Nach zweieinhalbjähriger Ausbildung haben 244 junge Frauen und Männer die Laufbahnprüfung des mittleren Polizeivollzugsdienstes im Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum (BPOLAFZ) Bamberg erfolgreich abgeschlossen.
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Schriftsteller Pablo L.T. Noval
Gothic Fiction
Der spanische Schriftsteller Pablo L.T. Noval lebt seit zehn Jahren in Bamberg. Die Stadt machte ihn zum Romanautor, er machte sie zur Protagonistin seiner Erstveröffentlichung. „Die Stadt der Vergessenen“ gehört der Spannungsliteratur an und vereint Mystery-Elemente mit einer Familiengeschichte.
All die niedlichen Fassaden Bambergs sind auf den ersten Blick nicht unbedingt mit dem abgründigen Bild, das zahlreiche Lokalkrimis von der Stadt zeichnen, vereinbar: Doch hinter Stuck, Fachwerk und Schnörkel scheint es düster zuzugehen. Oder zumindest scheint das unsichtbare Dahinterliegende die Fantasie in derartige Richtungen zu lenken.
So geschah es möglicherweise schon E.T.A. Hoffmann, als er Inspiration für seine schaurigen Erzählungen suchte. Auf Pablo L. T. Noval hat Bamberg einen solchen Eindruck auf jeden Fall gemacht. „Ich finde Bamberg ist eine gute literarische Grundlage, vor allem in seinen kleinen düsteren Gassen und gerade im Winter“, sagt er. Besonders die winklige Concordiastraße hat einen bleibenden Eindruck auf Noval hinterlassen. Dort fand er Inspiration für die „Stadt der Vergessenen“ und ließ die Hauptfigur Max Dresslen seine Bamberger Wohnadresse beziehen.
Pablo López
1984 in A Coruña im spanischen Galizien geboren, kam Pablo López, so sein bürgerlicher Name, schon früh mit Literatur in Berührung – einer lesewütigen Mutter sei es gedankt. „Meine Mutter hat sehr viele Bücher zuhause und liest jede Woche mindestens eines.“
Erste eigene Schreibversuche waren nur eine Frage der Zeit, die Inspiration dazu kindliche Schwärmereien. „Ich habe schon als Kind kleine Gedichte geschrieben. Für Mädels. Ich habe sie aber für mich behalten. Das war kitschiges Zeug.“
Erst im Umfeld einer universitären Theatergruppe an der Universität Bamberg gab er Selbstverfasstes dem Licht der Öffentlichkeit preis. Nach einem Studium der Tourismuswirtschaft und einiger Zeit in Barcelona hatte es ihn 2010 hierher verschlagen. „Ich hatte vorher überhaupt keine Beziehung zu Deutschland. Diese fing erst in Barcelona, wo ich drei Jahre gelebt habe und Leute von der Uni Bamberg kannte. Und der letztendliche Grund für den Umzug nach Oberfranken hatte lange Beine, grüne Augen und hieß Claudia.“
Während diese Verbindung die Zeit nicht überdauerte, entstand am Bamberger Wohnort eine neue, die bis heute anhält. „Bamberg gefällt mir seit meinem ersten Besuch wahnsinnig gut.“ Die Arbeitsstelle als Sprachlehrer, die ihm das Sprachzentrum der Universität damals anbot und die er bis heute ausfüllt, trug zur Stärkung des Verhältnisses bei.
An der Universität schloss sich Pablo López einer Theatergruppe an, zu deren Koordinator er bald aufstieg. Und der Einfachheit halber begann er, auch Stücke für den Theaterbetrieb zu schreiben – erst zusammen mit einem Spanischlehrer-Kollegen, dann allein. „Vier Stücke sind damals entstanden. Alle gingen in die Richtung von Monty Python-artiger, absurder Comedy. Andere Theatergruppe haben immer versucht, etwas mit Tiefe zu schreiben. Ich wollte lieber lustige Stücke.“
Einem der Stücke liegt eine Kritik von Online-Dating und die Aufforderung, doch lieber „in der Kneipe zu flirten“ zugrunde. Ein anderes handelt von einem Spanischlehrer in Bamberg, das dritte basiert auf einer galizischen Legende, die von den Geistern Ermordeter erzählt, die eine lebendige Person brauchen, um herauszufinden, wer der Killer war. Auch wenn damals Comedy-Elemente In Pablo López‘ Schreiben vorherrschten, zeichneten sich doch bereits Spannungsmotive ab, die er in „Die Stadt der Vergessenen“ umfänglicher ausbreiten sollte. Auch das vierte
Theaterstück, über ein absurdes Jenseits, „eine Art „Alice in Wonderland“, nur ein bisschen dunkler“, ging in diese Richtung.
Die Stadt der Vergessenen
Bevor Pablo López 2013 mit der Ausarbeitung von „Die Stadt der Vergessenen“ begann, legte er sich jedoch erst einmal den Künstlernamen Pablo L.T. Noval zu. „Vom Namen Pablo López gibt es in Spanien Millionen, das ist wie Michael Müller in Deutschland. L und T stehen für meinen vollständigen Nachnamen, López-Tato, und Noval stammt aus dem Galizischen und lässt sich mit „im Tal“ übersetzen. Außerdem klingt Noval schöner als López.“
Etwa sieben Monate saß und schrieb Pablo Noval an seiner Erstveröffentlichung. Die Zeit der Übersetzung vom Spanischen ins Deutsche dazu gerechnet, vergingen insgesamt zwei Jahre zwischen Konzeption und Veröffentlichung.
Das Gedankenspiel, der Wunsch, das Genre der Mystery-Spannungsliteratur zu bedienen und eine eigene literarische Welt zu erschaffen, entstand bereits in der mütterlichen Privatbibliothek, als ihm eine Ausgabe von „Der Herr der Ringe“ in die Hände fiel. Den Entschluss, sich an den Versuch eines eigenen Romans zu wagen, flüsterte ihm Bamberg ein.
