Muse­en, Nach­hal­tig­keit und Wohlbefinden

Inter­na­tio­na­ler Muse­ums­tag 2023 am 21. Mai

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Museumstag
Von Links: Wegweiser in der Ausstellung „Baustelle Denkmal“ (Foto: S. Quenzer); aus „Kurios!“: Anne Rößner „Goldener Turm“, 2009 (Foto: A. Rößner); aus „Pest und Cholera“: „Totentanz“, Holzschnitt, 1493 (Foto: Staatbibliothek Bamberg)
Am 21. Mai öff­nen Muse­en welt­weit zum 46. Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag ihre Türen beson­ders weit und machen mit Son­der­aus­stel­lun­gen, Spe­zi­al­füh­run­gen und Rah­men­pro­gram­men auf ihre Bestän­de auf­merk­sam. Mit Staats­bi­blio­thek, His­to­ri­schem Muse­um, Diö­ze­san­mu­se­um und Neu­er Resi­denz betei­li­gen sich auch die Muse­en am Bam­ber­ger Dom­berg.

Seit fast 50 Jah­ren ruft der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­rat den Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag aus, inklu­si­ve Mot­to. Die­ses Jahr lau­tet der Leit­spruch „Muse­en, Nach­hal­tig­keit und Wohl­be­fin­den“. „Das Mot­to wur­de aus­ge­wählt“, sagt Chris­tia­ne Wen­den­burg, Koor­di­na­to­rin der Muse­en am Dom­berg, „weil Kul­tur­ein­rich­tun­gen und Muse­en durch Akti­vi­tä­ten wie kul­tu­rel­le Bil­dung, Aus­stel­lun­gen, Öffent­lich­keits­ar­beit und For­schung einen Bei­trag zum Wohl­be­fin­den und zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung der Gesell­schaft leisten.“

Als Bei­spiel nennt sie die Aus­stel­lung „Lie­be oder Last?! Bau­stel­le Denk­mal“, mit der sich das His­to­ri­sche Muse­um am Muse­ums­tag betei­ligt. „Die Schau zum Denk­mal­schutz macht deut­lich, dass der Erhalt von Denk­mä­lern durch die Ver­wen­dung natür­li­cher, regio­na­ler und bestän­di­ger Mate­ria­li­en nicht nur Res­sour­cen schont, son­dern auch die Umwelt schützt. Hin­zu kommt, dass his­to­ri­sche Gebäu­de über Gene­ra­tio­nen hin­weg genutzt wer­den. Erhalt statt Neu­bau wirkt also dem Ver­brauch und der Ver­sie­ge­lung wei­te­rer Grün­flä­chen entgegen.“

Auch die Muse­en selbst ver­spre­chen sich einen Nut­zen des Tages. Mit kos­ten­lo­sen Son­der­füh­run­gen, Werk­statt­ge­sprä­chen, Mit­mach-Ange­bo­ten, Bli­cken hin­ter die Kulis­sen und Kin­der­pro­gramm ver­su­chen sie, einen Ein­blick in ihre Arbeit zu ver­mit­teln und ver­mehrt Publi­kum anzu­zie­hen. „Wir möch­ten mit unse­ren Ange­bo­ten eine bunt gemisch­te Gäs­tes­truk­tur errei­chen: Tou­ris­ten und Besu­che­rin­nen und Besu­cher aus dem Aus­land, aber auch Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger, die ihren Muse­en mal wie­der einen Besuch abstat­ten möch­ten. Und auch die­je­ni­gen, die Muse­en für eine ver­staub­te Ein­rich­tung hal­ten oder die eine gewis­se Schwel­len­angst vor dem Besuch eines Muse­ums haben, hof­fen wir am Muse­ums­tag emp­fan­gen zu können.“

His­to­ri­sches Muse­um: Aus­stel­lung zum Denkmalschutz

Eine Mög­lich­keit dazu bie­tet die bereits erwähn­te Aus­stel­lung „Lie­be oder Last?! – Bau­stel­le Denk­mal“ im His­to­ri­schen Muse­um. Die preis­ge­krön­te Wan­der­aus­stel­lung der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz wirft noch bis 29. Okto­ber den Blick auf das kon­tro­ver­se The­ma des Denkmalschutzes.

