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Bamberg - Page 46

Stadt­rat folgt ein­stim­mi­ger Jury-Entscheidung 

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath wird Kunst­sti­pen­dia­tin 2021

Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath erhält 2021 das von der Stadt Bam­berg und dem Land­kreis Bam­berg aus­ge­lob­te Kunst­sti­pen­di­um. Der Bam­ber­ger Stadt­rat folg­te in sei­ner gest­ri­gen Sit­zung der Emp­feh­lung der Jury unter Vor­sitz von Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Siebenhaar.

Das Kunst­sti­pen­di­um Bam­berg, im jähr­li­chen Wech­sel zwi­schen Stadt und Land­kreis aus­ge­schrie­ben, wird 2021 zum sieb­ten Mal ver­ge­ben und ist mit ins­ge­samt 9.000 Euro dotiert. Es soll in der Regi­on wohn­haf­ten Künst­le­rin­nen und Künst­lern ermög­li­chen, sich eini­ge Mona­te lang auf die künst­le­ri­sche Arbeit zu kon­zen­trie­ren, um ein Pro­jekt zu begin­nen, fort­zu­set­zen oder fer­tig­zu­stel­len. Für das Sti­pen­di­um 2021 hat­ten sich drei­zehn Kunst­schaf­fen­de jeden Alters und aller Kunst­spar­ten bewor­ben. „Die Kraft und der Esprit der Bewer­bung von Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath hat uns sofort begeis­tert. Sie ist eine Sti­pen­dia­tin, die ganz neu­es Ter­rain betritt und Außer­ge­wöhn­li­ches wagt. Ich freue mich über das ein­stim­mi­ge Votum der Jury und auf die Prä­sen­ta­ti­on der Künst­le­rin am Ende des Sti­pen­di­ums“, beton­te Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Siebenhaar.

Die Jury – bestehend aus Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar, Land­rat Johann Kalb, Olga See­ha­fer (Kunst­sti­pen­dia­tin Bam­berg 2020), Vie­ra Janá­rče­ko­vá (E.T.A.-Hoffmann-Preisträgerin 2020) und Nina Lorenz (Ver­tre­te­rin des amtie­ren­den Kul­tur­för­der­preis­trä­gers TiG – Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel) – ent­schied sich ein­stim­mig für die Bewer­bung von Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath (Dar­stel­len­de Kunst /​zeit­ge­nös­si­scher Tanz).
Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath zeig­te sich nach der Ent­schei­dung über­glück­lich: „Oh, wow, ich bin begeis­tert und füh­le mich geehrt und gestärkt, dass mei­ne Hei­mat­stadt sich hin­ter mei­ne Kunst­form stellt. Als Kunst­dis­zi­plin hat Tanz bis­her wenig Raum in Bam­berg gefun­den. Ein­fach toll, dass es jetzt soweit ist! Das fühlt sich rich­tig gut an.“


Die Jury begrün­de­te die Ent­schei­dung wie folgt: 

„Zeit­ge­nös­si­scher Tanz ist in Bam­berg eine unter­re­prä­sen­tier­te Kunst­form. Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath setzt sich mit ihrem inter­na­tio­na­len Netz­werk und ihren eige­nen Pro­jekt­an­sät­zen für die Eta­blie­rung einer neu­en Tanz­sze­ne in Bam­berg ein.

Mit Hil­fe des Kunst­sti­pen­di­ums möch­te Johan­na Kne­fel­kamp-Sto­rath ihr explo­ra­ti­ves Vor­ha­ben ver­wirk­li­chen, in dem sie die Dis­zi­pli­nen Tanz, Thea­ter und Musik mit den Medi­en Film und Video ver­eint, ohne dass die Dar­stel­lung zu sehr ent­frem­det wirkt. Die­ses Vor­ha­ben möch­te die Künst­le­rin in zwei unter­schied­li­chen Pro­jek­ten aus­pro­bie­ren und erfor­schen, die von der Jury als sehr gute, viel­ver­spre­chen­de Vor­ha­ben gewer­tet wer­den und bei die­ser gro­ße Neu­gier geweckt haben:

- In „our heri­ta­ge“ geht es um die tän­ze­ri­sche Begeg­nung zwi­schen Bam­ber­ger Jugend­li­chen und nie­der­län­di­schen Zeit­zeu­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges. Die aktu­el­len Coro­na-beding­ten Rege­lun­gen und Auf­la­gen ver­lan­gen viel Umden­ken in der Erar­bei­tung einer gemein­sa­men Tanz­vor­stel­lung. Dadurch, dass die Betei­lig­ten sich erst­mal nicht per­sön­lich begeg­nen dür­fen, möch­te die Künst­le­rin inner­halb die­ses Pro­jek­tes umsich­tig und krea­tiv auf das Ele­ment der Medi­en und des Inter­nets zurück­grei­fen. In Zusam­men­ar­beit mit einem Fil­me­ma­cher soll pro­biert wer­den, meh­re­re klei­ne­re Bewe­gungs-und Tanz­fil­me zu schaf­fen, die ein Ken­nen­ler­nen der jeweils ande­ren Gene­ra­ti­on und deren Geschich­te ermöglichen.

- Wäh­rend der Ent­wick­lung einer Solo­vor­stel­lung möch­te die Künst­le­rin das Medi­um Film/​Video unter­su­chen. Inwie­weit kann ein Video die Dar­stel­len­de Kunst auf der Büh­ne unter­stüt­zen, ohne zu stö­ren oder gar die Auf­merk­sam­keit des Zuschau­ers zu beein­träch­ti­gen? Inwie­weit könn­te über das Video eine Art tan­zen­der Gegen­part ent­ste­hen? Inwie­weit kann man als Per­for­mer impro­vi­sie­rend auf das Video reagie­ren, ohne dass der Kon­text ver­lo­ren geht? Das Solo soll das The­ma Iden­ti­tät und Weib­lich­keit bear­bei­ten und steht in Ver­bin­dung mit der Hei­mat der Künst­le­rin, der Stadt Bam­berg. Die Kon­zept­idee beruht dar­auf, das Solo an unter­schied­li­chen Orten zei­gen zu kön­nen, zum Bei­spiel öffent­li­chen Plät­zen wie dem Hain, das P+R Hein­richs­damm, auf der Alten­burg, am Hexen­mahn­mahl. Je nach Geneh­mi­gung und Ausarbeitung.“

Bun­des­po­li­zei­aus- und ‑fort­bil­dungs­zen­trum Bamberg

380 jun­ge Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten für die deut­sche Sicher­heits­ar­chi­tek­tur ausgebildet

In der ver­gan­ge­nen Woche absol­vier­ten 380 jun­ge Aus­zu­bil­den­de der Bun­des­po­li­zei ihre münd­li­che Prü­fung im Bun­des­po­li­zei­aus- und –fort­bil­dungs­zen­trum in Bam­berg. Damit endet für die Aus­zu­bil­den­den der zwei­ein­halb­jäh­ri­ge Vor­be­rei­tungs­dienst der mitt­le­ren Lauf­bahn bei der Bundespolizei.

Nach der erfolg­rei­chen Beant­wor­tung der letz­ten Prü­fungs­fra­gen wur­den die jun­gen Frau­en und Män­ner zu Poli­zei­meis­te­rin­nen und Poli­zei­meis­tern ernannt und unmit­tel­bar an die Dienst­stel­len der Bun­des­po­li­zei über­ge­ben. Dort wer­den sie in allen Tei­len der Bun­des­re­pu­blik ihren Dienst leis­ten und die Ein­satz­kräf­te der Bun­des­po­li­zei vor Ort verstärken.

Unter dem Ein­fluss des Coro­na Infek­ti­ons­ge­sche­hens war nicht nur die Abschluss­prü­fung eine beson­de­re Her­aus­for­de­rung. Statt des gewöhn­li­chen Prä­senz­un­ter­richts in der Aus­bil­dungs­ein­rich­tung in Bam­berg wer­den die jun­gen Frau­en und Män­ner in der Fern­leh­re unter­rich­tet. Trotz inten­si­vem Ein­satz von vir­tu­el­len Unter­rich­tungs­me­tho­den und neu­en tech­ni­schen Lösun­gen bleibt dies nur eine Ergän­zung zur prak­ti­schen Aus­bil­dung vor Ort in Bam­berg. Denn der nun fol­gen­de Ein­satz wird eben­so real statt­fin­den und nicht mit­tels vir­tu­el­lem Kon­takt zu den Bür­gern.
Damit wäh­rend der prak­ti­schen Aus­bil­dung und wäh­rend der Prü­fun­gen kein erhöh­tes Infek­ti­ons­ri­si­ko besteht, gel­ten in der Lie­gen­schaft der Bun­des­po­li­zei stren­ge Hygie­ne­vor­schrif­ten. Dazu zählt unter ande­rem die gene­rel­le Pflicht zum Tra­gen von FFP‑2 Schutz­mas­ken in allen Gebäu­den und wäh­rend prak­ti­scher Aus­bil­dungs­in­hal­te.
Durch die stren­gen, mit dem Gesund­heits­amt des Land­krei­ses Bam­berg abge­stimm­ten, Maß­nah­men kann die Wei­ter­füh­rung der Prak­ti­schen Aus­bil­dung gewähr­leis­tet und so die hohe Qua­li­tät der Aus­bil­dung zukünf­ti­ger Poli­zis­ten garan­tiert werden.


Bun­des­po­li­zei­aus- und ‑fort­bil­dungs­zen­trum (BPOLAFZ) Bamberg

Das Bun­des­po­li­zei­aus- und ‑fort­bil­dungs­zen­trum (BPOLAFZ) Bam­berg ist die bun­des­weit größ­te und moderns­te Ein­rich­tung die­ser Art der Bun­des­po­li­zei. Die fach­lich der Bun­des­po­li­zei­aka­de­mie in Lübeck nach­ge­ord­ne­te Lehr­ein­rich­tung ist das sechs­te Aus- und –fort­bil­dungs­zen­trum der Bun­des­po­li­zei. Seit dem 1. Sep­tem­ber 2016 wer­den dort rund 3000 Poli­zei­meis­ter­an­wär­te­rin­nen und ‑anwär­ter aus­ge­bil­det. Mehr als 800 Stamm­kräf­te ermög­li­chen den Ausbildungsbetrieb.

VHS-Kurs Bam­ber­ger Dom

„Man­che ken­nen den Dom so gut wie gar nicht“

Im Ange­sicht der All­ge­gen­wär­tig­keit des Bam­ber­ger Doms ver­wun­dert es, dass man­che Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger kaum eine, wie auch immer gear­te­te, Bezie­hung zum berühm­tes­ten Bau­werk der Stadt zu haben schei­nen. Die­se Beob­ach­tung hat zumin­dest Dr. Mat­thi­as Scher­baum gemacht. In einem der­zeit statt­fin­den­den VHS-Kurs bie­tet der Phi­lo­soph, Theo­lo­ge und Gäs­te­füh­rer umfas­sen­de his­to­ri­sche, archi­tek­to­ni­sche und theo­lo­gi­sche Infor­ma­tio­nen über den Dom. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.

In der Ankün­di­gung des VHS-Kur­ses zum Bam­ber­ger Dom wird die­ser als einer der bedeu­tends­ten Kir­chen­bau­ten Deutsch­lands bezeich­net. Was macht sei­ne her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung aus?

Mat­thi­as Scher­baum: Die Bedeu­tung des Bam­ber­ger Doms ist viel­schich­tig: Zum einen haben wir es mit einer kai­ser­li­chen Stif­tung durch Hein­rich II. zu tun – wes­we­gen er auch zu den sie­ben Kai­ser­do­men zählt –, zum ande­ren beher­bergt er mit Cle­mens II. das ein­zi­ge Papst­grab nörd­lich der Alpen, dar­über hin­aus ist vor dem Ost­chor des Doms das ein­zi­ge hei­lig­ge­spro­che­ne Kai­ser­paar – Hein­rich II. und sei­ne Gemah­lin Kuni­gun­de – der Geschich­te bestat­tet, mit dem Bam­ber­ger Rei­ter haben wir eines der bekann­tes­ten mit­tel­al­ter­li­chen Kunst­wer­ke über­haupt vor uns und der ehe­ma­li­ge Dom­schatz, jetzt im Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg aus­ge­stellt, umfasst Expo­na­te, die in ihrer Sin­gu­la­ri­tät euro­päi­schen Rang haben. Zudem ist der Bam­ber­ger Dom eine soge­nann­te Basi­li­ka minor, ein aus­ge­wie­se­ner päpst­li­cher Ehren­ti­tel, und bil­det mit Alter Hof­hal­tung und Neu­er Resi­denz in ihrer hohen his­to­ri­schen Authen­ti­zi­tät auf dem Dom­berg eines der schöns­ten archi­tek­to­ni­schen bezie­hungs­wei­se städ­te­bau­li­chen Ensem­bles Deutschlands.


