Vom Schweinekotelett bis zum Hähnchenschnitzel: In der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg werden pro Jahr rund 11.000 Tonnen Fleisch gegessen, in
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Stadtrat folgt einstimmiger Jury-Entscheidung
Johanna Knefelkamp-Storath wird Kunststipendiatin 2021
Johanna Knefelkamp-Storath erhält 2021 das von der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg ausgelobte Kunststipendium. Der Bamberger Stadtrat folgte in seiner gestrigen Sitzung der Empfehlung der Jury unter Vorsitz von Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar.
Das Kunststipendium Bamberg, im jährlichen Wechsel zwischen Stadt und Landkreis ausgeschrieben, wird 2021 zum siebten Mal vergeben und ist mit insgesamt 9.000 Euro dotiert. Es soll in der Region wohnhaften Künstlerinnen und Künstlern ermöglichen, sich einige Monate lang auf die künstlerische Arbeit zu konzentrieren, um ein Projekt zu beginnen, fortzusetzen oder fertigzustellen. Für das Stipendium 2021 hatten sich dreizehn Kunstschaffende jeden Alters und aller Kunstsparten beworben. „Die Kraft und der Esprit der Bewerbung von Johanna Knefelkamp-Storath hat uns sofort begeistert. Sie ist eine Stipendiatin, die ganz neues Terrain betritt und Außergewöhnliches wagt. Ich freue mich über das einstimmige Votum der Jury und auf die Präsentation der Künstlerin am Ende des Stipendiums“, betonte Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar.
Die Jury – bestehend aus Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar, Landrat Johann Kalb, Olga Seehafer (Kunststipendiatin Bamberg 2020), Viera Janárčeková (E.T.A.-Hoffmann-Preisträgerin 2020) und Nina Lorenz (Vertreterin des amtierenden Kulturförderpreisträgers TiG – Theater im Gärtnerviertel) – entschied sich einstimmig für die Bewerbung von Johanna Knefelkamp-Storath (Darstellende Kunst /zeitgenössischer Tanz).
Johanna Knefelkamp-Storath zeigte sich nach der Entscheidung überglücklich: „Oh, wow, ich bin begeistert und fühle mich geehrt und gestärkt, dass meine Heimatstadt sich hinter meine Kunstform stellt. Als Kunstdisziplin hat Tanz bisher wenig Raum in Bamberg gefunden. Einfach toll, dass es jetzt soweit ist! Das fühlt sich richtig gut an.“
Die Jury begründete die Entscheidung wie folgt:
„Zeitgenössischer Tanz ist in Bamberg eine unterrepräsentierte Kunstform. Johanna Knefelkamp-Storath setzt sich mit ihrem internationalen Netzwerk und ihren eigenen Projektansätzen für die Etablierung einer neuen Tanzszene in Bamberg ein.
Mit Hilfe des Kunststipendiums möchte Johanna Knefelkamp-Storath ihr exploratives Vorhaben verwirklichen, in dem sie die Disziplinen Tanz, Theater und Musik mit den Medien Film und Video vereint, ohne dass die Darstellung zu sehr entfremdet wirkt. Dieses Vorhaben möchte die Künstlerin in zwei unterschiedlichen Projekten ausprobieren und erforschen, die von der Jury als sehr gute, vielversprechende Vorhaben gewertet werden und bei dieser große Neugier geweckt haben:
- In „our heritage“ geht es um die tänzerische Begegnung zwischen Bamberger Jugendlichen und niederländischen Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges. Die aktuellen Corona-bedingten Regelungen und Auflagen verlangen viel Umdenken in der Erarbeitung einer gemeinsamen Tanzvorstellung. Dadurch, dass die Beteiligten sich erstmal nicht persönlich begegnen dürfen, möchte die Künstlerin innerhalb dieses Projektes umsichtig und kreativ auf das Element der Medien und des Internets zurückgreifen. In Zusammenarbeit mit einem Filmemacher soll probiert werden, mehrere kleinere Bewegungs-und Tanzfilme zu schaffen, die ein Kennenlernen der jeweils anderen Generation und deren Geschichte ermöglichen.
- Während der Entwicklung einer Solovorstellung möchte die Künstlerin das Medium Film/Video untersuchen. Inwieweit kann ein Video die Darstellende Kunst auf der Bühne unterstützen, ohne zu stören oder gar die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu beeinträchtigen? Inwieweit könnte über das Video eine Art tanzender Gegenpart entstehen? Inwieweit kann man als Performer improvisierend auf das Video reagieren, ohne dass der Kontext verloren geht? Das Solo soll das Thema Identität und Weiblichkeit bearbeiten und steht in Verbindung mit der Heimat der Künstlerin, der Stadt Bamberg. Die Konzeptidee beruht darauf, das Solo an unterschiedlichen Orten zeigen zu können, zum Beispiel öffentlichen Plätzen wie dem Hain, das P+R Heinrichsdamm, auf der Altenburg, am Hexenmahnmahl. Je nach Genehmigung und Ausarbeitung.“
Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum Bamberg
380 junge Polizistinnen und Polizisten für die deutsche Sicherheitsarchitektur ausgebildet
In der vergangenen Woche absolvierten 380 junge Auszubildende der Bundespolizei ihre mündliche Prüfung im Bundespolizeiaus- und –fortbildungszentrum in Bamberg. Damit endet für die Auszubildenden der zweieinhalbjährige Vorbereitungsdienst der mittleren Laufbahn bei der Bundespolizei.
Nach der erfolgreichen Beantwortung der letzten Prüfungsfragen wurden die jungen Frauen und Männer zu Polizeimeisterinnen und Polizeimeistern ernannt und unmittelbar an die Dienststellen der Bundespolizei übergeben. Dort werden sie in allen Teilen der Bundesrepublik ihren Dienst leisten und die Einsatzkräfte der Bundespolizei vor Ort verstärken.
Unter dem Einfluss des Corona Infektionsgeschehens war nicht nur die Abschlussprüfung eine besondere Herausforderung. Statt des gewöhnlichen Präsenzunterrichts in der Ausbildungseinrichtung in Bamberg werden die jungen Frauen und Männer in der Fernlehre unterrichtet. Trotz intensivem Einsatz von virtuellen Unterrichtungsmethoden und neuen technischen Lösungen bleibt dies nur eine Ergänzung zur praktischen Ausbildung vor Ort in Bamberg. Denn der nun folgende Einsatz wird ebenso real stattfinden und nicht mittels virtuellem Kontakt zu den Bürgern.
Damit während der praktischen Ausbildung und während der Prüfungen kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, gelten in der Liegenschaft der Bundespolizei strenge Hygienevorschriften. Dazu zählt unter anderem die generelle Pflicht zum Tragen von FFP‑2 Schutzmasken in allen Gebäuden und während praktischer Ausbildungsinhalte.
Durch die strengen, mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Bamberg abgestimmten, Maßnahmen kann die Weiterführung der Praktischen Ausbildung gewährleistet und so die hohe Qualität der Ausbildung zukünftiger Polizisten garantiert werden.
Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum (BPOLAFZ) Bamberg
Das Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum (BPOLAFZ) Bamberg ist die bundesweit größte und modernste Einrichtung dieser Art der Bundespolizei. Die fachlich der Bundespolizeiakademie in Lübeck nachgeordnete Lehreinrichtung ist das sechste Aus- und –fortbildungszentrum der Bundespolizei. Seit dem 1. September 2016 werden dort rund 3000 Polizeimeisteranwärterinnen und ‑anwärter ausgebildet. Mehr als 800 Stammkräfte ermöglichen den Ausbildungsbetrieb.
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VHS-Kurs Bamberger Dom
„Manche kennen den Dom so gut wie gar nicht“
Im Angesicht der Allgegenwärtigkeit des Bamberger Doms verwundert es, dass manche Bambergerinnen und Bamberger kaum eine, wie auch immer geartete, Beziehung zum berühmtesten Bauwerk der Stadt zu haben scheinen. Diese Beobachtung hat zumindest Dr. Matthias Scherbaum gemacht. In einem derzeit stattfindenden VHS-Kurs bietet der Philosoph, Theologe und Gästeführer umfassende historische, architektonische und theologische Informationen über den Dom. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.
In der Ankündigung des VHS-Kurses zum Bamberger Dom wird dieser als einer der bedeutendsten Kirchenbauten Deutschlands bezeichnet. Was macht seine herausragende Bedeutung aus?
Matthias Scherbaum: Die Bedeutung des Bamberger Doms ist vielschichtig: Zum einen haben wir es mit einer kaiserlichen Stiftung durch Heinrich II. zu tun – weswegen er auch zu den sieben Kaiserdomen zählt –, zum anderen beherbergt er mit Clemens II. das einzige Papstgrab nördlich der Alpen, darüber hinaus ist vor dem Ostchor des Doms das einzige heiliggesprochene Kaiserpaar – Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde – der Geschichte bestattet, mit dem Bamberger Reiter haben wir eines der bekanntesten mittelalterlichen Kunstwerke überhaupt vor uns und der ehemalige Domschatz, jetzt im Diözesanmuseum Bamberg ausgestellt, umfasst Exponate, die in ihrer Singularität europäischen Rang haben. Zudem ist der Bamberger Dom eine sogenannte Basilika minor, ein ausgewiesener päpstlicher Ehrentitel, und bildet mit Alter Hofhaltung und Neuer Residenz in ihrer hohen historischen Authentizität auf dem Domberg eines der schönsten architektonischen beziehungsweise städtebaulichen Ensembles Deutschlands.
