Der Bezirk Oberfranken hat das Wort „Meichela“ zum Oberfränkischen Wort des Jahres 2023 gewählt. Mit der Wahl soll auf die Vielfalt der oberfränkischen Sprache aufmerksam gemacht werden.
Das Wort „Meichela“ oder „Meichel“ ist eine Bezeichnung für ein Kopftuch. Nun hat es der Bezirk Oberfranken, wie er in einer Mitteilung bekanntgab, zum oberfränkischen Wort des Jahres 2023 gewählt. „Meichela“ reiht sich damit in die Liste der bisherigen oberfränkischen Worte der vergangenen Jahre ein. Dazu gehörten „Waafn“ (2022), „Erpfl“ (2021) oder „Fregger“ (2020). 2015 vergab der Bezirk erstmals den Titel. Mit der Wahl soll auf die Vielfalt der oberfränkischen Sprache aufmerksam gemacht werden.
„Die Siegerwörter beleuchteten bisher immer einen anderen Aspekt der oberfränkischen Mundart – und in diesem Jahr ist unser Wort ein schönes Beispiel dafür, dass Sprache lebt und sich im Alltag der Menschen immer weiterentwickelt hat“, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Früher hatte das Wort eine andere Bedeutung
Denn das „Meichela“ wurde erst im Laufe der Zeit zu dem, was es heute bedeutet. Ursprünglich war „Meichel“ zunächst eine Kurzform des weiblichen Vornamens Margaretha. Dieser war früher sehr häufiger Vorname und wurde schließlich als Kurzform „Meichel“ zu einer allgemeinen Bezeichnung für Mädchen. Da das Kopftuch als Kopfbedeckung ausschließlich Frauen und Mädchen vorbehalten war, wurde aus Meichela – wie im Bairischen das Dirndl – von einer Bezeichnung für Mädchen eine Bezeichnung für ein Kleidungsstück.
„Diesen Prozess nennt man semantische Generalisierung oder Bedeutungserweiterung“, sagt die Sprachwissenschaftlerin Dr. Almut König, die der Jury angehörte. Das in den Landkreisen Bayreuth und Hof belegte Wort Meicheltüchla, kann als Zwischenstufe auf diesem Weg interpretiert werden. „Meichela“ als Personenbezeichnung kennt man heute zudem noch in „Greinmeichela“, der fränkischen Antwort auf die standardsprachliche Heulsuse, bei der ein Wort für weinen und die Kurzform eines weiblichen Vornamens zur Bezeichnung eines weinerlichen Menschen dienen.
Die Jury zur Wahl des oberfränkischen Wort des Jahres besteht aus Almut König von der Universität Erlangen, dem Leiter des oberfränkischen Bauernhofmuseums, Bertram Popp, Sabine Hager von extra Radio in Hof sowie Barbara Christoph, der Leiterin der KulturServiceStelle des Bezirks Oberfranken und Florian Bergmann vom Bezirk Oberfranken. Aus einer Liste mit mehr als 330 Begriffen hatte die Jury das Wort „Meichela“ ausgewählt. Die Vorschläge kamen allesamt aus der Bevölkerung.