Auch wird der Dom ein Gesamt­kunst­werk genannt. Warum?

Mat­thi­as Scher­baum: Wie vie­le mit­tel­al­ter­li­che Sakral­ge­bäu­de ver­kör­pert auch der Bam­ber­ger Dom eine har­mo­ni­sche Ein­heit von lit­ur­gi­schen, kunst­his­to­ri­schen, mate­ri­ell sehr wert­vol­len reli­giö­sen und ganz pro­fan-funk­tio­nel­len Aspek­ten. Dies ist kein Zufall, son­dern wur­de weit­ge­hend von den Erbau­ern in der ers­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts bewusst in die­ser Wei­se kon­zi­piert und stellt in die­ser Form einen Lob­preis Got­tes und eine Mani­fes­ta­ti­on des Glau­bens zu die­ser Zeit dar. Sicher­lich sind in allen Groß­kir­chen, wie allen Sakral­ge­bäu­den der Mensch­heit, auch bestimm­te pro­fa­ne Über­le­gun­gen ein­ge­flos­sen, aber die doch maß­geb­li­che Idee, etwas zu errich­ten, was über das All­täg­li­che hin­aus­geht und etwas Gro­ßes anspre­chen will, ver­leiht dem Dom in allen sei­nen Aspek­ten eine gewis­se Erha­ben­heit und qua­li­tas sui gene­ris, die man in ihrer Gesamt­schau unbe­nom­men als ein­fach sehr schön bezeich­nen kann.


Wor­in besteht Ihre per­sön­li­che Fas­zi­na­ti­on für das Bauwerk?

Mat­thi­as Scher­baum: Da ich seit mitt­ler­wei­le fast zehn Jah­ren Gäs­te­füh­rer am Bam­ber­ger Dom bin, ist er mitt­ler­wei­le fast etwas wie ein Lebens­mit­tel­punkt von mir gewor­den. Über erwähn­te sach­li­chen, kunst­his­to­ri­schen Belan­ge hin­aus, die mich tat­säch­lich jedes Mal wie­der aufs Neue ergrei­fen und fas­zi­nie­ren, ist es viel­leicht sogar vor­ran­gig der zwi­schen­mensch­li­che Aspekt, den ich im Kon­text des Domes sehr schät­ze: Von den Kol­le­gen, über die Orga­ni­sa­to­ren, Ver­tre­ter der Dom­bau­hüt­te und des Dom­ka­pi­tels und den Erz­bi­schof, die sehr prä­sent und lebens­nah im Dom sind, sowie die vie­len Gäs­te, die ich durch unse­re Dom­kir­che füh­ren darf, bis hin zu diver­sen kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tun­gen, wie etwa Orgel­kon­zer­ten oder Aus­stel­lun­gen, mit ihren diver­sen Prot­ago­nis­ten wie Inter­es­sen­ten, – es erge­ben sich im Rah­men die­ses Bau­wer­kes und mei­ner Tätig­keit hier­bei immer wie­der kon­kre­te Begeg­nun­gen mit Men­schen, die für mich wie ein erleb­ba­rer und per­sön­li­cher Wie­der­hall der Schön­heit die­ses Gebäu­des ankom­men und ent­spre­chend wert­voll sind, wofür ich sehr dank­bar bin.


Wie sieht das Pro­gramm des VHS-Kur­ses aus? Kann man sich in sechs Kur­sen dem Dom umfas­send genug nähern oder müs­sen Sie in der Pro­gramm­ge­stal­tung eher ober­fläch­lich bleiben?

Mat­thi­as Scher­baum: Eine sehr gute Fra­ge! Natür­lich kann man in sechs Sit­zun­gen zu jeweils 1,5 Stun­den dem Bam­ber­ger Dom in sei­ner Gän­ze nicht gerecht wer­den, allein das Inven­tar, also all das, was im Innen­be­reich des Doms unmit­tel­bar sicht­bar ist, wür­de, woll­te man sich damit nur auf fak­ti­scher Ebe­ne annä­hernd ange­mes­sen beschäf­ti­gen, locker die Zeit und den Anspruch von drei bis vier Uni-Semes­tern bean­spru­chen, viel­leicht auch noch mehr. Von den Hin­ter­grün­den, his­to­ri­schen Zusam­men­hän­gen, kunst­ge­schicht­li­chen Wür­di­gun­gen und so wei­ter ganz zu schwei­gen. Den­noch ist es eine gute und begrü­ßens­wer­te Mög­lich­keit, sich im Rah­men eines etwas aus­führ­li­che­ren VHS-Kur­ses dem Bam­ber­ger Dom nähern zu kön­nen, so dass zumin­dest ein paar Basics aus­führ­li­cher the­ma­tisch wer­den kön­nen, auf denen man dann gegen­be­nen­falls wei­ter auf­bau­en kann: Die nor­ma­len Füh­run­gen im Dom dau­ern cir­ca eine Stun­de, das ist ok, um Gäs­ten einen ers­ten Ein­druck des Gebäu­des ver­mit­teln zu kön­nen, es gibt dar­über hin­aus erfreu­li­cher­wei­se im Port­fo­lio der Dom­tou­ris­tik ein gan­zes Bün­del an Spe­zi­al­füh­run­gen, die dann auch mal zwei oder auch drei Stun­den dau­ern kön­nen, wo man natür­lich viel tie­fer gehen kann, zumal bestimm­te Aspek­te anbe­lan­gend. Die wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chun­gen und Publi­ka­tio­nen, die ein nen­nens­wert hohes Niveau haben, so wur­de etwa vor weni­gen Jah­ren von der Uni Bam­berg ein aus­ge­spro­chen span­nen­des Pro­jekt zu den Por­ta­len des Bam­ber­ger Doms durch­ge­führt, und das Opti­mum dar­stel­len, was man über den Bam­ber­ger Dom in Erfah­rung brin­gen kann, sind in der Regel nur an der Uni bezie­hungs­wei­se in den ent­spre­chen­den Publi­ka­tio­nen hab­bar. Da ich mich sozu­sa­gen in bei­den Wel­ten, sprich den kon­kre­ten Füh­run­gen wie der Wis­sen­schaft, bewe­ge, stellt die­ser VHS-Kurs viel­leicht einen annä­hernd idea­len Weg zur Ver­mitt­lung von eini­gen tie­fer­ge­hen­den Inhal­ten an ein mög­lichst brei­tes und inter­es­sier­tes Publi­kum dar.


Wird der VHS-Kurs neue Erkennt­nis­se zum Dom bie­ten? Bezie­hungs­wei­se kön­nen sol­che Erkennt­nis­se über­haupt noch gewon­nen wer­den oder ist in Sachen Dom alles erforscht?

Mat­thi­as Scher­baum: Alle Berei­che des Empi­ri­schen, so eben auch die For­schun­gen zum Bam­ber­ger Dom, sind in prin­ci­pio unab­schließ­bar. Das ist einer­seits viel­leicht etwas frus­trie­rend, weil es kein abschlie­ßend gesi­cher­tes Wis­sen hier­über geben kann – ande­rer­seits aber auch immens auf­re­gend, weil es de fac­to immer was Neu­es zu fin­den, zu inter­pre­tie­ren, zu dis­ku­tie­ren und so wei­ter gibt. Ich habe immer wie­der dazu gear­bei­tet und bin aktu­ell auch gera­de dabei, etwas zum Dom zu erfor­schen, mein Ste­cken­pferd sind die Dom­skulp­tu­ren, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob ich das in dem Kurs bespre­chen wer­de, viel­leicht ein oder zwei Aspek­te mal kurz berüh­ren, sicher­lich wer­de ich dazu noch zwei, mög­li­cher­wei­se auch drei Publi­ka­tio­nen ver­fas­sen, aber das ist noch nicht so ganz sicher. Aber ja: Neue Erkennt­nis­se zum Bam­ber­ger Dom sind immer drin, das steht außer Frage.


Der Dom beher­bergt zahl­rei­che Kunst­wer­ke – wel­che sind die beson­ders erwähnenswerten?

Mat­thi­as Scher­baum: Das lässt sich gar nicht so ein­fach sagen. Natür­lich ist der Rei­ter das her­aus­ra­gen­de Kunst­werk des Doms, sei­nen Bekannt­heits­grad anbe­lan­gend, aber auch das Kai­ser­grab von Rie­men­schnei­der ist aus­ge­spro­chen und zu Recht berühmt. Sehr schön und in gewis­ser Wei­se auch sehr wit­zig ist etwa das Chor­ge­stühl im West­be­reich des Doms, das Fürs­ten­por­tal hat aus meh­rer­lei Hin­sicht zwei­fel­los euro­päi­sche Bedeu­tung, als Ein­zel­skulp­tu­ren sind beson­ders zwei Frau­en­fi­gu­ren her­vor­zu­he­ben: Die Syn­ago­ga sowie die „Alte Frau im anti­ken Gewand“ sind aus vie­ler­lei Hin­sicht wirk­lich atem­be­rau­bend. Beson­ders gelun­gen fin­de ich aber auch das 1996 ent­stan­de­ne Kreuz des gebür­ti­gen Würz­bur­gers Fritz König in der West­kryp­ta des Bam­ber­ger Doms, das aller­dings nur mit Füh­run­gen zugäng­lich ist – ein, wie ich fin­de, aus­ge­spro­chen bemer­kens­wer­tes, tief­sin­ni­ges und schö­nes Bei­spiel moder­ner Sakralkunst.


Letz­tes Jahr wur­den aller­dings For­de­run­gen laut, zwei stei­ner­ne Figu­ren im Bam­ber­ger Dom, Eccle­sia und Syn­ago­ge, die die christ­li­che und die jüdi­sche Reli­gi­on dar­stel­len, zu ent­fer­nen, weil sie ver­meint­lich das Juden­tum abwer­ten. Was hal­ten Sie von die­sen Forderungen?

Mat­thi­as Scher­baum: Das Fürs­ten­por­tal an der Nord­sei­te des Doms ist links und rechts von zwei Säu­len ein­ge­rahmt, auf denen zwei Groß­plas­ti­ken ste­hen. Die jet­zi­gen Figu­ren sind Kopien, die Ori­gi­na­le hier­von befin­den sich im Inne­ren des Doms und zwar an den süd­li­chen Ost­chor­schran­ken, wenn man in den Dom hin­ein­geht gleich hin­ter der Adams­pfor­te. Es han­delt sich hier­bei um zwei Frau­en­fi­gu­ren, wobei die vom Betrach­ter aus gese­hen lin­ke Dame die Eccle­sia – das heißt die Sym­bo­li­sie­rung der christ­li­chen Kir­che – und die rech­te Dame die Syn­ago­ga, also die Sym­bo­li­sie­rung des Juden­tums dar­stellt. Vor ziem­lich genau einem Jahr hat ein Erlan­ger Mit­ar­bei­ter der Erz­diö­ze­se Bam­berg in einem Vor­trag die The­se ver­tre­ten, dass es sich hier­bei um eine Dif­fa­mie­rung des Juden­tums han­delt, wes­we­gen er auch für einen Abbau der Ori­gi­na­le im Inne­ren des Doms plä­diert hat. Der Frän­ki­sche Tag hat hier­über mehr­fach berich­tet. Hin­ter­grund für die­se Auf­fas­sung ist der Umstand, dass die Eccle­sia mit Kro­ne dar­ge­stellt ist, ursprüng­lich hielt sie in ihren Hän­den – was mitt­ler­wei­le abge­bro­chen ist – einen Kreuz­stab mit Fah­ne sowie einen Abend­mahls­kelch, wäh­rend die Syn­ago­ga bis heu­te gut sicht­bar eine Augen­bin­de trägt und einen zer­bro­che­nen Stab in ihrer rech­ten Hand hält. Damit wird auf sym­bo­li­sche Wei­se die Eccle­sia als Sie­ge­rin, die Syn­ago­ga als Ver­lie­re­rin der Heils­ge­schich­te ver­an­schau­licht, wobei der Grund, wes­we­gen die Syn­ago­ga als Ver­lie­re­rin erscheint, vor­ran­gig dar­in liegt, dass sie den Mes­si­as in der Per­son Jesu Chris­ti nicht erkannt hat. Im Kon­text des Fürs­ten­por­tals ist dies ein­ge­bun­den in ein umfang­rei­ches wei­te­res Skulp­tu­ren­pro­gramm, das eine sehr gro­ße und kom­ple­xe Geschichts­auf­fas­sung, die ich hier nicht aus­führ­lich erläu­tern kann, zum Aus­druck bringt, was aber in der iso­lier­ten Form im Innen­raum des Doms nicht in die­ser Wei­se erkenn­bar wird. Im bibli­schen Hin­ter­grund hier­von ist etwa die Rede von den zwei Bräu­ten Chris­ti, wie man das bei Pau­lus fin­den kann. Es ist sicher­lich eine gute Sache, die­ses iko­no­gra­phi­sche Pro­gramm zu erläu­tern, da es in aller Regel den Men­schen heu­te nicht mehr unmit­tel­bar ver­ständ­lich ist, wes­we­gen auch, zumal in die­sem Jahr: 1700 Jah­re Juden­tum in Deutsch­land, vie­le Pro­gram­me hier­zu im Rah­men des Bam­ber­ger Doms lau­fen, wie etwa Spe­zi­al­füh­run­gen, ver­schie­de­ne Auf­sät­ze, wahr­schein­lich auch Erläu­te­run­gen auf Tafeln und so wei­ter, aber eine Ent­fer­nung wäre aus vie­ler­lei Hin­sicht sicher­lich kon­tra­pro­duk­tiv. Zum einen, weil Iko­no­klas­mus, also Bil­der­sturm, mei­nes Wis­sens nach immer Vor­bo­te bezie­hungs­wei­se Sym­ptom von poli­ti­scher oder reli­giö­ser Gewalt gewe­sen ist und gera­de das, was in die­sem Fall wich­tig ist, näm­lich Auf­klä­rung und Dia­log, unter­bun­den hat. Zum ande­ren, weil die­se Kunst­wer­ke selbst­re­dend denk­mal­ge­schützt sind und ein hohes Kul­tur­gut dar­stel­len, an dem nicht nur die Kunst­ge­schich­te Inter­es­se hat. Und schließ­lich auch, weil es die eige­ne Posi­ti­on in sol­chen Fra­gen unglaub­wür­dig machen wür­de: Man ver­ur­teilt die Tali­ban, weil sie in Afgha­ni­stan die denk­mal­ge­schütz­ten Bud­dha-Sta­tu­en zer­stört haben, wür­de aber, wenn auch sicher­lich in abge­schwäch­ter Form, aber nichts­des­to­trotz von der Inten­ti­on her etwas Ver­gleich­ba­res vor der eige­nen Haus­tür unter­neh­men. Auf­klä­rung und Erklä­rung hal­te ich für gut, eine Ent­fer­nung des Figu­ren­pär­chens wür­de in mei­nen Augen lang­fris­tig ver­mut­lich mehr Pro­ble­me erzeu­gen, als lösen, zumal es der The­ma­tik, um die es hier geht, sach­lich nicht gerecht wer­den würde.