„In der Öffent­lich­keit wird der Denk­mal­schutz meis­tens in einem Span­nungs­feld zwi­schen „wun­der­bar, dass ein his­to­ri­sches Gebäu­de erhal­ten wird“ und „zu auf­wän­dig und rück­wärts­ge­wandt“ dar­ge­stellt“, sagt Eva Mast­hoff von der Stif­tung und ver­ant­wort­lich für die Kon­zep­ti­on der Aus­stel­lung. „Der Auf­trag der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz besteht ent­spre­chend nicht nur im Denk­mal­schutz, son­dern auch in der Bewusst­seins­bil­dung für den Sinn des Denk­mal­schut­zes. Denn es gibt vie­le Irr­tü­mer in der Denk­mal­pfle­ge, die uns immer wie­der begeg­nen. Bei­spie­le sind: Er sei zu teu­er, ein Denk­mal kön­ne nicht abge­ris­sen oder bau­lich ver­än­dert wer­den oder Deutsch­land sei denk­mal­reich. Dabei sind nur drei Pro­zent der lan­des­wei­ten Bau­sub­stanz denk­mal­ge­schützt – das ist ver­schwin­dend gering und wird jeden Tag gerin­ger. Umso kost­ba­rer ist der Schatz denk­mal­ge­schütz­ter Bau­ten. Dar­um wol­len wir in der Aus­stel­lung zei­gen, wie Denk­mal­schutz geht, wie wir ihn betrei­ben und wo man sich Hil­fe holen kann, soll­te man in Besitz von zum Bei­spiel einem geschütz­ten Haus sein.“

Sechs inter­ak­ti­ve Sta­tio­nen, optisch ver­bun­den und zusam­men­ge­hal­ten durch Bau­ge­rüs­te, beleuch­ten mul­ti­me­di­al den Denk­mal­schutz unter ver­schie­de­nen Gesichts­punk­ten. Wel­che Bau­sub­stanz kommt infra­ge? War­um ist es wich­tig, sie zu erhal­ten? Wel­che künst­le­risch-hand­werk­li­chen Leis­tun­gen ste­cken in his­to­ri­schen Bau­wer­ken? Wel­che För­der­mög­lich­kei­ten gibt es? Wel­chen Vor­ur­tei­len und wel­chen Gefah­ren sind geschütz­te Gebäu­de ausgesetzt?

Zu letz­te­rem kann Schäd­lings­be­fall gehö­ren oder sau­rer Regen, aber: „Die größ­te Gefahr geht ganz klar von mensch­li­chen Ein­flüs­sen aus, zum Bei­spiel von Bau­vor­ha­ben. Gegen Umwelt­ein­flüs­se kann man Maß­nah­men tref­fen, gegen mensch­li­che Ent­schei­dun­gen nicht“, sagt Eva Masthoff.

Und die Aus­stel­lung beant­wor­tet die Fra­ge nach der titel­ge­ben­den Lie­be und der Last des Denk­mal­schut­zes. „Die Lie­be ist das, was man mit Denk­mal­schutz erhält, also Geschich­te, Iden­ti­fi­ka­ti­on und Hei­mat und häu­fig auch künst­le­ri­sche Meis­ter­leis­tun­gen. Es gibt einen Satz des Grün­ders der Deut­schen Stif­tung Denk­mal­schutz: Denk­mal­schutz ist unser Dank an die Ver­gan­gen­heit, unse­re Freu­de an der Gegen­wart und unser Geschenk an die Zukunft. Anders gesagt: Um in der Zukunft rich­tig agie­ren und gestal­ten zu kön­nen, muss man die Wur­zeln ver­ste­hen. Die Last mag manch einer im Auf­wand des Denk­mal­schut­zes sehen, also dass es beson­de­rer Maß­nah­men und Exper­ti­sen bedarf.“