Auch wird der Dom ein Gesamtkunstwerk genannt. Warum?
Matthias Scherbaum: Wie viele mittelalterliche Sakralgebäude verkörpert auch der Bamberger Dom eine harmonische Einheit von liturgischen, kunsthistorischen, materiell sehr wertvollen religiösen und ganz profan-funktionellen Aspekten. Dies ist kein Zufall, sondern wurde weitgehend von den Erbauern in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bewusst in dieser Weise konzipiert und stellt in dieser Form einen Lobpreis Gottes und eine Manifestation des Glaubens zu dieser Zeit dar. Sicherlich sind in allen Großkirchen, wie allen Sakralgebäuden der Menschheit, auch bestimmte profane Überlegungen eingeflossen, aber die doch maßgebliche Idee, etwas zu errichten, was über das Alltägliche hinausgeht und etwas Großes ansprechen will, verleiht dem Dom in allen seinen Aspekten eine gewisse Erhabenheit und qualitas sui generis, die man in ihrer Gesamtschau unbenommen als einfach sehr schön bezeichnen kann.
Worin besteht Ihre persönliche Faszination für das Bauwerk?
Matthias Scherbaum: Da ich seit mittlerweile fast zehn Jahren Gästeführer am Bamberger Dom bin, ist er mittlerweile fast etwas wie ein Lebensmittelpunkt von mir geworden. Über erwähnte sachlichen, kunsthistorischen Belange hinaus, die mich tatsächlich jedes Mal wieder aufs Neue ergreifen und faszinieren, ist es vielleicht sogar vorrangig der zwischenmenschliche Aspekt, den ich im Kontext des Domes sehr schätze: Von den Kollegen, über die Organisatoren, Vertreter der Dombauhütte und des Domkapitels und den Erzbischof, die sehr präsent und lebensnah im Dom sind, sowie die vielen Gäste, die ich durch unsere Domkirche führen darf, bis hin zu diversen kulturellen Veranstaltungen, wie etwa Orgelkonzerten oder Ausstellungen, mit ihren diversen Protagonisten wie Interessenten, – es ergeben sich im Rahmen dieses Bauwerkes und meiner Tätigkeit hierbei immer wieder konkrete Begegnungen mit Menschen, die für mich wie ein erlebbarer und persönlicher Wiederhall der Schönheit dieses Gebäudes ankommen und entsprechend wertvoll sind, wofür ich sehr dankbar bin.
Wie sieht das Programm des VHS-Kurses aus? Kann man sich in sechs Kursen dem Dom umfassend genug nähern oder müssen Sie in der Programmgestaltung eher oberflächlich bleiben?
Matthias Scherbaum: Eine sehr gute Frage! Natürlich kann man in sechs Sitzungen zu jeweils 1,5 Stunden dem Bamberger Dom in seiner Gänze nicht gerecht werden, allein das Inventar, also all das, was im Innenbereich des Doms unmittelbar sichtbar ist, würde, wollte man sich damit nur auf faktischer Ebene annähernd angemessen beschäftigen, locker die Zeit und den Anspruch von drei bis vier Uni-Semestern beanspruchen, vielleicht auch noch mehr. Von den Hintergründen, historischen Zusammenhängen, kunstgeschichtlichen Würdigungen und so weiter ganz zu schweigen. Dennoch ist es eine gute und begrüßenswerte Möglichkeit, sich im Rahmen eines etwas ausführlicheren VHS-Kurses dem Bamberger Dom nähern zu können, so dass zumindest ein paar Basics ausführlicher thematisch werden können, auf denen man dann gegenbenenfalls weiter aufbauen kann: Die normalen Führungen im Dom dauern circa eine Stunde, das ist ok, um Gästen einen ersten Eindruck des Gebäudes vermitteln zu können, es gibt darüber hinaus erfreulicherweise im Portfolio der Domtouristik ein ganzes Bündel an Spezialführungen, die dann auch mal zwei oder auch drei Stunden dauern können, wo man natürlich viel tiefer gehen kann, zumal bestimmte Aspekte anbelangend. Die wissenschaftlichen Untersuchungen und Publikationen, die ein nennenswert hohes Niveau haben, so wurde etwa vor wenigen Jahren von der Uni Bamberg ein ausgesprochen spannendes Projekt zu den Portalen des Bamberger Doms durchgeführt, und das Optimum darstellen, was man über den Bamberger Dom in Erfahrung bringen kann, sind in der Regel nur an der Uni beziehungsweise in den entsprechenden Publikationen habbar. Da ich mich sozusagen in beiden Welten, sprich den konkreten Führungen wie der Wissenschaft, bewege, stellt dieser VHS-Kurs vielleicht einen annähernd idealen Weg zur Vermittlung von einigen tiefergehenden Inhalten an ein möglichst breites und interessiertes Publikum dar.
Wird der VHS-Kurs neue Erkenntnisse zum Dom bieten? Beziehungsweise können solche Erkenntnisse überhaupt noch gewonnen werden oder ist in Sachen Dom alles erforscht?
Matthias Scherbaum: Alle Bereiche des Empirischen, so eben auch die Forschungen zum Bamberger Dom, sind in principio unabschließbar. Das ist einerseits vielleicht etwas frustrierend, weil es kein abschließend gesichertes Wissen hierüber geben kann – andererseits aber auch immens aufregend, weil es de facto immer was Neues zu finden, zu interpretieren, zu diskutieren und so weiter gibt. Ich habe immer wieder dazu gearbeitet und bin aktuell auch gerade dabei, etwas zum Dom zu erforschen, mein Steckenpferd sind die Domskulpturen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob ich das in dem Kurs besprechen werde, vielleicht ein oder zwei Aspekte mal kurz berühren, sicherlich werde ich dazu noch zwei, möglicherweise auch drei Publikationen verfassen, aber das ist noch nicht so ganz sicher. Aber ja: Neue Erkenntnisse zum Bamberger Dom sind immer drin, das steht außer Frage.
Der Dom beherbergt zahlreiche Kunstwerke – welche sind die besonders erwähnenswerten?
Matthias Scherbaum: Das lässt sich gar nicht so einfach sagen. Natürlich ist der Reiter das herausragende Kunstwerk des Doms, seinen Bekanntheitsgrad anbelangend, aber auch das Kaisergrab von Riemenschneider ist ausgesprochen und zu Recht berühmt. Sehr schön und in gewisser Weise auch sehr witzig ist etwa das Chorgestühl im Westbereich des Doms, das Fürstenportal hat aus mehrerlei Hinsicht zweifellos europäische Bedeutung, als Einzelskulpturen sind besonders zwei Frauenfiguren hervorzuheben: Die Synagoga sowie die „Alte Frau im antiken Gewand“ sind aus vielerlei Hinsicht wirklich atemberaubend. Besonders gelungen finde ich aber auch das 1996 entstandene Kreuz des gebürtigen Würzburgers Fritz König in der Westkrypta des Bamberger Doms, das allerdings nur mit Führungen zugänglich ist – ein, wie ich finde, ausgesprochen bemerkenswertes, tiefsinniges und schönes Beispiel moderner Sakralkunst.
Letztes Jahr wurden allerdings Forderungen laut, zwei steinerne Figuren im Bamberger Dom, Ecclesia und Synagoge, die die christliche und die jüdische Religion darstellen, zu entfernen, weil sie vermeintlich das Judentum abwerten. Was halten Sie von diesen Forderungen?
Matthias Scherbaum: Das Fürstenportal an der Nordseite des Doms ist links und rechts von zwei Säulen eingerahmt, auf denen zwei Großplastiken stehen. Die jetzigen Figuren sind Kopien, die Originale hiervon befinden sich im Inneren des Doms und zwar an den südlichen Ostchorschranken, wenn man in den Dom hineingeht gleich hinter der Adamspforte. Es handelt sich hierbei um zwei Frauenfiguren, wobei die vom Betrachter aus gesehen linke Dame die Ecclesia – das heißt die Symbolisierung der christlichen Kirche – und die rechte Dame die Synagoga, also die Symbolisierung des Judentums darstellt. Vor ziemlich genau einem Jahr hat ein Erlanger Mitarbeiter der Erzdiözese Bamberg in einem Vortrag die These vertreten, dass es sich hierbei um eine Diffamierung des Judentums handelt, weswegen er auch für einen Abbau der Originale im Inneren des Doms plädiert hat. Der Fränkische Tag hat hierüber mehrfach berichtet. Hintergrund für diese Auffassung ist der Umstand, dass die Ecclesia mit Krone dargestellt ist, ursprünglich hielt sie in ihren Händen – was mittlerweile abgebrochen ist – einen Kreuzstab mit Fahne sowie einen Abendmahlskelch, während die Synagoga bis heute gut sichtbar eine Augenbinde trägt und einen zerbrochenen Stab in ihrer rechten Hand hält. Damit wird auf symbolische Weise die Ecclesia als Siegerin, die Synagoga als Verliererin der Heilsgeschichte veranschaulicht, wobei der Grund, weswegen die Synagoga als Verliererin erscheint, vorrangig darin liegt, dass sie den Messias in der Person Jesu Christi nicht erkannt hat. Im Kontext des Fürstenportals ist dies eingebunden in ein umfangreiches weiteres Skulpturenprogramm, das eine sehr große und komplexe Geschichtsauffassung, die ich hier nicht ausführlich erläutern kann, zum Ausdruck bringt, was aber in der isolierten Form im Innenraum des Doms nicht in dieser Weise erkennbar wird. Im biblischen Hintergrund hiervon ist etwa die Rede von den zwei Bräuten Christi, wie man das bei Paulus finden kann. Es ist sicherlich eine gute Sache, dieses ikonographische Programm zu erläutern, da es in aller Regel den Menschen heute nicht mehr unmittelbar verständlich ist, weswegen auch, zumal in diesem Jahr: 1700 Jahre Judentum in Deutschland, viele Programme hierzu im Rahmen des Bamberger Doms laufen, wie etwa Spezialführungen, verschiedene Aufsätze, wahrscheinlich auch Erläuterungen auf Tafeln und so weiter, aber eine Entfernung wäre aus vielerlei Hinsicht sicherlich kontraproduktiv. Zum einen, weil Ikonoklasmus, also Bildersturm, meines Wissens nach immer Vorbote beziehungsweise Symptom von politischer oder religiöser Gewalt gewesen ist und gerade das, was in diesem Fall wichtig ist, nämlich Aufklärung und Dialog, unterbunden hat. Zum anderen, weil diese Kunstwerke selbstredend denkmalgeschützt sind und ein hohes Kulturgut darstellen, an dem nicht nur die Kunstgeschichte Interesse hat. Und schließlich auch, weil es die eigene Position in solchen Fragen unglaubwürdig machen würde: Man verurteilt die Taliban, weil sie in Afghanistan die denkmalgeschützten Buddha-Statuen zerstört haben, würde aber, wenn auch sicherlich in abgeschwächter Form, aber nichtsdestotrotz von der Intention her etwas Vergleichbares vor der eigenen Haustür unternehmen. Aufklärung und Erklärung halte ich für gut, eine Entfernung des Figurenpärchens würde in meinen Augen langfristig vermutlich mehr Probleme erzeugen, als lösen, zumal es der Thematik, um die es hier geht, sachlich nicht gerecht werden würde.