Lässt sich ein­schät­zen, wel­che Bedeu­tung der Dom für die Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger hat? Inwie­weit geht sie über die eines blo­ßen Got­tes­hau­ses hinaus?

Mat­thi­as Scher­baum: Soweit ich dar­über etwas sagen kann, hät­te ich den Ein­druck, dass die Bedeu­tung des Doms für die Bam­ber­ger hete­ro­gen ist. Und das aus min­des­tens zwei Hin­sich­ten: Man­che ken­nen den Dom so gut wie gar nicht, die Mehr­heit wohl schon. Und von denen, die ihn ken­nen, fin­den ihn eini­ge aus ästhe­ti­schen, welt­an­schau­li­chen oder sons­ti­gen Grün­den nicht so gut, es gibt aber auch vie­le, von denen ich auch per­sön­lich recht viel ken­ne, die den Dom sehr mögen. Eine Freun­din von mir, gebür­ti­ge Bam­ber­ge­rin, auf­ge­wach­sen in Bam­berg-Ost, mitt­ler­wei­le in ihren 50ern, hat, zumin­dest laut Selbst­aus­sa­ge damals, 2012 zum 1000-jäh­ri­gen Jubi­lä­um, den Dom zum ers­ten Mal in ihrem Leben betre­ten. Auf mei­ne ver­wun­der­te Nach­fra­ge ihre Ant­wort: Aus Bam­berg-Ost geht ma nett in Dom! Mitt­ler­wei­le ist der Dom ihr Arbeits­platz gewor­den, was sie dazu ver­don­nert, als Öst­le­rin, regel­mä­ßig das Gebäu­de auf­zu­su­chen und zu betre­ten, was aber, so zumin­dest mein Ein­druck, ihr kei­ne Bauch­schmer­zen mehr ver­ur­sacht. So gese­hen gibt es also ganz kurio­se Bei­spie­le für eine Neo- oder Re-Iden­ti­fi­ka­ti­on von Bam­ber­gern mit dem Dom. Ableh­nung des­sel­ben habe ich vor allem aus ästhe­ti­schen Grün­den erlebt, vie­le emp­fin­den den Dom von Innen als zu kahl, zu kühl, zu ste­ril und so wei­ter, sel­ten gibt es einen grund­sätz­li­chen anti­kle­ri­ka­len, reli­gi­ons- oder chris­ten­tums­kri­ti­schen Impe­tus, was aber vor­ran­gig poli­tisch, ideo­lo­gisch moti­viert ist. Sie spre­chen die reli­giö­se Pra­xis an: Gene­rell sind die Zah­len der Kir­chen- bezie­hungs­wei­se Got­tes­dienst­be­su­cher euro­pa­weit rück­läu­fig, das ist in Bam­berg auch so. Die Sonn­tags- und vor allem Weih­nachts­mes­sen sind rela­tiv gut besucht, Oster­mes­sen eben­falls, der Dom fun­giert auch als belieb­te Hoch­zeits­kir­che, Tau­fen sind recht häu­fig, aber den ganz klar über­wie­gen­den Groß­teil der Besu­cher stel­len Tou­ris­ten. Ich schät­ze mal, dass die Bedeu­tung des Doms für die Bam­ber­ger eini­ger­ma­ßen hete­ro­gen ist – eini­gen bedeu­tet er viel, wie etwa mir und vie­len Kol­le­gen und Mit­ar­bei­tern der Erz­diö­ze­se, für ande­re ist er halt ein­fach da, wird zu Kennt­nis genom­men, aber mehr dann auch nicht, es hängt den­ke ich stark von der jewei­li­gen Per­son und ihrem jewei­lig geis­ti­gen Hin­ter­grund ab.


Falls es so etwas wie eine Bam­ber­ger Iden­ti­tät gibt – wel­che Rol­le spielt der Dom dabei?

Mat­thi­as Scher­baum: Auch das wür­de ich mei­nen ist sehr stark abhän­gig von der jewei­li­gen indi­vi­du­el­len Per­son, ich kann dazu so gut wie nichts All­ge­mein­gül­ti­ges sagen. Wobei der Dom sicher­lich durch sei­ne gro­ße Prä­senz, direkt optisch, man sieht ihn etwa bereits von ver­schie­de­nen Stel­len der Bahn­glei­se, oder auch indi­rekt, wie etwa in der Braue­rei Kai­ser­dom oder dem Bam­ber­ger Rei­ter als Logo der Stadt, in der Gast­stät­te „Dom­ter­ras­sen“, oder als Motiv auf diver­sen Wer­be­trä­gern, sehr viel mit der Stadt Bam­berg zu tun hat und jemand, der ger­ne in Bam­berg lebt und die Stadt ins­ge­samt gut fin­det, sicher­lich auch ein posi­ti­ves Ver­hält­nis zu die­sem Bau­werk haben dürfte.


In Köln heißt es: Wenn der Köl­ner Dom voll­endet ist, geht die Welt unter. Gibt es zum Bam­ber­ger Dom ähn­li­che Sprichwörter?

Mat­thi­as Scher­baum: Es gibt einen gan­zen Sagen- und Legen­den­kranz in Bezug auf den Bam­ber­ger Dom, bei­spiels­wei­se die „Dom­krö­ten“, der „Teu­fels­bau­meis­ter“, die Legen­den um Hein­rich II. und Kuni­gun­de auf dem Kai­ser­grab, bei denen immer wie­der auch ganz ähn­lich apo­ka­lyp­ti­sche Sze­na­ri­en wie das von Ihnen ange­führ­te Köl­ner Bei­spiel eine Rol­le spie­len, aber ein in die­sem Sinn ver­gleich­bar kna­cki­ger Spruch den Bam­ber­ger Dom anbe­lan­gend ist mir in die­ser Form soweit nicht bekannt, außer viel­leicht fol­gen­dem: „Wer zum Bam­ber­ger Dom will, muss durch die Höl­le gehen“ – was ich vor ein paar Jah­ren mal von Schü­lern gehört hab, die vom Ste­phans­berg kom­mend über den Schul­platz Rich­tung Dom­grund unter­wegs waren, und damit offen­bar auf den ent­spre­chen­den Stra­ßen­na­men bei der Obe­ren Pfar­re ange­spielt haben, was so gese­hen als lau­ni­ger Spruch Jugend­li­cher, weni­ger als eta­blier­tes geflü­gel­tes Wort ver­stan­den wer­den kann, aber nichts­des­to­trotz natür­lich ganz wit­zig ist.

Charles-Bukow­ski-Gesell­schaft

101 Jah­re Dir­ty Old Man

Das Werk des ame­ri­ka­ni­schen Schrift­stel­lers Charles Bukow­ski genießt auch über 25 Jah­re nach sei­nem Tod welt­wei­te Bekannt­heit. Die Kurz­ge­schich­ten und Roma­ne des 1920 im rhein­land-pfäl­zi­schen Ander­nach gebo­re­nen und in Los Ange­les auf­ge­wach­se­nen Autors krei­sen the­ma­tisch immer wie­der um gesell­schaft­li­che Außen­sei­ter und das täg­li­che Sich-Durch­schla­gen von Lohn­scheck zu Lohn­scheck. Außer­dem haben nur weni­ge ande­re so aus­gie­big über Alko­ho­les­ka­pa­den, Pfer­de­ren­nen und das Dasein als Post­bo­te geschrieben.

Weni­ger bekannt ist die Tat­sa­che, dass es in Bam­berg eine Charles-Bukow­ski-Gesell­schaft gibt. Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein wid­met sich der Erfor­schung von Leben, Werk und Wir­kung Charles Bukow­skis. Roni, so der Künst­ler­na­me, ist sein Vorsitzender.

2020 wäre der 100. Geburts­tag des Dir­ty Old Man, so ein Spitz­na­me Bukow­skis, gewe­sen. Ein Jubi­lä­um, das die Charles-Bukow­ski-Gesell­schaft natür­lich gefei­ert hät­te, wären die Pla­nun­gen nicht von Coro­na durch­kreuzt wor­den. 2022 sol­len die Fei­er­lich­kei­ten aber nach­ge­holt werden.

Über den mit­un­ter streit­ba­ren Men­schen Bukow­ski, die Fas­zi­na­ti­on für sein Werk und was er zum Coro­na-Jahr sagen wür­de haben wir mit Roni gesprochen.


Wann und war­um wur­de die Charles-Bukow­ski-Gesell­schaft gegrün­det, was ist ihr Bezug zu Bam­berg? Wie ist dei­ne Posi­ti­on dar­in, wie bist du dazu gekommen?

Roni: Die Bukow­ski-Gesell­schaft grün­de­te der Ber­li­ner Jour­na­list Fal­ko Hen­nig 1996 aus einer Knei­pen­lau­ne her­aus – zwei Jah­re spä­ter kam ich dazu, bin seit 2004 Her­aus­ge­ber der Jahr­bü­cher und seit 2007 der Vor­sit­zen­de. Das hat sich so erge­ben, weil’s für die­sen Job jemand braucht, der nicht nur den Autor und sein Werk kennt, son­dern man muss auch einen gewis­sen Hang zur Selbst­quä­le­rei mit­brin­gen. Der Bezug zu Bam­berg ist ein­fach, weil ich hier gebo­ren bin und lebe; unser Mit­glie­der­ver­wal­ter und Kas­sen­wart Sön­ke lebt in Olden­burg, als Ver­ein ein­ge­tra­gen sind wir in Bukow­skis Geburts­stadt Ander­nach bei Koblenz.


Wor­in besteht dei­ne per­sön­li­che Fas­zi­na­ti­on für das Werk von Charles Bukow­ski und für ihn selbst?

Roni: Bukow­ski ist vor allem ein exis­ten­tia­lis­ti­scher Autor, der an der con­di­tio huma­na enorm litt. Alle sei­ne Prot­ago­nis­ten bewe­gen sich an einem per­sön­li­chen Abgrund, kurz vor oder nach dem Fall. Die Gesell­schaft, die er zeich­net – und das ist unse­re Gesell­schaft – ist ein gna­den­lo­ses Mons­trum, das Wett­lauf, Leis­tung und Über­le­gen­heit fordert.

