Die Integration geflüchteter Menschen, aktuell vor allem aus der Ukraine, kommt laut der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg im Agenturbezirk voran. Vor allem ein „Jobturbo“
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Integration geflüchteter Menschen
Arbeitsagentur: „Jobturbo“ wirkt
Die Integration geflüchteter Menschen, aktuell vor allem aus der Ukraine, kommt laut der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg im Agenturbezirk voran. Vor allem ein „Jobturbo“ sei dafür ausschlaggebend.
Die Ursachen für Flucht und Vertreibung sind sehr vielschichtig, so die Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg in einer Mitteilung. Jeder Mensch durchlebe ein Einzelschicksal mit individuellem Hintergrund. Entsprechend sind bei Jobcentern Geflüchtete vieler Nationen gemeldet. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg handelt es sich dabei aktuell um 868 Ukrainer:innen und weitere 944 Geflüchtete anderer Herkunftsländer (586 aus Syrien, 105 aus Afghanistan, 44 aus dem Irak, 28 aus dem Iran und 18 aus Somalia). Ende des Jahres 2023 riefen die Arbeitsagenturen einen „Jobturbo“ ins Leben, mit dem Geflüchtete gezielt in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen.
Stefan Trebes, Leiter der Agentur für Arbeit Bamberg Coburg, sagt dazu: „Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine haben es über ein Fünftel der bei uns Schutzsuchenden – überwiegend Frauen – geschafft, eine Beschäftigung aufzunehmen“. Dies sei ein guter erster Schritt. Außerdem hätten etwa ein Drittel der Ukrainer:innen einen Integrationskurs besucht und somit erste Deutschkenntnisse erworben. Ein weiteres Drittel befände sich in Integrationskursen und das dritte Drittel warte noch auf einen Kursbeginn. „Daher bin ich zuversichtlich“, so Trebes weiter, „dass es in den kommenden Wochen und Monaten noch vielen gelingen wird, bei uns beruflich Fuß zu fassen. Es freut mich besonders, dass wir im Agenturbezirk Bamberg-Coburg mit dem „Jobturbo“ bundesweit mit den Jobaufnahmen an der Spitze sind.“
Herr I. aus der Ukraine
Als ein Beispiel, stellvertretend für die vielen Menschen, die in der Region mittlerweile auch beruflich angekommen sind, nennt die Agentur für Arbeit Bamberg Coburg Herrn I. Dieser ist 50 Jahre alt und reiste im Januar 2023 nach Deutschland ein. Vom Wehrdienst wurde er bereits in jungen Jahren befreit, sodass eine Ausreise aus der Ukraine möglich war.
In seinem Heimatland hatte er die letzten 20 Jahre als Allrounder auf dem Bau gearbeitet. Er renovierte Häuser, war für die Dämmung zuständig und auch das Verputzen und Streichen gehörten zu seinem Aufgabengebiet. Nach seiner Flucht konnte er sich in Deutschland nach kurzer Zeit integrieren, auch durch den Antritt einer sozialversicherungspflichtigen Stelle als Maler und Lackierer. So ist Herr I. laut Arbeitsagentur bereits seit April 2023 in Vollzeit-Beschäftigung und lernt berufsbegleitend zudem die deutsche Sprache.
Kammern, Arbeitsagenturen, Schulen, Gewerkschaften und Politik Hand in Hand
Erster oberfränkischer Schulgipfel: Ausbildung stärken!
Noch sind rund 3.500 Ausbildungsplätze für das neue Ausbildungsjahr in Oberfranken unbesetzt. Gleichzeitig entscheiden sich coronabedingt immer mehr Schulabsolventen für eine weiterführende Schule oder ein Studium. Beim ersten oberfränkischen Schulgipfel stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser transportiert werden können.
Die IHK für Oberfranken Bayreuth rief – und alle kamen. Auf dem ersten oberfränkischen Schulgipfel tauschten sich Wirtschaftskammern, Agenturen für Arbeit, DGB, der AK SCHULEWIRTSCHAFT sowie Vertreter der Gymnasien, der Real- und Mittelschulen darüber aus, wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser kommuniziert werden können. Mit der stellvertretenden CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Gudrun Brendel-Fischer, war auch das oberfränkische Mitglied des Ausschusses für Bildung und Kultus im Bayerischen Landtag vor Ort.