Lässt sich einschätzen, welche Bedeutung der Dom für die Bambergerinnen und Bamberger hat? Inwieweit geht sie über die eines bloßen Gotteshauses hinaus?
Matthias Scherbaum: Soweit ich darüber etwas sagen kann, hätte ich den Eindruck, dass die Bedeutung des Doms für die Bamberger heterogen ist. Und das aus mindestens zwei Hinsichten: Manche kennen den Dom so gut wie gar nicht, die Mehrheit wohl schon. Und von denen, die ihn kennen, finden ihn einige aus ästhetischen, weltanschaulichen oder sonstigen Gründen nicht so gut, es gibt aber auch viele, von denen ich auch persönlich recht viel kenne, die den Dom sehr mögen. Eine Freundin von mir, gebürtige Bambergerin, aufgewachsen in Bamberg-Ost, mittlerweile in ihren 50ern, hat, zumindest laut Selbstaussage damals, 2012 zum 1000-jährigen Jubiläum, den Dom zum ersten Mal in ihrem Leben betreten. Auf meine verwunderte Nachfrage ihre Antwort: Aus Bamberg-Ost geht ma nett in Dom! Mittlerweile ist der Dom ihr Arbeitsplatz geworden, was sie dazu verdonnert, als Östlerin, regelmäßig das Gebäude aufzusuchen und zu betreten, was aber, so zumindest mein Eindruck, ihr keine Bauchschmerzen mehr verursacht. So gesehen gibt es also ganz kuriose Beispiele für eine Neo- oder Re-Identifikation von Bambergern mit dem Dom. Ablehnung desselben habe ich vor allem aus ästhetischen Gründen erlebt, viele empfinden den Dom von Innen als zu kahl, zu kühl, zu steril und so weiter, selten gibt es einen grundsätzlichen antiklerikalen, religions- oder christentumskritischen Impetus, was aber vorrangig politisch, ideologisch motiviert ist. Sie sprechen die religiöse Praxis an: Generell sind die Zahlen der Kirchen- beziehungsweise Gottesdienstbesucher europaweit rückläufig, das ist in Bamberg auch so. Die Sonntags- und vor allem Weihnachtsmessen sind relativ gut besucht, Ostermessen ebenfalls, der Dom fungiert auch als beliebte Hochzeitskirche, Taufen sind recht häufig, aber den ganz klar überwiegenden Großteil der Besucher stellen Touristen. Ich schätze mal, dass die Bedeutung des Doms für die Bamberger einigermaßen heterogen ist – einigen bedeutet er viel, wie etwa mir und vielen Kollegen und Mitarbeitern der Erzdiözese, für andere ist er halt einfach da, wird zu Kenntnis genommen, aber mehr dann auch nicht, es hängt denke ich stark von der jeweiligen Person und ihrem jeweilig geistigen Hintergrund ab.
Falls es so etwas wie eine Bamberger Identität gibt – welche Rolle spielt der Dom dabei?
Matthias Scherbaum: Auch das würde ich meinen ist sehr stark abhängig von der jeweiligen individuellen Person, ich kann dazu so gut wie nichts Allgemeingültiges sagen. Wobei der Dom sicherlich durch seine große Präsenz, direkt optisch, man sieht ihn etwa bereits von verschiedenen Stellen der Bahngleise, oder auch indirekt, wie etwa in der Brauerei Kaiserdom oder dem Bamberger Reiter als Logo der Stadt, in der Gaststätte „Domterrassen“, oder als Motiv auf diversen Werbeträgern, sehr viel mit der Stadt Bamberg zu tun hat und jemand, der gerne in Bamberg lebt und die Stadt insgesamt gut findet, sicherlich auch ein positives Verhältnis zu diesem Bauwerk haben dürfte.
In Köln heißt es: Wenn der Kölner Dom vollendet ist, geht die Welt unter. Gibt es zum Bamberger Dom ähnliche Sprichwörter?
Matthias Scherbaum: Es gibt einen ganzen Sagen- und Legendenkranz in Bezug auf den Bamberger Dom, beispielsweise die „Domkröten“, der „Teufelsbaumeister“, die Legenden um Heinrich II. und Kunigunde auf dem Kaisergrab, bei denen immer wieder auch ganz ähnlich apokalyptische Szenarien wie das von Ihnen angeführte Kölner Beispiel eine Rolle spielen, aber ein in diesem Sinn vergleichbar knackiger Spruch den Bamberger Dom anbelangend ist mir in dieser Form soweit nicht bekannt, außer vielleicht folgendem: „Wer zum Bamberger Dom will, muss durch die Hölle gehen“ – was ich vor ein paar Jahren mal von Schülern gehört hab, die vom Stephansberg kommend über den Schulplatz Richtung Domgrund unterwegs waren, und damit offenbar auf den entsprechenden Straßennamen bei der Oberen Pfarre angespielt haben, was so gesehen als launiger Spruch Jugendlicher, weniger als etabliertes geflügeltes Wort verstanden werden kann, aber nichtsdestotrotz natürlich ganz witzig ist.
Charles-Bukowski-Gesellschaft
101 Jahre Dirty Old Man
Das Werk des amerikanischen Schriftstellers Charles Bukowski genießt auch über 25 Jahre nach seinem Tod weltweite Bekanntheit. Die Kurzgeschichten und Romane des 1920 im rheinland-pfälzischen Andernach geborenen und in Los Angeles aufgewachsenen Autors kreisen thematisch immer wieder um gesellschaftliche Außenseiter und das tägliche Sich-Durchschlagen von Lohnscheck zu Lohnscheck. Außerdem haben nur wenige andere so ausgiebig über Alkoholeskapaden, Pferderennen und das Dasein als Postbote geschrieben.
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es in Bamberg eine Charles-Bukowski-Gesellschaft gibt. Der gemeinnützige Verein widmet sich der Erforschung von Leben, Werk und Wirkung Charles Bukowskis. Roni, so der Künstlername, ist sein Vorsitzender.
2020 wäre der 100. Geburtstag des Dirty Old Man, so ein Spitzname Bukowskis, gewesen. Ein Jubiläum, das die Charles-Bukowski-Gesellschaft natürlich gefeiert hätte, wären die Planungen nicht von Corona durchkreuzt worden. 2022 sollen die Feierlichkeiten aber nachgeholt werden.
Über den mitunter streitbaren Menschen Bukowski, die Faszination für sein Werk und was er zum Corona-Jahr sagen würde haben wir mit Roni gesprochen.
Wann und warum wurde die Charles-Bukowski-Gesellschaft gegründet, was ist ihr Bezug zu Bamberg? Wie ist deine Position darin, wie bist du dazu gekommen?
Roni: Die Bukowski-Gesellschaft gründete der Berliner Journalist Falko Hennig 1996 aus einer Kneipenlaune heraus – zwei Jahre später kam ich dazu, bin seit 2004 Herausgeber der Jahrbücher und seit 2007 der Vorsitzende. Das hat sich so ergeben, weil’s für diesen Job jemand braucht, der nicht nur den Autor und sein Werk kennt, sondern man muss auch einen gewissen Hang zur Selbstquälerei mitbringen. Der Bezug zu Bamberg ist einfach, weil ich hier geboren bin und lebe; unser Mitgliederverwalter und Kassenwart Sönke lebt in Oldenburg, als Verein eingetragen sind wir in Bukowskis Geburtsstadt Andernach bei Koblenz.
Worin besteht deine persönliche Faszination für das Werk von Charles Bukowski und für ihn selbst?
