„Der Kampf gegen Ras­sis­mus ist eine end­lo­se Geschichte“

Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rat der Stadt Bamberg

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Fest der Vielfalt am Maxplatz 2016, Foto: Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg
Fest der Vielfalt am Maxplatz 2016, Foto: Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg
Im Zuge der Black Lives Mat­ter-Bewe­gung haben Dis­kri­mi­nie­rungs- und Ras­sis­mus-Erfah­run­gen von Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te in den letz­ten Mona­ten in Deutsch­land ver­mehrt öffent­li­che Auf­merk­sam­keit gewon­nen und – wich­ti­ger noch – dar­auf auf­merk­sam gemacht, wie tief Ras­sis­mus in gesell­schaft­li­chen Struk­tu­ren in Deutsch­land ver­an­kert ist. Der Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rat der Stadt Bam­berg kämpft seit über 25 Jah­ren für ein bes­se­res Mit­ein­an­der und gegen Dis­kri­mi­nie­rung, hat aber in die­ser Zeit auch eine Zunah­me von Ras­sis­mus festgestellt.

Im Juni muss­te der Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rat (MIB) mit dem Tod sei­nes ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den Moha­med Hédi Adda­la einen schwe­ren Schlag hin­neh­men. Seit des­sen Rück­tritt im Febru­ar sit­zen Mitra Sha­ri­fi-Neyst­anak und Dr. Mar­co Depiet­ri dem Bei­rat vor. Täg­lich küm­mern sie sich mit ihrem 20-köp­fi­gen Team um die Belan­ge von Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te in Bam­berg. Dazu gehö­ren Unter­stüt­zung bei der Woh­nungs­su­che, im Umgang mit Büro­kra­tie, das Ein­wir­ken auf die Stadt­ver­wal­tung, um die­se inter­kul­tu­rell zu öff­nen, und Hil­fe bei Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­len. Jähr­lich ver­an­stal­tet der MIB die Inter­na­tio­na­len Wochen gegen Ras­sis­mus und die Inter­kul­tu­rel­len Wochen, alle zwei Jah­re auch ein gro­ßes Fest der Viel­falt in der Stadt­mit­te. Wir haben mit der Dop­pel­spit­ze Mitra Sha­ri­fi-Neyst­anak und Dr. Mar­co Depiet­ri gesprochen.

Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg: Mitra Sharifi-Neystanak und Dr. Marco Depietri
Mitra Sha­ri­fi-Neyst­anak und Dr. Mar­co Depiet­ri, die bei­den Vor­sit­zen­den des Migran­tin­nen- und Migran­ten­bei­rats. Foto: Sebas­ti­an Quenzer

Als Inter­es­sens­ver­tre­tung der Bam­ber­ger Migran­tin­nen und Migran­ten set­zen Sie sich für ein gleich­be­rech­tig­tes Zusam­men­le­ben aller Men­schen in Bam­berg ein. Wie steht es um das Zusammenleben?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Wir fin­den, dass es in Bam­berg schon rela­tiv fried­lich ist. Es gibt ja schon seit Jahr­zehn­ten Bemü­hun­gen und viel­fäl­ti­ges Enga­ge­ment, um Dia­log und Begeg­nung zu orga­ni­sie­ren und Hür­den auf dem Weg des Zusam­men­wach­sens abzu­bau­en. Aller­dings gibt es auf­grund ver­schie­de­ner Struk­tu­ren durch­aus auch Span­nun­gen, Kon­flik­te und Ras­sis­mus. Wir wis­sen, dass wir gemein­sam dran blei­ben müs­sen. 

Wie sieht die Arbeits­wei­se des MIB aus?

Mar­co Depiet­ri: Bam­berg ist als ziem­lich inter­na­tio­na­le Stadt ein guter Boden für ein viel­fäl­ti­ges Mit­ein­an­der, aber der Bei­rat ist da, um unse­re Anlie­gen in der Stadt und im Rat­haus immer vor­zu­brin­gen. Wir initi­ie­ren Pro­jek­te und Initia­ti­ven gegen Dis­kri­mi­nie­rung und stel­len der Stadt Hand­lungs­emp­feh­lun­gen aus.