In ihrer Begrüßung skizzierten die Hauptgeschäftsführer Gabriele Hohenner (IHK für Oberfranken Bayreuth), Siegmar Schnabel (IHK zu Coburg) und Reinhard Bauer (Handwerkskammer für Oberfranken) die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ausbildungsplatzsituation und die wichtige Rolle der beruflichen Bildung für den Standort Oberfranken. Hohenner verweist darauf, dass ganz Deutschland mit einem spürbaren Rückgang bei den Ausbildungszahlen kämpft. Coronabedingt entscheiden sich deutlich mehr junge Menschen für ein Studium oder eine weiterführende Schule. „Die berufliche Bindung ist aber trotz allem das Mittel der Wahl zur Behebung des Fachkräftemangels”, macht Schnabel deutlich.
Bedeutung der Ausbildung besser kommunizieren
Wie wichtig neue Ideen in Sachen Ausbildung sind, fasst DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt zusammen: „Mir wird himmelangst um den Standort Oberfranken, wenn es nicht gelingt, Nachwuchs für die Ausbildung zu gewinnen. Irgendwann droht sonst wegen des Fachkräftemangels eine Abwanderung der Unternehmen.”
Auch gerade in der Politik ist die herausragende Bedeutung der Ausbildung noch nicht überall verankert, so Brendel-Fischer. So sehr die Investitionen im Hochschulbereich den Standort Oberfranken stärken, sie vermisse Ähnliches auf der Ausbildungsebene. „Ohne entsprechende Weichenstellungen drohen analog zum Pflegenotstand viele weitere Notstände”, warnt Brendel-Fischer.
Intensiviert werden soll die Berufsorientierung in den Schulen, sind sich die Gipfelteilnehmer einig, sei es in Form einer persönlichen Beratung, über die Eltern oder über Ausbildungsmessen. Die Jahre 2020 und 2021 haben klar gezeigt, welche herausragende Rolle Ausbildungsmessen in Präsenz spielen. Das digitale Pendant kann diese Rolle allenfalls ansatzweise ausfüllen. Bausteine, wie Berufspraktika, auch in niederschwelliger Form, Selbsttests oder Speed-Datings in einem neuen Format sollen ausgebaut werden.
Eltern spielen eine herausragende Rolle
Eltern seien weiterhin sehr wichtig für die Berufswahl der Schulabgänger: „Mein Kind soll es besser haben als ich”, so umschreibt Dr. Michael Pfitzner von SCHULEWIRTSCHAFT in Oberfranken den klassischen Gedankengang vieler Eltern. Allerdings habe sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert. Längst hat der Karriereweg über die Ausbildung deutlich an Attraktivität gewonnen. Höhere Einkommen, eine bessere Arbeitsplatzsicherheit und deutlich attraktivere Karrieremöglichkeiten sprechen heute für eine Ausbildung – auch im Vergleich zum Studium. Umso wichtiger sei der Kontakt zu den Eltern. Hohenner: „Hier wollen wir gemeinsam neue Wege gehen”.
Schwächere Schüler mitnehmen
Sorge bereitet, dass es immer noch etliche Schulabgänger ohne Abschluss gibt. Einig waren sich die Teilnehmer, dass dieser Zielgruppe mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse, etwa in Form der assistierten Ausbildung, mit Einstiegsqualifizierungen und mehr niederschwelligen Ausbildungsangeboten, wie es Sebastian Peine, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bayreuth- Hof zusammenfasst.
Die Schüler seien nicht schlechter geworden, es entscheiden sich aber immer mehr Absolventen mit einem guten Abschluss für ein Studium, so dass die Zahl der Bewerber mit schlechteren Zeugnissen für einen Ausbildungsplatz in Relation steige.
Deshalb gewinne die Unterstützung von Auszubildenden beim Berufsschulalltag auch immer mehr an Bedeutung. Da die Zahl der Berufsschüler generell rückläufig sei und es bei etlichen Berufen immer schwerer wird, Berufsschulklassen zu bilden, gewinne außerdem eine Beschulung nach Berufsgruppen immer mehr an Bedeutung.
Netzwerke ausbauen
Die bestehenden Netzwerke sollen weiter ausgebaut werden, auch zwischen den Beteiligten des Schulgipfels. Es besteht Einigkeit darüber, dass dies vor allem auf Arbeitsebene geschehen müsse. Hohenner: „Es muss uns gelingen, alle Akteure zusammenzubringen, auch gerade auf Arbeitsebene. Dieser Schritt steht auch im Fokus der kommenden Monate.”