Das Spiel ist eines der ältesten Kulturgüter der Welt. So geht beispielsweise das Leiterspiel auf ein Spiel zurück, das es schon im
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„Wer gerne spielt, ist bei uns richtig“
Ali Baba Spieleclub
von Stanimir Bugar
Das Spiel ist eines der ältesten Kulturgüter der Welt. So geht beispielsweise das Leiterspiel auf ein Spiel zurück, das es schon im Alten Ägypten gab. Prinzipiell kann man sagen, dass Menschen in allen früheren Hochkulturen gespielt haben. Beim Ali Baba Spieleclub e.V. kann man genau diese geschichtsträchtigen Traditionen im weitesten Sinne fortführen. Mit seinen mehr als 800 Mitgliedern ist er der größte Spielclub seiner Art in Deutschland. Unterteilt ist er in mehrere Regionalverbände in Bamberg, Nürnberg, Erlangen, Regensburg, Ingolstadt, Köln, Berlin, Stuttgart, Chemnitz sowie in der Region Hunsrück. Seine Mitglieder möchten den Spielegedanken möglichst in der gesamten Bundesrepublik verbreiten und freuen sich über Interessierte und Aktive, die gerne spielen.
Einer, der wie viele seiner Mitwirkenden im Ali Baba Spieleclub e.V. dieses Vorhaben tatkräftig unterstützt, ist Klaus Rothlauf, der Regionalbeauftragte der Spielstätte Bamberg. Im Februar 2018 wurde Bamberg der achte Regionalverband des Vereines.
Rothlauf persönlich kam in den 1990er Jahren zunächst mit dem Vorgänger des derzeitigen Regionalverbandes in Bamberg, der „Bamberger Spielegruppe“ in Kontakt, der vor etwas mehr als vier Jahren an den jetzigen Verein Ali Baba Spieleclub e.V. angegliedert wurde. „Ich habe mit meiner Familie schon immer gespielt“, sagt Rothlauf, „nach dem Ende meiner aktiven Fußballzeit habe ich ein neues Hobby gesucht und bin durch eine Kleinanzeige auf die zum damaligen Zeitpunkt noch „Bamberger Spielegruppe“ aufmerksam geworden.
Der erste Besuch war positiv und deshalb bin ich dann regelmäßig hingegangen und durfte dort viele neue Leute kennenlernen – einige davon sind noch bis heute Freunde geblieben. Das Spielen steht zwar im Vordergrund, jedoch ist die Gesellschaft mit netten Menschen mir mindestens genauso wichtig. Aus der Gruppe der 1990er Jahre sind heute keine Personen mehr anwesend. Viele sind weggezogen und einige leider auch verstorben. Die Gruppe stand mehrmals vor dem Ende aufgrund von Mangel an Mitgliedern oder fehlendem Spielraum. Da jemand Verantwortung übernehmen musste und ich irgendwann derjenige war, der am längsten dabei war, habe ich es übernommen und bis heute nicht bereut.
Es macht Freude mit anzusehen, wie hervorragend sich die Gruppe mittlerweile entwickelt hat. Ich kann allen nur raten, sich zu trauen und einfach einmal bei uns vorbeizukommen! Wir sind ganz normale und nette Leute, die lediglich etwas spieleverrückt sind. Wer gerne spielt, ist bei uns richtig!“
Gespielt wird beim Ali Baba Spieleclub aber nicht Skat, Poker oder Schafkopf. Brettspiele stehen im Vordergrund, sowohl aktuelle als auch ältere. „Wir spielen nicht nur kooperativ, sondern ebenfalls gegeneinander. Man sollte offen für neue Spiele sein, denn an den ersten Abenden lernt man wahrscheinlich eine Menge neuer Spiele kennen. Mit der Zeit kennt man folgerichtig eine große Anzahl an Spielen.
Gäste sind im Spieleclub willkommen
Der Spieleclub selbst versteht sich als ein Ort des Miteinanders und des Dialogs. Es ist nicht entscheidend, ob man Mitglied oder Nicht-Mitglied ist. Man kann neue Spiele kennenlernen, ohne jemals selbst eine Spielanleitung gelesen haben zu müssen.
„Viele der Mitglieder gehen auf Spielemessen und erwerben dort zahlreiche Neuerscheinungen des Marktes, lesen die Regeln und geben diese dann an andere weiter. An den eigentlichen Spieleabenden gibt es keinerlei Unterschiede zwischen Mitglied und Nicht-Mitglied. Der Vorteil für Mitglieder besteht aber darin, dass sie sich Spiele sowohl aus dem reichhaltigen Spielefundus der Bamberger Gruppe als auch vom Hauptclub aus Nürnberg kostenlos ausleihen können. Dies ist für Gäste leider nicht möglich.“
Der aktuelle Jahresbeitrag in Höhe 20 Euro ist jedoch sehr human gehalten und stemmbar. Für weniger als zwei Euro pro Monat hat man Zugriff auf ein riesiges Sortiment an Spielen – von der netten Gesellschaft, dem Miteinander sowie dem Schließen neuer Freundschaften ganz zu schweigen.
„Stadt-Land-Spielt“ und „Bamberg spielt“ als Jahreshighlights
„Stadt-Land-Spielt“ und „Bamberg spielt“ sind Projekte zur Förderung des Kulturguts „Spiel“. Solche Ereignisse und Veranstaltungen für Vereine wie den des Ali Baba Spieleclub e. V. sind dabei natürlich von enormer Bedeutung und haben zahlreiche positive Nebeneffekte.
