In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Für die Oktoberausgabe hat Prof. Dr. Kai Fischbach, Präsident der Universität Bamberg, den Fragebogen beantwortet.
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Fischbach, was wären Sie geworden, wenn Sie nicht der Präsident der Otto-Friedrich-Universität Bamberg geworden wären?
Hoffentlich Herausgeber einer Musikzeitschrift.
Medien berichten derzeit vermehrt über Tendenzen an vor allem US-Amerikanischen Universitäten, systemisch Personal oder Inhalte von Lehrplänen, denen Diskriminierung vorgeworfen wird, zu boykottieren oder zu streichen – zusammengefasst unter dem Kampfbegriff „Cancel Culture“. Was halten Sie von diesem Begriff, diesen Entwicklungen und sehen Sie ähnliche Bestrebungen an hiesigen Universitäten?
Auf so schwierige Fragen unserer Zeit kann ich unmöglich in einem kurzen Fragebogen eine sinnvolle Antwort geben. Aber es wird sicher meine Aufgabe als Präsident sein, sich eben auch genau mit solch komplexen Themen konstruktiv auseinanderzusetzen.
Welche ist die tiefgehendste Veränderung, die die Universität Bamberg in der Corona-Pandemie hinter sich hat?
Die Beschleunigung des Digitalisierungsprozesses.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Ja. Alleine für „Bayern 2“ lohnt es sich.
Töten Sie Insekten?
Niemals. Schlechtes Karma.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Sicher nicht.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Seit mein Kind Fahrrad fahren kann, habe ich die Freude an gemeinsamen Radtouren neu entdeckt.
Ihr Leben wird verfilmt. Welcher Schauspieler sollte Sie spielen?
Ich möchte nicht, dass mein Leben verfilmt wird. Ich bin ein Mensch, der seine Privatsphäre sehr zu schätzen weiß.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am häufigsten?
182 (die Anzahl überrascht mich selbst). Besonders fehlen würden mir Bandcamp und Komoot.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Dass es für viele Menschen in der USA offensichtlich keine Rolle spielt, dass ihr Präsident fortwährend lügt.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Eine gute Zukunft für mein Kind auf diesem Planeten.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Zeit für mich alleine und Zeit mit den Menschen, die ich liebe. Beides in Balance.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Gerne über andere, um (wie ich hinterher mitunter leider häufig feststellen muss) von dem Ärger auf mich selber etwas ablenken zu können.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Ich liebe viele Arten von Musik und kann eigentlich immer und überall Musik hören.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Ab und zu Fleisch und Sushi zu essen.
Wovor haben Sie Angst?
Vor dem Klimawandel.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Heute morgen.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Auch heute morgen. (Natürlich nur ein Scherz.)
Was war der schönste Moment Ihrer beruflichen Laufbahn? Welcher der Schlimmste?
Meine Berufung an die Universität Bamberg. Die Aufregung vor dem Berufungsvortrag.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Das würde ich niemals in dieser Öffentlichkeit verraten.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Ich bin kein Fan von der Vorstellung, in die Vergangenheit zu reisen. Da gab es viel Gestank, Kriege und noch weniger Rechte von Frauen, Homosexuellen und nicht-weißen Menschen als heute.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Nicht Ungeduld.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler können immer passieren.
Ihre Lieblingstugend?
Verantwortung für die eigenen Fehler zu übernehmen.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Wenn ich eben das nicht getan haben sollte.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Eine Maschine, bei der man einstellen kann, dass das Kind am Wochenende länger schläft und in der Woche gerne früh aufsteht.
Haben Sie ein Vorbild?
Menschen taugen als Vorbilder nur abschnittsweise, denn sie sind an sich ja immer schrecklich fehlbar. Ich bewundere aber doch einige. Wie gerade die Demonstranten in Belarus, die auf die Straße gehen, obwohl sie sich selber und ihr Familien damit gefährden.
Was lesen Sie gerade?
„Das blinde Licht: Irrfahrten der Wissenschaft“ von Benjamin Labatut.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Ich lese gerne T.C. Boyle und Thomas Pynchon, höre entsetzlich viele verschiedene Musikstile und schaue gerne Science Fiction Filme.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Ich höre sie HEIMLICH! Dann werde ich sie hier auch nicht verraten.
Was war Ihre größte Modesünde?
Weite Karohemden in den 80ern.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit meiner Frau. Die trinkt aber leider nichts.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Bierbrauen.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Bestimmt mein Kind.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Schriftsteller Haruki Murakami. Das empfindet meine Frau aber als ein schlimmes Defizit.
Was finden Sie langweilig?
Haruki Murakami?
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Es geht weniger um das Lied, als darum, wer es wie spielt.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Da halte ich es mit Sartre: Die Hölle, das sind die anderen.
Wie glauben Sie, würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Mit Erstaunen.
Ich kann nicht leben ohne…
Es gibt erstaunlicherweise – von den inneren Organen, Luft, Nahrung und Wasser abgesehen – kaum etwas, ohne das Mensch nicht leben kann. Anfühlen tut sich das allerdings oft ganz anders.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Wenn ich bei mittlerer Körperstatur neben deutlich größeren Kolleg*innen stehe.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
Meine Empfehlung würde ihnen nichts nützen. Der Club hat bereits seit 2017 geschlossen.
Sind Sie Tänzer oder Steher?
Steher. Definitiv Steher.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Bislang wurde kaum je etwas über mich geschrieben.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass ich jeden Morgen 100 Dinge im Kopf habe, die ich heute tun will und abends sind noch 90 davon übrig.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten wählen – was für ein Tier wären Sie gerne?
Ein Kronenkranich. Der kann sich nur ganz kurz etwas merken. Erinnert sich also vermutlich an keinerlei Probleme.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Bier. Und ich probiere gerne etwas Neues aus aller Welt.