Blitz­um­fra­ge der IHK 

Ober­frän­ki­sche Wirt­schaft erheb­lich unter Druck

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Wirtschaft
Foto: Thorsten Ochs /Ochsenfoto
Alles blickt gebannt auf die Gas­lie­fe­run­gen aus Russ­land. Aber wel­che Aus­wir­kun­gen haben eigent­lich Coro­na, Lie­fer­eng­päs­se und dras­ti­sche Preis­stei­ge­run­gen auf die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft? Enor­me, wie eine aktu­el­le Blitz­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zeigt.

„Aktu­ell hat man in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung den Ein­druck, dass Coro­na ein The­ma ist, das nur neben­her läuft”, so Dr. Micha­el Waas­ner, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Tat­säch­lich ist Coro­na aber mit­ten unter uns, wie die meis­ten Unter­neh­men an den Per­so­nal­aus­fäl­len spür­bar mer­ken.” Bei nicht weni­ger als 74 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men sei­en aktu­ell die Betriebs­ab­läu­fe von coro­nabe­ding­ten Per­so­nal­aus­fäl­len beein­träch­tigt. Bei der Indus­trie lie­ge, wie die IHK für Ober­fran­ken mit­teil­te, der Anteil sogar bei 80 Pro­zent, gefolgt vom Bereich Handel/​Tourismus (72 Pro­zent) und den Dienst­leis­tun­gen (69 Prozent).

Teil­wei­se erheb­li­che coro­nabe­ding­te Aus­fäl­le in Unternehmen

Die Aus­wir­kun­gen von Coro­na rei­chen so weit, dass ein Vier­tel aller Unter­neh­men aktu­ell gezwun­gen sei, sogar orga­ni­sa­to­ri­sche Ein­hei­ten still­zu­le­gen. Hier sind Dienst­leis­tungs­be­trie­be leicht über­pro­por­tio­nal betrof­fen. „Die­se Aus­fäl­le machen unse­ren Unter­neh­men schwer zu schaf­fen”, betont der IHK-Prä­si­dent. „Pro­duk­te, die nicht her­ge­stellt wer­den, Filia­len oder inha­ber­ge­führ­te Geschäf­te und Dienst­leis­tungs­be­trie­be, die geschlos­sen blei­ben, Lkw und Bus­se, die auf dem Hof ste­hen blei­ben, sind die Konsequenz.”

Gera­de ein­mal 13 Pro­zent der Befrag­ten ver­zeich­ne­ten nach Ermitt­lung der Kam­mer kei­ne nen­nens­wer­ten coro­nabe­ding­ten Aus­fäl­le. 20 Pro­zent der Unter­neh­men bekla­gen eine Aus­fall­quo­te von bis zu 5 Pro­zent, wei­te­re 46 Pro­zent eine Aus­fall­quo­te von bis zu 15 Pro­zent. Bei 16 Pro­zent der Befrag­ten lie­ge die Aus­fall­quo­te sogar zwi­schen 15 und 25 Pro­zent, bei wei­te­ren fünf Pro­zent der Unter­neh­men fal­le aktu­ell mehr als ein Vier­tel der Beschäf­tig­ten aus.

„Für den kom­men­den Herbst erwar­ten wir wie­der stär­ke­re Ein­schrän­kun­gen durch Maß­nah­men der Poli­tik”, so Dr. Waas­ner. „Die­se soll­ten aber nicht nach dem inzwi­schen bekann­ten Sche­ma erfol­gen, dass diens­tags Ver­ord­nun­gen ange­kün­digt, in der Nacht von Frei­tag auf Sams­tag in Kraft tre­ten und bereits Mon­tag­früh von den Unter­neh­men umzu­set­zen sind.”

Vie­le Unter­neh­men bekla­gen unter­bro­che­ne Lieferketten

Immer mehr Unter­neh­men sind erheb­lich von unter­bro­che­nen Lie­fer­ket­ten oder Roh­stoff­man­gel betrof­fen. Dies betrifft längst prak­tisch alle Bran­chen, vor allem die Indus­trie, aber auch Han­del und Tou­ris­mus. Dr. Waas­ner: „Immer häu­fi­ger ste­hen des­we­gen Bän­der still, blei­ben Rega­le leer oder ist die Spei­se­kar­te ausgedünnt.”