Roni: Bukowski ist vor allem ein existentialistischer Autor, der an der conditio humana enorm litt. Alle seine Protagonisten bewegen sich an einem persönlichen Abgrund, kurz vor oder nach dem Fall. Die Gesellschaft, die er zeichnet – und das ist unsere Gesellschaft – ist ein gnadenloses Monstrum, das Wettlauf, Leistung und Überlegenheit fordert.
Dem stellt er eine düstere Welt der Verlierer und Zukurzgekommenen gegenüber, Menschen, die in diesem System nicht erwünscht sind oder allenfalls als billige Arbeitskräfte. Sein großes Thema ist, wie Menschen miteinander umgehen und was das mit ihnen macht. Und wie man vielleicht trotzdem versuchen kann, mit all dem klarzukommen irgendwo zwischen Verzweiflung und stoischem Gleichmut.

Was glaubst du, war er für ein Mensch?
Roni: Glücklicherweise sind wir hier nicht auf Spekulationen angewiesen, sondern können auf reichliche Berichte von Freunden, Geliebten, Verwandten zurückgreifen. So entsteht aus verschiedenen Quellen ein, natürlich subjektives, aber schlüssiges Gesamtbild. In aller Kürze trifft wahrscheinlich das Attribut “schwierig” am ehesten den Punkt. Er konnte ein freundlicher, geradezu sanfter Mensch sein, aber auch ein zynischer Nihilist und ebenso – ganz wie es das Klischee fordert – ein fieser, mitunter streitsüchtiger Trunkenbold. Wer das ganze Spektrum mal kennenlernen mag, sollte seine Briefe zur Nachtlektüre hernehmen. Im Deutschen wäre das der fette Auswahlband “Schreie vom Balkon”. Bei all den verschiedenen Gesichtern, die er uns zeigt – blieb er immer eines: emotional. Das ist die verbindende und sich durchziehende Konstante.
Welches ist dein Lieblingswerk von Bukowski und warum?
Roni: Na, vor allem etliche seiner Gedichte sind schlechthin grandios. Sie sind es, die ihn für immer unsterblich machen werden in der Literaturgeschichte. Aber diese einzelnen Meisterwerke sind überall verstreut und die deutschen Übersetzungen nicht immer glücklich. Sein stärkstes Prosawerk ist zweifellos der Roman über seine verhunzte Kindheit und Jugend im Amerika der Wirtschaftsdepression: “Das Schlimmste kommt noch”, Originaltitel “Ham On Rye”. Nicht nur hervorragend geschriebene Literatur, sondern auch psychologisch erhellend: Bei der Lektüre wird einem vieles klar, woher bestimmte Macken bei Bukowski kommen oder seine soziophobische Kaputtheit. Die Tragik, das Trauma, ist immer präsent.
Du erforschst Leben, Werk und Wirkung Bukowskis. Worin besteht dabei die tägliche Arbeit? Was gibt es dabei noch Neues zu entdecken und zu erforschen?
Roni: Spannenderweise ist da enorm Vieles zu entdecken. Wer sich heute auf Goethe spezialisiert, findet kaum einen unbearbeiteten Aspekt. Die Bukowski-Forschung hingegen hat eigentlich erst begonnen. Biografisch liegt noch etliches im Dunkeln. Seine Themen, Motive, Inhalte und wie er sie behandelt, harren wissenschaftlicher Aufarbeitung; bisher ist noch nicht mal der gesamte Bestand zuverlässig katalogisiert, von einer ordentlichen Werkedition gar nicht zu reden.
Unser größter Coup bisher war sicher die Aufdeckung von geradezu aberwitzigen Verfälschungen in posthum erschienenen Gedichtbänden: An weit über 400 Gedichten konnte eine kleine internationale Forschergruppe, der auch ich angehörte, massive Änderungen in Stil, Wortwahl und sogar Inhalt nachweisen. Inzwischen ist unser Befund anerkanntes Allgemeingut, aber noch 2012 musste ich mir vom Kultur-Redakteur einer großen Zeitschrift, dem ich das Thema exklusiv anbot – es gab weltweit noch keinen Pups dazu – anhören, es könnte sich ja dabei um reguläre, gerechtfertigte, editorische Akte gehandelt haben. Als könnte ich sowas nicht unterscheiden. Er wollte nicht mal mein Beweismaterial sehen.
Hochspannend ist auch, sich mit Menschen zu unterhalten, die ihn persönlich erlebten. Ich konnte zum Beispiel mehrere seiner früheren Geliebten kennenlernen, über die er ja auch in seinem Werk schreibt. Dann lässt man sich von denen die Geschichten mal aus ihrer Sicht erzählen und kann vergleichen. Erstaunlich ist, dass sie das meiste bestätigen. Auch seine früheren Freunde berichten, dass von Details und subjektiver Färbung abgesehen vieles sich so zugetragen hat, wie Bukowski es schildert. Also die berühmte Grundregel, zwischen Autor und seinem Werk streng zu unterscheiden, wird im Fall Bukowski von der biografischen Forschung bisher eher widerlegt. Auch unbestechliche Zeugen, wie amtliche Dokumente erweisen immer wieder, dass unser Autor und sein Werk untrennbar verwoben sind.
Wie haben sich Wirkung und Rezeption seiner Werke im Vergleich von den 1970-er Jahren, in denen er bekannt wurde, zu heute verändert?
Roni: Ganz einfach: In den 70-er und 80-er Jahren war er ein Bestseller mit Millionenauflagen. Da hat das Lesepublikum ihn zum Kult erhoben. Die Zeiten sind vorbei. Seit den 2000ern sehen wir die umgekehrte Bewegung: Er verkauft sich nicht mehr so gut, dafür hat ihn jetzt die Literaturwissenschaft als ernstzunehmenden Schriftsteller entdeckt. Es werden Doktorarbeiten geschrieben, sein Nachlass wird in der hochrenommierten Huntington-Library archiviert. Da ging 2006 ein Aufschrei durch die konservative Presse: Was für ein Skandal das wäre! Diese Drecksau Bukowski sollte nun im gleichen Regal stehen wie Shakespeare und Chaucer! Als Antwort lieferte die zuständige Kuratorin, Sue Hodson, eine standfeste und überzeugte Literaturfreundin, die inzwischen leider in Ruhestand gegangen ist, eine unmissverständliche Presse-Erklärung: „Wir sammeln nunmal die beste Amerikanische und Britische Literatur und Bukowski gehört dazu. Er ist zweifellos der wissenschaftlichen Untersuchung wert.” Bammm! Damit war das Thema erledigt. Denn jeder halbwegs bildungsaffine Amerikaner weiß: In den Archiven der Huntington-Library wird man keinen unbedeutenden Autor finden. Allein dort angenommen zu sein, ist eine Aussage über Literarische Relevanz.
Welche Einflüsse hat Bukowski auf heutige Autoren und Kultur?
Roni: Heute nicht mehr so viel, aber er hat den Weg bereitet, in den 1970-er, 80-er und 90-er Jahren, für eine von Konventionen und Zwängen freie Literatur. Damals diente er gut zwei, drei Generationen von Schriftstellern als Inspiration. Und von der damals erkämpften Freiheit profitieren auch heutige Autoren noch.
Gibt es heutige Schriftsteller, die mit ihm und seinem Schaffen vergleichbar wären? Beziehungsweise: Könnten heutige Schriftsteller, die mit ihm und seinem Schaffen vergleichbar wären, Erfolg und Bestand haben?
Roni: Zum Glück gibt es die kaum noch. In seinen Bestseller-Jahren war es nicht auszuhalten, wie an jeder Ecke Einer angeschissen kam und sich einbildete, er wäre der nächste Bukowski. Die gesamte Alternativ-Szene meinte, wie Bukowski schreiben zu müssen. Der Verleger Benno Käsmayr von Maro kann ein Lied davon singen. Aber es ist halt nicht so einfach, wie es auf dem Papier aussieht und ein Bukowski-Plagiat stinkt zehn Meilen gegen den Wind: Du erkennst es sofort. Es kann keinen zweiten Bukowski geben und wir brauchen auch keinen. Wer jetzt als Autor antreten will, soll seine eigene Stimme finden, das bereichert die Literatur mehr als jede Kopie.
Charles Bukowski beschreibt, ergründet und verurteilt in vielen seiner Werke Gewalt in Beziehungen oder Familienverhältnissen – er selbst hatte einen gewalttätigen Vater. Ihm wurde aber auch immer wieder der Vorwurf gemacht, in Sachen Gewalttätigkeit gegenüber Männern und Frauen den entsprechenden Romanfiguren zu ähneln. Wie bewertest du diesen Widerspruch? Wie sieht seine Einordnung der Charles-Bukowski-Gesellschaft, auch im kommenden Bukowski-Festival, aus?
Roni: Gewalt spielt in seinem Werk tatsächlich in vielen Kontexten eine Rolle, ob es um seinen prügelnden Vater geht, Gewalt gegen Frauen, Schuljungen, die einen Kampfhund auf eine kleine Katze loslassen, Kneipenschlägereien, oder die vielen Formen psychischer Gewalt, die uns überall begegnen. Mitunter trägt er eine deutliche Anklage vor, oft aber auch nur die narrative Beschreibung der Lebenswirklichkeit, mit einem Unterton fatalistischer Ausweglosigkeit, die Schopenhauers pessimistischem Menschenbild ähnelt.
Es stimmt: Er selbst hatte auch seine Dämonen und war nicht frei von gewalttätigen Anwandlungen, mitunter sogar streitsuchend jähzornig. Das gibt er auch zu, da ist er schonungslos ehrlich.