Angetan von der Stadt und ständig umgeben von den schiefen „ETA-Hoffmann- oder Edgar-Allen-Poe-artigen“ Fassaden der Concordiastraße, die ohne allzu große literarische Verzerrung auch den morbiden Hintergrund von Schauerromanen oder sogenannter Gothic Fiction des 19. Jahrhunderts hätten abgeben können, entwarf Pablo Noval eine verschlungene Geschichte über eine Verschwörung, Vergangenheitserforschung und das Studentenleben.
Dem Lebensweg des Autors zumindest zu Beginn der Geschichte nicht unähnlich, zieht der Student Max Dresslen in „Die Stadt der Vergessenen“ nach Bamberg in die Concordiastraße und muss sich in der neuen Stadt zurechtfinden. Der Tatsache, dass sein Vormieter einige Tage vorher erst spurlos verschwunden ist und dann tot in der Regnitz gefunden wird, misst Max zuerst noch nicht so viel Bedeutung bei wie dem Bamberger Bier und einem grünäugigen (zu etwaigen langen Beine macht der Text keine Auskunft) Schwarm namens Elizabeth. Trotz diesen und anderen Text-Parallelen zum Leben des Autors, ist die „Die Stadt der Vergessenen“ aber kein autobiografischer Roman.
Schnell stellt sich nämlich heraus, dass der Tote Elizabeths Vater war und ermordet wurde. Und mit Max‘ Vater, den dieser nie kennengelernt hat, bekannt war. Die anfängliche detektivische Lust, mit der Max und Elizabeth die Zusammenhänge aufdecken wollen, schlägt allerdings bald in die Erkenntnis um, in eine mörderische Verschwörung hineingeraten zu sein, die ihren Anfang Jahrzehnte zuvor auf einem Kreuzfahrtschiff genommen hatte und für die beiden zunehmend gefährlich wird.
Auf dem Schiff lernte Vater Dresslen einen Schriftsteller kennen, der ein Reisetagebuch namens „Die Stadt der Vergessenen“ geschrieben hatte. Dieses Werk hat die mysteriöse Eigenschaft, Ereignisse, nämlich diejenigen, die sich Jahrzehnte später in Bamberg um Max herum zutragen, vorherzusehen. Ein kriminelles Brüderpaar versucht, aus diesen prophetischen Fähigkeiten des Werks Kapital zu schlagen, wobei ihnen die Ermittlungen von Max und Elizabeth unangenehm in die Quere kommen.
Bevor die Geschichte ihr Happy End nehmen kann, die Bösen besiegt und Max und Elizabeth sich nähergekommen sind, überschlagen sich die Ereignisse. Erst taucht Max‘ Vater wieder auf, um den Sohn zu warnen, sich nicht mit den Brüdern anzulegen. Der Ratschlag findet beim Studenten jedoch kein Gehör, die Gefahr nimmt zu und findet ihren vorläufigen Höhepunkt, als Max auf der Unteren Brücke von den Brüdern mit einem Auto angefahren und in die Regnitz geschleudert wird. Dann kommt es für den Studenten während des Showdowns in St. Stephan noch schlimmer. In der Kirche geben die Brüder mehrere Schüsse auf Max ab und er überlebt nur durch das sich mittlerweile in seinem Besitz und seiner Jackentasche befindliche Reisetagebuch von „Die Stadt der Vergessenen“, das die Kugeln aufhält.
Zweitlingswerk „El Pasajero del Invierno“
Lässt man diese actionreichen Passagen außer Acht, könnte „Die Stadt der Vergessenen“ auch als Bamberger Reiseführer fungieren. Nicht nur ist dem Text ein Stadtplan der Innenstadt vorangestellt, auf dem der (ortsunkundige) Leser die Schauplätze der Handlung finden kann. Auch lässt Pablo Noval umfassende Informationen über die Stadt und ihre Geschichte einfließen.
„Es klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber Bamberg ist die Protagonistin“, sagt er. Der Dom gibt genauso einen Schauplatz ab, wie die Universität, die JVA in der Sandstraße, die Fässla-Brauerei oder der ehemalige Morph Club.
Auch in Pablo Novals nächster, geplanter Veröffentlichung wird Bamberg eine große Rolle spielen. Die genaue inhaltliche Ausrichtung der Kurzgeschichtensammlung „Passagier des Winters“, auf Spanisch „El Pasajero del Invierno“, will Noval allerdings noch nicht verraten.
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Corona-Impfungen
Mobile Impfteams beginnen in Stadt und Landkreis Bamberg
Am heutigen Sonntag starteten die Corona-Impfungen in der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg. Etwa zeitgleich nahmen ein mobiles Impfteam in einem Seniorenheim in der Stadt und ein zweites Impfteam in einer Pflegeeinrichtung im Landkreis ihre Arbeit auf.
Oberbürgermeister Andreas Starke und Landrat Johann Kalb vor Ort
„Gestern kam die erste Impfstofflieferung in Bayern an, heute wird in Bamberg schon geimpft. Das ist ein wichtiger Tag für die Bekämpfung der Corona Pandemie und für uns alle ein großes Zeichen der Hoffnung“, so Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke vor einem Seniorenzentrum in Bamberg.
Zusammen mit Landrat Johann Kalb, Stellvertretendem Landrat Bruno Kellner, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Dr. Tobias Pfaffendorf, Geschäftsführer der durchführenden Betreibergesellschaft des Impfzentrums Bamberg, und der Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Susanne Paulmann, begrüßte Oberbürgermeister Starke das erste mobile Impfteam des Impfzentrums Bamberg vor einem Seniorenheim in der Stadt.
In etwa zeitgleich nahm ein zweites Impfteam in einer Pflegeeinrichtung im Landkreis seine Arbeit auf.