Dem stellt er eine düs­te­re Welt der Ver­lie­rer und Zukurz­ge­kom­me­nen gegen­über, Men­schen, die in die­sem Sys­tem nicht erwünscht sind oder allen­falls als bil­li­ge Arbeits­kräf­te. Sein gro­ßes The­ma ist, wie Men­schen mit­ein­an­der umge­hen und was das mit ihnen macht. Und wie man viel­leicht trotz­dem ver­su­chen kann, mit all dem klar­zu­kom­men irgend­wo zwi­schen Ver­zweif­lung und stoi­schem Gleichmut.

Roni mit Mari­na Bukow­ski, Foto: Sön­ke Manns

Was glaubst du, war er für ein Mensch?

Roni: Glück­li­cher­wei­se sind wir hier nicht auf Spe­ku­la­tio­nen ange­wie­sen, son­dern kön­nen auf reich­li­che Berich­te von Freun­den, Gelieb­ten, Ver­wand­ten zurück­grei­fen. So ent­steht aus ver­schie­de­nen Quel­len ein, natür­lich sub­jek­ti­ves, aber schlüs­si­ges Gesamt­bild. In aller Kür­ze trifft wahr­schein­lich das Attri­but “schwie­rig” am ehes­ten den Punkt. Er konn­te ein freund­li­cher, gera­de­zu sanf­ter Mensch sein, aber auch ein zyni­scher Nihi­list und eben­so – ganz wie es das Kli­schee for­dert – ein fie­ser, mit­un­ter streit­süch­ti­ger Trun­ken­bold. Wer das gan­ze Spek­trum mal ken­nen­ler­nen mag, soll­te sei­ne Brie­fe zur Nacht­lek­tü­re her­neh­men. Im Deut­schen wäre das der fet­te Aus­wahl­band “Schreie vom Bal­kon”. Bei all den ver­schie­de­nen Gesich­tern, die er uns zeigt – blieb er immer eines: emo­tio­nal. Das ist die ver­bin­den­de und sich durch­zie­hen­de Konstante.


Wel­ches ist dein Lieb­lings­werk von Bukow­ski und warum?

Roni: Na, vor allem etli­che sei­ner Gedich­te sind schlecht­hin gran­di­os. Sie sind es, die ihn für immer unsterb­lich machen wer­den in der Lite­ra­tur­ge­schich­te. Aber die­se ein­zel­nen Meis­ter­wer­ke sind über­all ver­streut und die deut­schen Über­set­zun­gen nicht immer glück­lich. Sein stärks­tes Pro­sa­werk ist zwei­fel­los der Roman über sei­ne ver­hunz­te Kind­heit und Jugend im Ame­ri­ka der Wirt­schafts­de­pres­si­on: “Das Schlimms­te kommt noch”, Ori­gi­nal­ti­tel “Ham On Rye”. Nicht nur her­vor­ra­gend geschrie­be­ne Lite­ra­tur, son­dern auch psy­cho­lo­gisch erhel­lend: Bei der Lek­tü­re wird einem vie­les klar, woher bestimm­te Macken bei Bukow­ski kom­men oder sei­ne sozio­pho­bi­sche Kaputt­heit. Die Tra­gik, das Trau­ma, ist immer präsent.


Du erforschst Leben, Werk und Wir­kung Bukow­skis. Wor­in besteht dabei die täg­li­che Arbeit? Was gibt es dabei noch Neu­es zu ent­de­cken und zu erforschen?

Roni: Span­nen­der­wei­se ist da enorm Vie­les zu ent­de­cken. Wer sich heu­te auf Goe­the spe­zia­li­siert, fin­det kaum einen unbe­ar­bei­te­ten Aspekt. Die Bukow­ski-For­schung hin­ge­gen hat eigent­lich erst begon­nen. Bio­gra­fisch liegt noch etli­ches im Dun­keln. Sei­ne The­men, Moti­ve, Inhal­te und wie er sie behan­delt, har­ren wis­sen­schaft­li­cher Auf­ar­bei­tung; bis­her ist noch nicht mal der gesam­te Bestand zuver­läs­sig kata­lo­gi­siert, von einer ordent­li­chen Werk­edi­ti­on gar nicht zu reden.
Unser größ­ter Coup bis­her war sicher die Auf­de­ckung von gera­de­zu aber­wit­zi­gen Ver­fäl­schun­gen in post­hum erschie­ne­nen Gedicht­bän­den: An weit über 400 Gedich­ten konn­te eine klei­ne inter­na­tio­na­le For­scher­grup­pe, der auch ich ange­hör­te, mas­si­ve Ände­run­gen in Stil, Wort­wahl und sogar Inhalt nach­wei­sen. Inzwi­schen ist unser Befund aner­kann­tes All­ge­mein­gut, aber noch 2012 muss­te ich mir vom Kul­tur-Redak­teur einer gro­ßen Zeit­schrift, dem ich das The­ma exklu­siv anbot – es gab welt­weit noch kei­nen Pups dazu – anhö­ren, es könn­te sich ja dabei um regu­lä­re, gerecht­fer­tig­te, edi­to­ri­sche Akte gehan­delt haben. Als könn­te ich sowas nicht unter­schei­den. Er woll­te nicht mal mein Beweis­ma­te­ri­al sehen.

Hoch­span­nend ist auch, sich mit Men­schen zu unter­hal­ten, die ihn per­sön­lich erleb­ten. Ich konn­te zum Bei­spiel meh­re­re sei­ner frü­he­ren Gelieb­ten ken­nen­ler­nen, über die er ja auch in sei­nem Werk schreibt. Dann lässt man sich von denen die Geschich­ten mal aus ihrer Sicht erzäh­len und kann ver­glei­chen. Erstaun­lich ist, dass sie das meis­te bestä­ti­gen. Auch sei­ne frü­he­ren Freun­de berich­ten, dass von Details und sub­jek­ti­ver Fär­bung abge­se­hen vie­les sich so zuge­tra­gen hat, wie Bukow­ski es schil­dert. Also die berühm­te Grund­re­gel, zwi­schen Autor und sei­nem Werk streng zu unter­schei­den, wird im Fall Bukow­ski von der bio­gra­fi­schen For­schung bis­her eher wider­legt. Auch unbe­stech­li­che Zeu­gen, wie amt­li­che Doku­men­te erwei­sen immer wie­der, dass unser Autor und sein Werk untrenn­bar ver­wo­ben sind.


Wie haben sich Wir­kung und Rezep­ti­on sei­ner Wer­ke im Ver­gleich von den 1970-er Jah­ren, in denen er bekannt wur­de, zu heu­te verändert?

Roni: Ganz ein­fach: In den 70-er und 80-er Jah­ren war er ein Best­sel­ler mit Mil­lio­nen­auf­la­gen. Da hat das Lese­pu­bli­kum ihn zum Kult erho­ben. Die Zei­ten sind vor­bei. Seit den 2000ern sehen wir die umge­kehr­te Bewe­gung: Er ver­kauft sich nicht mehr so gut, dafür hat ihn jetzt die Lite­ra­tur­wis­sen­schaft als ernst­zu­neh­men­den Schrift­stel­ler ent­deckt. Es wer­den Dok­tor­ar­bei­ten geschrie­ben, sein Nach­lass wird in der hoch­re­nom­mier­ten Hun­ting­ton-Libra­ry archi­viert. Da ging 2006 ein Auf­schrei durch die kon­ser­va­ti­ve Pres­se: Was für ein Skan­dal das wäre! Die­se Dreck­sau Bukow­ski soll­te nun im glei­chen Regal ste­hen wie Shake­speare und Chau­cer! Als Ant­wort lie­fer­te die zustän­di­ge Kura­to­rin, Sue Hod­son, eine stand­fes­te und über­zeug­te Lite­ra­tur­freun­din, die inzwi­schen lei­der in Ruhe­stand gegan­gen ist, eine unmiss­ver­ständ­li­che Pres­se-Erklä­rung: „Wir sam­meln nun­mal die bes­te Ame­ri­ka­ni­sche und Bri­ti­sche Lite­ra­tur und Bukow­ski gehört dazu. Er ist zwei­fel­los der wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chung wert.” Bammm! Damit war das The­ma erle­digt. Denn jeder halb­wegs bil­dungs­af­fi­ne Ame­ri­ka­ner weiß: In den Archi­ven der Hun­ting­ton-Libra­ry wird man kei­nen unbe­deu­ten­den Autor fin­den. Allein dort ange­nom­men zu sein, ist eine Aus­sa­ge über Lite­ra­ri­sche Relevanz.


Wel­che Ein­flüs­se hat Bukow­ski auf heu­ti­ge Autoren und Kultur?

Roni: Heu­te nicht mehr so viel, aber er hat den Weg berei­tet, in den 1970-er, 80-er und 90-er Jah­ren, für eine von Kon­ven­tio­nen und Zwän­gen freie Lite­ra­tur. Damals dien­te er gut zwei, drei Gene­ra­tio­nen von Schrift­stel­lern als Inspi­ra­ti­on. Und von der damals erkämpf­ten Frei­heit pro­fi­tie­ren auch heu­ti­ge Autoren noch.


Gibt es heu­ti­ge Schrift­stel­ler, die mit ihm und sei­nem Schaf­fen ver­gleich­bar wären? Bezie­hungs­wei­se: Könn­ten heu­ti­ge Schrift­stel­ler, die mit ihm und sei­nem Schaf­fen ver­gleich­bar wären, Erfolg und Bestand haben?

Roni: Zum Glück gibt es die kaum noch. In sei­nen Best­sel­ler-Jah­ren war es nicht aus­zu­hal­ten, wie an jeder Ecke Einer ange­schis­sen kam und sich ein­bil­de­te, er wäre der nächs­te Bukow­ski. Die gesam­te Alter­na­tiv-Sze­ne mein­te, wie Bukow­ski schrei­ben zu müs­sen. Der Ver­le­ger Ben­no Käs­mayr von Maro kann ein Lied davon sin­gen. Aber es ist halt nicht so ein­fach, wie es auf dem Papier aus­sieht und ein Bukow­ski-Pla­gi­at stinkt zehn Mei­len gegen den Wind: Du erkennst es sofort. Es kann kei­nen zwei­ten Bukow­ski geben und wir brau­chen auch kei­nen. Wer jetzt als Autor antre­ten will, soll sei­ne eige­ne Stim­me fin­den, das berei­chert die Lite­ra­tur mehr als jede Kopie.


Charles Bukow­ski beschreibt, ergrün­det und ver­ur­teilt in vie­len sei­ner Wer­ke Gewalt in Bezie­hun­gen oder Fami­li­en­ver­hält­nis­sen – er selbst hat­te einen gewalt­tä­ti­gen Vater. Ihm wur­de aber auch immer wie­der der Vor­wurf gemacht, in Sachen Gewalt­tä­tig­keit gegen­über Män­nern und Frau­en den ent­spre­chen­den Roman­fi­gu­ren zu ähneln. Wie bewer­test du die­sen Wider­spruch? Wie sieht sei­ne Ein­ord­nung der Charles-Bukow­ski-Gesell­schaft, auch im kom­men­den Bukow­ski-Fes­ti­val, aus?

Roni: Gewalt spielt in sei­nem Werk tat­säch­lich in vie­len Kon­tex­ten eine Rol­le, ob es um sei­nen prü­geln­den Vater geht, Gewalt gegen Frau­en, Schul­jun­gen, die einen Kampf­hund auf eine klei­ne Kat­ze los­las­sen, Knei­pen­schlä­ge­rei­en, oder die vie­len For­men psy­chi­scher Gewalt, die uns über­all begeg­nen. Mit­un­ter trägt er eine deut­li­che Ankla­ge vor, oft aber auch nur die nar­ra­ti­ve Beschrei­bung der Lebens­wirk­lich­keit, mit einem Unter­ton fata­lis­ti­scher Aus­weg­lo­sig­keit, die Scho­pen­hau­ers pes­si­mis­ti­schem Men­schen­bild ähnelt.
Es stimmt: Er selbst hat­te auch sei­ne Dämo­nen und war nicht frei von gewalt­tä­ti­gen Anwand­lun­gen, mit­un­ter sogar streit­su­chend jäh­zor­nig. Das gibt er auch zu, da ist er scho­nungs­los ehr­lich.
Mir wäre es aber zu ein­fach, ihm aus der War­te eige­ner mora­li­scher Über­le­gen­heit zu begeg­nen. Viel­mehr fin­de ich die Fra­ge wich­tig: Was muss mit einem Men­schen pas­siert sein, was muss ein Mensch alles erlit­ten haben, dass er sowas Destruk­ti­ves in sich hat, das sich ja auch selbst­zer­stö­re­risch gegen ihn selbst wen­det? Und genau das – man könn­te es lite­ra­ri­schen Exis­ten­zia­lis­mus nen­nen – the­ma­ti­siert Bukow­ski. Er zeigt, dass Gewalt nicht im luft­lee­ren Raum ent­steht, son­dern eine Ursa­che hat, die in unse­rem Mensch­sein und unse­rer Gesell­schaft grün­det – und wei­ter­ge­tra­gen wird.