Mir wäre es aber zu einfach, ihm aus der Warte eigener moralischer Überlegenheit zu begegnen. Vielmehr finde ich die Frage wichtig: Was muss mit einem Menschen passiert sein, was muss ein Mensch alles erlitten haben, dass er sowas Destruktives in sich hat, das sich ja auch selbstzerstörerisch gegen ihn selbst wendet? Und genau das – man könnte es literarischen Existenzialismus nennen – thematisiert Bukowski. Er zeigt, dass Gewalt nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern eine Ursache hat, die in unserem Menschsein und unserer Gesellschaft gründet – und weitergetragen wird.
Also ganz klar: man darf diese dunklen Seiten nicht untern Teppich kehren. Sie sind da, und man muss sich damit auseinandersetzen. Einen eigenen Programmpunkt dazu werden wir aber nicht haben, obwohl natürlich immer mal etwas davon mitschwingt.
Wie glaubst du, sähe Bukowskis Kommentar zum Corona-Jahr 2020 aus?
Roni: In Krisensituationen gab er sich gern cool und stoisch. Da war ihm wichtig zu demonstrieren, dass man ihm nicht so leicht an den Kahn fahren kann. In welche Richtung sein Kommentar vielleicht ginge, vermittelt er uns in seinem Gedicht “Earthquake” von 1971: „Amerikaner haben keine Ahnung, was wirkliche Tragödien sind – ein kleines 6,5 Erdbeben verwandelt sie in zitternde Affen. […] Das hier ist bloß das Kitzeln einer Feder und sie könnens nicht aushalten.
Stell dir mal vor, ihre Städte würden zerbombt werden, wie es anderen Städten geschehen ist …”
Weitere Informationen unter
Tierschutzverein Bamberg
Der Wunsch nach einem Haustier ist gestiegen
Hätte die Pandemie nicht zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten geführt, könnten der Tierschutzverein Bamberg und das Tierheim Berganza auf ruhige Monate zurückblicken. In Lockdown-Zeiten sind einerseits so wenige Tiere ausgesetzt oder beim Tierheim abgegeben worden wie selten zuvor. Andererseits stiegen die Anfragen aus der Bevölkerung, ein Tier aufzunehmen. Unter anderem über die Zusammenhänge von sozialen Beschränkungen und Tierliebe und die Tatsache, dass Haustiere nicht zu jedem passen, haben wir mit Jürgen Horn, dem 1. Vorsitzenden des Tierschutzvereins Bamberg, gesprochen.
Herr Horn, welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Arbeit des Bamberger Tierheims und des Tierschutzvereins?
Jürgen Horn: Zunächst einmal bedeutete die Pandemie, dass wir ein Hygienekonzept erarbeiten und für dessen Einhaltung sorgen mussten. Dann hatten wir keine normalen Öffnungszeiten mehr, was uns befürchten ließ, dass unsere Schützlinge nun wesentlich länger bei uns bleiben müssten. Doch konnten wir sehr schnell feststellen, dass die Nachfrage in der Bevölkerung nach einem Haustier deutlich gestiegen ist. Wer keine, oder nur sehr wenige Kontakte zu anderen Menschen hat, schätzt ein Haustier umso mehr. Was jedoch sich sehr negativ auswirkte war, dass wir auch keine Feste und Sonntagsöffnungen mehr hatten. Das bedeutet letztendlich einen fünfstelligen Verlust auf unserer Einnahmen-Seite. Ein weiteres Problem war, dass wir während des Lockdowns keine Auslandshunde aufnehmen konnten, da die Transporte nicht möglich waren. Auch Vor- und Nachkontrollen wurden schwierig. Umso erfreulicher war jedoch die enorme Spendenbereitschaft vieler Tierfreunde, denen ich im Namen der gesamten Vorstandschaft und Belegschaft herzlich danke!
Der Zweck des Tierschutzvereins besteht in der Förderung des Tierschutzes. Können Sie einschätzen, wie sich das gesellschaftliche Bewusstsein für Tierwohl und Tierschutz in den letzten Jahren entwickelt hat? Trügt der Anschein, dass es zugenommen hat, oder liegt immer noch viel im Argen?
Jürgen Horn: Zwangsläufig habe ich als Vorsitzender dieses Vereins natürlich eher mit Tierfreunden zu tun. Ich habe aber schon den deutlichen Eindruck, dass bei einer sehr großen Mehrheit unserer Bevölkerung sich das Gespür für die Bedürfnisse der Tiere deutlich erhöht hat. Was ich jedoch sehr bedaure, ist, dass Vorgaben aus der Politik dem nur sehr zögerlich und vor allem viel zu langsam Rechnung tragen.
Für mich ist es unbegreiflich, wie lange es dauert, allein so etwas Schreckliches wie das Küken-Schreddern zu verbieten, um nur ein Beispiel zu nennen. Und weitere Beispiele gäbe es noch unendlich viel mehr.
Insgesamt jedoch steigt das Bewusstsein in der Bevölkerung. Leider gibt es aber immer noch viele Missstände hinter verschlossenen Türen, wie wir bei so manchen Rettungseinsätzen mit den Amtstierärzten feststellen mussten. Das größte Problem dürfte der stark zugenommene Handel mit Welpen, sogenannten Wühltischwelpen, sein. Hier betonen wir immer wieder, dass es falsche Tierliebe ist, wenn man so ein armes Geschöpf kauft, damit es ihm besser geht. Jeder verkaufte Welpe bedeutet, dass illegale Händler weitere Welpen unter schlimmsten Bedingungen nachzüchten.

Können Sie all diese Tiere in angemessenem Umfang versorgen oder hätten Sie gerne mehr Personal oder Infrastruktur?
Jürgen Horn: Im Moment haben wir es einigermaßen ruhig. Das erlaubt uns derzeit, so manche kleine Renovierungsarbeiten wie Streichen und dergleichen durchzuführen. Auch können so einige Überstunden abgebaut werden, die in der sehr tierstarken Zeit von September bis Mitte November aufgelaufen waren. Insgesamt ist das Tierheim personell meines Erachtens gut und angemessen ausgestattet. Natürlich müssen wir uns an dieser Stelle auch bei den vielen ehrenamtlichen Helfern herzlich bedanken. Ohne sie müsste das Personal deutlich aufgestockt werden, was das Tierheim auf Dauer finanziell nicht stemmen könnte. Bei dieser Gelegenheit ein Aufruf: ein ehrenamtlicher Hundetrainer wäre eine tolle Unterstützung. Wir hätten sogar die Möglichkeit, diesem einen richtigen Trainingsplatz auch für seine eigenen Kunden zur Verfügung zu stellen.
Wie haben sich soziale Beschränkungen der Pandemiebekämpfung auf die Tiervermittlung ausgewirkt? Haben sich vermehrt Menschen mit dem Wunsch, ein Tier aufzunehmen, um zuhause nicht immer allein zu sein, sondern zumindest tierische Gesellschaft zu haben, an Sie gewendet?
Jürgen Horn: Wie ich es eingangs schon erwähnt habe, ist für solche Menschen der Wunsch nach einem Haustier zum Lieben deutlich gestiegen. Auch aus anderen Tierheimen hören wir immer wieder die Aussage, wir könnten viel mehr vermitteln als wir haben. Nichtsdestotrotz ist dennoch bei jeder Vermittlung ein ausgiebiges Vermittlungs-Gespräch Voraussetzung. Nicht jeder Mensch passt zu jedem Tier. Unser erfahrenes Personal muss auch manchmal nein sagen oder ein anderes Tier empfehlen, denn letztendlich steht für uns das Tierwohl an erster Stelle und auch den Menschen ist ja nicht geholfen, wenn sie nach kurzer Zeit merken, dass es mit diesem Tier nicht gut geht. Leider gibt es gehäuft unvernünftige Leute, die nur an sich, aber nicht ans Tier denken: Es gibt tatsächlich ernstgemeinte Anfragen für „Leihtiere“ für die Zeit des Homeoffice. Das geht gar nicht!
Inwieweit kann die Anwesenheit eines Haustiers positive Auswirkungen gegen Einsamkeitsgefühle haben?
Jürgen Horn: Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen. Niemandem tut es gut, nur alleine zuhause herumzuhängen. Zum einen fordert ein Tier Versorgungsaufgaben und damit einhergehend auch, dass der Mensch mehrmals täglich in Bewegung kommen muss. Ganz besonders natürlich mit Hunden. Zum andern gibt einem ein Tier unendlich viel Liebe und Geborgenheit.
Wie hat sich die Zahl entlaufener oder ausgesetzter Tiere in den letzten Monaten entwickelt?
Jürgen Horn: Wir hatten in diesem Sommer keine ausgesetzten Hunde und auch weniger entlaufene Hunde, was vor allem an Silvester erstaunt hat. Bei unseren Mitarbeitern hatte in den Vorjahren am 1.Januar das Telefon nicht stillgestanden. Dieses Jahr war kein einziger Hund entlaufen. Nur ein stilles Silvester ist ein gutes Silvester – bellen die Hunde!
Welche sind die häufigsten Gründe, aus denen Haustierhalter ein Tier aussetzen oder es im Tierheim abgeben?
