Jah­res­rück­blick zum Arbeits­markt 2021

Job­kri­se fällt aus

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Jobkrise
Stefan Trebes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg.
Von Job­kri­se kei­ne Spur, auch dank umfang­rei­cher Sta­bi­li­sie­rungs­maß­nah­men. Die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten hat im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg im Juni 2021, dem aktu­ells­ten Stich­tag, mit 246.737 Män­nern und Frau­en trotz der andau­ern­den Coro­na-Kri­se einen neu­en Höchst­stand erreicht.

Bin­nen eines Jah­res stieg die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg um 2.393 Per­so­nen oder 1,0 Pro­zent an (Juni 2020: 244.344). Durch die im März 2020 begon­ne­ne Coro­na-Kri­se war die Beschäf­ti­gung im letz­ten Jahr um 767 bezie­hungs­wei­se 0,3 Pro­zent leicht gesun­ken. Von Job­kri­se kann der­zeit aller­dings kei­ne Rede sein. Die Zahl der Beschäf­tig­ten ist mitt­ler­wei­le sogar um 1.626 Per­so­nen (+0,7 Pro­zent) grö­ßer als im Juni 2019, dem Jahr vor der Kri­se. Seit dem Ende der Welt­wirt­schafts­kri­se in 2010 beläuft sich das Beschäf­tig­ten­wachs­tum bis dato auf 36.470 hin­zu­ge­won­ne­ne Arbeits­plät­ze bezie­hungs­wei­se einem Plus von 17,3 Pro­zent. Über­pro­por­tio­nal ist im letz­ten Jahr die Zahl der sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten Aus­län­der gestie­gen (+10,3 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 2.067 im Ver­gleich zu Juni 2020). 86,4 Pro­zent aller neu­ge­schaf­fe­nen Arbeits­plät­ze wur­den rein rech­ne­risch von ihnen besetzt. Ihr Anteil an allen Beschäf­tig­ten liegt mit 22.165 Per­so­nen bei 9,0 Pro­zent. Zum Ver­gleich – in den letz­ten fünf Jah­ren ist ihre Zahl um 80,7 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 9.899 gestie­gen. Der demo­gra­fi­sche Wan­del macht sich zuneh­mend bemerk­bar. Gut jeder vier­te Beschäf­tig­te (22,6 Pro-zent bezie­hungs­wei­se 55.792) ist min­des­tens 55 Jah­re alt und schei­det in den nächs­ten zehn Jah­ren aus dem Erwerbs­le­ben aus. Ledig­lich jeder zehn­te (10,6 Pro­zent, 26.172) ist jün­ger als 25.

Nach Bran­chen gab es in 2021 abso­lut betrach­tet auf­grund der Her­aus­for­de­run­gen zur Bekämp­fung der Pan­de­mie die stärks­te Zunah­me im Bereich öffent­li­che Ver­wal­tung (+3.222 oder + 30,2 Pro­zent). In der Zeit­ar­beit stieg die Beschäf­ti­gung um 1.703 bezie­hungs­wei­se 81,0 Pro­zent auf ins­ge­samt 3.806, bei Immo­bi­li­en und frei­be­ruf­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen und tech­ni­schen Dienst­leis­tun­gen um 738 (+6,3 Pro­zent), bei Hei­men und Sozi­al­we­sen um 408 (+2,4 Pro­zent) sowie bei Ver­kehr und Lager um 404 (+3,3 Prozent).

Am ungüns­tigs­ten war dage­gen die Ent­wick­lung in der Metall- und Elek­tro­in­dus­trie sowie Stahl­in­dus­trie (–1.484 oder –3,4 Pro­zent). Im Gast­ge­wer­be ging die Beschäf­ti­gung trotz der andau­ern­den Ein­schrän­kun­gen ver­hält­nis­mä­ßig mode­rat um 130 Per­so­nen (-2,2 Pro­zent) zurück. Jedoch gab es hier bereits in 2020 zu Beginn der Kri­se mit dem Lock­down einen deut­li­chen Beschäf­ti­gungs­ab­bau um 574 bezie­hungs­wei­se 8,7 Prozent.


