Die Lage in der oberfränkischen Metall- und Elektro-Industrie ist stabil, aber weiterhin von Unsicherheiten und Vorsicht geprägt.
Während sich der Materialmangel etwas entspannt, sind die Preise bei Vorprodukten, Logistik, Rohstoffen und Energie unverändert hoch. Zudem schwächt sich die Auftragslage ab. Das wirkt sich weiter negativ auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen aus. Das ergab eine Umfrage des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie.
„Hohe Kosten, eine gefährdete Versorgungssicherheit mit Energie, die sich abkühlende Weltkonjunktur und vielfältige geopolitische Risiken verunsichern unsere Unternehmen”, sagte Thomas Kaeser, Vorsitzender der Region Oberfranken-West des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie.
„Zeitgleich entwickelt sich der Arbeits- und Fachkräftemangel zur Belastungsprobe und zum Wachstumshemmnis für unsere Industrie. Für die kommenden Monate hoffen wir, dass die Gas- und Strompreisbremsen ihre entlastende Wirkung für die Unternehmen entfalten. Andernfalls würde dies zu einer konjunkturellen Talfahrt führen.“
Laut Umfrage bewerten 56 Prozent der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut. Kernproblem der Unternehmen bleibt laut Umfrage aber der Mangel an Rohstoffen, Material und Vorprodukten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen leidet unter dem Materialmangel und alle Unternehmen haben mit verspäteten Lieferungen zu kämpfen.
„Die Produktionspläne sind stabil. Wir erwarten eine Erholung ab dem Frühjahr 2023, die sich im Herbst 2023 verlangsamen wird. Im Jahresdurchschnitt 2023 wird die Produktion auf dem Niveau von 2022 liegen“, prognostiziert Kaeser.
Bei den Investitionsplänen ist die oberfränkische Metall- und Elektro-Industrie zurückhaltender. Im Vergleich zum Sommer 2022 haben sie sich aber verbessert. Mehr als 40 Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen.
„Aber nur 13 Prozent der geplanten Investitionen entfallen auf Erweiterungen. Unser Standort hat durch den Krisen-Cocktail an Attraktivität eingebüßt. Um dauerhaft für Investitionen interessant zu bleiben, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. Sorge bereiten hohe Arbeitskosten, Steuern und Abgaben sowie Bürokratiemonster wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.“
Ertragslage besser als im Sommer
Ihre Ertragslage bezeichnen die Unternehmen Oberfrankens als insgesamt gut. Fast 60 Prozent der Betriebe rechnen im laufenden Jahr mit einer Nettoumsatzrendite von mehr als vier Prozent. Gleichzeitig befinden aber sich 15 Prozent der Unternehmen in einem kritischen Bereich. 3,7 Prozent befürchten Verluste und etwa 11 Prozent müssen mit einer Rendite von unter zwei Prozent auskommen.
„Die Ertragslage ist damit etwas besser als noch im Sommer. Die Ergebnisse lassen etwas Spielraum, falls sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im kommenden Jahr verschlechtern sollten. Aber für eine Entwarnung ist es zu früh“, sagt Kaeser.
Die Beschäftigung wird in den kommenden Monaten weiter moderat steigen. Gut 47 Prozent der Metall- und Elektro-Industrie in Oberfranken will im ersten Halbjahr 2023 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Nur etwa knapp sieben Prozent der befragten Betriebe wollen Stellen abbauen. Bremsend wirkt der Arbeitskräftemangel. Alle befragten Betriebe sehen ihre Produktion dadurch beeinträchtigt, 48 Prozent davon in erheblichem Maße.
„Im vergangenen Jahr haben die oberfränkischen Metall- und Elektro-Unternehmen etwa 1.000 Stellen geschaffen. Bis zum Jahresende 2023 erwarten wir einen Anstieg der Beschäftigung um rund 700 weitere Stellen auf dann etwa 62.700“, sagt Kaeser und fügt hinzu: „Um langfristig den Bedarf zu decken, brauchen wir eine erleichterte Zuwanderung von Fachkräften und begrüßen die aktuellen Entwicklungen bei der gesetzlichen Anpassung der Fachkräftezuwanderung.“