Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se unkal­ku­lier­ba­res Risi­ko für ober­frän­ki­sche Wirtschaft

Kon­junk­tur: Unge­wiss­heit zum Jahresstart

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Ungewissheit
Sonja Weigand (links), Präsidentin, und Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken. Foto: IHK für Oberfranken
Die Kon­junk­tur­er­war­tun­gen für 2022 blei­ben im Ein­zugs­ge­biet der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth ver­hal­ten opti­mis­tisch, legen gegen­über dem Vor­jahr sogar leicht zu, wie die IHK für Ober­fran­ken mit­teilt. Aller­dings wird die aktu­el­le Geschäfts­la­ge spür­bar nega­ti­ver beur­teilt, wozu auch die Unge­wiss­heit im Markt beiträgt.

Der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth ver­liert acht Zäh­ler und liegt nun bei 112 Punk­ten. „Das vier­te Quar­tal war für die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft ein Quar­tal der Her­aus­for­de­run­gen: Omi­kron, stei­gen­de Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se, Mate­ri­al­knapp­heit sowie man­geln­de Pla­nungs­si­cher­heit. Die­se drü­cken die aktu­el­le Geschäfts­la­ge der ober­frän­ki­schen Unter­neh­men”, macht Son­ja Weig­and, Prä­si­den­tin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, die Unge­wiss­heit für das begon­ne­ne Jahr in einem ers­ten State­ment deutlich.

Aktu­el­le Wirt­schafts­la­ge: Sal­do gibt um 20 Zäh­ler nach

Die aktu­el­le Geschäfts­la­ge im Kam­mer­be­zirk der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth wird von den befrag­ten Unter­neh­men im Sal­do posi­tiv beur­teilt. 38 Pro­zent der Befrag­ten mel­den eine posi­ti­ve, 23 Pro­zent eine nega­ti­ve Geschäfts­la­ge. Damit sinkt der Sal­do um 20 Zäh­ler, was vor allem dem Sta­tus Quo im Tou­ris­mus geschul­det ist. Preis­stei­ge­run­gen, nicht ver­füg­ba­re Waren, die ver­hal­te­ne Kon­sum­lau­ne und der Fach­kräf­te­man­gel brin­gen den Kon­junk­tur­mo­tor zum Stottern.

Tou­ris­mus­sek­tor: 82 Pro­zent mit Geschäfts­la­ge unzufrieden

Blickt man im Detail auf die Lage­be­ur­tei­lung, so ergibt sich ein zwei­ge­teil­tes Bild. Vor allem das Bau­ge­wer­be und der Dienst­leis­tungs­sek­tor sind mit der Geschäfts­la­ge zufrie­den, aber auch Indus­trie und Groß­han­del sowie – etwas über­ra­schend – der Ein­zel­han­del. Ganz anders die Situa­ti­on im Tou­ris­mus, wo gera­de ein­mal 3 Pro­zent mit ihrer Geschäfts­la­ge zufrie­den sind, aber 82 Pro­zent unzu­frie­den. Es sind die Maß­nah­men und Beschrän­kun­gen zur Pan­de­mie­be­wäl­ti­gung, die dem Tou­ris­mus­sek­tor extrem zuset­zen. „Die Ein­schät­zung der Tou­ris­mus­bran­che ver­schlech­tert das Gesamt­ergeb­nis spür­bar”; so IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Gabrie­le Hohenner.

Ober­frän­ki­sche Pro­duk­te wie­der ver­stärkt welt­weit nachgefragt

Erfreu­lich sei, betont Hohen­ner, ist, dass wie­der ver­mehrt Impul­se aus dem Aus­land kämen. Vor allem aus Euro­pa und Nord­ame­ri­ka steigt die Nach­fra­ge nach ober­frän­ki­schen Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen wie­der spür­bar an. Das Inlands­ge­schäft ver­zeich­net ein­zig im Dienst­leis­tungs­sek­tor nen­nens­wer­te Zuwächse.