Zwei­tes Jahr Coro­na-Kri­se – Arbeits­lo­sig­keit wei­ter auf Erholungskurs

Mit durch­schnitt­lich 12.053 arbeits­los gemel­de­ten Män­nern und Frau­en hat sich die Arbeits­lo­sig­keit 2021 gegen­über dem Vor­jahr um 4,1 Pro­zent ver­rin­gert (-516 Per­so­nen). Obwohl sich die Kon­junk­tur auf­grund der im März 2020 begon­nen rein pan­de­mie­be­ding­ten Kri­se kon­ti­nu­ier­lich erhol­te, lag die Zahl der Arbeits­lo­sen im Schnitt um 17,7 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 1.809 Per­so­nen deut­lich über dem Vor­kri­sen­ni­veau von 2019.

Die Arbeits­lo­sen­quo­te ist seit dem Vor­jahr um 0,2 Pro­zent­punk­te gesun­ken und betrug im Jah­res­durch­schnitt 3,4 Pro­zent. Vor zwei Jah­ren lag sie bei 2,9 Pro­zent. Die Jugend­li­chen pro­fi­tier­ten über­pro­por­tio­nal von der zuneh­men­den Ein­stell­be­reit­schaft der Betrie­be. Ihre Arbeits­lo­sig­keit ging im Schnitt um 13,1 Pro­zent (-182) auf 1.208 zurück. Aber auch die Zahl der arbeits­lo­sen Aus­län­der redu­zier­te sich um 3,5 Pro­zent (-76) auf 2.077.

Die der Per­so­nen ab 50 (+3,0 Pro­zent auf 5.176) sowie der schwer­be­hin­der­ten Men­schen (+4,3 Pro­zent auf 1.441) erhöh­te sich hin­ge­gen noch leicht. Mit einem Zuwachs um 28,5 Pro­zent (+741) auf 3.340 ist die Grup­pe der Lang­zeit­ar­beits­lo­sen noch am stärks­ten von den Fol­gen der Kri­se betrof­fen. Fach­kräf­te­si­che­rung und Bekämp­fung der Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit sind die gro­ße Her­aus­for­de­rung der kom­men­den Jahre.

Im Bereich des SGB III ging die Zahl der Arbeits­lo­sen im Ver­gleich zu 2020 auf­grund des wie­der hohen Fach­kräf­te­be­darfs bereits um 9,3 Pro­zent (-764 Per­so­nen) auf 7.415 zurück, wäh­rend sie bei den Job­cen­tern noch um 5,7 Pro­zent (+248 Per­so­nen) auf 4.637 grö­ßer wur­de. Auch im SGB II-Bereich war aber die Arbeits­lo­sig­keit seit August wie­der kon­ti­nu­ier­lich rückgängig.


Ent­las­sungs­ri­si­ko und Job­chan­cen wie­der auf Vorkrisenniveau

Im Jahr 2021 ver­lo­ren 15.629 Män­ner und Frau­en ihre Beschäf­ti­gung. Das waren trotz der andau­ern­den Kri­se 13,3 Pro­zent (-2.388 Per­so­nen) weni­ger als im Vor­jahr. Das Ent­las­sungs­ri­si­ko lag sogar um 11,6 Pro­zent (-2.057) unter dem Vor­kri­sen­ni­veau von 2019. Hin­ter­grund ist, dass die im April 2020 zu Beginn der Kri­se plötz­li­che Ent­las­sungs­wel­le bereits nach zwei Mona­ten durch die mas­si­ve Inan­spruch­nah­me von Kurz­ar­bei­ter­geld gestoppt wer­den konn­te. Danach setz­te peu à peu der Abbau der Arbeits­lo­sig­keit wie­der ein, der auch das gesam­te Jahr 2021 über anhielt.