Landrat Johann Kalb zeigte sich sehr zufrieden: „Nach fast einem Jahr Pandemie und Krisenmodus können wir jetzt etwas tun, damit wir nächstes Jahr wieder ein normales Weihnachten feiern können.“
Auch Bürgermeister Jonas Glüsenkamp bezeichnete den Impfstart als hoffnungsvollen Tag für alle Bürgerinnen und Bürger: „Ich freue mich, dass es heute losgeht. Auch wenn uns allen noch ein Stück Geduld abverlangt wird, bis tatsächlich genug Impfstoff da ist, dass so viele Menschen geimpft sind, dass wieder Schritt für Schritt Normalität einkehren kann.“
Dr. Susanne Paulmann, Leiterin des Gesundheitsamtes, wies ebenfalls darauf hin, dass in der Anfangsphase der Impfstoff noch nicht flächendeckend für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen könne: „Aufgrund der aktuell noch begrenzten Menge an Impfstoff liegt unser Hauptaugenmerk im Moment auf den Alten- und Pflegeheimen, wo viele Menschen im hohen Alter nahe beieinander leben und arbeiten. Diese Gruppen werden bei vorliegendem Einverständnis zuerst geimpft – sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen. Kliniken und Krankenhäuser, Notfall- und Intensivstationen, Dialysezentren folgen unmittelbar und dann parallel zu den Heimen. Die alleinlebenden über 80-Jährigen kommen als Nächste dran.“
Oberbürgermeister Starke und Landrat Kalb wiesen darauf hin, dass Stadt und Landkreis in einer gemeinsamen Aktion alle über 80-Jährigen, die gemäß der Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums ebenfalls zu Impfgruppe der höchsten Priorität gehörten, per Brief in der zweiten Januarhälfte über ihren Impfstart und die Modalitäten der Anmeldung im Impfzentrum informieren würden.
Die mobilen Impfteams, die immer von einem Polizeiteam begleitet werden, sind jeweils doppelt besetzt mit zwei Ärzten beziehungsweise Ärztinnen, zwei medizinischen Fachangestellten und zwei Verwaltungskräften. Auf diese Weise können in Pflegeeinrichtungen sowohl die mobilen Bewohnerinnen und Bewohner, Pflegekräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem eigens dafür vorbereiteten Impfzimmer aufgeklärt und geimpft werden, als auch parallel Bewohnerinnen und Bewohner in den Zimmern.
Staatsministerin Huml hatte angekündigt, dass morgen und am 30. Dezember weitere 205.000 Impfdosen für die 96 Impfzentren in Bayern geliefert würden. Im Januar würde dann regelmäßig Impfstoff des Herstellers Biontech-Pfizer an die Impfverteilzentren gehen. Bei diesem Impfstoff ist eine zweite Impfung im Abstand von circa 21 Tagen erforderlich, um den vollständigen Impfschutz zu erreichen. Die Impfdosen für den zweiten Impftermin werden in der Anfangsphase von den ersten Lieferungen zurückbehalten und zentral gelagert und gesichert.
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Corona
Staatsministerin Huml besucht Schnelltestzentren in Stadt und Landkreis
Dank einer konzertierten Zusammenarbeit zwischen Hilfsorganisationen, der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg sowie dem Freistaat ist es gelungen, eine Weihnachtstestaktion für Angehörige von Pflegebedürftigen anzubieten. Aus diesem Anlass besuchte am 24. Dezember unter anderem Staatsministerin Melanie Huml die Schnelltestzentren.
Dank an Hilfsorganisationen auch von Oberbürgermeister Starke und Landrat Kalb
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schnelltestzentren Bamberg und Scheßlitz erhielten am 24. Dezember hohen Besuch zum Start des Testbetriebs. Oberbürgermeister Andreas Starke begrüßte Staatsministerin Melanie Huml, Landrat Johann Kalb, Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Dr. Susanne Paulmann, die Leiterin des Gesundheitsamtes Bamberg, und den Koordinator des Schnelltestzentrums, Christoph Treubel, den Stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, vor der Graf- Stauffenberg-Schule in Bamberg. „Hut ab“, lobte der Oberbürgermeister die logistische Meisterleistung und die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger. „Ziel ist es, die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen zu schützen. Wenn wir ihre Besucher testen, mindern wir das Ansteckungsrisiko.“
Staatsministerin Huml schloss sich dem Dank an: „Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen mit ihrem Dienst an den Weihnachtsfeiertagen, dass pflegebedürftige Menschen in den Alten- und Pflegeheimen an Weihnachten Besuch haben können. Der Freistaat Bayern stellt für diese bayernweit angebotenen Schnelltests 600.000 kostenlose Testkits zur Verfügung und die Kommunen haben mit der unkomplizierten Bereitstellung der Räumlichkeiten ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Das ist eine Klasse-Zusammenarbeit.“
Im Anschluss an den Termin in der Stadt fuhr die Delegation nach Scheßlitz zum zweiten Schnellteststandort im Landkreis Bamberg. Hier warteten bereits Stellvertretender Landrat Bruno Kellner und Landtagsabgeordneter Holger Dremel. Landrat Johann Kalb drückte seinen Respekt vor der logistischen Leistung und dem Einsatz der Ehrenamtlichen aus: „Auch Sie wollen mit ihren Familien Weihnachten feiern. Dank Ihres Engagements sind viele Menschen an Weihnachten nicht allein.“ Er dankte auch der Polizei, die sowohl die Arbeit der Schnelltestzentren als auch die Arbeit des Impfzentrums begleite und sichere.
