Flo­ri­an Herrn­le­ben über

Juris­te­rei­en im Rathaus

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Es lie­gen wohl kei­ne all­zu erfolg­rei­chen Wochen hin­ter den Juris­ten der Stadt Bam­berg. – Wenn auch sonst jeder polier­te Pflas­ter­stein als Erfolgs­mel­dung aus dem hoch­ge­rüs­te­ten Pres­se­amt fei­er­lich in die Welt hin­aus­ge­schmet­tert wird, ver­liert man über man­che, durch­aus auch inter­es­san­te The­men lie­ber kaum ein Wort.

Zum Bei­spiel, wie der Sach­stand in der Akte „Hall­stadt“ ist: Als es dar­um ging, die Kla­ge gegen die Vor­stadt zu the­ma­ti­sie­ren, titel­ten die hie­si­gen Lokal­zei­tun­gen (hihi, ja, die Mehr­zahl ist Absicht) zufäl­lig recht schnell groß­flä­chig und ver­spra­chen die Innen­stadt­ret­tung gegen die­se Zwer­gen­sied­lung, die­ses ran­zi­ge Dorf im Bam­ber­ger Nor­den, das die Dom­stadt seit Jahr­zehn­ten bei Gewer­be­steu­er und Ansied­lung von Han­del vor­führt. Breit­bei­nig wie Prinz­re­gent Luit­pold am Schön­leins­platz und sie­ges­si­cher wie die Bro­se Bas­kets vor zehn Jah­ren woll­te der OB per­sön­lich, sei­nes Zei­chens Voll­ju­rist, gegen das Shop­ping­cen­ter-Bau­vor­ha­ben einer stadt­be­kann­ten Fami­lie vor­ge­hen, die – obwohl sie Bam­berg und dem Rat­haus ja alles(!) zu ver­dan­ken hat – den wesent­li­chen Teil an Gewer­be­steu­er ein paar hun­dert Meter hin­ter der Stadt­gren­ze zu Bam­berg abfüh­ren. Zwi­schen­fra­ge: Skan­da­lös oder schlicht nach­voll­zieh­bar, dass Bam­bergs Stadt­mar­ke­ting­chef als Ober­lob­by­ist des Innen­stadt­han­dels lie­ber in Hall­stadt wohnt? – Und weil das Krea­tivs­te, was in der aktu­ell tat­säch­lich auch für den Ein­zel­han­del in der Innen­stadt brenz­li­gen Situa­ti­on aus der Königs­stra­ße kam, die Ideen „Wir grün­den eine Face­book­grup­pe!“ und „Wir tei­len Geschwur­bel zum The­ma Frei­heit“ waren, wird der Stadt­ver­wal­tung als Ret­tungs­ver­such wohl nichts ande­res übrig blei­ben, als juris­tisch ohne Sinn und Ver­stand gegen den eige­nen Mit­tel­stand wei­ter­zu­met­zeln. Ohne Sinn? Ja, unge­fähr so, nur etwas juris­ti­scher hat es das Gericht in einer ers­ten Ein­schät­zung aus­ge­drückt. Die eige­ne Innen­stadt wird jeden­falls nicht attrak­ti­ver, wenn man dem Nach­barn an die Haus­wand pinkelt.

So viel Enga­ge­ment wie gegen Hall­stadt wünscht man sich von der Stadt­ver­wal­tung, wenn es um das Beschei­den von Bau­an­trä­gen und Nut­zungs­än­de­run­gen vor der eige­nen Haus­tür geht. Da muss­te der OB in den letz­ten Tagen sogar gericht­lich höf­lichst dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass man Anträ­ge nicht jah­re­lang und ewig von links nach rechts und wie­der nach links schie­ben darf.

Es könn­te, so mein Ver­dacht, einen indi­rekt pro­por­tio­na­len Zusam­men­hang geben zwi­schen Wohn­orts­nä­he von Stadt­rä­ten und der Geschwin­dig­keit bei der Bear­bei­tung von Bau­an­trä­gen. Aber! Psst! Nur ein Ver­dacht! Sicher ist: Auch dort geht es um eine Bam­ber­ger Unter­neh­mer­fa­mi­lie und inzwi­schen eini­ge Mil­lio­nen Euro Schaden.

Etwas nei­disch dürf­ten vie­le Bam­ber­ger Unter­neh­mer auf den Amphi­bi­en­mi­chel schau­en, wenn er wie­der mal in sei­ner Schwimm­mu­schel aus Coburg über den Ber­lin­ger Ring nach Bam­berg fährt, um ohne Ter­min beim OB direkt ins Rat­haus durch­zu­schip­pern, um nicht nur Gehör bei ihm zu fin­den, son­dern vor allem um kurz zu sagen, was er will. Und was er macht. Und vor allem, was er nicht mehr macht. Es kann näm­lich schnell vor­bei sein mit sei­ner Begeis­te­rung für Bam­berg, wenn woan­ders viel­leicht nicht nur eine Stra­ße, son­dern ein gan­zer Stadt­teil nach ihm benannt wird. Das ist nur eine der Risi­ken, mit denen man leben muss, wenn man gro­ße Namen mit viel Geld aber ohne Bam­berg­ver­bun­den­heit hier­her lockt.

Das Risi­ko, dass es schnell vor­bei sein kann, war bekannt, weil Bam­berg kei­ne Her­zens­an­ge­le­gen­heit und Bro­se nur Mit­tel zum Zweck war. Feh­len­de Ver­bun­den­heit war der Preis für Glanz, Glo­ria und „Oleo­le und Scha­la­la­la!“ auf dem Max­platz. Damit ist es bald vor­bei, wenn der OB nicht einen zah­lungs­kräf­ti­gen Gesell­schaf­ter und wohl auch Spon­sor für die Zukunft fin­det. Am bes­ten einen mit viel Herz und Sinn für die Stadt, bei dem die Juris­ten aus dem Rat­haus noch kei­ne ver­brann­te Erde hin­ter­las­sen haben. Ich trau mich zu behaup­ten, dass er so jeman­den im Hall­stad­ter Gewer­be­ge­biet nicht findet.

Ihr Flo­ri­an Herrnleben
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