In den letz­ten zwölf Mona­ten fan­den 14.263 Arbeits­lo­se eine neue Beschäf­ti­gung. Das waren 2,3 Pro­zent oder 327 mehr als im Vor­jahr und 0,2 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 34 mehr als in 2019. Eine Aus­bil­dung oder geför­der­te beruf­li­che Qua­li­fi­zie­rung nah­men 7.109 arbeits­lo­se Per­so­nen auf, 418 oder 5,6 Pro­zent weni­ger als letz­tes Jahr und 22,6 Pro­zent (-2.071) weni­ger als im Jahr vor der Kri­se. Hier wirk­ten sich die die Fol­gen der Beschrän­kun­gen von Prä­senz­un­ter­richt wei­ter­hin spür­bar aus.


Stel­len­markt – Job­chan­cen­re­kord seit Grün­dung der BRD

Im Jah­res­durch­schnitt hat­te der Arbeit­ge­ber­ser­vice der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg 7.590 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len­an­ge­bo­te im Bestand. Das waren über ein Fünf­tel (+21,9 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 1.364) mehr als im Vor­jahr. Auf­grund der zügi­gen Erho­lung gro­ßer Tei­le der Wirt­schaft und des mas­siv gestie­ge­nen Per­so­nal­be­darfs der Fir­men erreich­te der Stel­len­pool sei­nen Höchst­stand seit Grün­dung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land vor 72 Jahren.

Dem Arbeit­ge­ber­ser­vice wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr ins­ge­samt 21.125 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te gemel­det. Das waren 5.430 mehr Stel­len (+34,6 Pro­zent) als im Vor­jahr und 18,8 Pro­zent (+3.349) mehr als in 2019.

Bedingt durch die Fol­gen der Coro­na-Kri­se gab es in die­sem Jahr erneut einen spür­ba­ren Rück­gang an gemel­de­ten Aus­bil­dungs­stel­len. Die Zahl der gemel­de­ten Aus­bil­dungs­stel­len hat mit ins­ge­samt 4.949 Plät­zen um 433 (-8,0 Pro­zent) seit 2020 abge­nom­men. Den­noch setz­te sich die seit neun Jah­ren andau­ern­de Ent­wick­lung zum Bewer­ber­markt in allen Regio­nen des Agen­tur­be­zirks fort. 

Auf 100 Jugend­li­che kamen rein sta­tis­tisch 189 gemel­de­te Lehr­stel­len. Es blie­ben 924 Aus­bil­dungs­plät­ze unbe­setzt, 60 (+6,9 Pro­zent) mehr als im Vor­jahr. 53 Bewer­ber waren noch auf Lehr­stel­len­su­che, so vie­le wie in 2020.


Bewähr­ter Wel­len­be­re­cher Kurz­ar­beit bie­tet kla­re Per­spek­ti­ven und sichert Arbeitsplätze

Im Febru­ar zur Hoch­pha­se des damals seit drei Mona­ten andau­ern­den har­ten Lock­downs bezo­gen im Agen­tur­be­zirk ins­ge­samt 3.294 Betrie­be für 25.102 Arbeit­neh­mer Kurz­ar­bei­ter­geld. 10,2 Pro­zent aller sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten waren in Kurz­ar­beit. Der durch­schnitt­li­che Arbeits­aus­fall lag damals pro Kurz­ar­bei­ter bei 47,9 Pro­zent. Auf Voll­zeit­stel­len gerech­net, konn­ten so 12.015 Arbeits­plät­ze geret­tet wer­den (Kurz­ar­beit auf Voll­zeit­äqui­va­len­te gerech­net). Mit dem Ende des Lock­downs ver­la­ger­ten sich die Ursa­chen für die Kurz­ar­beit im Ver­lauf des Jah­res zuneh­mend auf Lie­fer­eng­päs­se und Roh­stoff­man­gel wie zum Bei­spiel bei Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rern. Coro­na spiel­te kaum noch eine Rol­le. Die Kurz­ar­bei­ter­quo­te sank allein bis August (aktu­ells­ter Wert) auf ledig­lich 2,2 Prozent.

