Fach­tref­fen im Tiergarten

Schutz von bedroh­ten Rotkopfschafen

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Rotkopfschafen
Rotkopfschafherde. Foto: Tiergarten Nürnberg/Thomas Hahn
Die Blau­zun­gen­krank­heit ist eine Virus­in­fek­ti­on, die durch klei­ne Stech­mü­cken über­tra­gen wird und für die ins­be­son­de­re Wie­der­käu­er wie Scha­fe, Zie­gen und Rin­der emp­fäng­lich sind. Kürz­lich haben im Tier­gar­ten Nürn­berg beim Jah­res­tref­fen der Rot­kopf­schaf­züch­ter Fach­leu­te über die Seu­chen­la­ge und den Schutz von bedroh­ten Rot­kopf­scha­fen diskutiert.

Sie gel­ten als robust und genüg­sam: Rot­kopf­scha­fe. Trotz die­ser Eigen­schaf­ten gilt die alte Schaf­ras­se aller­dings als bedroht. Welt­weit gibt es nur noch weni­ge hun­dert Tie­re. Eine zusätz­li­che Bedro­hung stellt die Blau­zun­gen­krank­heit dar, eine Virus­in­fek­ti­on, die sich unter Wie­der­käu­ern aktu­ell rasant aus­brei­tet und häu­fig zum Tod führt. Wie sich die aktu­el­le Seu­chen­la­ge ent­wi­ckelt und was bei Imp­fun­gen zu beach­ten ist, haben vor kur­zem Fach­leu­te im Tier­gar­ten der Stadt Nürn­berg beim Jah­res­tref­fen 2024 der Rot­kopf­schaf­züch­ter diskutiert.

Die Blau­zun­gen­krank­heit ist eine Virus­in­fek­ti­on, die durch klei­ne Stech­mü­cken über­tra­gen wird und für die ins­be­son­de­re Wie­der­käu­er wie Scha­fe, Zie­gen und Rin­der emp­fäng­lich sind. Im Sep­tem­ber 2023 waren erst­mals Infek­tio­nen mit dem Virus der Blau­zun­gen­krank­heit des Sero­typs 3 (BTV‑3) bei Scha­fen in den Nie­der­lan­den fest­ge­stellt wor­den. Im Som­mer 2024 nah­men die Nach­wei­se deut­lich zu, im Sep­tem­ber sind die ers­ten amt­lich bestä­tig­ten Fäl­le in Mit­tel­fran­ken auf­ge­tre­ten. In Deutsch­land und Euro­pa hat­ten im Jahr 2024 vie­le Schaf­hal­ter Ver­lus­te bei ihren Tie­ren zu bekla­gen. Tier­ärz­tin Dr. Kat­rin Baum­gart­ner beschäf­tigt sich seit vie­len Jah­ren mit dem Umgang mit Tier­seu­chen. Da Zoos über inter­na­tio­na­le Erhal­tungs­zucht­pro­gram­me häu­fig Tie­re unter­ein­an­der tau­schen, ist es ent­schei­dend, dass sich Seu­chen nicht aus­brei­ten. Dies gilt auch für die von der Blau­zun­gen­krank­heit bedroh­ten Schaf­ras­sen. Im Tier­gar­ten wur­den des­halb alle Scha­fe früh­zei­tig gegen das Virus geimpft und mit einer Wie­der­ho­lungs­imp­fung ver­sorgt. Außer­dem arbei­tet der Tier­gar­ten mit dem Fried­rich-Loeff­ler-Insti­tut (FLI) zusam­men, um die Ent­wick­lung des Immun­sys­tems unter Berück­sich­ti­gung der Imp­fun­gen zu erfor­schen. „Der aktu­el­le Sero­typ der Blau­zun­gen­krank­heit führt vor allem bei klei­nen Wie­der­käu­ern wie Scha­fen und Zie­gen häu­fig zum Tod. Für die ohne­hin schon bedroh­ten Rot­kopf­scha­fe stellt das Virus also eine gro­ße Gefahr dar“, sagt Dr. Kat­rin Baum­gart­ner, die im Tier­gar­ten auch zustän­dig ist für die Zucht sel­te­ner und bedroh­ter Haus­tier­ras­sen. „Jeder Ver­lust eines Tie­res kann sich emp­find­lich auf die Popu­la­ti­on aus­wir­ken. Imp­fun­gen sind des­halb das wich­tigs­te Instru­ment zur Bekämp­fung des Virus und zum Schutz der Tiere.“

Neben den Rot­kopf­scha­fen wur­den im Tier­gar­ten auch Zwerg­ze­bus, Hoch­land­rin­der, Wisen­te, Bisons, Afri­ka­ni­sche Büf­fel, Elen­an­ti­lo­pen, Men­des­an­ti­lo­pen, Alpa­kas, Gua­na­kos, Tram­pel­tie­re, Kame­run­scha­fe, Oues­sant­scha­fe und Zwerg­zie­gen gegen BTV‑3 geimpft.