Jürgen Horn: Das können sehr unterschiedliche Gründe sein. Wenn Menschen aus gesundheitlichen Gründen ins Krankenhaus oder Altersheim gehen, haben sie in den seltensten Fällen die Möglichkeit, ihr Tier mitzunehmen. Dies sind, neben dem Tod des Herrchens oder Frauchens, oft die traurigsten Fälle. Aber auch Fälle von plötzlicher Armut, Allergien, Zeitmangel durch berufliche Veränderung oder auch die Einsicht, dass man dem Tier keine artgerechte Haltung zugutekommen lassen kann und vieles mehr, können derartige Gründe sein. Mich persönlich ärgern vor allem diejenigen, die ihren verzogenen Kindern zum Geburtstag oder zu Weihnachten ein Tier geschenkt haben, aber jetzt in Urlaub wollen und merken, dass das mit einem Tier etwas umständlicher ist und es deswegen aussetzen oder, wenn das Tier Glück hat, im Tierheim abgeben.
Wie lässt es sich erreichen, dass Halter, die ihr Tier nicht mehr haben möchten, dieses nicht aussetzen, sondern sich damit an Sie wenden?
Jürgen Horn: Im Gegensatz zu manch anderen Tierheimen verlangen wir keine Abgabegebühren. Der Abgebende muss also nicht fürchten, hier nochmal zur Kasse gebeten zu werden. Auch werden seine Abgabegründe von uns nicht überprüft. So hat im Landkreis Bamberg, das ist unser Zuständigkeitsbereich, kein Tierbesitzer auch nur den fadenscheinigsten Grund ein Tier auszusetzen. Im Gegenteil: Wer dabei erwischt wird, muss mit einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechnen und das kann durchaus sehr teuer werden. Unsere Mitarbeiter sind angehalten, keine Vorwürfe zu machen, wenn das Tier abgegeben wird. Wichtig ist eine rechtzeitige Kontaktaufnahme zu uns, dann können wir helfen, Probleme zu lösen beziehungsweise Lösungen für die Tiere zu finden, und gegebenenfalls auch das Tier direkt zu vermitteln.
Tierschutzverein Bamberg e.V. /Tierheim Berganza
Rothofer Weg 30
Telefon: 09 51 //700 927–0
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Kolumne
Florian Herrnleben zur Oberen Sandstraße 20
Unsere Kulturreferentin, die gefeierte, die Premiumlösung in so schwierigen Zeiten, die beste, die sie ohne Ausschreibung dank eines glücklichen Zufalls im Rathaus finden konnten, die ehemalige persönliche Pressesprecherin, vormals Redakteurin im Gute-Laune-Guten-Morgen-Juhu-Radio, hatte eine Idee: Die Obere Sandstraße 20, seit rund einem Jahr im Eigentum der Stadt Bamberg, die Bruchbude, die über Nacht nur wenige Tage vor der letzten Sandkerwa (die älteren unter uns erinnern sich an diese Festivität) in ein modisches Stützkorsett geschossen werden musste, soll nun ein Kulturhaus werden.
Nachdem sich Seilerei, Kesselhaus, Lagarde, Villa Dessauer, der Liveclub, das Staubsche Haus und wahrscheinlich noch ein paar mehr Gebäudlichkeiten und Grundstücke, von denen ich nicht mal was weiß, als vielversprechende, glänzende Zentren für Kultur erst gefeiert und früher oder später als ungeeignet oder ungewollt herauskristallisiert haben, hielt man zusätzlich noch in den letzten Jahren die sogenannte Tabakscheune wie eine Monstranz als DIE Lösung für das Marionettentheater in den Himmel. Das Staubsche Haus, seit vielen Jahrzehnten Herberge des ehemals Loos’schen Theaters, muss renoviert werden und steht anschließend aus irgendwelchen Stiftungsgründen nicht mehr zur Verfügung. – Am Michelsberg und bei der Musikschule fand man für solche Probleme übrigens Lösungen, weil man wollte. – Egal! Es schien halt nun aufs Tabakhaus rauszulaufen und eventuell hatte man sogar vieles richtig gemacht:
Der städtische Bebauungsplan 105D sieht nämlich eine verpflichtende Sanierung der Tabakscheune für den Grundstückserwerber vor. Der Grundstücksdeal dazu ging vor einigen Jahren über die Bühne, die Tabakscheune bröckelt bis heute vor sich hin und hat inzwischen – so munkelt man – hohe sechsstellige Planungskosten bei der Stadt und ihren Stiftungen verbrannt (was für ein lustiges Wortspiel in Verbindung mit Tabakscheune). Kindergarten: Gescheitert. Arztpraxis: Gescheitert. Marionettentheater, so erfuhr der gemeine Bamberger gestern aus der Pressemitteilung, irgendwie auch gescheitert. Oder nicht. Oder was auch immer. Man beziehungsweise die Kulturreferentin fasst nun jedenfalls plötzlich die OS20 als was für eine tolle Idee ins Auge. – Muss man nicht ein paar Fragen stellen, wie zum Beispiel ob ein Marionettentheater bei einer Raumhöhe von 2,20m realisierbar ist?
Eigentlich nicht! Lassen wir es einfach. Es nervt.
Es geht hier schlicht und ergreifend wieder mal nur darum, eine tolle Idee zu einer Idee zu einer Idee zu einer Planung zu einem Konzept zu einer Idee zu präsentieren, die man mit zwei, drei typischen Jubelpressemitteilungen aus dem dafür extra geschaffenen Amt feiern kann, um Zeit zu gewinnen, um im Nachgang (3, 4 Jahre) zu bedauern, dass es leider nicht geklappt hat, weil es nicht finanzierbar war. Es sind – zusammengefasst – wieder einmal nur propagandistische Zieldefinitionen wie wir sie seit Jahren aus dieser Stadtverwaltung kennen.
„Herrnleben, übertreib nicht!“ – Muss ich gar nicht: Seilerei, Kesselhaus, Lagarde, Villa Dessauer, der Liveclub, das Staubsche Haus, die Tabakscheune, House of Music, … – Die OS20 wird sich einreihen, weil der Beweis bereits erbracht wurde. Die Stadt will nicht.
Aber die Kulturreferentin hatte halt nun mal eine Idee, für deren Scheitern sie am Ende nix kann. Sie hatte ja nur die Idee. Wie sagte ein stadtbekannter Kolumnist kürzlich: „Niemand wird der freien Kulturwelt dieser Stadt so schön vorschwurbeln können, wie sie den Bach runter geht, wie eine ehemalige Pressesprecherin.” – Aber ja! Juhu! Sie hat eine aktuelle Raumnot auf ein leerstehendes Gebäude gelegt. Wie so auf einem Puzzlebrett mit fünf Formen für Zweijährige. Leider den Kreis aufs Quadrat. – Aber man fängt ja klein an. – Schademarmelade.
Ich hab übrigens auch tolle Ideen: Eine Brauerei mit moderner Filteranlage am Abfluss eines Klowagens und eine Stadt ohne Propagandaamt.
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Fitness in der Pandemie
Sport im Winter und Home Office
Ausgangsbeschränkungen und vermehrtes Homeoffice schränken nicht nur den Bewegungsradius, sondern auch die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung ein. Das kann negative Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Wie sich dem entgegenwirken lässt, weiß Prof. Dr. Stefan Voll, der Leiter des Universitätssportzentrums und des Transferzentrums für Angewandte Sportwissenschaften der Universität Bamberg.
Herr Professor Voll, vielen Menschen bleibt aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und Schließungen derzeit nichts anderes übrig, als die meiste Zeit zuhause zu verbringen und auf körperliche Betätigung mehr oder weniger zu verzichten. Wie kann sich dieser Bewegungsmangel auf die Gesundheit auswirken?
Stefan Voll: Nach wie vor gilt: Wer rastet, der rostet! Die durch die Pandemie deutlich gestiegenen Sitzzeiten führen zunehmend zu degenerativen Veränderungen im Bewegungsapparat, für dessen Funktion gilt: Use it or loose it! Also benutze ihn oder er verliert seine Funktionalität. Auch belegen zunehmend mehr Befunde, dass fehlende Bewegung die physische, psychische und soziale Gesundheit negativ beeinflusst. Im umgekehrten Fall trägt angemessene Bewegung, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dreimal in der Woche mindestens 30 Minuten moderate körperliche Aktivität, entscheidend zu einer gelingenden Work-Life-Balance bei. Auch begünstigen in den Arbeitsalltag eingebaute Entspannungsübungen die Entschleunigung, Selbstwahrnehmung und Körperachtsamkeit.
Ist es jedoch ratsam, bei Minustemperaturen im Freien Sport zu treiben oder ginge man damit ein Gesundheitsrisiko ein?
Stefan Voll: Bei Temperaturen unter minus 10 Grad häufen sich deutlich negative Folgeerscheinungen wie Reizhusten. Bis zu diesem Zeitpunkt kann der Körper relativ problemlos die eingeatmete Luft vorwärmen, bevor diese die Lungen erreicht. Grundsätzlich ist es besser, bei Minustemperaturen durch die Nase einzuatmen, da auf diesem Weg die Luft angefeuchtet und vorgewärmt wird sowie Schmutz und Bakterien herausgefiltert werden, was die Atemwege und Schleimhäute schont. „Mundatmer“ können ihre Bronchien aber auch durch ein Tuch oder einen leichten Schal schützen.
Falls derartiger Sport ratsam ist, welche sportliche Tätigkeit, auch unabhängig von Pandemiebeschränkungen, würden Sie empfehlen?
Stefan Voll: Vor allem Outdoorsportarten mit moderater Intensität und, bei guter Ausrüstung, mit durchaus ausgedehnter Dauer. Zügiges Wandern oder Schneewandern, gemäßigtes Joggen, Skilanglauf, aber auch Schlittenfahren wären zielführend – und mit einer kleinen Schneeballschlacht macht man auch nichts falsch, da auch eine emotionale Komponente eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Das sind alles Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken. Zudem hilft Tageslicht gegen Stimmungstief gerade in der dunklen Jahreszeit und fördert die Vitamin-D-Produktion.