Also ganz klar: man darf die­se dunk­len Sei­ten nicht untern Tep­pich keh­ren. Sie sind da, und man muss sich damit aus­ein­an­der­set­zen. Einen eige­nen Pro­gramm­punkt dazu wer­den wir aber nicht haben, obwohl natür­lich immer mal etwas davon mitschwingt.


Wie glaubst du, sähe Bukow­skis Kom­men­tar zum Coro­na-Jahr 2020 aus?

Roni: In Kri­sen­si­tua­tio­nen gab er sich gern cool und sto­isch. Da war ihm wich­tig zu demons­trie­ren, dass man ihm nicht so leicht an den Kahn fah­ren kann. In wel­che Rich­tung sein Kom­men­tar viel­leicht gin­ge, ver­mit­telt er uns in sei­nem Gedicht “Ear­th­qua­ke” von 1971: „Ame­ri­ka­ner haben kei­ne Ahnung, was wirk­li­che Tra­gö­di­en sind – ein klei­nes 6,5 Erd­be­ben ver­wan­delt sie in zit­tern­de Affen. […] Das hier ist bloß das Kit­zeln einer Feder und sie kön­nens nicht aus­hal­ten.
Stell dir mal vor, ihre Städ­te wür­den zer­bombt wer­den, wie es ande­ren Städ­ten gesche­hen ist …”

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter

http://www.bukowski-gesellschaft.de

Tier­schutz­ver­ein Bamberg

Der Wunsch nach einem Haus­tier ist gestiegen

Hät­te die Pan­de­mie nicht zu erheb­li­chen wirt­schaft­li­chen Ver­lus­ten geführt, könn­ten der Tier­schutz­ver­ein Bam­berg und das Tier­heim Bergan­za auf ruhi­ge Mona­te zurück­bli­cken. In Lock­down-Zei­ten sind einer­seits so weni­ge Tie­re aus­ge­setzt oder beim Tier­heim abge­ge­ben wor­den wie sel­ten zuvor. Ande­rer­seits stie­gen die Anfra­gen aus der Bevöl­ke­rung, ein Tier auf­zu­neh­men. Unter ande­rem über die Zusam­men­hän­ge von sozia­len Beschrän­kun­gen und Tier­lie­be und die Tat­sa­che, dass Haus­tie­re nicht zu jedem pas­sen, haben wir mit Jür­gen Horn, dem 1. Vor­sit­zen­den des Tier­schutz­ver­eins Bam­berg, gesprochen.

Herr Horn, wel­che Aus­wir­kun­gen hat die Coro­na-Pan­de­mie auf die Arbeit des Bam­ber­ger Tier­heims und des Tierschutzvereins?

Jür­gen Horn: Zunächst ein­mal bedeu­te­te die Pan­de­mie, dass wir ein Hygie­ne­kon­zept erar­bei­ten und für des­sen Ein­hal­tung sor­gen muss­ten. Dann hat­ten wir kei­ne nor­ma­len Öff­nungs­zei­ten mehr, was uns befürch­ten ließ, dass unse­re Schütz­lin­ge nun wesent­lich län­ger bei uns blei­ben müss­ten. Doch konn­ten wir sehr schnell fest­stel­len, dass die Nach­fra­ge in der Bevöl­ke­rung nach einem Haus­tier deut­lich gestie­gen ist. Wer kei­ne, oder nur sehr weni­ge Kon­tak­te zu ande­ren Men­schen hat, schätzt ein Haus­tier umso mehr. Was jedoch sich sehr nega­tiv aus­wirk­te war, dass wir auch kei­ne Fes­te und Sonn­tags­öff­nun­gen mehr hat­ten. Das bedeu­tet letzt­end­lich einen fünf­stel­li­gen Ver­lust auf unse­rer Ein­nah­men-Sei­te. Ein wei­te­res Pro­blem war, dass wir wäh­rend des Lock­downs kei­ne Aus­lands­hun­de auf­neh­men konn­ten, da die Trans­por­te nicht mög­lich waren. Auch Vor- und Nach­kon­trol­len wur­den schwie­rig. Umso erfreu­li­cher war jedoch die enor­me Spen­den­be­reit­schaft vie­ler Tier­freun­de, denen ich im Namen der gesam­ten Vor­stand­schaft und Beleg­schaft herz­lich danke!


Der Zweck des Tier­schutz­ver­eins besteht in der För­de­rung des Tier­schut­zes. Kön­nen Sie ein­schät­zen, wie sich das gesell­schaft­li­che Bewusst­sein für Tier­wohl und Tier­schutz in den letz­ten Jah­ren ent­wi­ckelt hat? Trügt der Anschein, dass es zuge­nom­men hat, oder liegt immer noch viel im Argen?

Jür­gen Horn: Zwangs­läu­fig habe ich als Vor­sit­zen­der die­ses Ver­eins natür­lich eher mit Tier­freun­den zu tun. Ich habe aber schon den deut­li­chen Ein­druck, dass bei einer sehr gro­ßen Mehr­heit unse­rer Bevöl­ke­rung sich das Gespür für die Bedürf­nis­se der Tie­re deut­lich erhöht hat. Was ich jedoch sehr bedau­re, ist, dass Vor­ga­ben aus der Poli­tik dem nur sehr zöger­lich und vor allem viel zu lang­sam Rech­nung tragen.

Für mich ist es unbe­greif­lich, wie lan­ge es dau­ert, allein so etwas Schreck­li­ches wie das Küken-Schred­dern zu ver­bie­ten, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen. Und wei­te­re Bei­spie­le gäbe es noch unend­lich viel mehr.
Ins­ge­samt jedoch steigt das Bewusst­sein in der Bevöl­ke­rung. Lei­der gibt es aber immer noch vie­le Miss­stän­de hin­ter ver­schlos­se­nen Türen, wie wir bei so man­chen Ret­tungs­ein­sät­zen mit den Amts­tier­ärz­ten fest­stel­len muss­ten. Das größ­te Pro­blem dürf­te der stark zuge­nom­me­ne Han­del mit Wel­pen, soge­nann­ten Wühl­ti­schwel­pen, sein. Hier beto­nen wir immer wie­der, dass es fal­sche Tier­lie­be ist, wenn man so ein armes Geschöpf kauft, damit es ihm bes­ser geht. Jeder ver­kauf­te Wel­pe bedeu­tet, dass ille­ga­le Händ­ler wei­te­re Wel­pen unter schlimms­ten Bedin­gun­gen nachzüchten.

Jür­gen Horn, 1. Vor­sit­zen­der des Tier­schutz­ver­eins Bamberg

Kön­nen Sie all die­se Tie­re in ange­mes­se­nem Umfang ver­sor­gen oder hät­ten Sie ger­ne mehr Per­so­nal oder Infrastruktur?

Jür­gen Horn: Im Moment haben wir es eini­ger­ma­ßen ruhig. Das erlaubt uns der­zeit, so man­che klei­ne Reno­vie­rungs­ar­bei­ten wie Strei­chen und der­glei­chen durch­zu­füh­ren. Auch kön­nen so eini­ge Über­stun­den abge­baut wer­den, die in der sehr tier­star­ken Zeit von Sep­tem­ber bis Mit­te Novem­ber auf­ge­lau­fen waren. Ins­ge­samt ist das Tier­heim per­so­nell mei­nes Erach­tens gut und ange­mes­sen aus­ge­stat­tet. Natür­lich müs­sen wir uns an die­ser Stel­le auch bei den vie­len ehren­amt­li­chen Hel­fern herz­lich bedan­ken. Ohne sie müss­te das Per­so­nal deut­lich auf­ge­stockt wer­den, was das Tier­heim auf Dau­er finan­zi­ell nicht stem­men könn­te. Bei die­ser Gele­gen­heit ein Auf­ruf: ein ehren­amt­li­cher Hun­de­trai­ner wäre eine tol­le Unter­stüt­zung. Wir hät­ten sogar die Mög­lich­keit, die­sem einen rich­ti­gen Trai­nings­platz auch für sei­ne eige­nen Kun­den zur Ver­fü­gung zu stellen.


Wie haben sich sozia­le Beschrän­kun­gen der Pan­de­mie­be­kämp­fung auf die Tier­ver­mitt­lung aus­ge­wirkt? Haben sich ver­mehrt Men­schen mit dem Wunsch, ein Tier auf­zu­neh­men, um zuhau­se nicht immer allein zu sein, son­dern zumin­dest tie­ri­sche Gesell­schaft zu haben, an Sie gewendet?

Jür­gen Horn: Wie ich es ein­gangs schon erwähnt habe, ist für sol­che Men­schen der Wunsch nach einem Haus­tier zum Lie­ben deut­lich gestie­gen. Auch aus ande­ren Tier­hei­men hören wir immer wie­der die Aus­sa­ge, wir könn­ten viel mehr ver­mit­teln als wir haben. Nichts­des­to­trotz ist den­noch bei jeder Ver­mitt­lung ein aus­gie­bi­ges Ver­mitt­lungs-Gespräch Vor­aus­set­zung. Nicht jeder Mensch passt zu jedem Tier. Unser erfah­re­nes Per­so­nal muss auch manch­mal nein sagen oder ein ande­res Tier emp­feh­len, denn letzt­end­lich steht für uns das Tier­wohl an ers­ter Stel­le und auch den Men­schen ist ja nicht gehol­fen, wenn sie nach kur­zer Zeit mer­ken, dass es mit die­sem Tier nicht gut geht. Lei­der gibt es gehäuft unver­nünf­ti­ge Leu­te, die nur an sich, aber nicht ans Tier den­ken: Es gibt tat­säch­lich ernst­ge­mein­te Anfra­gen für „Leih­tie­re“ für die Zeit des Home­of­fice. Das geht gar nicht!


Inwie­weit kann die Anwe­sen­heit eines Haus­tiers posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen gegen Ein­sam­keits­ge­füh­le haben?

Jür­gen Horn: Der Mensch ist nun ein­mal ein sozia­les Wesen. Nie­man­dem tut es gut, nur allei­ne zuhau­se her­um­zu­hän­gen. Zum einen for­dert ein Tier Ver­sor­gungs­auf­ga­ben und damit ein­her­ge­hend auch, dass der Mensch mehr­mals täg­lich in Bewe­gung kom­men muss. Ganz beson­ders natür­lich mit Hun­den. Zum andern gibt einem ein Tier unend­lich viel Lie­be und Geborgenheit.


Wie hat sich die Zahl ent­lau­fe­ner oder aus­ge­setz­ter Tie­re in den letz­ten Mona­ten entwickelt?

Jür­gen Horn: Wir hat­ten in die­sem Som­mer kei­ne aus­ge­setz­ten Hun­de und auch weni­ger ent­lau­fe­ne Hun­de, was vor allem an Sil­ves­ter erstaunt hat. Bei unse­ren Mit­ar­bei­tern hat­te in den Vor­jah­ren am 1.Januar das Tele­fon nicht still­ge­stan­den. Die­ses Jahr war kein ein­zi­ger Hund ent­lau­fen. Nur ein stil­les Sil­ves­ter ist ein gutes Sil­ves­ter – bel­len die Hunde!


Wel­che sind die häu­figs­ten Grün­de, aus denen Haus­tier­hal­ter ein Tier aus­set­zen oder es im Tier­heim abgeben?

Jür­gen Horn: Das kön­nen sehr unter­schied­li­che Grün­de sein. Wenn Men­schen aus gesund­heit­li­chen Grün­den ins Kran­ken­haus oder Alters­heim gehen, haben sie in den sel­tens­ten Fäl­len die Mög­lich­keit, ihr Tier mit­zu­neh­men. Dies sind, neben dem Tod des Herr­chens oder Frau­chens, oft die trau­rigs­ten Fäl­le. Aber auch Fäl­le von plötz­li­cher Armut, All­er­gien, Zeit­man­gel durch beruf­li­che Ver­än­de­rung oder auch die Ein­sicht, dass man dem Tier kei­ne art­ge­rech­te Hal­tung zugu­te­kom­men las­sen kann und vie­les mehr, kön­nen der­ar­ti­ge Grün­de sein. Mich per­sön­lich ärgern vor allem die­je­ni­gen, die ihren ver­zo­ge­nen Kin­dern zum Geburts­tag oder zu Weih­nach­ten ein Tier geschenkt haben, aber jetzt in Urlaub wol­len und mer­ken, dass das mit einem Tier etwas umständ­li­cher ist und es des­we­gen aus­set­zen oder, wenn das Tier Glück hat, im Tier­heim abgeben.


Wie lässt es sich errei­chen, dass Hal­ter, die ihr Tier nicht mehr haben möch­ten, die­ses nicht aus­set­zen, son­dern sich damit an Sie wenden?