Wei­te­re Hal­ter gesucht

Ent­schei­dend für eine gesun­de und gene­tisch viel­fäl­ti­ge Popu­la­ti­on, ist eine koor­di­nier­te Zucht der Rot­kopf­scha­fe. Der Tier­gar­ten über­nimmt die­se Koor­di­na­ti­on und ist der­zeit dabei, ein Zucht­ma­nage­ment auf­zu­bau­en. Momen­tan gibt es 16 bekann­te Hal­ter der Ras­se in Deutsch­land. „Um die Zucht auch künf­tig erfolg­reich fort­füh­ren zu kön­nen, brau­chen wir enga­gier­te und ver­läss­li­che Part­ner. Wir sind des­halb immer auf der Suche nach Hal­tern, die Tie­re bei sich auf­neh­men möch­ten“, sagt Dr. Baum­gart­ner. Die Tie­re gel­ten als sehr robust, zutrau­lich und leis­tungs­fä­hig auch bei hohen Tem­pe­ra­tu­ren. Sie stel­len kei­ne hohen Ansprü­che an Hal­tung und Fut­ter, aller­dings brau­chen sie viel Platz. Rot­kopf­scha­fe sind leicht zu sche­ren und zeich­nen sich durch eine gute Woll­qua­li­tät aus. Inter­es­sier­te Hal­ter kön­nen sich beim Tier­gar­ten mel­den. Cha­rak­te­ris­tisch für Rot­kopf­scha­fe ist die rot­brau­ne Fär­bung von Kopf und Bei­nen, die vor allem in den ers­ten Mona­ten gut sicht­bar ist. Auf der Roten Lis­te der Gesell­schaft zur Erhal­tung alter und gefähr­de­ter Haus­tier­ras­sen steht die alte Schaf­ras­se als bedroht. Rot­kopf­scha­fe waren ursprüng­lich in den Pyre­nä­en behei­ma­tet. Die letz­te grö­ße­re Her­de Frank­reichs soll­te geschlach­tet wer­den, ging aber in letz­ter Minu­te in ande­re Hal­tun­gen – dar­un­ter auch nach Nürn­berg. Der Ver­ein der Tier­gar­ten­freun­de Nürn­berg e.V. hat­te 1981 14 Tie­re über­nom­men. Sie bil­de­ten den Grund­stock für den Auf­bau einer aus zwölf Mut­ter­li­ni­en her­ge­lei­te­ten Klein­her­de. Der­zeit lebt eine Zucht­grup­pe im Tier­gar­ten auf einer Anla­ge am Kin­der­zoo. Auf dem Gelän­de der noris inklu­si­on und auf Gut Mit­tel­büg, der Außen­stel­le des Tier­gar­tens in Schwaig, leben zwei Grup­pen männ­li­cher Rot­kopf­scha­fe. Die Rot­kopf­schafta­gung fin­det ein­mal jähr­lich und an wech­seln­den Orten statt. Sie dient dem Aus­tausch und der Ver­net­zung der Hal­ter. Neben der Blau­zun­gen­krank­heit waren auch ande­re Tier­seu­chen wie das Ovi­ne Her­pes­vi­rus The­ma der Tagung. Außer­dem ging es dar­um, wie Rot­kopf­scha­fe und ande­re Woll­lie­fe­ran­ten einen Bei­trag zur außer­schu­li­schen Bil­dung in Zoos leis­ten kön­nen. Nach meh­re­ren Vor­trä­gen im Tier­gar­ten besich­tig­ten die Teil­neh­men­den auch einen Bio-Arche­hof in Mit­tel­fran­ken, der Rot­kopf­scha­fe hält und somit zum Erhalt die­ser Ras­se beiträgt.

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