Welche Möglichkeiten gibt es, zuhause sportlich aktiv zu sein?
Stefan Voll: Wer nicht selbst in der Lage ist, zuhause sein eigenes individuelles Sportszenario zu gestalten, kann an Onlinekursen, die es in stattlicher Zahl im Internet gibt, teilnehmen. Aber auch im Bereich der Alltagsmotorik kann man bewusst zulegen. Heute schon hundert Treppenstufen schnell gegangen? Das wäre eine Bewegungsaufgabe, die problemlos in den Alltag integrierbar ist. Aber auch kleinere Fitnessübungen wie zum Bespiel innerhalb der Familie oder mit Partner tragen auch zur sozialen Gesundheit bei.
Viele Menschen befinden sich zusätzlich im Homeoffice, kommen so auf noch weniger Bewegung, haben aber die Möglichkeit, kurze Pausen einzulegen, die sich mit sportlicher Aktivität füllen ließen. Welche Empfehlungen haben Sie für ein solches Kurz-Programm?
Stefan Voll: Hier gibt es tragfähige Bewegungsprogramme, die im Netz unter den Stichworten Büro- oder Sitzgymnastik zu finden sind. An der Forschungsstelle für angewandte Sportwissenschaften der Uni Bamberg haben wir das Schulkonzept „Voll in Form II“ mit zehnminütigen Bewegungseinheiten entwickelt, welches bereits an den meisten bayerischen Mittelschulen eingesetzt wird. Hier kommen im Klassenzimmer Bewegungsformen mit Alltagmaterialien zum Einsatz, die der existenten Sitzwelt entgegensteuern, der Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses zuträglich sind und den Tagesablauf rhythmisieren. Für die Mitarbeiter und Lehrenden der Universität realisieren wir seit mehreren Jahren das Bewegungsprogramm „Aktive Pause“.

Hier gibt es einmal pro Woche eine zehnminütige Bewegungseinheit in Kleingruppen während der Arbeitszeit direkt in Arbeitsplatznähe angeleitet durch einen Mitarbeiter des Sportzentrums. Zusätzlich bekommen die Teilnehmer einmal pro Woche eine Verbalbotschaft, zum Beispiel: ´Heute schon 20 Kniebeugen am offenen Fenster gemacht?‘ sowie ein kurzes Video mit Übungen aus der Bürogymnastik, das sie individuell durchführen können.
Wie kann sich ein Verzichten-Müssen auf Sport auf die Psyche auswirken?
Stefan Voll: Man weiß ja mittlerweile, dass regelmäßige Bewegung die psychische Stabilität positiv beeinflusst. Zudem hat sportliche Aktivität kompensatorische, aber auch kathartische, also reinigende Wirkung. Der Rucksack mit persönlichen Sorgen und Nöten ist nach einem Lauf in der freien Natur nur noch halb so schwer. Zudem berichtet bereits der altrömische Dichter Juvenal mit seinem „mens sana in corpore sano“, ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, vom Dualismus und der Wechselwirkung von Körper und Geist. Sind adäquate motorische Aktivitäten nicht möglich, hat dies fast zwangsläufig negative Auswirkungen auf die mentale Verfasstheit. In vielen psychosomatischen Therapien hat deshalb auch körperliche Aktivität ihren festen Platz, denn Bewegung ist die bessere Pille!
Wie sieht das derzeitige sportliche Angebot des Bamberger Universitätssportzentrums aus?
Stefan Voll: Freilich sind auch wir von den Corona-Einschränkungen betroffen. Die Sportstudenten sind nur sehr sporadisch mit Abstand und Maske und mit Beachtung der vorgegebenen Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen in den praktisch-didaktischen Lehrveranstaltungen zu Gange. Im allgemeinen Hochschulsport sind derzeit von den üblicherweise über 160 Kursen nur wenige Onlineprogramme möglich. Aus studentischer Sicht überaus bedauerlich, weil auch sie spüren: Sport tut den Menschen gut! Und: Sich regen bringt Segen!
Studie der Universität Bamberg
Ostbayerische Unternehmen: mehr Homeoffice, weniger tschechische Arbeitskräfte?
Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten sind die Grenzen zu Tschechien geschlossen worden, um die Corona-Pandemie besser kontrollieren zu können. Ein Forschungsprojekt der Universität Bamberg beschäftigt sich mit den Grenzschließungen zum Nachbarland Tschechien.
„Es zeichnet sich eine Transformation der Wirtschaft in der Grenzregion ab, und zentrale Errungenschaften der vergangenen 30 Jahre sind durch die Grenzschließungen in Gefahr“, meint Patrick Reitinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Historische Geographie der Universität Bamberg. Er leitet ein Forschungsprojekt, das seit Juli 2020 die Auswirkungen der ersten Grenzschließung auf die Wirtschaft in der bayerisch-tschechischen Grenzregion am Beispiel des Landkreises Wunsiedel untersucht. Nun soll auch die zweite Grenzschließung Teil der Forschung werden. Bei der Untersuchung nehmen Reitinger und sein Projektpartner Dr. Lukáš Novotný, Politikwissenschaftler an der Universität in Aussig in Nordböhmen, vor allem zwei Zielgruppen in den Blick: Unternehmen und die Akteurinnen und Akteure der Wirtschaftsförderung.
Die Grenzschließungen haben Auswirkungen auf zukünftige Unternehmensstrategien
Die Unternehmen auf deutscher Seite, die viele Pendlerinnen und Pendler aus Tschechien beschäftigen, sind besonders von den Grenzschließungen betroffen. „Es zeichnen sich zwei Richtungen ab, in die sich die Unternehmen nun entwickeln, um mit aktuellen und möglicherweise zukünftigen Grenzschließungen umzugehen“, meint Patrick Reitinger. Einige Unternehmen seien dazu in der Lage, sich die Digitalisierung zunutze zu machen und alternative Formen des Arbeitens, wie etwa Homeoffice, einzusetzen.

„Andere Unternehmen, die auf die Anwesenheit ihrer Mitarbeitenden angewiesen sind, überlegen den Anteil tschechischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf lange Sicht zu reduzieren und sich somit von Pendlerinnen und Pendlern aus Tschechien unabhängiger zu machen“, so Reitinger. Oftmals sei es aber nicht möglich, die Arbeitsplätze mit Personal aus der Region zu besetzen.
Wirtschaftsförderung als Kommunikatorin in der Pandemie
Die Akteurinnen und Akteure der Wirtschaftsförderung im Landkreis Wunsiedel sehen sich mit einem anderen Problem konfrontiert. „Gerade während der ersten Grenzschließung im März und April 2020, die von tschechischer Seite aus veranlasst wurde, lief die Kommunikation auf Regierungsebene zwischen Prag und München nicht optimal und die betroffenen Unternehmen wurden unzureichend informiert“, erklärt Reitinger. Und das, obwohl sich gerade in den vergangenen zehn Jahren ein guter Draht zwischen den beiden Regierungen entwickelt habe. „Der Wirtschaftsförderung im Landkreis Wunsiedel kommt jetzt eine Kommunikationsfunktion zu“, meint Reitinger. „Seit der Pandemie übernimmt sie eine Art Covid-19-Beratung, bei der sie Informationen für die Unternehmen bündelt und versucht, Prozesse zu organisieren.”
Offene Grenzen sind für Bayern und Tschechien eigentlich selbstverständlich
Seit dem Ende des Kalten Krieges und verstärkt noch seit dem Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union im Jahr 2004 ist die bayerisch-tschechische Grenzregion offene Grenzen gewohnt und hat sich diesen Umstand in den vergangenen 30 Jahren immer stärker zunutze gemacht. „Beide Grenzregionen werden als wirtschaftliche Peripherie wahrgenommen. Durch Kooperationen über die Grenze hinweg, konnten sowohl Westböhmen als auch Ostbayern wirtschaftlich enorm aufholen“, sagt Patrick Reitinger. „Die Corona-Pandemie ist mit den Grenzschließungen ein harter Schlag für die Unternehmen, die auf offene Grenzen, wie sie in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten selbstverständlich waren, angewiesen sind.“
Befragung von rund 2.000 Unternehmen ist der nächste Schritt des Projekts
Das Projekt „Transnationale Resilienzstrategien – Tschechische Arbeitsmigration und regionale Wirtschaftsförderung in Ostbayern nach Covid 19“ wurde ursprünglich mit 9.000 Euro von der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat gefördert und ordnet die pandemiebedingten Entwicklungen in der Grenzregion in einen größeren historisch-geographischen Zusammenhang ein. Im Rahmen der Sonderausschreibung des Programms „Bayerisch-tschechische akademische Projekte 2020 zur Covid-19-Pandemie und deren Folgen“ war der Abschluss des Forschungsprojektes eigentlich für Oktober 2020 vorgesehen. Weil die Pandemie jedoch noch immer aktuell ist, wird das Projekt fortgesetzt und auch die zweite Grenzschließung untersucht. Die Fortsetzung der Studie ist durch die Einbettung in das größere Projekt „Management of Crossborder Rurality | Bavaria Bohemia 1990 2020“, in dem untersucht wird, wie die Region in den letzten 30 Jahren grenzüberschreitend mit den Chancen und Herausforderungen ländlicher Entwicklungsprozesse umgegangen ist, finanziell gewährleistet. Der nächste Schritt ist jetzt die quantitative Befragung von rund 2.000 Unternehmen aus dem Landkreis Wunsiedel. „Die Publikation erster Ergebnisse ist für den Frühsommer 2021 geplant“, sagt Reitinger.
