Das Stadt­echo fragt

Mar­kus Wil­lin­ger antwortet

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Markus Willinger
Markus Willinger an der Orgel des Bamberger Doms, Foto: S. Quenzer
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Mar­kus Wil­lin­ger die Fra­gen beant­wor­tet. Er ist Dom­or­ga­nist im Bam­ber­ger Dom und Orgel­sach­ver­stän­di­ger der Erz­diö­ze­se.
Auf einer Ska­la von 0 (gar nicht) bis 10 (kom­plett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Coro­na-Pan­de­mie verändert?

Ich fürch­te: 10, eigent­lich in allen Lebensbereichen.

Was mögen Sie am Orgel­spie­len besonders?

Ich mag es, die­ses facet­ten­rei­che Instru­ment in Kir­chen­räu­men mit guter Akus­tik impro­vi­sa­to­risch zu ent­de­cken und mit bei­dem, der Orgel und der Akus­tik, zu spielen.

Was braucht ein guter Organist?

Die Freu­de am Musi­zie­ren, eine gute fein­mo­to­ri­sche Bega­bung, musi­ka­li­sche Intel­li­genz, Beharr­lich­keit und Dis­zi­plin. Die Bauch- und Rücken­mus­ku­la­tur wird sich dann all­mäh­lich entwickeln.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ich fah­re zu fast allen Zie­len des täg­li­chen Lebens mit dem Rad, sodass ich im Frei­en zu Fuß nur bei Regen unter­wegs bin; ich wür­de aber ger­ne noch mehr just for fun fah­ren und ich wer­de das im Som­mer wie­der tun.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Ja, sehr ger­ne. Ich schät­ze den qua­li­täts­vol­len Jour­na­lis­mus und das rei­che Kul­tur- und Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot der öffent­lich-recht­li­chen Sen­der sehr, von den groß­ar­ti­gen Rund­funk­or­ches­tern und ‑chö­ren ganz zu schweigen.

Töten Sie Insekten?

Nur in Not­wehr. Steck­mü­cken und viel­leicht Ameisen.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Davon ver­ste­he ich nichts, da habe ich kei­ne Meinung.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­cher Schau­spie­ler soll­te Sie spielen?

Lars Eidin­ger, wenn mein Leben abgrün­di­ger wäre, oder, weil es das nicht ist, viel­leicht dann doch lie­ber Rowan Atkinson.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Und wel­che benut­zen Sie am meisten?

Da sind ziem­lich vie­le drauf, aber haupt­säch­lich tele­fo­nie­re, mai­le und foto­gra­fie­re ich mit mei­nem Handy.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Vom Aus­gang der Wah­len in Ungarn.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Der Frie­de auf Erden.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

In einer schö­nen Feri­en­woh­nung in Wien auf­wa­chen, die Samm­lung im Kunst­his­to­ri­schen Muse­um besu­chen, Tee und Kuchen im Demel und abends zu den Phil­har­mo­ni­kern in den Musikverein.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über die feh­len­de Rege­lungs­be­reit­schaft der Gesetz­ge­bung und der Regie­ren­den zu Covid-19.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Das Vogel­kon­zert im Garten.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Seit eini­gen Jah­ren besu­che ich für eine gute Woche im August die Salz­bur­ger Festspiele.

Wovor haben Sie Angst?

Dass wir auf immer höhe­re Kom­ple­xi­tät unse­rer Welt in tech­ni­schen, sozia­len, recht­li­chen und ganz vie­len ande­ren Berei­chen kei­ne Ant­wor­ten mehr fin­den, oder sie doch nicht schnell genug finden.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Vor zwei Mona­ten, sehr herzerfrischend.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Ich glau­be: noch nie.

Was war Ihr schöns­ter Orgelmoment?

Viel­leicht mein Antritts­kon­zert im Bam­ber­ger Dom 1995.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf die Tätig­keit als Orgel­sach­ver­stän­di­ger war ich zunächst nicht so opti­mal vor­be­rei­tet; da muss­te ich viel arbei­ten, um der Auf­ga­be gerecht zu werden.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Ja, einen, den ich schon als Schü­ler hat­te und den glau­be ich vie­le Musi­ker in unter­schied­li­chen Varia­tio­nen ken­nen: näm­lich sich völ­lig unvor­be­rei­tet in einer Kon­zert­si­tua­ti­on zu befin­den (zum Bei­spiel bin ich, der ich kein ande­res Instru­ment als die Orgel, so, dass man zuhö­ren mag, spie­len kann, im Traum auf der Büh­ne im Kon­zert unter den ers­ten Gei­gen der Bam­ber­ger Sym­pho­ni­ker geses­sen, mit einer Gei­ge in der Hand – grauenvoll).

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Es ist eine gan­ze Kano­na­de von Schimpf­wör­tern, die ich mich aber nicht zu gebrau­chen traue: sie sind in den letz­ten Minu­ten von Ger­hard Polts „Longli­ne“ zu finden.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Bei der Urauf­füh­rung von Beet­ho­vens Neunter.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Dass ich stän­dig Bril­le, Han­dy, Schlüs­sel und Geld­beu­tel suchen muss.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Hilfs­be­reit­schaft.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Beharr­lich­keit.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Wie schon mein Vater: das Per­pe­tu­um mobile.

Haben Sie ein Vorbild?

Sehr vie­le, auf den ers­ten Blick eher unspektakuläre.

Wofür sind Sie dankbar?

Für mei­nen Arbeits­platz: die Orgel und den Dom.

Was lesen Sie gerade?

Ich höre wie­der ein­mal, groß­ar­tig gele­sen von Ulrich Matthes, Nabo­kovs „Pnin“. Ein sehr humo­ri­ges Buch.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Tho­mas Manns Zau­ber­berg, Car­los Klei­bers Tris­tan-Auf­nah­me mit Mar­ga­ret Pri­ce als Isol­de und The Big Lebow­ski von den Coen-Brüdern.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Schon öfter: Tho­mas Manns Josephsroman.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Das ver­ra­te ich nicht.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Aus heu­ti­ger Sicht viel­leicht mein knall­ro­ter Audi A4, mit dem ich um die Jahr­tau­send­wen­de her­um­ge­fah­ren bin.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Ange­la Merkel.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Die Was­ser- und Strom­uhr für die Stadtwerke.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Ich ver­tra­ge kei­nen Alko­hol, mir wird sehr schnell schlecht: die durch­zech­te Nacht muss lei­der ausfallen.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Von Che­mie.

Was fin­den Sie langweilig?

Sport­über­tra­gun­gen im Fern­se­hen, ein­schließ­lich Fußball.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

„Her­zi­lein“ und „Patro­na Bavariae“.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Mariu­pol.

Wie glau­ben Sie, wür­de der Mar­kus Wil­lin­ger von vor zehn Jah­ren auf den Mar­kus Wil­lin­ger von heu­te reagieren?

„Wie­so regst du dich dar­über nicht mehr auf?!“

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Im Köl­ner Dom zu stehen.

Ich kann nicht leben ohne…

Musik min­des­tens zu den­ken (bes­ser zu hören und zu machen).

Sind Sie Tän­zer oder Steher?

Viel­leicht ein eher ver­klemm­ter Tän­zer, am Ende ste­he ich dann doch in der Gegend herum.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Die Bril­le, das Han­dy, die Schlüs­sel und den Geld­beu­tel suchen zu müssen.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Eine gro­ße natur­trü­be Apfelsaftschorle.


Mar­kus Wil­lin­ger, April 2022.
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