Die ehrenamtlichen Kräfte der Bamberger Hilfsorganisationen: Johanniter Regionalverband Oberfranken, Malteser Bamberg, Wasserwacht, DLRG und THW hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt unter Federführung des Bayerischen Roten Kreuzes die Schnelltests an den Weihnachtsfeiertagen zu übernehmen. Einsatzleiter Christoph Treubel betonte: „Ein Besuch der Testzentren ohne Besuchsbestätigung des jeweiligen Heimes ist nicht möglich. Es dauert etwa 45 Minuten, bis das Ergebnis des Schnelltests vorliegt. Es ist zu empfehlen, zusätzlich eine eventuelle Wartezeit einzukalkulieren.“
Hintergrund: Seit Inkrafttreten der 10. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung benötigen Besucher von Alten- und Pflegeheimen einen aktuellen negativen Coronatest. Dabei darf nach aktueller Regelung die dem Testergebnis zugrundeliegende Testung mittels eines Antigen-Schnelltests höchstens 48 Stunden und mittels eines PCR-Tests höchstens 3 Tage vor dem Besuch vorgenommen worden sein. „Mit den Schnelltestzentren an der Graf-Stauffenberg-Schule und in Schesslitz können wir sicherstellen, dass Angehörigen zeitnah den benötigten Test erhalten“, so Starke und Kalb.
Im Rahmen der Testungen wird es vermutlich auch zu positiven Ergebnissen kommen. Die Hilfsorganisationen sind mit Formblättern ausgestattet worden, die auch diese Situation berücksichtigen. Im Formular positiver Schnelltest wird der Patient aufgefordert, sich umgehend in häusliche Isolation zu begeben und sofort per Mail (gesundheitsamt@lra-ba.bayern.de) Kontakt zum zuständigen Gesundheitsamt aufzunehmen. Das Gesundheitsamt meldet sich dann, um einen Termin für einen PCR-Bestätigungstest zu vereinbaren.
Die Seniotel-Pflegeheime der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg bieten den Besuchern wie bisher auch über die Feiertage die Testung in den Heimen selbst an.
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Corona
Reihenfolge der Impfungen ist festgelegt
Die Reihenfolge der Corona-Impfungen ist festgelegt. In der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg starten die Impfungen am kommenden Sonntag, dem 27. Dezember, mit mobilen Impfteams in Altenheimen.
„Priorität haben Altenheime, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notaufnahmen“
Stadt und Landkreis Bamberg haben in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Bamberg die Reihenfolge der Corona-Impfungen für das Impfzentrum Bamberg festgelegt. In einem ersten Schritt bis circa Ende Januar werden Bewohner und Beschäftigte von Alten- und Pflegeheimen, danach Kliniken, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notfall- und Intensivstationen versorgt. Die Impfgruppe der über 80-Jährigen wird rechtzeitig von Stadt und Landkreis Bamberg per Post über den Start ihrer Impfungen informiert. „Erste Priorität haben Altenheime, Krankenhäuser, Dialysezentren, Notaufnahmen“, so das Gesundheitsamt Bamberg.
Zum Impfstart nur begrenzt Impfdosen zugeteilt
Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (RKI) aufbaut.
Dr. Susanne Paulmann, Leiterin des örtlichen Gesundheitsamtes, erläutert die Priorisierung für Bamberg Stadt und Landkreis: „Zum Impfstart und bis circa Mitte Januar erhalten wir nur begrenzt Impfdosen zugeteilt. Deshalb impfen wir am Anfang dort, wo viele Menschen der Risikogruppen eng beieinander leben und arbeiten.“
Einrichtungen für ältere und pflegebedürftige Menschen und deren Pflegepersonal impfen. Dann folgten Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, Transplantationsbereiche, Dialysezentren, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern und Kliniken.
„Es ist erfreulich, dass es viele Impfwillige gibt. Doch noch müssen wir etwas Geduld und Verständnis für die haben, die das größte Risiko tragen. Wir haben gesehen, wie viele schwere Krankheitsverläufe und auch Todesfälle es geben kann, wenn sich in einer Pflegeeinrichtung ein Infektionsgeschehen ausbreitet. Das gilt es vorrangig zu verhindern“, so Judith Weingart, Sprecherin der Stadt Bamberg. „Wir informieren die Öffentlichkeit, wenn die nächste Gruppe an der Reihe ist und im Impfzentrum selbst geimpft wird. Dafür reichen die zugeteilten Impfdosen noch nicht. Es können noch keine Impftermine vereinbart werden.“
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Das Jahr im Schnelldurchlauf
9 Fragen, 9 Antworten mit Jonas Glüsenkamp
In unserer Serie „Das Jahr im Schnelldurchlauf” haben wir Vertreterinnen und Vertreter aus Bambergs Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport auf das Jahr 2020 zurückblicken und einen Ausblick in das kommende Jahr wagen lassen. Die Serie beschließt heute Jonas Glüsenkamp, seit Frühjahr des Jahres Bambergs zweiter Bürgermeister.
Wenn sie so kurz vor dem Jahreswechsel zurückblicken: Was nehmen Sie als Fazit aus 2020 mit?
Zu welchen Kraftakten und Veränderungen die Gesellschaft in der Lage ist, wenn es notwendig ist.
Was war das Schlimmste für Sie an diesem Jahr?
Das teilweise einsame Sterben in den Alten- und Pflegeeinrichtungen.
Wenn Sie eine positive Sache aus diesem Jahr herausstellen möchten, welche wäre das?
Das Miteinander, auch in Bamberg. Für unsere Nachbarschaftshilfe haben sich in der „ersten Welle“ mehr Helfende gemeldet als Hilfe benötigt wurde.
Wenn Ihnen vor dem Lockdown im Frühjahr gesagt worden wäre wie sich die Situation zum Ende des Jahres darstellt, wann und wie hätten Sie seitdem anders gehandelt als Sie es getan haben?
Ich hätte versucht, ein paar wirklich relevante 😉 Politiker ans Telefon zu bekommen: „Vervierfacht sofort die Kapazitäten in den Gesundheitsämtern vor Ort, schaut, wie in Süd-Ost-Asien die Corona-App entwickelt wird und testet dort, wo wirklich nötig.”