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Wir sit­zen in zahl­rei­chen Gre­mi­en, in denen wir ver­su­chen, die Sicht und Eigen­erfah­run­gen der Migran­tin­nen und Migran­ten ein­zu­brin­gen, auf Defi­zi­te auf­merk­sam zu machen, um Inte­gra­ti­ons­maß­nah­men zu opti­mie­ren. Wir wis­sen, wie es den Leu­ten geht, wenn sie neu in der Stadt sind und sie eine Woh­nung oder Arbeit suchen. Wir wol­len, dass Viel­falt als Chan­ce und Zukunfts­res­sour­ce begrif­fen wird.

Kön­nen Sie ein Bei­spiel Ihrer Arbeit nennen?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Wir schrei­en zum Bei­spiel seit zwei Jah­ren ganz laut, dass die feh­len­den Kin­der­gar­ten­plät­ze dazu füh­ren, dass Kin­der von neu zuge­wan­der­ten Fami­li­en zum Teil kei­nen Kin­der­gar­ten­platz krie­gen oder feh­len­de Räu­me und Per­so­nal in den Schu­len dazu füh­ren, dass eine inte­gra­ti­ons­för­dern­de ganz­tä­gi­ge Bil­dung nicht mög­lich ist. Und sol­che Miss­stän­de haben Kon­se­quen­zen für die Inte­gra­ti­on der gesam­ten Fami­lie und für die Ent­wick­lung der Kin­der. Grund­le­gend sind wir im Kon­takt zu ver­schie­de­nen Com­mu­ni­ties – unse­re Mit­glie­der stam­men aus 20 ver­schie­de­nen Natio­nen – und ver­su­chen raus­zu­fin­den, wo es Pro­ble­me gibt und wo die Res­sour­cen, die die Men­schen mit­brin­gen, ver­lo­ren gehen. Im Moment gibt es auch durch Coro­na beding­te finan­zi­el­le Eng­päs­se bei Vereinen.

Wenn Sie mit öffent­li­chen Stel­len über Pro­ble­me der Migran­tin­nen und Migran­ten spre­chen, sto­ßen Sie damit auf offe­ne Ohren oder eher Desinteresse?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Unter­schied­lich. Unse­re Arbeit ist schon ein Boh­ren dicker Bret­ter. Im Prin­zip ist man offen. Aber wenn es dar­um geht, das Gewöhn­te zu ändern oder gar Geld zu inves­tie­ren, wird es schwie­ri­ger. Aber ich stel­le auch Ver­än­de­run­gen fest. Wir fin­den, die Stadt­ver­wal­tung soll­te inter­kul­tu­rell geöff­net und unter ande­rem mehr Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te beschäf­tigt wer­den. Damit soll das Außen­bild der Stadt der bun­ten Bevöl­ke­rung mehr ent­spre­chen und alle Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger sol­len sich mehr mit der Stadt iden­ti­fi­zie­ren kön­nen. Es gab Zei­ten, da fan­den wir kaum Gehör. Mitt­ler­wei­le ist die Sen­si­bi­li­tät gewach­sen. Auf­grund unse­rer Vor­schlä­ge wird das The­ma Inte­gra­ti­on in der Per­so­nal­ent­wick­lung bes­ser beach­tet und zum Bei­spiel bei Stel­len­aus­schrei­bun­gen soll dazu­ge­schrie­ben wer­den: ‚Bewer­bun­gen von Migran­tin­nen und Migran­ten wer­den begrüßt‘. Dafür gab es zuerst Ableh­nung, aber der Ober­bür­ger­meis­ter war dafür. Umge­setzt wor­den ist es aller­dings noch nicht.

2007 erklär­te OB Star­ke die Inte­gra­ti­on zur Chef­sa­che. Hat er sei­nen Wor­ten seit­dem Taten fol­gen lassen?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Ich fin­de ihn schon enga­giert und fand es schon immer gut, dass er bei die­sem The­ma eine kla­re Spra­che gespro­chen hat, mit kla­ren Posi­tio­nen – zum Bei­spiel bei der Flücht­lings­kri­se – und sehr oft betont, dass er will, dass alle Men­schen sich unab­hän­gig von ihrer Her­kunft in Bam­berg wohl­füh­len. Was Ent­wick­lun­gen in der Ver­wal­tung angeht, könn­te mehr pas­sie­ren. Inte­gra­ti­on braucht Res­sour­cen und Per­so­nal, um bear­bei­tet wer­den zu kön­nen. Und es geht nicht nur dar­um, Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te in den unte­ren Gehalts­be­rei­chen unter­zu­brin­gen, son­dern auch in Ent­schei­dungs­po­si­tio­nen und im höhe­ren Dienst. Wenn die Stadt nur Leu­te anstellt, die über die Ver­wal­tungs­lauf­bahn kom­men, und kei­ne Quer­ein­stei­ge­rin­nen und Quer­ein­stei­ger zulässt, ist die Chan­ce, dass Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schich­te berück­sich­tigt wer­den, geringer.

