Seit die Kulturstadt Bamberg im Sommer ihr Desinteresse an ihrer freien Kulturszene durch enorme Mieterhöhungen für das Kontaktfestival zum Ausdruck gebracht hat, herrscht offener Streit zwischen dem Rathaus und der Szene. Diese hat nun nachgelegt und fordert mit der Kampagne „5% Globalbetrag Kultur“ mehr Geld und Kooperation.
Über den Globalbetrag Kultur fördert die Stadt Bamberg Einzelprojekte, Initiativen und Institutionen der freien Kulturszene. Deren Kosten sind laut einer Mitteilung der Szene in den letzten Jahren jedoch angestiegen, etwa durch steigende Personalkosten oder zwischenzeitliche Anpassung an Covid-19-Schutzmaßnahmen. Der Globalbetrag Kultur jedoch blieb nahezu unverändert. Im Pandemiejahr 2021 sei der Globalbetrag, einschließlich institutioneller Förderungen, sogar um 15,5 Prozent gekürzt worden.
Im zurückliegende Sommer kam es anlässlich des Kontaktfestivals schließlich zum öffentlichen Streit zwischen freier Szene und Stadtverwaltung. Seit 2012 nutzt das Festival Leerstände in der Stadt. Dieses Jahr legte das Rathaus den Organisatoren jedoch ohne Vorwarnung knapp eine Woche vor Festivalbeginn einen neuen Mietvertrag vor und erhöhte die Miete um das 29,5‑fache auf 14.570 Euro.
Diese Mieterhöhung wollte die Stadt Bamberg zwar nicht direkt von den Organisatoren verlangen, sondern über den Globalbetrag Kultur verrechnen. Dies hätte allerdings bedeutet, allen anderen Kulturschaffenden Fördergelder zu kürzen. So entstand der Eindruck, dass Akteur:innen der Szene gegeneinander ausgespielt werden sollen. Anschließend kommentierten Oberbürgermeister Andreas Starke und der seither sehr unbeliebte Stadtkämmerer Bertram Felix, dass sich diese Kostensteigerungen aufgrund der allgemeinen schlechten Haushaltslage für alle Vereine zeigen werden.
Start der Kampagne „5% Globalbetrag Kultur“
Damit war die Auseinandersetzung der Kulturstadt Bamberg und ihrer freien Kulturszene aber nicht beigelegt. Heute (11. September) geht sie mit dem Beginn der Kampagne „5 % für den Globalbetrag Kultur“ in die nächste Runde. Ziel dieser von einem breiten Bündnis von Organisationen der freien Szene ins Leben gerufenen Kampagne ist es, so die Mitteilung weiter, auf die Bedeutung der freien Kulturarbeit hinzuweisen und eine gerechtere finanzielle Unterstützung durch die Stadt zu fordern.
Den Beginn der Kampagne markiert eine Informationsoffensive mit dem Flyer „5 % für den Globalbetrag Kultur“. Dieser wurde in einer Auflage von 5.000 Stück gedruckt und wird derzeit im gesamten Stadtgebiet verteilt. Er soll die Bürger:innen über die aktuelle Situation der freien Kulturszene informieren.
Diese sieht wie folgt aus: Derzeit erhält die freie Szene etwa 0,075 Prozent des Gesamthaushaltes der Stadt Bamberg beziehungsweise 2,3 Prozent des städtischen Kulturetats. Dessen Höhe beträgt 13,71 Millionen Euro, die Zuwendung an alle freien Akteur:innen und Organisationen der Stadt beläuft sich also auf 315.000 Euro.
Diesen Anteil am Kulturhaushalt soll dem Willen der Kampagne nach auf 5 Prozent angehoben werden, was einer Erhöhung des Globalbetrags auf rund 685.500 Euro entsprechen würde. Vom Gesamthaushalt würde dies lediglich 0,164 Prozent ausmachen. Mit der Forderung schlösse man sich zudem einem Vorschlag des Kultursenats an, den dieser dem Stadtrat für die Haushaltsberatungen Ende des Jahres 2023 gemacht hatte.
Eine transparente und kooperative Verwaltung
Im weiteren Verlauf der Mitteilung weist die freie Szene auf ihre Relevanz hin. Diese bestehe als wichtiger Faktor für das kulturelle und soziale Leben der Stadt. Sie fördere Gesellschaft und Gemeinschaft, ermögliche Räume für kreative Entfaltung und Teilhabe für Menschen aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Damit sei sie eine tragende Säule für eine demokratische und engagierte Zivilgesellschaft.
Trotz dieser Bedeutung stehe die freie Szene fast immer unter enormen finanziellen Druck, ist abhängig von ehrenamtlichem Engagement und prekär bezahlten Kulturschaffenden. „Unsere Forderung nach 5 Prozent für den Globalbetrag Kultur richtet sich direkt an die Stadt Bamberg. Wir brauchen eine größere Wertschätzung und Unterstützung seitens der Politik und Verwaltung“, sagt Elena Barthelmes, Mitwirkende der Kampagne. „Freie Kulturschaffende und Initiativen dürfen bei der Schaffung von Kulturräumen nicht alleine gelassen werden.“
Die Kampagne fordert darum nicht nur eine Erhöhung ihrer Mittel, sondern auch eine transparente und kooperative Verwaltung sowie die Rücknahme der hohen Mieten für Zwischennutzungen von städtischem Leerstand. Dies würde es der freien Kulturszene ermöglichen, sich weiterhin kostengünstig in leerstehenden Immobilien zu entfalten und das kulturelle Leben in Bamberg nachhaltig zu bereichern.