Tier­gar­ten Nürnberg

Nach­wuchs bei stark gefähr­de­ten Chaco-Pekaris

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Tiergarten
Foto: Tiergarten Nürnberg/Thomas Hahn Chaco Pekari Nachwuchs
Klein, bors­tig und bereits sehr aktiv: Im Tier­gar­ten der Stadt Nürn­berg gibt es erst­mals Nach­wuchs bei den stark gefähr­de­ten Cha­co-Peka­ris, einer Nabel­schwein­art aus Süd­ame­ri­ka, wie der Tier­gar­ten mitteilt.

Das Fer­kel – ein Weib­chen – wur­de am Mitt­woch, 14. Mai 2025, gebo­ren und lief schon kurz nach der Geburt gemein­sam mit den ande­ren Tie­ren durchs Gehe­ge. Aktu­ell leben im Tier­gar­ten vier Tie­re die­ser sel­te­nen Art.

Besu­che­rin­nen und Besu­cher haben gute Chan­cen, das Klei­ne zu Gesicht zu bekom­men. Das Gehe­ge der Peka­ris befin­det sich zwi­schen der Nas­horn­an­la­ge und dem Gehe­ge der Tram­pel­tie­re und Kula­ne. „Das Fer­kel ist sehr fit und erkun­det eif­rig die Umge­bung. Neben der Mut­ter küm­mern sich auch die ande­ren bei­den erwach­se­nen Tie­re für­sorg­lich um den Nach­wuchs“, sagt Tier­pfle­ge­rin Bea­tri­ce Wie­ners. „Cha­co-Peka­ris sind sehr sozia­le Tie­re, bei denen auch Tan­ten oder älte­re Geschwis­ter als Ammen fun­gie­ren kön­nen. Der Eber ist dafür zustän­dig, das Klei­ne zu beschüt­zen – eine Auf­ga­be, die er sehr ernst nimmt.“


Peka­ris als wich­ti­ge Ökosystem-Ingenieure

In der Natur kom­men Cha­co-Peka­ris nur in einem begrenz­ten Gebiet vor, das sich über Tei­le Argen­ti­ni­ens, Boli­vi­ens und Para­gu­ays erstreckt. Sie bewoh­nen Tro­cken­wäl­der und Dorn­strauch­sa­van­nen und über­neh­men dort eine wich­ti­ge Rol­le für das Öko­sys­tem: Sie sind Alles­fres­ser, ver­tei­len über ihren Kot die Samen der Pflan­zen und legen auf der Wan­der­schaft durch ihr Revier Wege an, die auch klei­ne­re Tie­re nut­zen kön­nen. Die Welt­na­tur­schutz­uni­on IUCN stuft Cha­co-Peka­ris als stark gefähr­det mit abneh­men­dem Popu­la­ti­ons­trend ein. Sowohl das Ver­brei­tungs­ge­biet als auch die Zahl der Tie­re in der Natur gehen zurück. Haupt­grund ist der Ver­lust des Lebens­raums. Die Tro­cken­wäl­der im Cha­co haben die höchs­te Ent­wal­dungs­ra­te der Welt, einer aktu­el­len Stu­die zufol­ge wer­den alle Cha­co-Peka­ris außer­halb von Schutz­ge­bie­ten bis zum Jahr 2051 ver­schwun­den sein, wenn die Lebens­raum­zer­stö­rung nicht gestoppt wird. „Umso wich­ti­ger ist die Hal­tung und Zucht in mensch­li­cher Obhut, um eine sta­bi­le Reser­ve­po­pu­la­ti­on auf­zu­bau­en. Jedes Jung­tier ist dafür ein wich­ti­ger Bau­stein“, sagt Jörg Beck­mann, stell­ver­tre­ten­der Direk­tor und Bio­lo­gi­scher Lei­ter des Tiergartens.


Jung­tie­re wich­tig für Art­erhalt und sozi­al funk­tio­nie­ren­de Gruppen

Jung­tie­re sind aber nicht nur aus gene­ti­schen und gesund­heit­li­chen Grün­den wich­tig. Auch für das Sozi­al­le­ben der Tie­re spie­len Part­ner­wahl, Paa­rung, Gebur­ten und Auf­zuch­ten eine ent­schei­den­de Rol­le. „Wir möch­ten unse­ren Tie­ren all die­se Aspek­te ermög­li­chen und sehen es als unse­re Ver­ant­wor­tung, sozi­al funk­tio­nie­ren­de, gesun­de, viel­fäl­ti­ge und fort­pflan­zungs­fä­hi­ge Grup­pe zu erhal­ten“, so Beck­mann. Vor dem Hin­ter­grund ihrer hohen Gefähr­dung stimmt eine neue Erkennt­nis aus der Wis­sen­schaft hoff­nungs­voll: Die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest (ASP) stellt für Peka­ris kei­ne Gefahr dar. Bei ASP han­delt es sich um eine oft töd­lich ver­lau­fen­de Virus­in­fek­ti­on bei Schwei­nen, die sich in den letz­ten Jah­ren welt­weit dras­tisch aus­ge­brei­tet hat. Das Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tut (FLI) konn­te in einem gemein­sa­men For­schungs­pro­jekt mit dem Tier­gar­ten Nürn­berg und ande­ren zoo­lo­gi­schen Gär­ten nach­wei­sen, dass Peka­ris nicht emp­fäng­lich für das Virus sind.


Kei­ne Ech­ten Schweine

Obwohl sie optisch Schwei­nen ähneln, gehö­ren Cha­co-Peka­ris nicht zur Fami­lie der Ech­ten Schwei­ne (Sui­dae), son­dern zu den Nabel­schwei­nen (Tayas­sui­dae). Im Unter­schied zu den Ech­ten Schwei­nen ragen ihre obe­ren Eck­zäh­ne nicht nach oben, son­dern wie die Fang­zäh­ne bei Raub­tie­ren nach unten und die­nen den Tie­ren als Waf­fe. Außer­dem besit­zen sie eine Drü­se auf dem Rücken, aus der sie ein moschus­ar­ti­ges Sekret abge­ge­ben. Der Tier­gar­ten Nürn­berg hält Cha­co-Peka­ris seit Juni 2023 und betei­ligt sich mit ihnen am Euro­päi­schen Erhal­tungs­zucht­pro­gramm „EAZA ex-Situ Pro­gram­me“ (EEP). Ziel die­ser wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten und koor­di­nier­ten Zucht ist es, eine sta­bi­le und gesun­de Popu­la­ti­on der Art außer­halb ihres natür­li­chen Lebens­raums auf­zu­bau­en und zu erhal­ten. Wenn die Kri­te­ri­en der IUCN es für sinn­voll und ver­ant­wort­bar hal­ten, könn­ten Tie­re aus die­sem Bestand in Zukunft aus­ge­wil­dert wer­den. Der­zeit leben ins­ge­samt 71 Cha­co-Peka­ris in elf EAZA-Zoos.

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