Depiet­ri: Bei eini­gen Stel­len, wie zum Bei­spiel an der Info­thek im Neu­en Rat­haus, wäre eine Migra­ti­ons­ge­schich­te wün­schens­wert, weil inter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz hier sehr wich­tig ist. Die Ohren für sol­che Ände­run­gen sind zwar offen, aber es fol­gen dar­auf zu oft Aus­flüch­te mit ‚ja, aber…‘.

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Manch­mal sind die Kri­te­ri­en nicht rich­tig gesetzt. Wenn man zum Bei­spiel Kennt­nis­se der Spra­chen und Kul­tu­ren von gro­ßen eth­ni­schen Grup­pen in der Bevöl­ke­rung in Vor­stel­lungs­pro­zes­sen zu einer Qua­li­fi­ka­ti­on erklärt, hät­ten Mit­glie­der die­ser Grup­pen ganz ande­re Chan­cen. Sol­che Kom­pe­ten­zen könn­ten in der Ver­wal­tung sehr vie­les ver­ein­fa­chen, wür­den Iden­ti­fi­ka­ti­ons­flä­che bie­ten und kön­nen für die effek­ti­ve Ver­wal­tung einer moder­nen Stadt not­wen­dig sein.

Depiet­ri: Eine eige­ne Geschäfts­stel­le, die vor allem dabei hel­fen wür­de, die Koor­di­na­ti­on zwi­schen den Ehren­amt­li­chen zu ver­bes­sern, ist uns vom MIB schon seit län­ge­rem versprochen.

Als Bei­rat haben Sie eine bera­ten­de Funk­ti­on. Wün­schen Sie sich mehr poli­ti­sche Einflussmöglichkeit?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Immer!

Depiet­ri: Es ist ja nicht so, dass wir poli­tisch nicht ver­tre­ten sind. Die Frak­tio­nen hören uns zu. Aber ja, ein biss­chen mehr Ein­fluss wäre gut.

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Auf der for­ma­len Ebe­ne der Ent­schei­dungs­fin­dung sind wir nicht so gut aus­ge­stat­tet. Wir wün­schen, in den Ent­schei­dungs­pro­zes­sen früh und ver­bind­lich ein­be­zo­gen zu wer­den und dass man uns bei inte­gra­ti­ons­re­le­van­ten Ent­schei­dun­gen aktiv miteinbezieht.

Seit eini­gen Mona­ten, ange­facht durch die Ereig­nis­se in den USA und die Black Lives Mat­ter-Bewe­gung, wird über den Ras­sis­mus in der deut­schen Gesell­schaft dis­ku­tiert. Ver­ein­facht die­se Dis­kus­si­on Ihre Arbeit?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Dadurch, dass das The­ma Ras­sis­mus jetzt ein­fach prä­sen­ter ist und die Per­spek­ti­ve der Betrof­fe­nen deut­li­cher wird, bekommt das The­ma mehr Auf­merk­sam­keit. Ob das unse­re Arbeit aber ein­fa­cher macht, weiß ich nicht. Es ist aber zumin­dest mehr Rücken­wind da. Wobei man auch sagen muss, dass die Her­aus­for­de­run­gen in den letz­ten Jah­ren grö­ßer gewor­den sind. Ras­sis­mus, ras­sis­ti­scher Hass und Gewalt haben neue Dimen­sio­nen bekommen.

Depiet­ri: Rücken­wind, ja, aber wir fra­gen uns auch, wie lan­ge das anhält. Wie sieht es in zwei Jah­ren aus? Man weiß ja, dass es in der Auf­merk­sam­keit immer wie­der Höhe­punk­te gibt, die aber auch schnell wie­der abnehmen.

