0,164 Pro­zent mehr vom Haushalt

Kam­pa­gne „5% Glo­bal­be­trag Kul­tur“: Freie Sze­ne for­dert mehr Geld

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Globalbetrag Kultur
Diskussionsrunde der freien Szene auf dem Kontaktfestival, Foto: Webecho Bamberg
Seit die Kul­tur­stadt Bam­berg im Som­mer ihr Des­in­ter­es­se an ihrer frei­en Kul­tur­sze­ne durch enor­me Miet­erhö­hun­gen für das Kon­takt­fes­ti­val zum Aus­druck gebracht hat, herrscht offe­ner Streit zwi­schen dem Rat­haus und der Sze­ne. Die­se hat nun nach­ge­legt und for­dert mit der Kam­pa­gne „5% Glo­bal­be­trag Kul­tur“ mehr Geld und Kooperation.

Über den Glo­bal­be­trag Kul­tur för­dert die Stadt Bam­berg Ein­zel­pro­jek­te, Initia­ti­ven und Insti­tu­tio­nen der frei­en Kul­tur­sze­ne. Deren Kos­ten sind laut einer Mit­tei­lung der Sze­ne in den letz­ten Jah­ren jedoch ange­stie­gen, etwa durch stei­gen­de Per­so­nal­kos­ten oder zwi­schen­zeit­li­che Anpas­sung an Covid-19-Schutz­maß­nah­men. Der Glo­bal­be­trag Kul­tur jedoch blieb nahe­zu unver­än­dert. Im Pan­de­mie­jahr 2021 sei der Glo­bal­be­trag, ein­schließ­lich insti­tu­tio­nel­ler För­de­run­gen, sogar um 15,5 Pro­zent gekürzt worden.

Im zurück­lie­gen­de Som­mer kam es anläss­lich des Kon­takt­fes­ti­vals schließ­lich zum öffent­li­chen Streit zwi­schen frei­er Sze­ne und Stadt­ver­wal­tung. Seit 2012 nutzt das Fes­ti­val Leer­stän­de in der Stadt. Die­ses Jahr leg­te das Rat­haus den Orga­ni­sa­to­ren jedoch ohne Vor­war­nung knapp eine Woche vor Fes­ti­val­be­ginn einen neu­en Miet­ver­trag vor und erhöh­te die Mie­te um das 29,5‑fache auf 14.570 Euro.

Die­se Miet­erhö­hung woll­te die Stadt Bam­berg zwar nicht direkt von den Orga­ni­sa­to­ren ver­lan­gen, son­dern über den Glo­bal­be­trag Kul­tur ver­rech­nen. Dies hät­te aller­dings bedeu­tet, allen ande­ren Kul­tur­schaf­fen­den För­der­gel­der zu kür­zen. So ent­stand der Ein­druck, dass Akteur:innen der Sze­ne gegen­ein­an­der aus­ge­spielt wer­den sol­len. Anschlie­ßend kom­men­tier­ten Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke und der seit­her sehr unbe­lieb­te Stadt­käm­me­rer Bert­ram Felix, dass sich die­se Kos­ten­stei­ge­run­gen auf­grund der all­ge­mei­nen schlech­ten Haus­halts­la­ge für alle Ver­ei­ne zei­gen werden.

Start der Kam­pa­gne „5% Glo­bal­be­trag Kultur“

Damit war die Aus­ein­an­der­set­zung der Kul­tur­stadt Bam­berg und ihrer frei­en Kul­tur­sze­ne aber nicht bei­gelegt. Heu­te (11. Sep­tem­ber) geht sie mit dem Beginn der Kam­pa­gne „5 % für den Glo­bal­be­trag Kul­tur“ in die nächs­te Run­de. Ziel die­ser von einem brei­ten Bünd­nis von Orga­ni­sa­tio­nen der frei­en Sze­ne ins Leben geru­fe­nen Kam­pa­gne ist es, so die Mit­tei­lung wei­ter, auf die Bedeu­tung der frei­en Kul­tur­ar­beit hin­zu­wei­sen und eine gerech­te­re finan­zi­el­le Unter­stüt­zung durch die Stadt zu fordern.