Auch Weihnachten wird für die meisten Menschen anders stattfinden als in den Jahren zuvor. Wie verbringen Sie das Fest?
Ich feiere mit meiner Frau und meinen beiden Kindern. Die Schwiegereltern werden wir vermutlich auf der Terrasse bei einem Glühwein empfangen. Die Christmette wird mir fehlen.
Wie hat sich der private Jonas Glüsenkamp verändert und wie seine Arbeitsweise für die Zukunft?
Den Privaten gibt es nicht, wenn ich mich im Stadtgebiet aufhalte, da braucht man sich nichts vormachen. Ansonsten hoffe ich, ich bin noch derselbe, aber da müssten sie meine Frau fragen. Im Hinblick auf meine Arbeitsweise: Mir ist 2020 etwas deutlich geworden. Gesellschaftliche Veränderungen sind möglich, es lohnt, sich dafür zu streiten.
Was macht Ihnen im Hinblick auf das neue Jahr Sorgen?
Dass die anhaltende soziale Isolation zu gesellschaftlichen Spannungen führt.
Worauf freuen sie sich?
Auf eine Förderung in Höhe von drei Millionen Euro vom Bund für Mitmach-Klimaprojekte in Bamberg, die wir uns 2020 erarbeitet haben.
Welche Wünsche haben Sie für das neue Jahr?
Gesundheit.
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Fotogalerie
Bamberg im Lockdown
Bambergs Straßen und Plätze bieten drei Tage vor Weihnachten einen ungewohnten Anblick. Aufgrund der aktuellen Lockdown-Maßnahmen sind sie so menschenleer wie wohl noch nie. Bleibt zu hoffen, dass sich die Maßnahmen auch in fallenden Infektionszahlen niederschlagen.
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Stadtrat Bamberg
Jonas Glüsenkamp beerbt Christian Lange als zweiter Bürgermeister
Nachdem das Ergebnis steht, wandert der hüfthohe Apfelbaumsetzling auf den Sitzungstisch von Jonas Glüsenkamp. Der Grünen-Politiker bekommt die Pflanze vom sozial-demokratischen Fraktionssprecher Klaus Stieringer mit den Worten übergeben: „Damit daran rot-grüne Äpfel wachsen können.“
Kein Wunder: Über das vergangene Wochenende verhandelten Grünes Bamberg, CSU und SPD, um eine gemeinsame Kooperation für die kommenden sechs Jahre fest zu machen.
Während die Basis der Sozialdemokraten und die der Grünen den Daumen nach oben streckte, war das 200 Punkte starke Papier in der Partei der Christsozialen nicht mit Mehrheit gekrönt worden. Haushalt, Verkehr, Klimaschutz, Soziales und Digitalisierung sind nur ein paar der Oberpunkte. Brisanter als der Inhalt sind die Abmachungen zu den Personalien. Nach dem Ausstieg der CSU wirkten alle Beteiligten entsprechend angespannt, bevor sich die Tagesordnung der Sitzung zur Wahl des zweiten Bürgermeisters hinbewegte. Würde Jonas Glüsenkamp noch ausreichend Unterstützung bekommen? Gibt es eine spontane Gegenkandidatur aus dem konservativen Lager?
Die Erleichterung im Hegelsaal ist spürbar, als klar ist, dass der grüne OB-Kandidat im Rennen um das Amt des zweiten Bürgermeisters allein ist. Mit 33 Stimmen kann er auf eine solide Mehrheit bauen. Er wolle nicht nur eine „Mitmachstadt“ sondern auch einen „Mitmachstadtrat“ mit dem Ohr an den Menschen. CSU-Mann Christian Lange erklärt im Gespräch, dass auf eine Absage der Kenia-Koalition konsequenterweise keine Kandidatur auf einen Bürgermeisterposten folgen konnte. Das neue Duo an Bambergs Spitze ist derweil trotz Coronakrise optimistisch: „Wenn wir das Engagement aus der Zivilgesellschaft nutzen, dann hilft uns das auch aus der Krise“, findet der frischgebackene zweite Bürgermeister. Oberbürgermeister Andreas Starke sieht die Chance auf gute Impulse aus der deutlich verjüngten Stadtratszusammensetzung. Die Umsetzung des Kooperationspapiers soll bereits anlaufen. „Allerdings darf man die Überschrift des Haushaltsvorbehalts für alle Maßnahmen nicht vergessen“, betont Starke.
Einzig Glüsenkamps Zuständigkeiten bleiben noch offen, denn die Verhandlungen mit potenziellen politischen Partnern laufen noch weiter. Ob bis zur nächsten Sitzung Ende Mai eine Kooperation links der Mitte zustande kommt oder Grün-Rot mit wechselnden Mehrheiten arbeiten wird, muss sich zeigen.
- Julian Megerle
- Foto: Sebastian Quenzer
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„Bamberg Hoffnung geben“
Gegen die einsetzende Ohnmacht
Mediendesigner Arno Schimmelpfennig und die Band Bambägga haben sich zusammengetan, um den Bambergerinnen und Bambergern ein wenig Unterhaltung und Hoffnung in diesen für viele schwierigen Zeiten zu bieten. Gemeinsam produzierten sie das Musikvideo „Bamberg Hoffnung geben“. Arno Schimmelpfenning hat uns genauere Auskunft darüber gegeben.
„Bamberg Hoffnung geben“ lauten der Titel und das Ziel Ihres Videos. Wie kam die Idee zustande? Worum geht es?