Jür­gen Horn: Im Gegen­satz zu manch ande­ren Tier­hei­men ver­lan­gen wir kei­ne Abga­be­ge­büh­ren. Der Abge­ben­de muss also nicht fürch­ten, hier noch­mal zur Kas­se gebe­ten zu wer­den. Auch wer­den sei­ne Abga­be­grün­de von uns nicht über­prüft. So hat im Land­kreis Bam­berg, das ist unser Zustän­dig­keits­be­reich, kein Tier­be­sit­zer auch nur den faden­schei­nigs­ten Grund ein Tier aus­zu­set­zen. Im Gegen­teil: Wer dabei erwischt wird, muss mit einer Anzei­ge wegen Ver­sto­ßes gegen das Tier­schutz­ge­setz rech­nen und das kann durch­aus sehr teu­er wer­den. Unse­re Mit­ar­bei­ter sind ange­hal­ten, kei­ne Vor­wür­fe zu machen, wenn das Tier abge­ge­ben wird. Wich­tig ist eine recht­zei­ti­ge Kon­takt­auf­nah­me zu uns, dann kön­nen wir hel­fen, Pro­ble­me zu lösen bezie­hungs­wei­se Lösun­gen für die Tie­re zu fin­den, und gege­be­nen­falls auch das Tier direkt zu vermitteln.

Tier­schutz­ver­ein Bam­berg e.V. /​Tier­heim Berganza

Rot­ho­fer Weg 30
Tele­fon: 09 51 /​/​700 927–0

http://tierheim-bamberg.de/

Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben zur Obe­ren Sand­stra­ße 20

Unse­re Kul­tur­re­fe­ren­tin, die gefei­er­te, die Pre­mi­um­lö­sung in so schwie­ri­gen Zei­ten, die bes­te, die sie ohne Aus­schrei­bung dank eines glück­li­chen Zufalls im Rat­haus fin­den konn­ten, die ehe­ma­li­ge per­sön­li­che Pres­se­spre­che­rin, vor­mals Redak­teu­rin im Gute-Lau­ne-Guten-Mor­gen-Juhu-Radio, hat­te eine Idee: Die Obe­re Sand­stra­ße 20, seit rund einem Jahr im Eigen­tum der Stadt Bam­berg, die Bruch­bu­de, die über Nacht nur weni­ge Tage vor der letz­ten Sand­ker­wa (die älte­ren unter uns erin­nern sich an die­se Fes­ti­vi­tät) in ein modi­sches Stütz­kor­sett geschos­sen wer­den muss­te, soll nun ein Kul­tur­haus werden.

Nach­dem sich Sei­le­rei, Kes­sel­haus, Lag­ar­de, Vil­la Des­sau­er, der Live­club, das Staub­sche Haus und wahr­schein­lich noch ein paar mehr Gebäud­lich­kei­ten und Grund­stü­cke, von denen ich nicht mal was weiß, als viel­ver­spre­chen­de, glän­zen­de Zen­tren für Kul­tur erst gefei­ert und frü­her oder spä­ter als unge­eig­net oder unge­wollt her­aus­kris­tal­li­siert haben, hielt man zusätz­lich noch in den letz­ten Jah­ren die soge­nann­te Tabak­scheu­ne wie eine Mons­tranz als DIE Lösung für das Mario­net­ten­thea­ter in den Him­mel. Das Staub­sche Haus, seit vie­len Jahr­zehn­ten Her­ber­ge des ehe­mals Loos’schen Thea­ters, muss reno­viert wer­den und steht anschlie­ßend aus irgend­wel­chen Stif­tungs­grün­den nicht mehr zur Ver­fü­gung. – Am Michels­berg und bei der Musik­schu­le fand man für sol­che Pro­ble­me übri­gens Lösun­gen, weil man woll­te. – Egal! Es schien halt nun aufs Tabak­haus raus­zu­lau­fen und even­tu­ell hat­te man sogar vie­les rich­tig gemacht:

Der städ­ti­sche Bebau­ungs­plan 105D sieht näm­lich eine ver­pflich­ten­de Sanie­rung der Tabak­scheu­ne für den Grund­stücks­er­wer­ber vor. Der Grund­stücks­deal dazu ging vor eini­gen Jah­ren über die Büh­ne, die Tabak­scheu­ne brö­ckelt bis heu­te vor sich hin und hat inzwi­schen – so mun­kelt man – hohe sechs­stel­li­ge Pla­nungs­kos­ten bei der Stadt und ihren Stif­tun­gen ver­brannt (was für ein lus­ti­ges Wort­spiel in Ver­bin­dung mit Tabak­scheu­ne). Kin­der­gar­ten: Geschei­tert. Arzt­pra­xis: Geschei­tert. Mario­net­ten­thea­ter, so erfuhr der gemei­ne Bam­ber­ger ges­tern aus der Pres­se­mit­tei­lung, irgend­wie auch geschei­tert. Oder nicht. Oder was auch immer. Man bezie­hungs­wei­se die Kul­tur­re­fe­ren­tin fasst nun jeden­falls plötz­lich die OS20 als was für eine tol­le Idee ins Auge. – Muss man nicht ein paar Fra­gen stel­len, wie zum Bei­spiel ob ein Mario­net­ten­thea­ter bei einer Raum­hö­he von 2,20m rea­li­sier­bar ist?

Eigent­lich nicht! Las­sen wir es ein­fach. Es nervt.


Es geht hier schlicht und ergrei­fend wie­der mal nur dar­um, eine tol­le Idee zu einer Idee zu einer Idee zu einer Pla­nung zu einem Kon­zept zu einer Idee zu prä­sen­tie­ren, die man mit zwei, drei typi­schen Jubel­pres­se­mit­tei­lun­gen aus dem dafür extra geschaf­fe­nen Amt fei­ern kann, um Zeit zu gewin­nen, um im Nach­gang (3, 4 Jah­re) zu bedau­ern, dass es lei­der nicht geklappt hat, weil es nicht finan­zier­bar war. Es sind – zusam­men­ge­fasst – wie­der ein­mal nur pro­pa­gan­dis­ti­sche Ziel­de­fi­ni­tio­nen wie wir sie seit Jah­ren aus die­ser Stadt­ver­wal­tung kennen.


„Herrn­le­ben, über­treib nicht!“ – Muss ich gar nicht: Sei­le­rei, Kes­sel­haus, Lag­ar­de, Vil­la Des­sau­er, der Live­club, das Staub­sche Haus, die Tabak­scheu­ne, House of Music, … – Die OS20 wird sich ein­rei­hen, weil der Beweis bereits erbracht wur­de. Die Stadt will nicht.

Aber die Kul­tur­re­fe­ren­tin hat­te halt nun mal eine Idee, für deren Schei­tern sie am Ende nix kann. Sie hat­te ja nur die Idee. Wie sag­te ein stadt­be­kann­ter Kolum­nist kürz­lich: „Nie­mand wird der frei­en Kul­tur­welt die­ser Stadt so schön vor­schwur­beln kön­nen, wie sie den Bach run­ter geht, wie eine ehe­ma­li­ge Pres­se­spre­che­rin.” – Aber ja! Juhu! Sie hat eine aktu­el­le Raum­not auf ein leer­ste­hen­des Gebäu­de gelegt. Wie so auf einem Puz­zle­brett mit fünf For­men für Zwei­jäh­ri­ge. Lei­der den Kreis aufs Qua­drat. – Aber man fängt ja klein an. – Schademarmelade.


Ich hab übri­gens auch tol­le Ideen: Eine Braue­rei mit moder­ner Fil­ter­an­la­ge am Abfluss eines Klo­wa­gens und eine Stadt ohne Propagandaamt.

Fit­ness in der Pandemie

Sport im Win­ter und Home Office

Aus­gangs­be­schrän­kun­gen und ver­mehr­tes Home­of­fice schrän­ken nicht nur den Bewe­gungs­ra­di­us, son­dern auch die Mög­lich­kei­ten der sport­li­chen Betä­ti­gung ein. Das kann nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Kör­per und Psy­che haben. Wie sich dem ent­ge­gen­wir­ken lässt, weiß Prof. Dr. Ste­fan Voll, der Lei­ter des Uni­ver­si­täts­sport­zen­trums und des Trans­fer­zen­trums für Ange­wand­te Sport­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Bamberg.

Herr Pro­fes­sor Voll, vie­len Men­schen bleibt auf­grund von Aus­gangs­be­schrän­kun­gen und Schlie­ßun­gen der­zeit nichts ande­res übrig, als die meis­te Zeit zuhau­se zu ver­brin­gen und auf kör­per­li­che Betä­ti­gung mehr oder weni­ger zu ver­zich­ten. Wie kann sich die­ser Bewe­gungs­man­gel auf die Gesund­heit auswirken?

Ste­fan Voll: Nach wie vor gilt: Wer ras­tet, der ros­tet! Die durch die Pan­de­mie deut­lich gestie­ge­nen Sitz­zei­ten füh­ren zuneh­mend zu dege­ne­ra­ti­ven Ver­än­de­run­gen im Bewe­gungs­ap­pa­rat, für des­sen Funk­ti­on gilt: Use it or loo­se it! Also benut­ze ihn oder er ver­liert sei­ne Funk­tio­na­li­tät. Auch bele­gen zuneh­mend mehr Befun­de, dass feh­len­de Bewe­gung die phy­si­sche, psy­chi­sche und sozia­le Gesund­heit nega­tiv beein­flusst. Im umge­kehr­ten Fall trägt ange­mes­se­ne Bewe­gung, wie die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO emp­fiehlt, drei­mal in der Woche min­des­tens 30 Minu­ten mode­ra­te kör­per­li­che Akti­vi­tät, ent­schei­dend zu einer gelin­gen­den Work-Life-Balan­ce bei. Auch begüns­ti­gen in den Arbeits­all­tag ein­ge­bau­te Ent­span­nungs­übun­gen die Ent­schleu­ni­gung, Selbst­wahr­neh­mung und Körperachtsamkeit.


Ist es jedoch rat­sam, bei Minus­tem­pe­ra­tu­ren im Frei­en Sport zu trei­ben oder gin­ge man damit ein Gesund­heits­ri­si­ko ein?

Ste­fan Voll: Bei Tem­pe­ra­tu­ren unter minus 10 Grad häu­fen sich deut­lich nega­ti­ve Fol­ge­er­schei­nun­gen wie Reiz­hus­ten. Bis zu die­sem Zeit­punkt kann der Kör­per rela­tiv pro­blem­los die ein­ge­at­me­te Luft vor­wär­men, bevor die­se die Lun­gen erreicht. Grund­sätz­lich ist es bes­ser, bei Minus­tem­pe­ra­tu­ren durch die Nase ein­zu­at­men, da auf die­sem Weg die Luft ange­feuch­tet und vor­ge­wärmt wird sowie Schmutz und Bak­te­ri­en her­aus­ge­fil­tert wer­den, was die Atem­we­ge und Schleim­häu­te schont. „Mund­at­mer“ kön­nen ihre Bron­chi­en aber auch durch ein Tuch oder einen leich­ten Schal schützen. 


Falls der­ar­ti­ger Sport rat­sam ist, wel­che sport­li­che Tätig­keit, auch unab­hän­gig von Pan­de­mie­be­schrän­kun­gen, wür­den Sie empfehlen?

Ste­fan Voll: Vor allem Out­door­sport­ar­ten mit mode­ra­ter Inten­si­tät und, bei guter Aus­rüs­tung, mit durch­aus aus­ge­dehn­ter Dau­er. Zügi­ges Wan­dern oder Schnee­wan­dern, gemä­ßig­tes Jog­gen, Ski­lang­lauf, aber auch Schlit­ten­fah­ren wären ziel­füh­rend – und mit einer klei­nen Schnee­ball­schlacht macht man auch nichts falsch, da auch eine emo­tio­na­le Kom­po­nen­te eine nicht zu unter­schät­zen­de Rol­le spielt. Das sind alles Mög­lich­kei­ten, das Immun­sys­tem zu stär­ken. Zudem hilft Tages­licht gegen Stim­mungs­tief gera­de in der dunk­len Jah­res­zeit und för­dert die Vitamin-D-Produktion.


Wel­che Mög­lich­kei­ten gibt es, zuhau­se sport­lich aktiv zu sein?

Ste­fan Voll: Wer nicht selbst in der Lage ist, zuhau­se sein eige­nes indi­vi­du­el­les Sport­sze­na­rio zu gestal­ten, kann an Online­kur­sen, die es in statt­li­cher Zahl im Inter­net gibt, teil­neh­men. Aber auch im Bereich der All­tags­mo­to­rik kann man bewusst zule­gen. Heu­te schon hun­dert Trep­pen­stu­fen schnell gegan­gen? Das wäre eine Bewe­gungs­auf­ga­be, die pro­blem­los in den All­tag inte­grier­bar ist. Aber auch klei­ne­re Fit­ness­übun­gen wie zum Bespiel inner­halb der Fami­lie oder mit Part­ner tra­gen auch zur sozia­len Gesund­heit bei.