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Für die gesam­te Arbeit für Inte­gra­ti­on und gegen Ras­sis­mus reicht es nicht, immer nur punk­tu­ell etwas zu machen, son­dern es ist wich­tig, dass es Struk­tu­ren gibt, die am The­ma dran­blei­ben, dar­an arbei­ten und so Nach­hal­tig­keit schaf­fen. Der Kampf gegen Ras­sis­mus ist eine end­lo­se Geschich­te. Man kann das nur machen, wenn man Res­sour­cen und Netz­wer­ke dafür hat. Die Aner­ken­nung des Migran­ten- und Inte­gra­ti­ons­bei­rats ist groß, aber wir und alle zivil­ge­sell­schaft­li­chen Kräf­te, die dage­gen arbei­ten, brau­chen Res­sour­cen. Inte­gra­ti­ons­ar­beit ist kein Neben­bei- oder Luxus­the­ma mehr, son­dern wird die Zukunft der Stadt mitprägen.

Wie weit ist Ras­sis­mus in der Bam­ber­ger Stadt­ge­sell­schaft ver­brei­tet? Wie haben sich Fall­zah­len in den letz­ten Jah­ren entwickelt?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Sol­che Zah­len kann man nur erhe­ben, wenn man eine Anti­dis­krim­ni­e­rungs­stel­le hat, die Erhe­bun­gen macht. Aber auch so eine Stel­le fehlt. Wir bekom­men jedoch natür­lich eini­ges mit und kön­nen sagen, dass ras­sis­ti­sche Vor­fäl­le zuge­nom­men haben, auch in Bam­berg. 

Wor­an liegt die Zunahme?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: An der Ver­än­de­rung des gesell­schaft­li­chen Kli­mas, das rau­er gewor­den ist. Die Leu­te trau­en sich mehr, ihre ras­sis­ti­schen Posi­tio­nen laut zu ver­tre­ten. Eine lang­jäh­ri­ge Bekann­te von mir, die immer Kopf­tuch trug, hat die­ses letz­tes Jahr abge­legt. Sie ist der Mei­nung, es sich und ihrer Fami­lie nicht mehr zumu­ten zu kön­nen, stän­dig auf der Stra­ße ange­gan­gen oder sogar ange­spuckt zu wer­den. Ich hof­fe, dass wegen der jet­zi­gen Dis­kus­si­on über gesell­schaft­li­chen Ras­sis­mus auch die von Ras­sis­mus oder Dis­kri­mi­nie­rung nicht direkt betrof­fe­nen Men­schen anfan­gen nach­zu­spü­ren, was Opfer von Dis­kri­mi­nie­rung durch­ma­chen. Wenn man weiß ist, euro­pä­isch aus­sieht und nicht für einen Mus­lim, Juden, Roma oder einen Flücht­ling gehal­ten wird, kriegt man sol­che Din­ge wahr­schein­lich weni­ger mit, als wenn man etwas anders aussieht.

Sie haben struk­tu­rel­len Ras­sis­mus ange­spro­chen. Was wür­den Sie Leu­ten ent­ge­gen, die sagen, es gebe ihn nicht?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Ich den­ke, wenn wir Struk­tu­ren haben, die ins­ge­samt Men­schen mit bestimm­ten Merk­ma­len immer wie­der und wie­der dis­kri­mi­nie­ren, dann spre­che ich von struk­tu­rel­lem Ras­sis­mus. Vor allem dann, wenn das auch auf öffent­lich-staat­li­cher Ebe­ne pas­siert. Die sehr pro­ble­ma­ti­sche Pra­xis des Racial Pro­fil­ing der Poli­zei wäre hier­für ein gutes Bei­spiel, weil es die Sicht eines Poli­zis­ten in eine Rich­tung lenkt, die pro­ble­ma­tisch ist. Wenn ein Poli­zist die Ange­wohn­heit hat, Men­schen mit bestimm­ten Merk­ma­len zu kon­trol­lie­ren, ist das pro­ble­ma­tisch. Ich will auf kei­nen Fall die Poli­zei unter Gene­ral­ver­dacht stel­len. Ich fin­de, dass die Poli­zei in dem Bereich Unter­stüt­zung braucht. Wenn ein Beam­ter nur dann mit Migran­ten zu tun bekommt, wenn die­se straf­fäl­lig wer­den, begüns­tigt das die Ent­ste­hung von Vor­ur­tei­len. Des­halb soll­ten die betrof­fe­nen Beam­ten an die­ser Stel­le unter­stützt wer­den. Sie brau­chen Schu­lun­gen und Super­vi­si­on und die Mög­lich­keit, ihre Erfah­run­gen mit Migran­tin­nen und Migran­ten prak­tisch zu diver­si­fi­zie­ren. Sonst kön­nen sich selek­ti­ve Erfah­run­gen zu ras­sis­ti­schen Ein­stel­lun­gen verfestigen.