„Seit der Ankün­di­gung und der Ergrei­fung erneu­ter Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der vier­ten Coro­na Wel­le im letz­ten Quar­tal des Jah­res zog die Kurz­ar­beit jedoch wie­der rela­tiv sprung­haft an. Erneut waren über­wie­gend der Ein­zel­han­del, der Hotel- und Gast­stät­ten­be­reich, Dienst­leis­ter wie z.B. Fri­seu­re, Kos­me­ti­ker, die Ver­an­stal­tungs­bran­che, Schau­stel­ler aber auch Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer betrof­fen. Wir haben da-her unver­züg­lich das Per­so­nal zur Bear­bei­tung von Kurz­ar­bei­ter­geld mit erfah­re­nen Mit­ar­bei­tern der vor­he­ri­gen Wel­len wie­der auf­ge­stockt, um die recht­zei­ti­ge Aus­zah­lung zu gewähr­leis­ten.“ – So das Fazit von Ste­fan Tre­bes, dem Lei­ter der Agen­tur für Arbeit Bamberg-Coburg.


Rück­blick und Ausblick

Resü­mee von Ste­fan Tre­bes, dem Vor­sit­zen­den der Geschäfts­füh­rung der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg: „Obwohl die Coro­na-Kri­se auch im ver­gan­ge­nen Jahr das öffent­li­che Leben sehr stark bestimm­te und beein­träch­tig­te, ent­wi­ckel­te sich der Arbeits­markt in der Regi­on erstaun­lich posi­tiv. Die umfang­rei­chen Sta­bi­li­sie­rungs­maß­nah­men tru­gen einen wesent­li­chen Bei­trag dazu bei. Ins­be­son­de­re die Kurz­ar­beit bewähr­te sich erneut wie bereits in der Finanz­kri­se in 2009 und sicher­te zig­tau­send Arbeits­plät­ze. Wäh­rend sich die Indus­trie in wei­ten Tei­len wie­der zügig erhol­te, wur­de die Situa­ti­on für vie­le Selb­stän­di­ge und klei­ne Unter­neh­men von Coro­na Wel-le zu Wel­le immer pre­kä­rer. Der­zeit gibt es kei­ne Anzei­chen für eine grö­ße­re Insol­venz­wel­le. Jedoch muss­te so man­cher Ein­zel­händ­ler, Fri­sör, Gast­wirt, Künst­ler oder Schau­stel­ler auf­ge­ben. Die­se Schick­sa­le erschei­nen in kei­ner Sta­tis­tik. Die wäh­rend der Kri­se über­pro­por­tio­nal wie­der gestie­ge­ne Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit stellt uns vor neue Her­aus­for­de­run­gen. Gleich­zei­tig sind Fach­kräf­te begehr­ter denn je. Zukunfts­the­men legen auch wäh­rend einer Pan­de­mie kei­ne Pau­se ein. Und so beschäf­tig­ten uns durch­gän­gig die The­men wie Demo­gra­fi­scher Wan­del, Fach­kräf­te-man­gel, Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung sowie Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se der Indus­trie. Die­se erfor­dern in den kom­men­den Jah­ren gemein­sa­me Anstren­gun­gen aller Akteu­re am Arbeits­markt. Lie­fer­schwie­rig­kei­ten und Coro­na hal­ten uns wei­ter auf Trab. Vie­le Betrie­be wer­den an ihren Mit­ar­bei­tern fest­hal­ten, was die bis­her gemach­ten Erfah­run­gen bele­gen. Das Kurz­ar­bei­ter­geld bie­tet hier ein geeig­ne­tes Hilfsmittel.“

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