Vie­le Men­schen befin­den sich zusätz­lich im Home­of­fice, kom­men so auf noch weni­ger Bewe­gung, haben aber die Mög­lich­keit, kur­ze Pau­sen ein­zu­le­gen, die sich mit sport­li­cher Akti­vi­tät fül­len lie­ßen. Wel­che Emp­feh­lun­gen haben Sie für ein sol­ches Kurz-Programm?

Ste­fan Voll: Hier gibt es trag­fä­hi­ge Bewe­gungs­pro­gram­me, die im Netz unter den Stich­wor­ten Büro- oder Sitz­gym­nas­tik zu fin­den sind. An der For­schungs­stel­le für ange­wand­te Sport­wis­sen­schaf­ten der Uni Bam­berg haben wir das Schul­kon­zept „Voll in Form II“ mit zehn­mi­nü­ti­gen Bewe­gungs­ein­hei­ten ent­wi­ckelt, wel­ches bereits an den meis­ten baye­ri­schen Mit­tel­schu­len ein­ge­setzt wird. Hier kom­men im Klas­sen­zim­mer Bewe­gungs­for­men mit All­tagma­te­ria­li­en zum Ein­satz, die der exis­ten­ten Sitz­welt ent­ge­gen­steu­ern, der Leis­tungs­fä­hig­keit des Arbeits­ge­dächt­nis­ses zuträg­lich sind und den Tages­ab­lauf rhyth­mi­sie­ren. Für die Mit­ar­bei­ter und Leh­ren­den der Uni­ver­si­tät rea­li­sie­ren wir seit meh­re­ren Jah­ren das Bewe­gungs­pro­gramm „Akti­ve Pause“. 

Prof. Dr. Ste­fan Voll, der Lei­ter des Bam­ber­ger Uni­ver­si­täts­sport­zen­trums. Foto: privat
Hier gibt es ein­mal pro Woche eine zehn­mi­nü­ti­ge Bewe­gungs­ein­heit in Klein­grup­pen wäh­rend der Arbeits­zeit direkt in Arbeits­platz­nä­he ange­lei­tet durch einen Mit­ar­bei­ter des Sport­zen­trums. Zusätz­lich bekom­men die Teil­neh­mer ein­mal pro Woche eine Ver­bal­bot­schaft, zum Bei­spiel: ´Heu­te schon 20 Knie­beu­gen am offe­nen Fens­ter gemacht?‘ sowie ein kur­zes Video mit Übun­gen aus der Büro­gym­nas­tik, das sie indi­vi­du­ell durch­füh­ren können.


Wie kann sich ein Ver­zich­ten-Müs­sen auf Sport auf die Psy­che auswirken?

Ste­fan Voll: Man weiß ja mitt­ler­wei­le, dass regel­mä­ßi­ge Bewe­gung die psy­chi­sche Sta­bi­li­tät posi­tiv beein­flusst. Zudem hat sport­li­che Akti­vi­tät kom­pen­sa­to­ri­sche, aber auch kathar­ti­sche, also rei­ni­gen­de Wir­kung. Der Ruck­sack mit per­sön­li­chen Sor­gen und Nöten ist nach einem Lauf in der frei­en Natur nur noch halb so schwer. Zudem berich­tet bereits der alt­rö­mi­sche Dich­ter Juve­nal mit sei­nem „mens sana in cor­po­re sano“, ein gesun­der Geist in einem gesun­den Kör­per, vom Dua­lis­mus und der Wech­sel­wir­kung von Kör­per und Geist. Sind adäqua­te moto­ri­sche Akti­vi­tä­ten nicht mög­lich, hat dies fast zwangs­läu­fig nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die men­ta­le Ver­fasst­heit. In vie­len psy­cho­so­ma­ti­schen The­ra­pien hat des­halb auch kör­per­li­che Akti­vi­tät ihren fes­ten Platz, denn Bewe­gung ist die bes­se­re Pille!


Wie sieht das der­zei­ti­ge sport­li­che Ange­bot des Bam­ber­ger Uni­ver­si­täts­sport­zen­trums aus?

Ste­fan Voll: Frei­lich sind auch wir von den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen betrof­fen. Die Sport­stu­den­ten sind nur sehr spo­ra­disch mit Abstand und Mas­ke und mit Beach­tung der vor­ge­ge­be­nen Hygie­ne- und Sicher­heits­be­stim­mun­gen in den prak­tisch-didak­ti­schen Lehr­ver­an­stal­tun­gen zu Gan­ge. Im all­ge­mei­nen Hoch­schul­sport sind der­zeit von den übli­cher­wei­se über 160 Kur­sen nur weni­ge Online­pro­gram­me mög­lich. Aus stu­den­ti­scher Sicht über­aus bedau­er­lich, weil auch sie spü­ren: Sport tut den Men­schen gut! Und: Sich regen bringt Segen!

Stu­die der Uni­ver­si­tät Bamberg

Ost­baye­ri­sche Unter­neh­men: mehr Home­of­fice, weni­ger tsche­chi­sche Arbeitskräfte?

Bereits zum zwei­ten Mal inner­halb von zwölf Mona­ten sind die Gren­zen zu Tsche­chi­en geschlos­sen wor­den, um die Coro­na-Pan­de­mie bes­ser kon­trol­lie­ren zu kön­nen. Ein For­schungs­pro­jekt der Uni­ver­si­tät Bam­berg beschäf­tigt sich mit den Grenz­schlie­ßun­gen zum Nach­bar­land Tschechien.

„Es zeich­net sich eine Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft in der Grenz­re­gi­on ab, und zen­tra­le Errun­gen­schaf­ten der ver­gan­ge­nen 30 Jah­re sind durch die Grenz­schlie­ßun­gen in Gefahr“, meint Patrick Reit­in­ger, wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter an der Pro­fes­sur für His­to­ri­sche Geo­gra­phie der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Er lei­tet ein For­schungs­pro­jekt, das seit Juli 2020 die Aus­wir­kun­gen der ers­ten Grenz­schlie­ßung auf die Wirt­schaft in der baye­risch-tsche­chi­schen Grenz­re­gi­on am Bei­spiel des Land­krei­ses Wun­sie­del unter­sucht. Nun soll auch die zwei­te Grenz­schlie­ßung Teil der For­schung wer­den. Bei der Unter­su­chung neh­men Reit­in­ger und sein Pro­jekt­part­ner Dr. Lukáš Novot­ný, Poli­tik­wis­sen­schaft­ler an der Uni­ver­si­tät in Aus­sig in Nord­böh­men, vor allem zwei Ziel­grup­pen in den Blick: Unter­neh­men und die Akteu­rin­nen und Akteu­re der Wirtschaftsförderung.

Die Grenz­schlie­ßun­gen haben Aus­wir­kun­gen auf zukünf­ti­ge Unternehmensstrategien

Die Unter­neh­men auf deut­scher Sei­te, die vie­le Pend­le­rin­nen und Pend­ler aus Tsche­chi­en beschäf­ti­gen, sind beson­ders von den Grenz­schlie­ßun­gen betrof­fen. „Es zeich­nen sich zwei Rich­tun­gen ab, in die sich die Unter­neh­men nun ent­wi­ckeln, um mit aktu­el­len und mög­li­cher­wei­se zukünf­ti­gen Grenz­schlie­ßun­gen umzu­ge­hen“, meint Patrick Reit­in­ger. Eini­ge Unter­neh­men sei­en dazu in der Lage, sich die Digi­ta­li­sie­rung zunut­ze zu machen und alter­na­ti­ve For­men des Arbei­tens, wie etwa Home­of­fice, einzusetzen.

Patrick Reit­in­ger lei­tet das For­schungs­pro­jekt, das die Aus­wir­kun­gen der Grenz­schlie­ßung auf die Wirt­schaft in der baye­risch-tsche­chi­schen Grenz­re­gi­on unter­sucht. Foto: Patrick Reitinger 

„Ande­re Unter­neh­men, die auf die Anwe­sen­heit ihrer Mit­ar­bei­ten­den ange­wie­sen sind, über­le­gen den Anteil tsche­chi­scher Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer auf lan­ge Sicht zu redu­zie­ren und sich somit von Pend­le­rin­nen und Pend­lern aus Tsche­chi­en unab­hän­gi­ger zu machen“, so Reit­in­ger. Oft­mals sei es aber nicht mög­lich, die Arbeits­plät­ze mit Per­so­nal aus der Regi­on zu besetzen.


Wirt­schafts­för­de­rung als Kom­mu­ni­ka­to­rin in der Pandemie

Die Akteu­rin­nen und Akteu­re der Wirt­schafts­för­de­rung im Land­kreis Wun­sie­del sehen sich mit einem ande­ren Pro­blem kon­fron­tiert. „Gera­de wäh­rend der ers­ten Grenz­schlie­ßung im März und April 2020, die von tsche­chi­scher Sei­te aus ver­an­lasst wur­de, lief die Kom­mu­ni­ka­ti­on auf Regie­rungs­ebe­ne zwi­schen Prag und Mün­chen nicht opti­mal und die betrof­fe­nen Unter­neh­men wur­den unzu­rei­chend infor­miert“, erklärt Reit­in­ger. Und das, obwohl sich gera­de in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren ein guter Draht zwi­schen den bei­den Regie­run­gen ent­wi­ckelt habe. „Der Wirt­schafts­för­de­rung im Land­kreis Wun­sie­del kommt jetzt eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­funk­ti­on zu“, meint Reit­in­ger. „Seit der Pan­de­mie über­nimmt sie eine Art Covid-19-Bera­tung, bei der sie Infor­ma­tio­nen für die Unter­neh­men bün­delt und ver­sucht, Pro­zes­se zu organisieren.”


Offe­ne Gren­zen sind für Bay­ern und Tsche­chi­en eigent­lich selbstverständlich

Seit dem Ende des Kal­ten Krie­ges und ver­stärkt noch seit dem Bei­tritt Tsche­chi­ens zur Euro­päi­schen Uni­on im Jahr 2004 ist die baye­risch-tsche­chi­sche Grenz­re­gi­on offe­ne Gren­zen gewohnt und hat sich die­sen Umstand in den ver­gan­ge­nen 30 Jah­ren immer stär­ker zunut­ze gemacht. „Bei­de Grenz­re­gio­nen wer­den als wirt­schaft­li­che Peri­phe­rie wahr­ge­nom­men. Durch Koope­ra­tio­nen über die Gren­ze hin­weg, konn­ten sowohl West­böh­men als auch Ost­bay­ern wirt­schaft­lich enorm auf­ho­len“, sagt Patrick Reit­in­ger. „Die Coro­na-Pan­de­mie ist mit den Grenz­schlie­ßun­gen ein har­ter Schlag für die Unter­neh­men, die auf offe­ne Gren­zen, wie sie in den ver­gan­ge­nen ein­ein­halb Jahr­zehn­ten selbst­ver­ständ­lich waren, ange­wie­sen sind.“


Befra­gung von rund 2.000 Unter­neh­men ist der nächs­te Schritt des Projekts

Das Pro­jekt „Trans­na­tio­na­le Resi­li­en­z­stra­te­gien – Tsche­chi­sche Arbeits­mi­gra­ti­on und regio­na­le Wirt­schafts­för­de­rung in Ost­bay­ern nach Covid 19“ wur­de ursprüng­lich mit 9.000 Euro von der Baye­risch-Tsche­chi­schen Hoch­schul­agen­tur aus Mit­teln des Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums der Finan­zen und für Hei­mat geför­dert und ord­net die pan­de­mie­be­ding­ten Ent­wick­lun­gen in der Grenz­re­gi­on in einen grö­ße­ren his­to­risch-geo­gra­phi­schen Zusam­men­hang ein. Im Rah­men der Son­der­aus­schrei­bung des Pro­gramms „Baye­risch-tsche­chi­sche aka­de­mi­sche Pro­jek­te 2020 zur Covid-19-Pan­de­mie und deren Fol­gen“ war der Abschluss des For­schungs­pro­jek­tes eigent­lich für Okto­ber 2020 vor­ge­se­hen. Weil die Pan­de­mie jedoch noch immer aktu­ell ist, wird das Pro­jekt fort­ge­setzt und auch die zwei­te Grenz­schlie­ßung unter­sucht. Die Fort­set­zung der Stu­die ist durch die Ein­bet­tung in das grö­ße­re Pro­jekt „Manage­ment of Cross­bor­der Rura­li­ty | Bava­ria Bohe­mia 1990 2020“, in dem unter­sucht wird, wie die Regi­on in den letz­ten 30 Jah­ren grenz­über­schrei­tend mit den Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen länd­li­cher Ent­wick­lungs­pro­zes­se umge­gan­gen ist, finan­zi­ell gewähr­leis­tet. Der nächs­te Schritt ist jetzt die quan­ti­ta­ti­ve Befra­gung von rund 2.000 Unter­neh­men aus dem Land­kreis Wun­sie­del. „Die Publi­ka­ti­on ers­ter Ergeb­nis­se ist für den Früh­som­mer 2021 geplant“, sagt Reitinger.

