Leib­niz-Insti­tut für Bildungsverläufe

Stu­die: Eltern in pre­kä­ren Lagen erleb­ten Coro­na-Schul­schlie­ßun­gen negativer

2 Min. zu lesen
Schulschließungen
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe am Wilhelmsplatz, Foto: Thomas Riese
Eine Stu­die des Bam­ber­ger Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe zeigt, dass ins­be­son­de­re sozi­al benach­tei­lig­te Fami­li­en die pan­de­mie­be­ding­ten Schul­schlie­ßun­gen in den Jah­ren 2020 und 2021 als pro­ble­ma­tisch erlebt haben. Die For­schen­den mah­nen ent­spre­chend geziel­te Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te an, um Bil­dungs­un­gleich­hei­ten entgegenzuwirken.

Eine Stu­die des Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe (LIf­Bi) und der Uni­ver­si­tät Leip­zig zeigt, wie Eltern von Schul­kin­dern die Schul­schlie­ßun­gen in den Coro­na-Jah­ren 2020 und 2021 erlebt haben. Dies teil­te das Insti­tut am Mitt­woch (13. Sep­tem­ber) mit. Für die Aus­wer­tung wur­den die Ant­wor­ten von 1.813 Eltern aus dem Jahr 2020 und von 1.898 Eltern aus dem Jahr 2021 her­an­ge­zo­gen. Die über­wie­gen­de Mehr­heit der Kin­der befand sich wäh­rend des ers­ten Lock­downs in der zwei­ten Klas­sen­stu­fe, wäh­rend des zwei­ten Lock­downs im Win­ter und Früh­jahr 2021 in der dritten.

Häus­li­che Lern­si­tua­ti­on wäh­rend der zwei­ten Schul­schlie­ßun­gen schlech­ter bewertet

Zwei Drit­tel der Eltern schätz­ten laut der Stu­die des LIf­Bi ihre digi­ta­len Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten, ihre Kin­der beim Ler­nen zu unter­stüt­zen, in der ers­ten Pha­se der Schul­schlie­ßun­gen im Früh­jahr 2020 noch als voll und ganz aus­rei­chend ein. In der zwei­ten Pha­se im Win­ter 2020 /​/​2021 waren es aller­dings nur noch etwas mehr als die Hälf­te der Eltern.

Auch die für den Distanz­un­ter­richt nöti­ge tech­ni­sche Aus­stat­tung wur­de zuneh­mend kri­ti­scher gese­hen. Schätz­ten mehr als drei Vier­tel der Eltern die­se wäh­rend der ers­ten Schul­schlie­ßun­gen noch als aus­rei­chend ein, waren es im zwei­ten Lock­down eini­ge Mona­te spä­ter 10 Pro­zent weniger.

„Da in der zwei­ten Schul­schlie­ßungs­pha­se ver­mehrt Online-Platt­for­men und Video­chats genutzt wur­den“, sagt Mar­kus Vogel­ba­cher, Erst­au­tor der Stu­die, „hat­ten Eltern dann ver­mut­lich grö­ße­re tech­ni­sche Schwie­rig­kei­ten als wäh­rend der ers­ten Schließ­pha­se, in der über­wie­gend E‑Mails ein­ge­setzt wurden.“

Star­ke Anspan­nun­gen erfuh­ren die fami­liä­ren Situa­tio­nen zusätz­lich wäh­rend der zwei­ten Pha­se der Schul­schlie­ßun­gen durch Schwie­rig­kei­ten bei der Betreu­ung der Kin­der und gleich­zei­ti­ger Berufs­tä­tig­keit. „Die Situa­ti­on in der Fami­lie war wäh­rend der zwei­ten Schul­schlie­ßun­gen sehr her­aus­for­dernd. Sowohl bei der Betreu­ung als auch bei der Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf gaben knapp ein Drit­tel der befrag­ten Eltern star­ke bis sehr star­ke Pro­ble­me an“, sagt Mar­kus Vogelbacher.

