Der Sozialverband VdK Bayern wirft der bayerischen Staatsregierung Untätigkeit beim Ausbau der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung vor. Nicht einmal ihre selbstgesteckten
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„Bayern ist Barrierenland“
VdK Bayern kritisiert Staatsregierung wegen zu geringer Barrierefreiheit
Der Sozialverband VdK Bayern wirft der bayerischen Staatsregierung Untätigkeit beim Ausbau der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung vor. Nicht einmal ihre selbstgesteckten Minimalziele habe die Regierung erreicht.
Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember weist Ulrike Mascher, Landesvorsitzende Sozialverband VdK Bayern, in einer Mitteilung des Verbands auf behindertenpolitische Defizite Bayerns und mangelnde Barrierefreiheit hin. „Für Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen ist Bayern ein Barrierenland. Und die Staatsregierung unternimmt herzlich wenig, damit aus Bayern ein Inklusionsland wird. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung ist das fatal. Denn die Zahl der Menschen mit Behinderung steigt jährlich an. 2021 lebten in Bayern 1,93 Millionen Menschen mit einem Grad der Behinderung, davon 1,23 Millionen mit einer Schwerbehinderung.“
Barrieren im Krankenhaus und ÖPNV
Ein großes Defizit in Sachen Barrierefreiheit weist laut VdK der Gesundheitsbereich auf. Das zeige eine aktuelle Erhebung der Ostbayerischen Technischen Hochschule zu bayerischen Krankenhäusern. Gerade in Krankenhäusern ist ein Großteil der Patientinnen und Patienten auf Barrierefreiheit angewiesen. Fast ein Drittel der Häuser aus der Studie habe aber keine Rampen, die der entsprechenden DIN-Norm genügen würden. Barrierefreie Toiletten fänden sich nur in 56 Prozent der Stationen. Und – das nennt die VdK „besonders fatal“ – nur 15,5 Prozent aller Häuser können im Notfall eine stufenfreie Evakuierung aus den oberen Etagen gewährleisten.
Ähnliche Missstände sähe man auch bei Bayerns 1066 Bahnhöfen und Haltepunkten. Mehr als die Hälfte davon seien nicht barrierefrei.
Minimalziele verfehlt
Viele Menschen mit Behinderung sind auf eine barrierefreie Infrastruktur angewiesen. Hinzu kommen Menschen mit anderen gesundheitlichen und altersbedingten Einschränkungen, die ebenfalls ein barrierefreies oder zumindest barrierearmes Umfeld benötigen.
Diesbezüglich seien laut VdK Bayern nicht einmal die Minimalziele, die sich die Staatsregierung 2013 gesteckt hat, erreicht worden. Diese Minimalziele hätten die Barrierefreiheit aller staatlichen oder öffentlich zugänglichen Gebäude betroffen. Laut Bayerischem Sozialbericht sind nur 53 Prozent dieser Gebäude barrierefrei. Auch bei Neu- oder Umbauten von öffentlichen Einrichtungen ist Barrierefreiheit nicht verpflichtend. Wie zuletzt bei der Stimmungsmache gegen das sogenannte Bürgergeld oder Klimaproteste, hält sich die Christlich Soziale Union scheinbar auch in Sachen Barrierefreiheit an ihre immer unsozialere Richtung.
Das VdK Bayern fordert von der Staatsregierung, dem „Ermessensspielraum für Träger öffentlicher Gewalt“ einzuschränken. Die bayerische Bauordnung müsse verschärft und bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge zwingend die Barrierefreiheit berücksichtigt werden.
Auch fordert der VdK Bayern die Staatsregierung auf, ihre Blockade gegen ein weiterentwickeltes Bayerisches Behindertengleichstellungsgesetz aufzugeben. In seiner jetzigen Form bleibe das Gesetz deutlich hinter den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention und sogar des Bundesbehindertengleichstellungsgesetzes zurück.
- Dezember 2, 2022
- Redaktion Webecho Bamberg