Coro­na

40 Pro­zent der Grup­pe 1 in Stadt und Land­kreis Bam­berg erstgeimpft

Das Impf­zen­trum Bam­berg will bei sta­bi­ler Bereit­stel­lung von Impf­stoff in den Tei­len des Land­krei­ses, die wei­ter als 15 Kilo­me­ter von der Stadt Bam­berg ent­fernt sind, dezen­tra­le Impf­an­ge­bo­te unter­brei­ten. Die­se ers­ten Über­le­gun­gen stell­te Dr. Tobi­as Pfaf­fen­dorf von der Sozi­al­stif­tung Bam­berg am Diens­tag in die Koor­di­nie­rungs­grup­pe Coro­na vor, wie Stadt Bam­berg und Land­kreis Bam­berg mit­tei­len. Ein kon­kre­tes Kon­zept, das auch auf die Infra­struk­tur in ein­zel­nen Gemein­den baut und bei dem Imp­fun­gen von 300 bis 500 Per­so­nen pro Ter­min mög­lich sein sol­len, wol­len die Ver­ant­wort­li­chen des Impf­zen­trums in der kom­men­den Woche vorstellen.

Die Mit­glie­der der Koor­di­nie­rungs­grup­pe dis­ku­tier­ten unter der Lei­tung von Land­rat Johann Kalb und Bür­ger­meis­ter Jonas Glüsen­kamp auch über das Infek­ti­ons­ge­sche­hen, über die Aus­wir­kun­gen der Inzi­denz­wer­te auf Aus­gangs­sper­ren und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. „Wir wol­len der Bevöl­ke­rung im Land­kreis kur­ze Wege für die Imp­fun­gen anbie­ten und gleich­zei­tig so vie­le Imp­fun­gen durch­füh­ren wie Impf­stoff zuge­teilt wird“, dank­te Land­rat Kalb für das Grob­kon­zept für dezen­tra­le Impfungen.

Aus dem Bericht des Impf­zen­trums ging wei­ter her­vor, dass inzwi­schen rund 40 Pro­zent der ers­ten Grup­pe – Über-80-Jäh­ri­ge, Ärz­te, Pfle­ge­per­so­nal, unter ande­rem – erst­ge­impft sind. Sofern die Bereit­stel­lung des Impf­stof­fes von Astra­Ze­ne­ca sich so fort­setzt, wie in den letz­ten Tagen, kann in der ers­ten März­hälf­te mit der Imp­fung der Grup­pe der zwei­ten Prio­ri­tät der unter 65-Jäh­ri­gen – der Impf­stoff ist nur bis zu die­sem Alter zuge­las­sen – gestar­tet wer­den. Des­halb wird eine Regis­trie­rung im Impf­por­tal Bay­ern emp­foh­len (https://impfzentren.bayern/).


Inzi­denz­wer­te wir­ken sich auf Aus­gangs­sper­ren und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen aus

„Die Pfle­ge­hei­me berei­ten uns wei­ter Sor­gen“, so die Lei­te­rin des Fach­be­rei­ches Gesund­heits­we­sen beim Land­rats­amt Bam­berg, Dr. Susan­ne Paul­mann. In einer Ein­rich­tung ist rund ein Drit­tel des Hei­mes infi­ziert. Auch in ande­ren Fäl­len gebe es Aus­bruchs­ge­sche­hen, die bis­her mil­de ver­lau­fen. In neun Ein­rich­tun­gen gibt es ein­zel­ne Infek­tio­nen. Grö­ße­re Sprün­ge der Inzi­denz­wer­te sei­en der­zeit auf das Infek­ti­ons­ge­sche­hen in Alten- und Pfle­ge­hei­men zurück­zu­füh­ren.
Der Sie­ben-Tage-Inzi­denz­wert hat seit der letz­ten Ände­rung der 11. Infek­ti­ons­schutz­maß­nah­men­ver­ord­nung direk­te Aus­wir­kun­gen auf Aus­gangs­sper­re und den Betrieb von Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Unter­schrei­tet der Inzi­denz­wert min­des­tens sie­ben Tage die Mar­ke von 100, dann ent­fällt die Aus­gangs­sper­re. Schu­len und Kitas öff­nen dann in der für die jewei­li­ge Ein­rich­tung vor­ge­se­he­nen ein­ge­schränk­ten Form. In der Stadt Bam­berg liegt der letz­te drei­stel­li­ge Inzi­denz­wert bereits län­ger als sie­ben Tage zurück. Im Land­kreis über­schritt der Wert zuletzt am ver­gan­ge­nen Frei­tag die 100er-Mar­ke. Bleibt der Wert unter 100, dann ent­fällt die Aus­gangs­sper­re ab kom­men­dem Sams­tag. Maß­geb­lich ist hier­für der Inzi­denz­wert des Robert-Koch-Insti­tu­tes, der auch auf den Home­pages von Stadt und Land­kreis ver­öf­fent­licht wird. Über­schrei­tet der Inzi­denz­wert erneut die 100-er-Mar­ke, dann gel­ten ab dem Fol­ge­tag die Aus­gangs­sper­re und die zusätz­li­chen Beschrän­kun­gen für die Schu­len. Ent­schei­dend dabei ist der Stand­ort der Schu­le und nicht der Wohn­ort der Schü­le­rin­nen und Schüler.

Leich­te Ent­span­nung gibt es in den Kli­ni­ken von Stadt und Land­kreis: In Sum­me hat die Zahl der infi­zier­ten Pati­en­ten die Mar­ke von 50 unter­schrit­ten. Nach wie vor müs­sen ein Dut­zend Per­so­nen inten­siv­me­di­zi­nisch behan­delt werden. 

‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digital‘

Schü­le­rin­nen und Schü­ler dis­ku­tie­ren mit MdB Andre­as Schwarz

Lock-Down, stän­dig wech­seln­de Hygie­ne­vor­ga­ben, Umstel­lung auf Online-Unter­richt, selbst-orga­ni­sier­tes Ler­nen in den eige­nen vier Wän­den und das teil­wei­se mit feh­len­dem Equip­ment. Jun­ge Men­schen haben es gera­de nicht leicht. Im Auf­takt zur Ver­an­stal­tungs­rei­he ‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digi­tal‘ von iSo e.V. und Land­rats­amt Bam­berg dis­ku­tier­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Franz-Lud­wig-Gym­na­si­ums mit MdB Andre­as Schwarz von der SPD über ihre Sor­gen und Ängs­te in Zei­ten der Pandemie.

Auch feh­len­de sozia­le Kon­tak­te und eine wach­sen­de Sor­ge um die Zukunft sind Her­aus­for­de­run­gen, mit denen sich Her­an­wach­sen­de zu befas­sen haben. Unge­wiss­hei­ten und Ängs­te brin­gen jun­ge Men­schen immer mehr an ihre Belas­tungs­gren­zen.
Umso wich­ti­ger ist es, dass sie von Poli­tik und Gesell­schaft gehört werden.

Aus die­sem Grund ver­an­stal­te­te die Part­ner­schaft für Demo­kra­tie im Land­kreis Bam­berg – getra­gen von iSo e.V. zusam­men mit dem Bil­dungs­bü­ro des Land­rats­amts Bam­berg – am ver­gan­ge­nen Mitt­woch eine digi­ta­le Dis­kus­si­ons­run­de mit 15 Schü­le­rin­nen und Schü­lern des Franz-Lud­wig-Gym­na­si­ums Bam­berg und dem Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Andre­as Schwarz.


„In die­ser schwie­ri­gen Zeit das Abitur zu schaf­fen, ist aller Ehren wert.”

Die Ver­an­stal­tungs­rei­he ‚Poli­tik zum Anfas­sen‘ ver­folgt dabei einen grund­le­gen­den Gedan­ken: Um gute poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen für jun­ge Men­schen tref­fen zu kön­nen, soll­te weni­ger über sie, son­dern ver­stärkt mit ihnen gere­det wer­den. „Mit ‚Poli­tik zum Anfas­sen – Digi­tal‘ möch­ten wir es jun­gen Men­schen auch in Zei­ten von Schul­schlie­ßun­gen und digi­ta­lem Unter­richt ermög­li­chen, mit regio­nal als auch über­re­gio­nal agie­ren­den Poli­ti­ke­rin­nen und Poli­ti­kern in Aus­tausch zu tre­ten. Wir pla­nen bereits wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen und freu­en uns über Anfra­gen von Jugend­grup­pen oder Schul­klas­sen, die Lust haben, sich zu betei­li­gen“, so Lisa-Maria Graf von der Koor­di­nie­rungs- und Fach­stel­le im Land­kreis Bam­berg /​iSo e.V..

Beim ers­ten digi­ta­len Gespräch am ver­gan­ge­nen Mitt­woch berich­te­ten Schü­le­rIn­nen von den täg­li­chen Her­aus­for­de­run­gen im Home-Schoo­ling sowie den gene­rel­len Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie zum Bei­spiel auf ihr Sozi­al­le­ben. Sor­gen bezüg­lich The­men, wie ‚Coro­na-Abitur‘ und zukünf­ti­ge Chan­cen auf dem Arbeits­markt, wur­den unter ande­rem sehr deutlich.

Andre­as Schwarz nahm die Aus­sa­gen der jun­gen Men­schen sehr ernst und sprach ihnen Mut zu. „Sie haben allen Grund, bei einer anschlie­ßen­den Bewer­bung mit Selbst­be­wusst­sein auf­zu­tre­ten. In die­ser schwie­ri­gen Zeit das Abitur zu schaf­fen, ist aller Ehren wert”, so Schwarz. 
Die­se offe­ne Hal­tung kam bei den Mit­dis­ku­tie­ren­den gut an. „Es hat mir sehr gut gefal­len, wie Andre­as Schwarz auf unse­re Sor­gen und Ängs­te ein­ge­gan­gen ist und uns Mut gemacht hat – beson­ders was das zukünf­ti­ge Anse­hen unse­res Abschlus­ses anbe­langt“, berich­tet Mile­na Behr.

Auch kri­ti­sche Fra­gen bezüg­lich der teil­wei­se lang­sa­men Umset­zung von Beschlüs­sen wur­den ver­ständ­nis­voll beant­wor­tet. Dis­kus­si­ons­teil­neh­me­rin Valen­ti­na Dietz zeig­te sich zufrie­den mit den Dia­lo­gen und auf­schluss­rei­chen Ant­wor­ten des Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten. „Herr Schwarz konn­te uns beant­wor­ten wo die aktu­el­len Pro­ble­me lie­gen und wes­halb es oft zu Ver­zö­ge­run­gen kommt.“
Ein wich­ti­ger Aus­tausch, um gegen­sei­ti­ges Ver­ständ­nis zu erzeu­gen, poli­ti­sche Pro­zes­se nach­voll­zieh­bar zu machen und demo­kra­ti­sches Enga­ge­ment zu fördern.


Infor­ma­tio­nen zum Projekt

Die Rei­he „Poli­tik zum Anfas­sen” möch­te Jugend­li­che mit Ver­tre­te­rIn­nen und Ent­schei­dungs­trä­ge­rIn­nen aus der Poli­tik zusam­men­brin­gen, um den demo­kra­ti­schen Aus­tausch und die kon­struk­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit­ein­an­der zu för­dern. Ziel ist es die Jugend­li­chen als Teil­ha­be­rIn­nen des poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses zu posi­tio­nie­ren und ihren Anlie­gen Gehör zu ver­schaf­fen. Indem sie für ihre The­men und Vor­schlä­ge ein­tre­ten, soll eine ernst­haf­te Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen sowie eine gesun­de Dis­kus­si­ons­kul­tur geprägt werden.

Durch das Auf­ein­an­der­tref­fen mit poli­ti­schen Ver­tre­te­rIn­nen soll den Jugend­li­chen außer­dem nahe­ge­bracht wer­den, dass sie als Gesprächs­part­ne­rIn­nen und The­men­ge­be­rIn­nen für die Poli­tik ernst­ge­nom­men wer­den und Wert­schät­zung erfahren.

Inter­es­sier­te dür­fen sich ger­ne an die Koor­di­nie­rungs- und Fach­stel­le im Land­kreis Bam­berg wen­den: lisa-maria.graf@iso-ev.de

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