Hat die Bam­ber­ger Poli­zei ein Rassismus-Problem?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Der Bei­rat arbei­tet mit der Poli­zei ziem­lich gut und ver­trau­ens­voll zusam­men, aber ich kann es nicht aus­schlie­ßen, dass Men­schen, die nicht weiß sind und womög­lich in der Nähe der AEO woh­nen, öfter als ande­re kon­trol­liert wer­den, oder nicht jede Begeg­nung vor­ur­teils­frei ist.

Wel­che Mei­nung haben Sie zur Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen der Zei­tung „taz“, die eine sati­ri­sche Kolum­ne, in der die Poli­zei ver­meint­lich ver­ächt­lich gemacht wird, ver­öf­fent­licht hat, und Innen­mi­nis­ter Horst Seehofer?

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Ich fand die­se Kolum­ne nicht gut und grenz­wer­tig. Ich den­ke, dass wir, gera­de als Migran­ten, eine demo­kra­ti­sche und gute Poli­zei brau­chen, in die wir Ver­trau­en haben kön­nen. Wer sonst soll uns vor den Rechts­ra­di­ka­len und ihrer ras­sis­ti­schen Gewalt schüt­zen? Eine Demo­kra­tie braucht demo­kra­ti­sche und kri­ti­sche Sicher­heits­kräf­te und die­se sol­len alle Unter­stüt­zung bekom­men, damit sie ihre Arbeit gut machen kön­nen und damit sie die Chan­ce haben, frei von Vor­ur­tei­len arbei­ten zu können.

Im Juni ist der ehe­ma­li­ge MIB-Vor­sit­zen­der Moha­med Hédi Adda­la gestor­ben. Wel­ches Erbe hat er hinterlassen?

Depiet­ri: Ich kann­te Moha­med schon lan­ge bevor ich vor zwei Jah­ren auf sein Drän­gen hin ein­ge­wil­ligt habe, eines Tages für den Vor­sitz des MIB zu kan­di­die­ren. Vor­her hat­te ich nicht die nöti­ge Zeit dafür. Für die­se zwei Jah­re Zusam­men­ar­beit mit ihm bin ich sehr dank­bar und sie waren geprägt von gro­ßem Ver­trau­en. Rück­bli­ckend den­ke ich oft an die Eile, die er hat­te, mir alles bei­zu­brin­gen. Er woll­te mir alles zei­gen und nichts für sich behalten.

Sha­ri­fi-Neyst­anak: Er hat immer gesagt ‚Das Licht soll hier nicht aus­ge­hen‘. Er woll­te, dass das, was er über 20 Jah­re lang in Bam­berg auf­ge­baut hat, dass Migran­ten in der Öffent­lich­keit prä­sent sind, erhal­ten bleibt. Er hat dem Bei­rat mit wahn­sin­ni­gem per­sön­li­chem Ein­satz und Enga­ge­ment in vie­len Krei­sen Respekt ver­schafft. Er woll­te, dass es fried­lich ist in Bam­berg und die Men­schen gut zusam­men­le­ben. Er war auch stolz dar­auf, dass vie­les in die­ser Hin­sicht erreicht wur­de. Zum Bei­spiel der inter­re­li­giö­se Dia­log, der nicht über­all selbst­ver­ständ­lich ist, funk­tio­niert sehr gut und er hat gro­ßen Anteil dar­an. Wir alle kön­nen unend­lich dank­bar sein, dass er über all die Jah­re so viel Zeit und Ener­gie inves­tiert hat. Wir wer­den ver­su­chen, sei­nen Weg wei­ter­zu­ge­hen. Wir sind froh, dass es in Bam­berg vie­le enga­gier­te Men­schen und eine Zivil­ge­sell­schaft gibt, die wach ist und sich zusam­men­rauft, um Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus ent­ge­gen­zu­tre­ten. Aber, wir müs­sen dran blei­ben und krea­tiv und kri­tisch noch eini­ges ändern, damit es ein dis­kri­mi­nie­rungs­frei­es Mit­ein­an­der gibt. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter:
www.mib.stadt.bamberg.de
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