Preis­ent­wick­lung und Mate­ri­al­ver­füg­bar­keit berei­ten immer mehr Sorgen

„Die Lis­te der aktu­el­len Ein­schrän­kun­gen und Hemm­nis­se für die Wirt­schaft in Ober­fran­ken ist lang. Immer mehr Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer haben mit den Aus­wir­kun­gen zu kämp­fen”, so Weig­and. Unan­ge­foch­te­ne Num­mer eins der aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen ist die Ent­wick­lung der Energie‑, Roh­stoff- und Waren­prei­se. Hohen­ner ergänzt: „Preis­zu­wäch­se von bis zu meh­re­ren hun­dert Pro­zent in ein­zel­nen Spar­ten sind kei­ne Sel­ten­heit, heben jede lang­fris­ti­ge und soli­de Wirt­schafts­pla­nung aus ihren Angeln und gefähr­den gan­ze Bran­chen.” Über 80 Pro­zent der befrag­ten Betrie­be berich­ten von einer erheb­li­chen oder teil­wei­sen Ein­schrän­kung durch die jüngs­ten Preisentwicklungen.

Zudem haben über zwei Drit­tel aller Unter­neh­men – und zwar bran­chen­über­grei­fend – mit einer Mate­ri­al- und Roh­stoff­knapp­heit zu kämp­fen. Hohen­ner: „Stor­nie­run­gen, Straf­zah­lun­gen und ein über­hitz­ter Markt sind die Fol­ge.” Mit einer Ent­las­tung der Lie­fer­ket­ten rech­nen 28 Pro­zent der Befrag­ten erst in der zwei­ten Jah­res­hälf­te, 24 Pro­zent nicht vor 2023. Wei­te­re 28 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men wagen hier­zu über­haupt kei­ne Einschätzung.

Ein wei­te­res gro­ßes Hemm­nis ist und bleibt die Coro­na-Pan­de­mie mit ihren Aus­wir­kun­gen. Das Spek­trum reicht von Ein­schrän­kun­gen und Ver­bo­ten, den Coro­naschutz­auf­la­gen bis hin zum Aus­fall von Mit­ar­bei­tern wegen Qua­ran­tä­ne. Immer­hin gut 40 Pro­zent der Unter­neh­men sehen letz­te­res als rea­le Gefahr.

Erwar­tun­gen für 2022 legen leicht zu

Die Pro­gno­se für das Jahr 2022 fällt trotz der aktu­ell ange­spann­ten Lage ver­hal­ten opti­mis­tisch aus. Im Sal­do rech­nen 28 Pro­zent in den kom­men­den zwölf Mona­ten mit einer Ver­bes­se­rung, 20 Pro­zent mit einer Ver­schlech­te­rung. Damit hellt sich die Pro­gno­se der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft zum fünf­ten Mal in Fol­ge seit dem Tiefst­wert im Mai 2020 auf, wenn auch nur leicht. Das Wachs­tum wird glei­cher­ma­ßen von den Inlands- als auch von den Aus­lands­märk­ten getragen.

Bis auf den Ein­zel­han­del, wo vor allem der sta­tio­nä­re inner­städ­ti­sche Ein­zel­han­del unter Druck steht, sind alle Bran­chen opti­mis­tisch gestimmt. Die­ser steht vor der enor­men Her­aus­for­de­rung, Boden gut zu machen, der wäh­rend der Pan­de­mie ver­lo­ren gegan­gen ist.

Mehr Inves­ti­tio­nen, mehr Einstellungen

In die­sem trotz allem opti­mis­tisch gestimm­ten Umfeld bewe­gen sich auch die Inves­ti­ti­ons­pla­nun­gen der Unter­neh­men. „Gera­de die Indus­trie will wie­der ver­mehrt im Inland inves­tie­ren”, kom­men­tiert Weig­and die aktu­el­len Zah­len. Und auch die Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung wird von der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft im Sal­do leicht posi­tiv ein­ge­stuft. Grö­ße­ren Bedarf mel­den vor­nehm­lich Betrie­be aus dem Groß- und Ein­zel­han­del sowie dem Bau­ge­wer­be an. Die größ­te Her­aus­for­de­rung wird es sein, auf dem leer­ge­feg­ten Arbeits­markt die benö­tig­ten Fach­kräf­te zu finden.

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