Arno Schimmelpfennig: Rückblickend konnte ich die Situation, die auf alle von uns zukam, nicht richtig greifen und einschätzen. Ich sah nur, dass befreundete Unternehmen einbrechen ihre Angestellten plötzlich im Supermarkt Regale einräumten. Ich habe selbst Familie und bin als Alleinverdiener entsprechend besorgt. Darum habe ich mir überlegt, was ich tun könnte, um dieser einsetzenden Ohnmacht entgegenzuwirken. Ich habe darüber nachgedacht, dass es wahrscheinlich vielen ähnlich geht. All die leeren Plätze in Bamberg, an denen sonst so viel Leben ist. Die Polizei, die uns kontrolliert. Das kann einen schon einschüchtern. Ich habe mir also überlegt, wie ich den Menschen Hoffnung geben könnte. Was verbindet uns? Was schafft das Gefühl von Gemeinschaft? In dem Film geht es um die Dinge, die Bamberg ausmachen. Die Band Bambägga bezeichnet Bamberg als „Perle des Südens“ und als „Mutterstadt“. Mit dem Film möchte ich uns ins Gedächtnis rufen, dass unsere Stadt die von uns geliebten Eigenschaften beibehält. Es wird weiter gehen.
Woran machen Sie fest, dass die Menschen in Bamberg Hoffnung brauchen? Ist die Situation in der Stadt so schlimm?
Arno Schimmelpfennig: Wir befinden uns alle in einer Ausnahmesituation. Hoffnung ist meiner Meinung nach in jeder Lebenslage ein sehr schönes Zeichen und sollte in jeder Situation vermittelt werden. Wir haben seit Jahrzehnten keine Krise mehr erlebt. Von daher sind fast zwei Monate der Isolation schon eine Herausforderung. Manche älteren Menschen verbringen ihre letzten Tage plötzlich alleine im Heim. Die frisch gebackene Mutter kann keinen Besuch empfangen, der sich mit ihr über den Nachwuchs freut. Kranke Menschen haben Angst um ihr Leben und hoffen, dass diese schlimme Erkrankung an ihnen vorbei geht. Kinder sitzen daheim und können nicht mehr raus. Sie sind zu jung, um Ihnen zu erklären, was da passiert und dass alles irgendwann besser wird. Man beginnt, die Normalität des Lebens zu vermissen. Ich wollte mit dem Film ein Zeichen setzen, dass man diese Normalität zurückgewinnen wird.
Wie kam der Kontakt zu Jonas und David Ochs von Bambägga zustande?
Arno Schimmelpfennig: Ich habe mich aktiv für eine Zusammenarbeit mit Jonas und David Ochs entschieden. Wir haben in diesem Jahr bereits einen Musikclip realisiert und es war eine sehr angenehme, professionelle und trotzdem spontane Zusammenarbeit. Genau diese Zusammenarbeit habe ich angesichts eines straffen Terminplans gebraucht. Es waren aber auch die Emotionen, welche die Jungs genial vermitteln, wie in den Songs „Vater sein“ oder bei einem eigenen Arrangement, das sie mit anderen Musikern vor gut einem Jahr für die Lebenshilfe geschrieben hatten. Zudem gefällt mir die Idee, dass gerade ein Kulturbotschafter des Goethe-Instituts die Hoffnungsbotschaft verbreitet, der selbst bereits in China war und das Land und seine Einwohner kennt und daher gewissermaßen eine Brücke baut.
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Wie lief die Umsetzung ab? Wie schnell konnten Sie das Projekt durchziehen?
Arno Schimmelpfennig: Ich habe aktuell nicht viel Zeit. Ich verbringe fast 20 Stunden im Büro pro Tag und habe auch sehr kurze Wochenenden. Mir lag das Projekt sehr am Herzen und so wollte ich konzentriert an die Sache herangehen, aber ein möglichst schnelles Resultat erzielen. Anfangs wollte ich den Film selbst umsetzen und dokumentarisch festhalten, was in den Straßen passiert. Doch dann erinnerte ich mich an die vielen individuellen Eindrücke, die derzeit in Facebook geteilt werden. Genau diese Stimmung und diese Bilder zeigten viel besser die äußeren Umstände als alles, was ich hätte selbst einfangen können. Und so rief ich Bamberg per Facebook dazu auf, mir Bilder der leeren Plätze, aber auch der Bilder zu schicken, die wir sonst von Bamberg kennen. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich bereits mehr als 300 Fotos beisammen. Letztlich waren es In einer Woche über 20 Einsendungen mit 578 Fotos, die ich übrigens nahezu alle in den Film integriert habe. Während ich auf die Einsendungen wartete, produzierten die Jungs von Bambägga eine „Home Edition“ des Lieds „7 Hügel“. Es schloss sich noch eine Woche des Schnitts an. Nach gut 26 Stunden Arbeit war das Werk vollendet.
Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem Video, was sollen die Menschen davon mitnehmen?
Arno Schimmelpfennig: Zunächst bin ich sehr glücklich, dass inzwischen so viele Menschen diesen Film gesehen haben. Ich habe ganz unterschiedliche Reaktionen darauf bekommen. Zum einen habe ich einige Projekte integriert, die Menschen unserer Region auf ganz unterschiedlichen Ebenen helfen. Zum einen haben sich diese Projekte darüber gefreut, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Als Vorstand des Stadtmarketings Bamberg sehe ich hierin aber auch irgendwie meine Aufgabe. Deshalb haben mich Rückmeldungen von Bürger*innen noch viel mehr gefreut. Unter anderem sprach mich eine Krankenschwester an, dass sie mit ihrer ganzen Station den Film gesehen und deutlich Mut gefasst hätte. Das ist es, was mir und auch Bambägga am Herzen lag: Mut vermitteln, Perspektiven schaffen und ein Gefühl vermitteln, dass wir zusammenstehen und uns alle zusammen aus diesen Tagen befreien werden.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation persönlich um und wie als Unternehmer?