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Corona
40 Prozent der Gruppe 1 in Stadt und Landkreis Bamberg erstgeimpft
Das Impfzentrum Bamberg will bei stabiler Bereitstellung von Impfstoff in den Teilen des Landkreises, die weiter als 15 Kilometer von der Stadt Bamberg entfernt sind, dezentrale Impfangebote unterbreiten. Diese ersten Überlegungen stellte Dr. Tobias Pfaffendorf von der Sozialstiftung Bamberg am Dienstag in die Koordinierungsgruppe Corona vor, wie Stadt Bamberg und Landkreis Bamberg mitteilen. Ein konkretes Konzept, das auch auf die Infrastruktur in einzelnen Gemeinden baut und bei dem Impfungen von 300 bis 500 Personen pro Termin möglich sein sollen, wollen die Verantwortlichen des Impfzentrums in der kommenden Woche vorstellen.
Die Mitglieder der Koordinierungsgruppe diskutierten unter der Leitung von Landrat Johann Kalb und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp auch über das Infektionsgeschehen, über die Auswirkungen der Inzidenzwerte auf Ausgangssperren und Bildungseinrichtungen. „Wir wollen der Bevölkerung im Landkreis kurze Wege für die Impfungen anbieten und gleichzeitig so viele Impfungen durchführen wie Impfstoff zugeteilt wird“, dankte Landrat Kalb für das Grobkonzept für dezentrale Impfungen.
Aus dem Bericht des Impfzentrums ging weiter hervor, dass inzwischen rund 40 Prozent der ersten Gruppe – Über-80-Jährige, Ärzte, Pflegepersonal, unter anderem – erstgeimpft sind. Sofern die Bereitstellung des Impfstoffes von AstraZeneca sich so fortsetzt, wie in den letzten Tagen, kann in der ersten Märzhälfte mit der Impfung der Gruppe der zweiten Priorität der unter 65-Jährigen – der Impfstoff ist nur bis zu diesem Alter zugelassen – gestartet werden. Deshalb wird eine Registrierung im Impfportal Bayern empfohlen (https://impfzentren.bayern/).
Inzidenzwerte wirken sich auf Ausgangssperren und Bildungseinrichtungen aus
„Die Pflegeheime bereiten uns weiter Sorgen“, so die Leiterin des Fachbereiches Gesundheitswesen beim Landratsamt Bamberg, Dr. Susanne Paulmann. In einer Einrichtung ist rund ein Drittel des Heimes infiziert. Auch in anderen Fällen gebe es Ausbruchsgeschehen, die bisher milde verlaufen. In neun Einrichtungen gibt es einzelne Infektionen. Größere Sprünge der Inzidenzwerte seien derzeit auf das Infektionsgeschehen in Alten- und Pflegeheimen zurückzuführen.
Der Sieben-Tage-Inzidenzwert hat seit der letzten Änderung der 11. Infektionsschutzmaßnahmenverordnung direkte Auswirkungen auf Ausgangssperre und den Betrieb von Bildungseinrichtungen. Unterschreitet der Inzidenzwert mindestens sieben Tage die Marke von 100, dann entfällt die Ausgangssperre. Schulen und Kitas öffnen dann in der für die jeweilige Einrichtung vorgesehenen eingeschränkten Form. In der Stadt Bamberg liegt der letzte dreistellige Inzidenzwert bereits länger als sieben Tage zurück. Im Landkreis überschritt der Wert zuletzt am vergangenen Freitag die 100er-Marke. Bleibt der Wert unter 100, dann entfällt die Ausgangssperre ab kommendem Samstag. Maßgeblich ist hierfür der Inzidenzwert des Robert-Koch-Institutes, der auch auf den Homepages von Stadt und Landkreis veröffentlicht wird. Überschreitet der Inzidenzwert erneut die 100-er-Marke, dann gelten ab dem Folgetag die Ausgangssperre und die zusätzlichen Beschränkungen für die Schulen. Entscheidend dabei ist der Standort der Schule und nicht der Wohnort der Schülerinnen und Schüler.
Leichte Entspannung gibt es in den Kliniken von Stadt und Landkreis: In Summe hat die Zahl der infizierten Patienten die Marke von 50 unterschritten. Nach wie vor müssen ein Dutzend Personen intensivmedizinisch behandelt werden.
‚Politik zum Anfassen – Digital‘
Schülerinnen und Schüler diskutieren mit MdB Andreas Schwarz
Lock-Down, ständig wechselnde Hygienevorgaben, Umstellung auf Online-Unterricht, selbst-organisiertes Lernen in den eigenen vier Wänden und das teilweise mit fehlendem Equipment. Junge Menschen haben es gerade nicht leicht. Im Auftakt zur Veranstaltungsreihe ‚Politik zum Anfassen – Digital‘ von iSo e.V. und Landratsamt Bamberg diskutierten Schülerinnen und Schüler des Franz-Ludwig-Gymnasiums mit MdB Andreas Schwarz von der SPD über ihre Sorgen und Ängste in Zeiten der Pandemie.
Auch fehlende soziale Kontakte und eine wachsende Sorge um die Zukunft sind Herausforderungen, mit denen sich Heranwachsende zu befassen haben. Ungewissheiten und Ängste bringen junge Menschen immer mehr an ihre Belastungsgrenzen.
Umso wichtiger ist es, dass sie von Politik und Gesellschaft gehört werden.
Aus diesem Grund veranstaltete die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Bamberg – getragen von iSo e.V. zusammen mit dem Bildungsbüro des Landratsamts Bamberg – am vergangenen Mittwoch eine digitale Diskussionsrunde mit 15 Schülerinnen und Schülern des Franz-Ludwig-Gymnasiums Bamberg und dem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz.
„In dieser schwierigen Zeit das Abitur zu schaffen, ist aller Ehren wert.”
Die Veranstaltungsreihe ‚Politik zum Anfassen‘ verfolgt dabei einen grundlegenden Gedanken: Um gute politische Entscheidungen für junge Menschen treffen zu können, sollte weniger über sie, sondern verstärkt mit ihnen geredet werden. „Mit ‚Politik zum Anfassen – Digital‘ möchten wir es jungen Menschen auch in Zeiten von Schulschließungen und digitalem Unterricht ermöglichen, mit regional als auch überregional agierenden Politikerinnen und Politikern in Austausch zu treten. Wir planen bereits weitere Veranstaltungen und freuen uns über Anfragen von Jugendgruppen oder Schulklassen, die Lust haben, sich zu beteiligen“, so Lisa-Maria Graf von der Koordinierungs- und Fachstelle im Landkreis Bamberg /iSo e.V..
Beim ersten digitalen Gespräch am vergangenen Mittwoch berichteten SchülerInnen von den täglichen Herausforderungen im Home-Schooling sowie den generellen Auswirkungen der Pandemie zum Beispiel auf ihr Sozialleben. Sorgen bezüglich Themen, wie ‚Corona-Abitur‘ und zukünftige Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wurden unter anderem sehr deutlich.
Andreas Schwarz nahm die Aussagen der jungen Menschen sehr ernst und sprach ihnen Mut zu. „Sie haben allen Grund, bei einer anschließenden Bewerbung mit Selbstbewusstsein aufzutreten. In dieser schwierigen Zeit das Abitur zu schaffen, ist aller Ehren wert”, so Schwarz.
Diese offene Haltung kam bei den Mitdiskutierenden gut an. „Es hat mir sehr gut gefallen, wie Andreas Schwarz auf unsere Sorgen und Ängste eingegangen ist und uns Mut gemacht hat – besonders was das zukünftige Ansehen unseres Abschlusses anbelangt“, berichtet Milena Behr.
Auch kritische Fragen bezüglich der teilweise langsamen Umsetzung von Beschlüssen wurden verständnisvoll beantwortet. Diskussionsteilnehmerin Valentina Dietz zeigte sich zufrieden mit den Dialogen und aufschlussreichen Antworten des Bundestagsabgeordneten. „Herr Schwarz konnte uns beantworten wo die aktuellen Probleme liegen und weshalb es oft zu Verzögerungen kommt.“
Ein wichtiger Austausch, um gegenseitiges Verständnis zu erzeugen, politische Prozesse nachvollziehbar zu machen und demokratisches Engagement zu fördern.
Informationen zum Projekt
Die Reihe „Politik zum Anfassen” möchte Jugendliche mit VertreterInnen und EntscheidungsträgerInnen aus der Politik zusammenbringen, um den demokratischen Austausch und die konstruktive Auseinandersetzung miteinander zu fördern. Ziel ist es die Jugendlichen als TeilhaberInnen des politischen und gesellschaftlichen Diskurses zu positionieren und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Indem sie für ihre Themen und Vorschläge eintreten, soll eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen sowie eine gesunde Diskussionskultur geprägt werden.
Durch das Aufeinandertreffen mit politischen VertreterInnen soll den Jugendlichen außerdem nahegebracht werden, dass sie als GesprächspartnerInnen und ThemengeberInnen für die Politik ernstgenommen werden und Wertschätzung erfahren.
Interessierte dürfen sich gerne an die Koordinierungs- und Fachstelle im Landkreis Bamberg wenden: lisa-maria.graf@iso-ev.de