neh­men zutiefst, ins­be­son­de­re die Fol­gen der teil­wei­se extre­men Zoll­sät­ze sind kaum abzu­schät­zen. Den Unter­neh­men bleibt in der aktu­el­len Lage nur übrig, auf Sicht zu fahren.”

Die trans­at­lan­ti­schen Span­nun­gen tref­fen die Wirt­schaft hart, sind die USA doch der größ­te Abneh­mer baye­ri­scher Pro­duk­te. Dazu kom­men die unsi­che­ren Kon­junk­tur­aus­sich­ten. Vor allem die Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer, Ober­fran­kens bedeu­tends­te Arbeit­ge­ber, spü­ren den zuneh­men­den Druck. Dr. Waas­ner: „Vie­le Unter­neh­men sind ohne­hin schon in einer schwie­ri­gen Situa­ti­on, die durch die aktu­el­le US-Poli­tik noch ver­schärft wird. Fle­xi­bi­li­tät in den Lie­fer­ket­ten und alter­na­ti­ve Absatz­märk­te ste­hen jetzt weit oben auf der stra­te­gi­schen Agenda.”


Unter­neh­men kri­ti­sie­ren “Cha­os” und “unvor­her­seh­ba­re Folgen”

Die Kom­men­ta­re der befrag­ten Unter­neh­men zur aktu­el­len US-Poli­tik fal­len deut­lich aus. „Die Welt spielt Schach”, so die Ein­schät­zung eines Han­dels­un­ter­neh­mens zu den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen im Welt­han­del. „Ein abso­lu­tes Cha­os mit unvor­her­seh­ba­ren Fol­gen”, ergänzt ein Unter­neh­mens­ver­tre­ter aus der Indus­trie. „Chao­tisch, unse­ri­ös, erpres­se­risch, arro­gant und selbst­zer­stö­re­risch” die Mei­nung eines Unter­neh­mens aus dem Bau­sek­tor zu dem ers­ten 100 Tagen Trump. Ver­schie­de­ne State­ments zei­gen aber auch die Angst der Unter­neh­men um die Sta­bi­li­tät der Demo­kra­tie in den USA.

Die Unter­neh­men sehen viel­fäl­ti­ge Risi­ken durch die aktu­el­le US-Poli­tik. Beson­ders kri­tisch bewer­tet wer­den mög­li­che Han­dels­hemm­nis­se (83 Pro­zent), nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen der US-Sank­tio­nen auf ande­re Welt­märk­te (77 Pro­zent) sowie die Insta­bi­li­tät der Finanz­märk­te (63 Prozent).

Natür­lich bedeu­tet das nicht, dass die Unter­neh­men künf­tig auf den US-ame­ri­ka­ni­schen Markt ver­zich­ten: 56 Pro­zent der Befrag­ten blei­ben bei ihrer bis­he­ri­gen Unter­neh­mens­stra­te­gie, immer­hin fünf Pro­zent wol­len ihr Enga­ge­ment in den USA erhö­hen, wei­te­re 16 Pro­zent dage­gen ihr Enga­ge­ment zurückfahren.

Soll­ten die der­zeit aus­ge­setz­ten US-Zöl­le tat­säch­lich in Kraft tre­ten, rech­nen rund drei Vier­tel der befrag­ten Unter­neh­men mit nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf ihr US-Geschäftsmodell.

Ein gutes Drit­tel der Befrag­ten befürch­tet außer­dem eine Beein­träch­ti­gung des Chi­na-Geschäfts durch die US-Han­dels­po­li­tik. In ihren Kom­men­ta­ren befürch­ten betrof­fe­ne Unter­neh­men eine Insta­bi­li­tät der Lie­fer­ket­ten und einen ver­stärk­ten Wett­be­werbs­druck durch chi­ne­si­sche Anbie­ter auf dem euro­päi­schen Markt. „Ich befürch­te eine Flut chi­ne­si­scher Bil­lig­pro­duk­te“, so ein Unter­neh­mens­ver­tre­ter. Zudem wei­sen meh­re­re Unter­neh­men dar­auf hin, dass eine Ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on von Chi­na in die USA erheb­li­che Mehr­kos­ten ver­ur­sa­chen wür­de und das not­wen­di­ge Know-how für die Pro­duk­ti­on in den USA oft gar nicht vor­han­den sei.


Unter­neh­mer auf der Suche nach neu­en Handelspartnern

Unter­schied­li­cher könn­te die Ein­schät­zung der Geschäfts­be­zie­hun­gen in den kom­men­den vier Jah­ren nicht aus­fal­len. Wäh­rend gera­de ein­mal 13 Pro­zent der Befrag­ten mit einer posi­ti­ven Ent­wick­lung der Geschäfts­be­zie­hun­gen mit den USA rech­nen, sind es bei Chi­na 50 Pro­zent. Genau umge­kehrt fal­len die nega­ti­ven Erwar­tun­gen aus. Wäh­rend 53 Pro­zent der Unter­neh­men pes­si­mis­tisch auf die wei­te­ren Geschäfts­be­zie­hun­gen mit den USA bli­cken, sind es bei Chi­na trotz aller Her­aus­for­de­run­gen nur 17 Prozent.

Ande­re Märk­te gewin­nen aus Sicht der export­ori­en­tier­ten Unter­neh­men an Attrak­ti­vi­tät. Vor allem die Euro­zo­ne (68 Pro­zent), die ande­ren EU-Län­der (inclu­si­ve Schweiz und Nor­we­gen mit 40 Pro­zent), Chi­na (28 Pro­zent), der Asi­en-Pazi­fik-Raum (28 Pro­zent), das Ver­ei­nig­te König­reich (22 Pro­zent) und Kana­da (22 Pro­zent) rücken ver­stärkt in den Fokus ober­frän­ki­scher Unternehmen.

„Pro­tek­tio­nis­mus statt Glo­ba­li­sie­rung – die­se Ent­wick­lung drückt der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent der gesam­ten Welt auf. Umso wich­ti­ger ist es, dass die Poli­tik in Brüs­sel und Ber­lin wei­ter geschlos­sen für einen frei­en Welt­han­del ein­tritt und sich kon­se­quent für nied­ri­ge Zöl­le zwi­schen den USA und der EU stark macht”, for­dert Dr. Waasner.

Die Zahl der Anfra­gen zu den The­men­kom­ple­xen “Außen­han­del” und vor allem “Zöl­le” ist bei der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zuletzt auf jeden Fall deut­lich angestiegen.

Weiterer Artikel

21. Jah­res­tag des Staats­ver­trags zum Bau des Brenner-Basistunnels

Kli­ma­ge­rech­ten und frei­en alpen­que­ren­den Waren­ver­kehr ermöglichen

Nächster Artikel

Bas­ket­ball-Bun­des­li­ga

Bam­berg Bas­kets am Mitt­woch zu Gast in Hamburg