Bayerns Innenministerium hat das Statistisches Jahrbuch für Bayern 2022 vorgestellt. Demgemäß kommt der Freistaat gut durch die Krisen, ist seine Wirtschaft widerstandsfähig und der Tourismus im Aufschwung. Auch besteht ein Trend zum Elektroauto und die Bevölkerung wächst.
Bayern kommt laut Statistischem Jahrbuch für Bayern 2022 gut durch die Krisen. Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich nach der Corona-Pandemie erholt und auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs können abgefedert werden, lautete die Einschätzung des bayerischen Innenministeriums bei der Vorstellung des Jahrbuchs in Fürth.
So ist im ersten Halbjahr 2022 das Bruttoinlandsprodukt in Bayern um 2,9 Prozent gestiegen. Hinzu kommt, dass Bayern erneut die niedrigste Arbeitslosenquote aller Bundesländer hatte. Mit 3,5 Prozent im Jahr 2021 und mit 3,1 Prozent 2022 ist sie geringer als die gesamtdeutsche von 5,7 beziehungsweise 5,3 Prozent. Gleichzeitig hat die Zahl der Erwerbstätigen zugenommen und steht bei 7,78 Millionen im zweiten Quartal 2022.
Auch die bayerische Industrie hat ihr Investitionsvolumen laut Statistischem Jahrbuch ausgeweitet. 2021 wurden mit 12,8 Milliarden Euro 198 Millionen Euro mehr in den bayerischen Betrieben des verarbeitenden Gewerbes investiert als 2020. Die Auslandsumsätze nahmen in den ersten zehn Monaten 2022 um mehr als 15 Prozent auf mehr als 190 Milliarden Euro zu und auch im Dienstleistungsbereich stieg der Umsatz im dritten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa 11 Prozent.
Tourismus wächst, Zahl der Elektroautos auch
Bei den Umsätzen der bayerischen Industrie zeigte sich in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 ein deutliches Plus zum Vorjahr um 14,7 Prozent auf 337,4 Milliarden Euro. Verantwortlich für das hohe Wachstum sind laut Innenministerium aber vor allem Preissteigerungen, denn das Produktionsvolumen im Freistaat ist in diesem Zeitraum um 2,1 Prozent zurückgegangen. Stark betroffen war hier mit einem Minus von 11,2 Prozent die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Dies liege vor allem an unterbrochenen Lieferketten aufgrund des Ukraine-Kriegs und dem globalen Mangel an Halbleitern.
Positive Nachrichten hat das Statistische Jahresbuch von der bayerischen Tourismusbranche. Von Januar bis Oktober 2022 vermeldeten Bayerns Beherbergungsbetriebe Steigerungen sowohl bei den Gästeankünften um 73,7 Prozent (29,5 Millionen) als auch bei den Übernachtungen um 50,9 Prozent (80,5 Millionen) gegenüber den Werten des Vorjahreszeitraums. Im August konnten die bayerischen Beherbergungsbetriebe sogar mehr Übernachtungen (12,1 Millionen) verbuchen als im bisherigen Rekordjahr 2019 (11,6 Millionen im August 2019).
Eine weitere Entwicklung, über die das Statistische Jahrbuch Auskunft gibt, liegt im Bereich der Mobilität. Hierbei geht ein Trend zu deutlich mehr Elektroautos. Zum Stichtag 1. Januar 2022 sei der Anteil von Hybrid- und Elektrofahrzeugen gegenüber dem Vorjahr von 3,0 auf 5,2 Prozent gewachsen. Bei Neuzulassungen zwischen Januar und September 2022 von insgesamt 388.946 PKWs war etwa die Hälfte mit alternativen Antriebstechnologien ausgestattet. Die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge konnten gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit einem Plus von 19,8 Prozent auf 54.642 PKWs den stärksten Zuwachs verzeichnen.
Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Als wenig erfreulich bezeichnete das Innenministerium den Blick auf die Inflationsrate. Mit 11 Prozent wurde im Oktober 2022 ein Höchstwert erreicht, der den alten Höchststand aus den 1970-er Jahren von 8,2 Prozent übertroffen hat. Ursächlich hierfür seien stark gestiegene Energiepreise, insbesondere seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
Weitere Auswirkungen des Ukraine-Kriegs spiegelt sich in der Bevölkerungsstatistik wider. Zum 30. September 2022 lebten rund 13,35 Millionen Menschen (13.350.608) in Bayern. Das sind 173.619 Menschen mehr als Ende 2021. Als Grund für die Bevölkerungszunahme nennt das Ministerium vor allem die Fluchtbewegung aufgrund des Ukrainekriegs.
Die knapp 132.000 ukrainischen Kriegsgeflüchteten machen fast 70 Prozent der diesjährigen Zuwanderung aus dem Ausland aus. In den ersten neun Monaten 2022 sie bei 192.600 Personen (Vergleichszeitraum 2021: 41.405).
Bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung gab es in diesem Zeitraum hingegen ein Defizit von rund 16.500 (93.577 Geburten, 110.028 Todesfälle). Während 2021 noch 134.300 Kinder geboren wurden – der höchste Wert seit 1991 – lässt sich im Statistischen Jahrbuch in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Geburtenrückgang feststellen (2022: 93.577, 2021: 101.616).