„Der eigentliche Sinn von „Stadt-Land-Spielt“ oder „Bamberg spielt“ ist natürlich, das Miteinanderspielen in der Gesellschaft neu zu inspirieren. Wir versuchen, Kindern und deren Eltern neue Spiele vorstellig zu machen, von denen sie bisher möglicherweise noch nie etwas gehört haben. Außerdem liegt der Fokus darauf, dass man auch Spaß am Spiel haben kann, selbst wenn man verliert. Es ist natürlich ebenfalls wichtig, dass Kinder, und manchmal auch Erwachsene, lernen zu verlieren, und Eltern nicht unbedingt so spielen sollten, dass das Kind auf jeden Fall gewinnt, nur damit es im Falle des Verlierens nicht ausflippt“, sagt Rothlauf, der anhand dieser Beispiele verdeutlicht, welche Potentiale für den Alltag und allgemeine Verhaltensweisen in den Gesellschaftsspielen liegen.
Auf das im vergangenen September ausgerichtete Stadt-Land-Spielt blickt er indes mit gemischten Gefühlen zurück, wenngleich eine positive Tendenz erkennbar wird. „Stadt-Land-Spielt hätte meiner Meinung nach noch ein paar mehr Besucher vertragen können, jedoch haben wir leider nicht die nötigen Mittel, um genügend Werbung dafür zu machen. Insgesamt sind wir jedoch zufrieden. Einige der Besucher haben darüber hinaus angekündigt, mal an einem Dienstag vorbeizukommen. Zudem konnten wir Eltern Spiele zeigen und beibringen, die sie daheim gut mit ihren Kindern spielen können.“
„Bamberg spielt“ wird im Übrigen dieses Jahr aufgrund von Terminüberschneidungen nicht stattfinden. Die Ali Babas aus Bamberg werden jedoch noch in diesem Jahr versuchen, selbst ein Spielewochenende zu organisieren, das nur für Vereinsmitglieder gedacht ist.
Beständige Spieleranzahl an den Dienstagabenden
Die Spielerzahlen steigen momentan kontinuierlich an, obwohl wir im digitalen Zeitalter leben. Oder haben möglicherweise gerade deshalb so viele Spieler den Weg zu einem „alten Kulturgut“ zurückgefunden? Vielleicht lag es auch an der Coronapandemie.
Wie dem auch sei: Fakt ist, dass in diesen Tagen wieder immer mehr Leute spielen. Diesen Anstieg bemerkt auch Klaus Rothlauf deutlich.
„Heute ist es zum Glück nicht mehr so, wie es während meiner Anfangszeit war. Früher sind die Studentinnen und Studenten zu uns gekommen, wenn das Semester an der Uni begann. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Genau diese gingen jedoch leider wieder, wenn die Studienzeit in Bamberg zu Ende war. Heute sind wir überwiegend Einheimische und deshalb kann man auch mit einer beständigen und gleichbleibenden Anzahl an Spielerinnen und Spielern an den Dienstagabenden rechnen – Studentinnen und Studenten sind dabei natürlich nach wie vor erwünscht!
Bezüglich der Coronathematik: Ich kann nicht beurteilen, ob Corona dazu beigetragen hat, dass die Mitgliederanzahl gestiegen ist. Ich glaube eigentlich, dass dies nicht der Fall ist. Es ist eher so, dass seitdem einige Mitglieder nicht mehr da gewesen sind – vielleicht aus Angst, sich anzustecken. Sich nach dem Lockdown wieder aufzuraffen, war auch für mich nicht so einfach. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und man gewöhnt sich schnell an einen freien Abend ohne fixen Termin. Wenn man sich jedoch wieder aufgerafft hat, fragt man sich, warum man eigentlich so lange bei sich zuhause geblieben ist. Ich denke, dass fast alle im Spieleclub auch online spielen. Es ist nichtsdestotrotz so viel besser und schöner, wenn man in der realen Gesellschaft innerhalb einer tollen Gemeinschaft miteinander spielt und sich dabei in die Augen schauen kann.“
Der Grundgedanke der Gründungsväter der damaligen Spielegemeinschaft bestand darin, eine Organisation zu schaffen, mit der es künftig einfacher wird, Räume öffentlicher Träger für den wöchentlichen Spieleabend nutzen zu können. Auch die Verbreitung des Spielegedankens lag den Gründungsmitgliedern selbsterklärend priorisierend am Herzen, ohne davon zunächst eine genaue Vorstellung zu haben.
Dass dieser Grundgedanke nach vielen Jahren solche Züge annehmen würde, hatte man bestimmt nicht für möglich gehalten, doch daraus sollte sich ein stabiler Verein mit engagierten Mitgliedern entwickeln, der ein traditionsreiches Kulturgut für Jung und Alt an die Gesamtgesellschaft weitervermittelt.
Wer gerne mal in das Vereinsleben des Spieleclubs schnuppern und mitspielen möchte, hat jeden Dienstag (außer an Feiertagen) ab 19:30 Uhr die Möglichkeit dazu, sich in der neuen Spielstätte im Gemeindesaal der evangelischen Auferstehungsgemeinde Bamberg in der Pestalozzistraße 25 vorstellig zu machen.