Andreas Starke hat zum dritten Mal die Wahl zum Bamberger Oberbürgermeister gewonnen. In einer Stichwahl setzte er sich gegen Jonas Glüsenkamp durch. Viel Grund zur Freude besteht derzeit allerdings nicht. Die Corona-Krise lässt auf der täglichen Agenda nicht viel Platz für politische Gestaltung und im ebenfalls neugewählten Stadtrat dominieren die Grünen und die CSU. Und zu allem Übel sitzt jetzt auch noch die AfD im Stadtrat. Wir haben mit dem Oberbürgermeister über Corona, das Wahlergebnis und die kommenden Zeiten gesprochen.
Welche Bamberger Probleme würden nun die größte Aufmerksamkeit erfordern, wenn nicht zu allererst die Corona-Krise bewältigt werden müsste?
Andreas Starke: Bezahlbaren Wohnraum und Kindertagesstättenplätze in genügendem Ausmaß zu schaffen. Außerdem: Die Konversion erfolgreich entwickeln und den ICE-Ausbau so organisieren, dass die Stadt weiterhin gut funktioniert.
Ihre Wiederwahl war knapp. Kam Ihnen die Corona-Krise zugute?
Andreas Starke: Bei zehn Kandidatinnen und Kandidaten war von Anfang an klar, dass es zu einer Stichwahl kommen würde. Das Endergebnis der Stichwahl mit 59,3 Prozent ist nicht knapp, sondern war das Beste in Oberfranken. Viele Wählerinnen und Wähler wissen, dass im Bamberger Rathaus gut regiert wird. Die Corona-Krise gehört dazu, wir haben ein effektives Krisenmanagement, auch das wurde geschätzt.
Sie sind Wahlsieger, die SPD aber nur drittstärkste Fraktion im Stadtrat. Ihre Wahlkampfkampagne war sehr stark auf Sie und nur wenig auf Ihre Partei zugeschnitten. Erachten Sie die Bamberger SPD als nicht attraktiv genug, um eine Wahl zu gewinnen, und wie haben Sie das im Vorfeld der Wahl Ihren Parteikolleginnen und ‑kollegen beigebracht?
Andreas Starke: Ich bin stolz, Teil der Bamberger SPD zu sein. Allerdings sind bereits seit der Oberbürgermeisterwahl 2006 meine Wahlplakate schwarz-weiß mit orangefarbener Schrift. Niemand sollte übersehen: Oberbürgermeister-Wahlen sind Persönlichkeitswahlen und keine Parteiwahlen.
Abgesehen davon, dass Sie im Stadtrat keinen Auftrag haben, eine Mehrheit zu bilden, käme eine solche weder zusammen mit der stärksten, noch mit der zweitstärksten Fraktion zustande. Wie schwierig wird es in Zukunft, politische Inhalte zu gestalten?
Andreas Starke: Die Zersplitterung des Stadtrates bedeutet sicherlich keine einfache Situation. Ich bin aber überzeugt, dass es uns dennoch gelingen wird, die besten Beschlüsse für die Stadt Bamberg zu treffen. Dazu kann meine Integrationskraft beitragen, so wie in der letzten Legislaturperiode.
Deutschland und vor allem Bayern setzen zur Verminderung der Corona-Infektionszahlen auf Ausgangsbeschränkungen, Stilllegung und persönliche Einschränkungen. Halten Sie diese Maßnahmen für sinnvoll oder hätten Sie eine andere Vorgehensweise vorgezogen?
Andreas Starke: Mehrmals in der Woche tagt unser städtischer Krisenstab „Coronavirus“. Dort sitzen nicht nur die Vertreter der Behörden und der Rettungsdienste zusammen, sondern auch Ärzte der Sozialstiftung und des ärztlichen Kreisverbands. Das Vorgehen in Bayern wird unisono als sehr gut und sinnvoll betrachtet. Die angeordneten Ausgangsbeschränkungen sind zur Eindämmung der Corona-Krise notwendig, ja unverzichtbar.
Mit der AfD sitzt nun auch eine rechtsextreme Partei im Stadtrat. Was empfinden Sie im Angesicht der Tatsache, sich mit deren Personal auseinandersetzen zu müssen?
Andreas Starke: Es ist nicht zu ändern, auch wenn ich mir etwas anderes gewünscht habe.
Zeichnet sich bereits ab, welchen kulturellen und wirtschaftlichen Schaden Bamberg durch die Krise davontragen wird?
Andreas Starke: Der Schaden wird enorm sein. Natürlich kann er derzeit noch nicht beziffert werden. Viele Betriebe, Handwerker, Firmen, Solo-Unternehmer und Kulturschaffende haben derzeit berechtigte Angst um ihre Existenz.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkung aufgehoben wird?
Andreas Starke: Freunde treffen und gut essen in einem Bamberger Lokal.