Arno Schimmelpfennig: Ich finde diese Frage schwierig. Es ist alles so unsicher und zugleich so unnahbar zugleich. Anfangs gab es diesen Moment der Leere, in dem ich selbst nicht wusste, wie es für mich und dadurch finanziell für meine Familie weitergehen wird. Ich wusste nur, dass es tief im Kern einen gemeinsamen Nenner für Lösungen der Anliegen meiner Kunden gibt: Erreichbarkeit, ein weiterhin konstanter Absatz und die Vermittlung an deren Kunden, dass man nach wie vor da ist – wenn auch vielleicht vor geschlossenen Türen. Daraufhin kamen einige Unternehmen auf mich zu, die ihre Angebote digitalisieren wollten. Jetzt, wo sich die Situation aufgrund der Corona-Krise allmählich lockert, gibt es immer noch Branchen, die es schwer haben, wieder auf die Beine zu kommen. Hierzu gehört zum Beispiel die Veranstaltungsbranche mit ihren Kreativen und Dienstleistern. An dem Punkt, an dem nun Online-Lösungen weniger gefragt sind als in den letzten Tagen, ist es nur die digitale Kommunikation etwa über Film. Persönlich musste nicht nur ich, sondern in erster Linie auch meine Familie stark zurückstecken. Meine große Tochter spricht inzwischen schon von „Sleep & Drive“ anlässlich meiner Anwesenheit daheim.
Wie sieht Ihre Hoffnung bezüglich der Zukunft nach der Krise aus?
Arno Schimmelpfennig: Abgesehen von all dem Übel, das die Krise sicherlich mit sich gebracht hat, denke ich, dass in jeder Krise auch etwas Positives steckt. Um ehrlich zu sein, denke ich, dass die Zeit zu knapp ist, um tiefgreifend etwas zu ändern. Ich gehe trotzdem davon aus, dass sich auf zwei Ebenen etwas ändern wird. Zum einen mussten wir auf der persönlichen Ebene auf vieles verzichten. Es ist nicht einfach, in sozialer Isolation zu leben. Darum konnten wir uns über die Zeit – quasi in einer Art Fasten – von dem trennen, was uns belastet, und uns auf das besinnen, was uns guttut und was wir in unserem Leben haben wollen. Wenn wir nun in einiger Zeit raus gehen und wieder zusammen sein dürfen, denke ich, dass wir den Wert des Lebens, Freundschaft, Kameradschaft und alte Tugenden wie Respekt, Aufrichtigkeit und dergleichen mehr schätzen können und auch wollen. Zum anderen gehe ich davon aus, dass Deutschland nun aus einer Art Dornröschenschlaf erwacht ist. Es ging uns Jahrzehnte wirtschaftlich gesehen gut. Selbst die Finanzkrise 2008 als Krise der jüngeren Vergangenheit war nicht dermaßen stark zu spüren. Nun konnten wir sehen, dass wir uns öffnen und neue Wege beschreiten müssen. Es sind viele tolle und innovative Ideen entstanden. Geschäftsfelder haben sich erweitert, andere Bereiche deutlich erweitert. Als Beispiel merke ich das am Einzelhandel. Was gab es hier Berührungsängste mit dem Internet. Amazon und stellvertretend damit ein Großteil des Onlinehandels war der jahrelange Feind des stationären Handels. Nun erkennen wir, dass digitale Mega-Stores nicht alles sind. Wer seine Stärken kennt und weiß, was seine Kunden an einem lieben, der kann durch Onlinepräsenz sein Angebot erweitern und noch mehr Menschen erreichen. Die Krise hat also Barrieren abgebaut und Chancen geschaffen. Ich habe die Hoffnung, dass wir dem treu bleiben und darauf aufbauen.
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Kolumne
Wie aus der Mitmachstadt ein Hinterzimmer wurde
Die älteren unter uns werden sich daran erinnern, damals, als wir noch nicht im „Hannibal Lecter Dress“ auf die Straße mussten und jedem, den man mehr oder weniger kannte, die Hand schüttelten, ohne sicher zur sein, ob er sie sich nach dem letzten Toilettengang wenigstens gewaschen hatte. Damals.
Gefühlt bereits Jahre her, war aber erst im März, da durften wir wählen. 44 Stadträte und einen neuen Oberbürgermeister. Dank Corona haben wir das von uns selbst fabrizierte Elend zwar bislang kaum thematisiert, weil wir alle unsere Doktorarbeit in Statistik auf Basis von Youtubevideos schreiben mussten, doch nun, in der Zeit 0, zwischen dem alten und dem neuen Stadtrat, ist es an der Zeit.
Bislang hab auch ich mich kaum zum Ausgang der Wahl geäußert. Warum auch, weltbewegend war es nicht. Alter und neuer OB ist unser aller Andi. Für mich als Kabarettisten und Kolumnisten ist er wie meine alte Lieblingsjogginghose. Bisschen peinlich in der Öffentlichkeit, aber bequem, ich hab mich an ihn gewöhnt, möchte sagen, uns verbindet was, aber an manchen Stellen ist sie halt schon durch, und angeben würde ich mit ihr auch nimmer. Aber ohne sie wär vieles auch erstmal sehr neu gewesen, und deswegen trag ich sie nun noch weitere Jahre.
Mit 59% war es kein sonderlich souveräner Sieg für einen Amtsinhaber, aber in Anbetracht der vielen Gegenkandidaten in der Stichwahl auch nicht ganz schlecht. Als direkt mit Beginn der Auszählung der Internetserver der Stadt Bamberg ausgefallen ist, war klar: Nach den Erfahrungen der letzten Jahre spricht alles für Andi.
