Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum Mikwe

Mit ande­ren Augen auf Bam­berg blicken

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Das Dokumentationszentrum Mikwe. Foto: Patricia Alberth
Im Quar­tier an den Stadt­mau­ern liegt ein biss­chen ver­steckt zwi­schen Super­markt, Wohn­häu­sern und Pas­sa­ge das 2020 eröff­ne­te Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum Mik­we der Muse­en der Stadt Bam­berg. Dort befin­den sich auf etwa 30 Qua­drat­me­tern Tei­le der his­to­ri­schen Stadt­mau­er aus dem 13., ein baro­ckes Wohn­haus aus dem 18. und vor allem Res­te eines jüdi­schen Ritu­al­ba­des aus dem 15. Jahr­hun­dert, die Mikwe.

Dr. Regi­na Hane­mann ist Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg. Mit ihr haben wir über die Mik­we gesprochen.


Frau Hane­mann, was ist das Beson­de­re an der his­to­ri­schen Stät­te der Mikwe?

Regi­na Hane­mann: Das Beson­de­re an der Mik­we ist, dass es einer der weni­gen authen­ti­schen Orte in Bam­berg ist, an denen man das jüdi­sche Quar­tier rund um die Keß­ler­stra­ße fest­ma­chen kann. In Bam­berg gab es meh­re­re jüdi­sche Wohn­be­rei­che. Zum Bei­spiel in der Juden­stra­ße und in den Thea­ter­gas­sen. Von die­sen Berei­chen wis­sen wir aber nur aus alten Akten und Unter­la­gen, denn Bau­sub­stanz haben wir, im Gegen­satz zur Mik­we, dort nicht.


Wel­che Bedeu­tung oder Stel­len­wert hat die Mik­we in der jüdi­schen Kultur?

Regi­na Hane­mann: Die Mik­we ist ein Tauch­bad. Sie muss an ein „leben­di­ges“ das heißt Grund­was­ser flie­ßen­des Was­ser oder Quell­was­ser, also ein natür­li­ches Gewäs­ser ange­schlos­sen sein. In ihr wer­den ritu­el­le Bäder unter­nom­men, die sozu­sa­gen Geist und See­le rei­ni­gen. Bevor man in die Mik­we geht, muss man sich waschen, damit man sau­ber ein­taucht. Und es geht immer so eine Art Zeu­ge mit, um zu schau­en, dass nicht noch irgend­ein Kör­per­teil aus dem Was­ser schaut. Man muss ganz unter­tau­chen. Und: Sie ist kein Bade­haus, das möch­te ich beto­nen. Man darf sich das auch nicht roman­tisch und warm vor­stel­len, wie viel­leicht in alt­rö­mi­schen Bädern.


Die Mik­we stammt aus dem 15. Jahr­hun­dert. 2003 wur­de sie bei Bau­ar­bei­ten wie­der­ent­deckt. War­um war sie so lan­ge verschüttet?

Regi­na Hane­mann: Die Häu­ser, die im Lauf der Jahr­hun­der­te dar­über gebaut wur­den, haben sie ver­deckt, vor allem das­je­ni­ge, das aus baro­cken Zei­ten stammt. Die­ses Wohn­haus hat­te einen ande­ren Grund­riss als das Haus, das die Mik­we beher­berg­te. Außer­dem wur­de das Bad nicht mehr benutzt. So geriet die Mik­we in Ver­ges­sen­heit. Als das Quar­tier an den Stadt­mau­ern gebaut wur­de, wur­de die Mik­we wiederentdeckt.

Über­res­te der Mik­we. Foto: Patri­cia Alberth

Was bie­tet das Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum Mik­we dem Publikum?

Regi­na Hane­mann: Das Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum ist ein authen­ti­scher Ort, der spür­bar machen soll, was dort war. Ver­mit­telt wird das den Besu­chern durch einen Blick auf die frei­ge­leg­te Mik­westel­le und Über­res­te von Trep­pen­stu­fen, die zu ihr füh­ren, inklu­si­ve ande­rer Gra­bungs­fun­de. Dann gibt es noch eine Mul­ti­me­dia-Schau, die ver­an­schau­licht, wie das jüdi­sche Leben in Bam­berg aus­sah und wozu eine Mik­we dien­te. Und wenn man aus dem Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum wie­der raus­geht, blickt man glau­be ich mit ein biss­chen ande­ren Augen auf Bam­berg. Und wenn man dann noch der Abtei­lung „Jüdi­sches Bam­berg“ bei uns im His­to­ri­schen Muse­um einen Besuch abstat­tet, wird das Bild noch etwas runder.


Jüdi­sche Ein­rich­tun­gen sind immer wie­der Opfer anti­se­mi­ti­scher Angrif­fe und Zer­stö­run­gen. Kam es auch beim Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum schon zu sol­chen Vorfällen?

Regi­na Hane­mann: Bis­her hat­ten wir in Bam­berg und auch bei der Mik­we zum Glück noch kei­ne sol­chen Vor­fäl­le. Ich kann nur sagen “toi, toi, toi”. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir zum Schut­ze der Mik­we auch nicht all­zu viel Wer­bung für sie gemacht haben. Es gibt zwar klei­ne Weg­wei­ser, aber all­zu auf­fäl­lig sind sie nicht. Man muss sie schon suchen.


Aber haben Sie das Gefühl, dass das Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum in der Stadt bekannt ist?

Regi­na Hane­mann: Ich den­ke, bei den Men­schen, die sich für jüdi­sche Geschich­te inter­es­sie­ren, sind wir bekannt. Bei Muse­en ist es ja immer so, dass sich nur etwa zehn Pro­zent der Bevöl­ke­rung für sie inter­es­sie­ren. Das ist bei der Mik­we auch nicht anders.


Quar­tier an den Stadt­mau­ern: Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum Mikwe

An den Stadt­mau­ern 5–7

Öff­nungs­zei­ten: Jeden Sonn­tag 14 bis 17 Uhr


Wei­te­re Informationen

https://museum.bamberg.de/allgemeine-informationen/mikwe/

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