Pes­si­mis­tisch blick­ten Eltern auch auf die Kom­pe­tenz­ent­wick­lung ihrer Kin­der. Wäh­rend der ers­ten Schlie­ßun­gen glaub­ten rund 34 Pro­zent, dass ihre Kin­der in den Haupt­fä­chern zuhau­se eben­so viel wie in der Schu­le ler­nen. Die­ser Anteil sank im zwei­ten Lock­down leicht auf 30 Pro­zent. Dafür stieg der Anteil der Eltern, die Bil­dungs­rück­stän­de durch den Distanz­un­ter­richt erwar­te­ten von 20 auf 31 Pro­zent deut­lich an.

Grö­ße­re Her­aus­for­de­run­gen für sozi­al Benachteiligte

Die Lern­si­tua­ti­on in der zwei­ten Coro­na-Wel­le vari­ier­te außer­dem deut­lich je nach sozia­ler Lage. For­mal nied­rig gebil­de­te Müt­ter und Väter (maxi­mal Haupt­schul­ab­schluss) fühl­ten sich im Gegen­satz zu Befrag­ten mit höhe­rer Bil­dung (Mitt­le­re Rei­fe oder höher) durch­weg schlech­ter dar­über infor­miert, wel­che Auf­ga­ben die Kin­der zu bear­bei­ten haben. Glei­ches gilt laut Stu­die des LIf­Bi für allein­er­zie­hen­de Elternteile.

Im Ver­gleich zu den Befrag­ten mit der nied­rigs­ten Bil­dung sahen sich alle ande­ren Bil­dungs­grup­pen bes­ser in der Lage, ihrem Kind beim Ler­nen des Schul­stoffs zu hel­fen. Die ein­kom­mens­schwächs­te Grup­pe fühl­te sich im Gegen­satz zu allen ande­ren Ein­kom­mens­grup­pen weni­ger kom­pe­tent, ihre Kin­der inhalt­lich zu unterstützen.

Eine nied­ri­ge­re inhalt­li­che Unter­stüt­zungs­fä­hig­keit berich­ten in der Stu­die außer­dem Befrag­te aus Fami­li­en, in denen min­des­tens ein Eltern­teil zuge­wan­dert ist. Auch bei der räum­li­chen Situa­ti­on und der Mög­lich­keit, dem Kind einen ruhi­gen Platz zum Ler­nen zur Ver­fü­gung zu stel­len, zei­gen sich Ein­kom­mens­ef­fek­te und Nach­tei­le für kin­der­rei­che Familien.

Bil­dungs­un­gleich­hei­ten durch geziel­te Unter­stüt­zung entgegenwirken

„Unse­re Stu­die zeigt deut­li­che Unter­schie­de zwi­schen den sozia­len Grup­pen und im Zeit­ver­lauf eine kri­ti­sche­re Bewer­tung der häus­li­chen Lern­si­tua­ti­on“, fasst Thors­ten Schnei­der von der Uni­ver­si­tät Leip­zig die Stu­die zusam­men. Er for­dert: „Beson­ders sozi­al benach­tei­lig­ten Grup­pen müs­sen Unterstützungs‑, Coa­ching- und Ver­net­zungs­an­ge­bo­te von den Schu­len und öffent­li­chen Trä­gern unter­brei­tet wer­den, um den bereits ent­stan­de­nen Bil­dungs­un­gleich­hei­ten durch die Coro­na-Pan­de­mie ent­ge­gen­zu­wir­ken – vor allem, wenn es zu län­ge­ren Pha­sen des Distanz­ler­nens kommt.“

Weiterer Artikel

Ener­gie­be­darf von Häusern

Ver­brau­cher­zen­tra­le Bay­ern: Effi­zi­en­te Dämmung

Nächster Artikel

Young Pikes gewin­nen in Breitengüßbach

Bau­nacher mit erfolg­rei­chem Vorbereitungsspiel