Eine Stadt wie Bam­berg, deren Alt­stadt zu gro­ßen Tei­len denk­mal­ge­schützt ist, scheint unter­des­sen gera­de­zu prä­de­sti­niert für die Aus­stel­lung. „Ja, uns ist es wich­tig, nicht nur zu zei­gen, wie Denk­mal­schutz funk­tio­niert, son­dern auch, wel­che denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­de es am jewei­li­gen Aus­stel­lungs­ort gibt. In Bam­berg hat die Aus­stel­lung in der Alten Hof­hal­tung einen wun­der­ba­ren sol­chen Ort, die selbst ein Denk­mal ist. Bam­berg lebt von sei­nen Denk­ma­len – sie sind auch ein Wirt­schafts- und Tou­ris­mus­fak­tor. Und Denk­ma­le in Bam­berg und Umge­bung wer­den in einer eige­nen Sta­ti­on der Aus­stel­lung thematisiert.“

Staats­bi­blio­thek: Pest und Cholera

Ein ganz ande­res Kapi­tel Bam­ber­ger Stadt­ge­schich­te schlägt zum Muse­ums­tag die Aus­stel­lung „Pest und Cho­le­ra“ auf, die kos­ten­frei noch bis 15. Juli in der Staats­bi­blio­thek zu sehen ist.

Immer wie­der such­ten anste­cken­de Krank­hei­ten, die sich zu Seu­chen aus­brei­te­ten, die Stadt heim. Die Aus­stel­lung wid­met sich dem Zeit­raum zwi­schen dem spä­ten Mit­tel­al­ter des 15. und dem frü­hen 19. Jahr­hun­dert, ins­be­son­de­re unter den teil­wei­se aben­teu­er­li­chen Gesichts­punk­ten der Art und Wei­se, wie ver­sucht wur­de, die jewei­li­ge Seu­che zu bekämpfen.

„Wir zei­gen etwa 40 Objek­te“, sagt Kura­tor und Bam­ber­ger Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor Prof. Dr. Mark Häber­lein, „die Aspek­te der Seu­chen- und Medi­zin­ge­schich­te ver­deut­li­chen und gehen auch auf die Rol­le frü­he­rer Insti­tu­tio­nen wie Pest- und Sie­chen­häu­ser ein oder auf die Bedeu­tung von Heil­be­ru­fen, die man aus heu­ti­ger Sicht eher als rand­stän­dig oder eso­te­risch bezeich­nen würde.“

Bei die­sen 40 Objek­ten han­delt es sich um Zeich­nun­gen und Sti­che, und da die Aus­stel­lung in der Staats­bi­blio­thek statt­fin­det, auch Hand­schrif­ten oder Dru­cke. „Dazu gehö­ren Seu­chen­ord­nun­gen oder Erlas­se zur Bekämp­fung von Krank­hei­ten oder Rat­ge­ber­li­te­ra­tur, wie man sich im Fall einer Seu­che ver­hal­ten soll­te. Die­se gibt es sogar schon seit den Anfän­gen des Buch­drucks im 15. Jahrhundert.“

Nötig scheint der­ar­ti­ger Lese­stoff gewe­sen zu sein. Nicht nur brach immer wie­der die Pest aus, auch ande­re poten­zi­ell töd­li­che und in vor­mo­der­nen Zei­ten unheil­ba­re Krank­hei­ten wie Cho­le­ra oder die Pocken muss­te man fürch­ten. „Im 16. Jahr­hun­dert gras­sier­te alle zehn bis 20 Jah­re eine anste­cken­de Seu­che in Bam­berg. In der Zeit des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges zwi­schen 1618 und 1648 hat sich Bam­bergs Bevöl­ke­rung sogar etwa hal­biert. Das lag zum Groß­teil aber nicht an Kriegseinwirkungen.“