Komplizierter ist es bei den Ratsherren und ‑damen. Ich hatte mich für Briefwahl entschieden, hatte aber nicht gedacht, dass ich mein Wohnzimmer leer räumen muss, um einen Überblick zu bekommen. Und das Ergebnis: Die Stimm- und Sitzverteilung im neuen Stadtrat erinnert an klein wenig an das Chaos in meiner Besteckschublade. Messer, Gabel und Löffel ist klar, der Rest fliegt irgendwie durcheinander und nach jedem Spülmaschinengang liegt der Sparschäler wieder sonstwo. Erschwerend kommt hinzu, dass Bamberger Stadträte gerne öfter die Fraktion und die Partei wechseln als die Unterwäsche. Aber das wissen wir. Mutmaßlich wird hinter den Kulissen bereits seit Wochen an Mehrheiten gebastelt. Und Gebastel beschreibt es wohl ganz gut, wenn man bedenkt, dass die Sitzverteilung nicht mal zu einer Neuauflage der Groko reicht. Größte Fraktion ist die Geböddsl-Fraktion der Einzel- und Doppelsitzer, die gemeinsam noch nie so viel Macht besessen haben dürften, aber sich so uneins sind wie die Stadtteile bei der Ansiedlung von – sagen wir – Gotteshäusern.
Dennoch dringt wenig nach Außen. Bekannt ist: Eine neue Fraktion aus Gelb, Pink und Orange. Die passen zwar Nullkommanull zusammen, aber dass sich zwei Pädagogen um Gaustadts Lady in Pink kümmern wollen, ist ja angesichts mancher Wahlkampfaussagen zumindest vorbildlich. Und während woanders Bündnisse gebildet werden, war bei den zwei Stadträten der Bamberger Allianz schnell klar, dass sie zwar Bamberg sind, aber nicht Allianz. Die CSU, allen voran Christian Lange, geht immer noch davon aus, dass man die Wahl gewonnen hat und künftig den Oberbürgermeister stellt. Die SPDler stellen gerade wohl fest, dass das Schulhofargument „Wir sind aber die Kinder vom Direktor!“ wenig bringt. Und am Ende: Ob die Grünen mit „Mitmachstadt“ im Wahlkampf nur gemeint haben, dass sie nun halt beim Stadtrat im Passivrathausstandard zugunsten von Pöstchen und Ämtern „mitmachen“ oder es ein Schreibfehler war und „Mitmachtstadt“ richtiger wäre, das, so mein persönliches Wahlversprechen, wird der Herrnleben auch ganz genau beobachten.
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Ausbildungszentrum der Bundespolizei
Kampf gegen Corona
von Manuel Werner
Eine der Aufgaben der Bundespolizei besteht im Grenzschutz. Seit dem 16. März führt sie zudem vorübergehende Grenzkontrollen zu mehreren Nachbarländern durch. Ziel der Maßnahmen ist, das Reiseaufkommen nach Deutschland zu reduzieren und somit die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Zur aktuellen Lage stand uns Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg, Rede und Antwort.
Welche Vorkehrungen wurden für den Standort getroffen, um die Gefahr der Ansteckung mit dem Corona-Virus bestmöglich zu bannen?
Thomas Lehmann: Wir haben zunächst die Ausbildung, wo immer möglich, sukzessive auf ein angeleitetes „Fernstudium“ umgestellt. Ferner wurde dem Personal des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg weitgehend die Möglichkeit zur Arbeit im Home-Office eingeräumt. Neben der generellen Gesundheitsvorsorge und Betreuung haben sich unsere Kolleginnen und Kollegen der Minimierung eines Infektionsrisikos verschrieben. Die allgemeingültigen Hinweise und Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sind für unsere Mitarbeiter ebenso existent wie für den Bürger. Vorgaben des Gesundheitsamtes gelten entsprechend.
Thomas Lehmann, leitender Polizeidirektor des Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrums Bamberg
Welche Auswirkungen hat diese Krise speziell auf den Ausbildungsbetrieb in Bamberg?
Thomas Lehmann: Um die Infektionsketten zu unterbrechen, wurde die Ausbildung in der Bundespolizei in ein angeleitetes Selbststudium umgewandelt. Die Auszubildenden verbleiben an ihren Heimatorten und werden durch Nutzung digitaler Medien unterrichtet. Wesentliche Bestandteile der Ausbildung in der Bundespolizei bestehen aus der Vermittlung theoretischer Inhalte im Bereich der Gesellschaftswissenschaften, der Rechtswissenschaften und Einsatzlehre. Diese Fächer sind teilweise dazu geeignet, auch ohne Präsenz in der Ausbildungseinrichtung vermittelt zu werden. Neben der Übermittlung von Aufgabenstellungen per E‑Mail verfügt die Bundespolizei über eine e‑Learning-Plattform. Hier können die Auszubildenden auch von ihrem Wohnort aus auf Arbeitsunterlagen zugreifen. Normalerweise wechseln sich die theoretischen und praktischen Anteile ab beziehungsweise bauen jeweils inhaltlich, methodisch und didaktisch aufeinander auf.
Wie stark ist das Aus- und Fortbildungszentrum involviert, sprich werden Ausbilder eingesetzt beziehungsweise unter welchen Umständen würden auch Auszubildende eingesetzt werden?
Thomas Lehmann: Das Bundespolizeiaus- und ‑fortbildungszentrum Bamberg unterstützt auf Anforderung die Bundesbereitschaftspolizei mit Einsatzzügen. Diese setzen sich aus Ausbildungspersonal sowie Anwärterinnen und Anwärtern des zweiten und dritten Dienstjahres zusammen. Aktuell unterstützen bereits eingesetzte Einsatzkräfte aus Bamberg die vorübergehend wiedereingeführten Grenzkontrollen an den Grenzen zu Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Wie gehen die Beamtinnen und Beamten mit dem ständig bestehenden Risiko einer Ansteckung um?
Thomas Lehmann: Durch die konsequente Beachtung der Hygienestandards und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts versuchen wir das Infektionsrisiko zu reduzieren. Dies gelang bisher sehr gut.
Was machen Sie als erstes, wenn die Ausgangsbeschränkung aufgehoben ist?
Thomas Lehmann: Auf einem Bierkeller ein kühles Rauchbier trinken, ein Konzert besuchen, ins Theater gehen und darauf hoffen, dass die Menschheit die richtigen Lehren aus der Pandemie zieht.
- Manuel Werner
- Foto: Bundespolizei