In sehr vie­len Fäl­len muss für Roh­stof­fe und Vor­pro­duk­te auch mehr bezahlt wer­den. Dr. Waas­ner: „Oft sogar spür­bar mehr. Für Volu­men­ar­ti­kel im Stahl­be­reich das Zwei- bis Drei­fa­che, für Halb­lei­ter­chips auch mal weit dar­über.” 62 Pro­zent aller Unter­neh­men sei­en von Preis­stei­ge­run­gen erheb­lich betrof­fen, wei­te­re 31 Pro­zent zumin­dest teil­wei­se. Beson­ders in der Indus­trie, aber auch im Han­del und Tou­ris­mus, haben Unter­neh­men mit Preis­stei­ge­run­gen erheb­lich zu kämp­fen, hier lie­ge der Anteil bei 78 und 70 Prozent.

Nicht über­ra­schend, dass sich vier von fünf Unter­neh­men nach Alter­na­ti­ven bei Lie­fer­ket­ten und Bezugs­quel­len umschau­en. Aller­dings sehe die Hälf­te davon kei­ne rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit, kurz­fris­tig neue Lie­fer­ket­ten aufzubauen.

Gas­knapp­heit: Aus­wir­kun­gen auf Geschäfts­tä­tig­keit befürchtet

Zu coro­nabe­ding­ten Aus­fäl­len, unter­bro­che­nen Lie­fer­ket­ten und dras­tisch stei­gen­den Prei­sen kom­me noch eine dro­hen­de Gas­knapp­heit dazu. 67 Pro­zent der Unter­neh­men rech­ne­ten hier mit Beein­träch­ti­gun­gen, dar­un­ter 27 Pro­zent mit erheb­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen. Wei­te­re sie­ben Pro­zent befürch­te­ten sogar, ihre Geschäfts­tä­tig­keit in den kom­men­den Mona­ten kom­plett ein­stel­len zu müs­sen. In der Indus­trie lie­ge der Anteil der Unter­neh­men, die mit erheb­li­chen Ein­schnit­ten rech­net, sogar bei 40 Pro­zent. Hier sei­en es außer­dem sie­ben Pro­zent, die einen voll­stän­di­gen Pro­duk­ti­ons­stopp nicht ausschließen.

Vie­le Unter­neh­men arbei­ten an Absi­che­rungs­stra­te­gien für den Fall einer Gas­knapp­heit, etwa einem “fuel switch”, also der Nut­zung von Koh­le oder Öl als Gas­er­satz, und prü­fen Ener­gie­ein­spa­run­gen oder ande­re Maß­nah­men. 40 Pro­zent der Befrag­ten erar­bei­ten bereits Absi­che­rungs­stra­te­gien. Wei­te­re 35 Pro­zent haben nach Anga­ben der IHK ihre Optio­nen geprüft, sehen aber kei­ne rea­lis­ti­schen Umsetzungsmöglichkeiten.

Hier sei die Poli­tik gefor­dert, alle Mög­lich­kei­ten zu nut­zen, um die Ener­gie­spei­cher zu fül­len sowie Gas zur Strom­pro­duk­ti­on bis auf wei­te­res durch Koh­le oder Atom­kraft zu erset­zen. „Wenn Unter­neh­men in die­ser Kri­sen­si­tua­ti­on Gas kurz­fris­tig durch Öl oder Koh­le erset­zen wol­len, dür­fen ihnen außer­dem kei­ne Stei­ne in den Weg gelegt wer­den. Bei Ertei­lung nöti­ger immis­si­ons­schutz­recht­li­cher Geneh­mi­gun­gen muss die aktu­el­le Not­la­ge berück­sich­tigt wer­den. Wir ver­tei­di­gen uns in einem Wirt­schafts­krieg.” for­dert Dr. Waasner.

Aktu­ell gebe es extrem vie­le Her­aus­for­de­run­gen für die Unter­neh­men. „Las­sen Sie uns die­se lösen, indem wir unse­re Chan­cen unbü­ro­kra­tisch nut­zen” appel­liert Dr. Waas­ner an Poli­tik und Verwaltung.

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