Die Medi­zin stand sol­chen Ent­wick­lun­gen meist hilf­los gegen­über. „Es gab drei grund­sätz­li­che Erklä­run­gen für Seu­chen. Die ers­te, die sich eigent­lich bis ins 19. Jahr­hun­dert hielt, bestand dar­in, sie als Stra­fe Got­tes anzu­se­hen. Selbst Ärz­te nah­men dar­auf Bezug. Ent­spre­chend emp­fahl man zur Bekämp­fung das Gebet. Mit­un­ter wur­den auch Pro­zes­sio­nen ver­an­stal­tet – was natür­lich sehr kon­tra­pro­duk­tiv war. Als zwei­te Erklä­rung wur­den soge­nann­te Mias­men aus­ge­macht – gif­ti­ge Dämp­fe, die aus der Erde und dem Schmutz kom­men. Emp­feh­lun­gen, die grund­sätz­lich sinn­voll waren, gin­gen hier­bei in die Rich­tung, kei­nen Mist oder Fäka­li­en in die Gas­sen der Stadt zu kip­pen. Und drit­tens: Man ver­mu­te­te, dass es eine Art Anste­ckungs­stoff geben muss­te, ein Con­ta­gi­um. Man wuss­te natür­lich noch nichts von Bak­te­ri­en oder Viren, aber dass eine Über­tra­gung von etwas statt­fin­den muss­te, hat­te man durch­aus schon begrif­fen. Da hat man Maß­nah­men ver­hängt, die uns heu­te aus der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit bekannt vor­kom­men, näm­lich Kon­takt­be­schrän­kun­gen oder Einreiseverbote.“

Und tat­säch­lich: Die Par­al­le­len zur Coro­na-Pan­de­mie sind offen­kun­dig. Gab es in vor­mo­der­nen Zei­ten auch Maß­nah­men wie Mas­ken oder Han­de­schüt­teln, das ver­mie­den wur­de? „Aufs Hän­de­schüt­teln wird in der Lite­ra­tur nir­gends Bezug genom­men. Aber wir ken­nen natür­lich die­se bild­li­chen Dar­stel­lun­gen der Pest­mas­ken mit den lan­gen Schnä­beln.“ Expli­zit geht die Aus­stel­lung aller­dings nicht auf Coro­na ein. Sie sei zwar Anre­gung für die Schau gewe­sen, sich aus his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve der The­ma­tik zu nähern, schwin­ge inhalt­lich aber eher zwi­schen den Zei­len mit.

Näher behan­delt „Pest und Cho­le­ra“ hin­ge­gen Kurio­si­tä­ten wie heil­be­ruf­lich täti­ge Scharf­rich­ter. „Ärz­te oder frü­he Apo­the­ken hat­ten lan­ge Zeit kein Mono­pol auf medi­zi­ni­sche Behand­lun­gen – was auch mit ihren begrenz­ten Heil­erfol­gen zu tun hat­te. Die Men­schen gin­gen dem­ge­mäß über­all dort­hin, wo sie glaub­ten, Hil­fe zu fin­den. Ein Bei­spiel ist der Scharf­rich­ter, der nicht nur Hin­rich­tun­gen oder Fol­ter voll­streck­te, son­dern wegen die­ser Tätig­kei­ten auch ana­to­mi­sches oder heil­kund­li­ches Wis­sen hat­te. In Nürn­berg gab es den aus Bam­berg stam­men­den Scharf­rich­ter Franz Schmidt, der tau­sen­de Behand­lun­gen unter­nom­men hat.“

1789 begann sich die die Seu­chen-Bekämp­fungs-Situa­ti­on in Bam­berg all­mäh­lich zu bes­sern, als ein neu­es Kran­ken­haus gegrün­det wur­de. Spät­mit­tel­al­ter­li­che Insti­tu­tio­nen wie Sie­chen­häu­ser dien­ten der Unter­brin­gung von chro­nisch, also damals unheil­bar Kran­ken. Die Grund­idee die­ses Kran­ken­hau­ses bestand neu­ar­ti­ger­wei­se dar­in, sich vor­nehm­lich um heil­ba­re Krank­hei­ten zu küm­mern. „Wei­te­re Seu­chen­aus­brü­che gab es aber trotz­dem“, sagt Mark Häber­lein. „1813 zum Bei­spiel ver­brei­te­ten aus Russ­land zurück­keh­ren­de Trup­pen Napo­le­ons das Fleck­fie­ber, dem Bam­ber­ger Ärz­te wie­der­um völ­lig macht­los gegenüberstanden.“