Den Beginn der Kam­pa­gne mar­kiert eine Infor­ma­ti­ons­of­fen­si­ve mit dem Fly­er „5 % für den Glo­bal­be­trag Kul­tur“. Die­ser wur­de in einer Auf­la­ge von 5.000 Stück gedruckt und wird der­zeit im gesam­ten Stadt­ge­biet ver­teilt. Er soll die Bürger:innen über die aktu­el­le Situa­ti­on der frei­en Kul­tur­sze­ne informieren.

Die­se sieht wie folgt aus: Der­zeit erhält die freie Sze­ne etwa 0,075 Pro­zent des Gesamt­haus­hal­tes der Stadt Bam­berg bezie­hungs­wei­se 2,3 Pro­zent des städ­ti­schen Kul­tur­etats. Des­sen Höhe beträgt 13,71 Mil­lio­nen Euro, die Zuwen­dung an alle frei­en Akteur:innen und Orga­ni­sa­tio­nen der Stadt beläuft sich also auf 315.000 Euro.

Die­sen Anteil am Kul­tur­haus­halt soll dem Wil­len der Kam­pa­gne nach auf 5 Pro­zent ange­ho­ben wer­den, was einer Erhö­hung des Glo­bal­be­trags auf rund 685.500 Euro ent­spre­chen wür­de. Vom Gesamt­haus­halt wür­de dies ledig­lich 0,164 Pro­zent aus­ma­chen. Mit der For­de­rung schlös­se man sich zudem einem Vor­schlag des Kul­tur­se­nats an, den die­ser dem Stadt­rat für die Haus­halts­be­ra­tun­gen Ende des Jah­res 2023 gemacht hatte.

Eine trans­pa­ren­te und koope­ra­ti­ve Verwaltung

Im wei­te­ren Ver­lauf der Mit­tei­lung weist die freie Sze­ne auf ihre Rele­vanz hin. Die­se bestehe als wich­ti­ger Fak­tor für das kul­tu­rel­le und sozia­le Leben der Stadt. Sie för­de­re Gesell­schaft und Gemein­schaft, ermög­li­che Räu­me für krea­ti­ve Ent­fal­tung und Teil­ha­be für Men­schen aus unter­schied­li­chen sozia­len Milieus. Damit sei sie eine tra­gen­de Säu­le für eine demo­kra­ti­sche und enga­gier­te Zivilgesellschaft.

Trotz die­ser Bedeu­tung ste­he die freie Sze­ne fast immer unter enor­men finan­zi­el­len Druck, ist abhän­gig von ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment und pre­kär bezahl­ten Kul­tur­schaf­fen­den. „Unse­re For­de­rung nach 5 Pro­zent für den Glo­bal­be­trag Kul­tur rich­tet sich direkt an die Stadt Bam­berg. Wir brau­chen eine grö­ße­re Wert­schät­zung und Unter­stüt­zung sei­tens der Poli­tik und Ver­wal­tung“, sagt Ele­na Bart­hel­mes, Mit­wir­ken­de der Kam­pa­gne. „Freie Kul­tur­schaf­fen­de und Initia­ti­ven dür­fen bei der Schaf­fung von Kul­tur­räu­men nicht allei­ne gelas­sen werden.“

Die Kam­pa­gne for­dert dar­um nicht nur eine Erhö­hung ihrer Mit­tel, son­dern auch eine trans­pa­ren­te und koope­ra­ti­ve Ver­wal­tung sowie die Rück­nah­me der hohen Mie­ten für Zwi­schen­nut­zun­gen von städ­ti­schem Leer­stand. Dies wür­de es der frei­en Kul­tur­sze­ne ermög­li­chen, sich wei­ter­hin kos­ten­güns­tig in leer­ste­hen­den Immo­bi­li­en zu ent­fal­ten und das kul­tu­rel­le Leben in Bam­berg nach­hal­tig zu bereichern.

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