Heu­te erin­nern nur noch eini­ge Merk­ma­le des Stadt­bilds an die­se unge­heu­er­li­chen Zustän­de. Der Name der Sie­chen­stra­ße ist ein Bei­spiel dafür. „Dort waren frü­her meh­re­re der genann­ten Ein­rich­tun­gen ange­sie­delt. Dann gibt es die Pest­säu­le an der Gau­städ­ter­stra­ße aus dem 17. Jahr­hun­dert oder kirch­li­che Ver­eh­rung von Pest­hei­li­gen, wie St. Sebas­ti­an und St. Rochus, die in Form von Sta­tu­en ihre Spu­ren im Stadt­bild sowie in Kir­chen­räu­men hin­ter­las­sen haben. Auch das the­ma­ti­sie­ren wir in der Aus­stel­lung und im Kata­log, den wir dazu veröffentlichen.“

Resi­denz: „Kuri­os!“

Zeit­ge­nös­si­scher wird es am Muse­ums­tag in der Resi­denz. In den Kai­ser­zim­mern zeigt Andre­as Chwa­tal mit Unter­stüt­zung der Vil­la Con­cor­dia noch bis 30. Juli unter dem Titel „Kuri­os!“ moder­ne Skulp­tu­ren und Zeich­nun­gen. Dafür stellt der ehe­ma­li­ge Sti­pen­di­at des Künst­ler­hau­ses eige­ne Wer­ke und Arbei­ten befreun­de­ter Künst­le­rin­nen und Künst­ler der his­to­risch-baro­cken Auf­ma­chung der Räu­me gegenüber.

„Die Räu­me des fürst­bi­schöf­li­chen Appar­te­ments, die kein soge­nann­ter White Cube sind, haben so etwas wie eine his­to­ri­sche Erzäh­lung“, sagt Andre­as Chwa­tal. „In ihnen schwin­gen immer die Zeit und die Vor­stel­lun­gen der Zeit mit, in der sie im 18. Jahr­hun­dert ent­stan­den sind. Die­ser Erzäh­lung kann man eine zeit­ge­nös­si­sche hin­zu­fü­gen. Ich wür­de die Aus­stel­lung also eine Begeg­nung nen­nen, mit der wir eine moder­ne Erzäh­lung in die Resi­denz brin­gen möch­ten, um die baro­cke Pro­pa­gan­da ihrer Räu­me zu bre­chen. Es soll eine klei­ne Revo­lu­ti­on statt­fin­den, in Räu­men, die sol­che Ten­den­zen nie aus­strah­len wollten.“

Schon im Aus­stel­lungs­ti­tel begeg­nen sich das Alt­her­ge­brach­te und das Neue. „Der Begriff „Kuri­os“ war ein modi­sches Lieb­lings­wort des 18. Jahr­hun­derts. Man benutz­te es, wie man heu­te „cool“ oder „fan­cy“ sagen wür­de. Ich habe das der Kor­re­spon­denz von Lothar Franz von Schön­born, dem Bau­herrn der Resi­denz, ent­nom­men. Da fällt es in nahe­zu jedem drit­ten Satz. Für mich hat es zusätz­lich die fran­zö­si­sche Bedeu­tung „curieux“, also „neu­gie­rig“ und auch „cour“, der Hof. Im Sin­ne der Aus­stel­lung kann man es aber auch in die Rich­tung von „kura­tiert“ ver­ste­hen: Ich zei­ge auch Wer­ke befreun­de­ter Künst­ler, deren Posi­tio­nen zu den The­men der Aus­stel­lung passen.“

Er selbst tra­ge neben Zeich­nun­gen und Kera­mi­ken, wie „Vol­taire mit Ana­nas“ auch eine Möbel­skulp­tur bei. „Dabei han­delt es sich um eine Art monu­men­ta­len Holz­tischs mit geschwun­ge­ner Form. Das Gan­ze soll baro­cke Reprä­sen­ta­ti­ons­mö­bel rezi­pie­ren, aber durch die meter­lan­gen Bei­ne dem Publi­kum die Dimen­sio­nen des Appar­te­ments klar­ma­chen, in dem man sich schnell ver­lie­ren kann. Das soll wie­der­um eine iro­ni­sche Bre­chung der Maß­lo­sig­keit des Abso­lu­tis­mus sein und der zere­mo­ni­el­len Macht, die im Appar­te­ment ver­eint war.“

Nicht weni­ger iro­nisch geben sich eini­ge der Wer­ke der wei­te­ren Aus­stel­len­den. So stellt etwa Garance Arca­di­as eine Glas­ar­beit aus schnör­kel­lo­sem Ver­bund­si­cher­heits­glas auf einen Sockel mit Stoff­mus­ter, das die fili­gra­nen Mus­ter des Bodens aufnimmt.

Ulri­ke Buck prä­sen­tiert eine zwei­tei­li­ge Kera­mik aus Schüs­sel und Vase, die den Ado­nis-Mythos auf­greift. „Die­se Arbeit stel­len wir in den sel­ben Raum wie mei­ne Möbel­skulp­tur“, sagt Andre­as Chwa­tal. „Es begeg­nen sich unter­ein­an­der also auch die Wer­ke, die wir einbringen.“

Melis­sa May­erG­al­braith war, wie Garance Arca­di­as, bis März die­sen Jah­res Sti­pen­dia­tin der Vil­la Con­cor­dia. „Sie zeigt klei­ne amor­phe muschel­ar­ti­ge Por­zellan­ke­ra­mi­ken, die wir in der Reti­ra­de der Kai­ser­zim­mer, also im Toi­let­ten­raum, plat­zie­ren. Frü­her waren sol­che Deko­ra­ti­ons­ge­gen­stän­de oft Tro­phä­en­samm­lun­gen, die man eigent­lich auf der gan­zen Welt geraubt und sich ange­eig­net hat. Melis­sa erfin­det statt­des­sen etwas zu den Räu­men hinzu.“

Was Mir­ko Miel­ke in die „Kurios!“-Ausstellung ein­bringt, sei der deut­lichs­te Clash zwi­schen alt und neu. Er stellt Beton­plat­ten her, auf die er Foto­mo­ti­ve bota­ni­scher Gär­ten druckt. „Die­se Arbeit hat ein gro­ßes Gewicht, die wir den fra­gi­len detail­rei­chen Tape­ten der Räu­me gegenüberstellen.“

Bert­hold Reiß ist hin­ge­gen Aqua­rel­list, der sich mit klas­si­scher Archi­tek­tur befasst und Sebas­ti­an Wie­land macht Schnit­ze­rei­en, die in einer Vitri­ne dem Werk von Mir­ko Miel­ke begeg­nen sol­len. „Das sind geschnitz­te Blät­ter aus gefun­de­nem Holz, die sich auf die Orna­men­tik der Intar­si­en in den Räu­men beziehen.“

Anne Röß­ner hat einen gol­de­nen Kera­mik­turm geschaf­fen, der den Abschluss der Aus­stel­lung im letz­ten Zim­mer des Appar­te­ments dar­stellt. Ein Turm mit Zin­nen und Tor­bo­gen, der das Gebäu­de der Resi­denz in sei­ner Gesamt­heit auf­greift und die heu­ti­ge Durch­gän­gig­keit und Geöff­ne­t­heit der Räu­me sym­bo­li­sie­ren soll.

Der Muse­ums­tag kann kommen

So auf­ge­stellt bli­cken die Muse­en am Dom­berg dem Muse­ums­tag am 21. Mai opti­mis­tisch ent­ge­gen. „Viel­leicht gelingt es uns sogar“, sagt Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin Chris­tia­ne Wen­den­burg, „wie­der Besuchs­zah­len wie vor der Pan­de­mie zu haben. Die Aus­las­tung war im zurück­lie­gen­den ins­ge­samt schon recht erfreu­lich. Am Muse­ums­tag möch­ten wir an die­se Zei­ten anknüp­fen. Das könn­ten wir womög­lich auch aus dem Grund schaf­fen, dass die Erfah­run­gen in der Pan­de­mie vie­len Men­schen erst oder wie­der bewusst gemacht haben, was für sozia­le Orte Muse­en sind.“

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