Seit 250 Jahren ragen die mehr als 70 Meter hohen Doppeltürme der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen in den Himmel über Bad Staffelstein, seit 125
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Ausstellung „Wunder, Weihe, Wege.“
250 Jahre Basilika Vierzehnheiligen
Seit 250 Jahren ragen die mehr als 70 Meter hohen Doppeltürme der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen in den Himmel über Bad Staffelstein, seit 125 trägt sie den Ehrentitel Basilika minor. Die Ausstellung „Wunder, Weihe, Wege.“ im Bamberger Diözesanmuseum gibt noch bis 13. November Aufschluss darüber, „was diese Kirche so besonders macht.“
Seit dem Spätmittelalter hat die katholische Kirche europaweit in ihrer Glaubenspraxis begonnen, eine 14-köpfige Gruppe von Schutzpatronen anzurufen. Bei diesen Nothelfern handelt es sich um vierzehn Heilige aus frühchristlichen Zeiten des dritten und vierten Jahrhunderts. Einer der Helfer steht zum Beispiel in Momenten der Lebensgefahr zur Seite, ein anderer bei Krankheit und ein weiterer bei Auseinandersetzungen mit teuflischen Kräften.
Zu Ehren dieser Nothelfer wurden europaweit Kapellen und Kirchen gebaut. So auch in der Bamberger Region, die mit der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein ein besonders berühmtes Exemplar ihr Eigen nennt.
Eine Überlieferung besagt, dass die 14 Heiligen 1445 einem örtlichen Schäfer erschienen sind und verlangten, dass an Ort und Stelle eine Kapelle für sie gebaut werde. Als einige Tage später eine kranke Frau an eben jenem Ort schlagartig gesundete und sich der Ort infolgedessen schnell in eine Wallfahrtsstätte verwandelte, gab das nahegelegene Kloster Langheim dem Wunsch der Heiligen und der Pilger nach: Den 14 Nothelfern wurde eine Kapelle gebaut.
Diese fiel 1525 allerdings den Bauernkriegen zum Opfer. Und auch der Kirchenbau, der die Kapelle ersetzte, überlebte die Zeit nicht und wurde knapp 100 Jahre später im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Bis ins Jahr 1735 dauerte es, ehe der damalige Bamberger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn die Erlaubnis gab, ein neues Kirchengebäude zu bauen. Noch einmal fast 30 Jahre vergingen, bis im September 1772 Bambergs Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die wieder entstandene Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen einweihen konnte.
Vor 125 Jahren, im Jahre 1897, war es Papst Leo XIII., der Vierzehnheiligen, als damals erst zweite deutsche Kirche, in den Stand einer Basilica minor erhob. Diesen Ehrentitel erhalten nur Kirchengebäude mit besonderer Bedeutung für Glauben und Glaubensgemeinschaft.
Die Ausstellung „Wunder, Weihe, Wege. Vierzehnheiligen“ im Diözesanmuseum Bamberg geht auf diese Bedeutung unter Gesichtspunkten ihrer künstlerischen Verwertung und der Umstände des Baus der Kirche ein.
Gemälde, Skulpturen, Baupläne und Knochensplitter
Die im Titel genannten Wunder illustriert die Ausstellung dabei in zweifacher Hinsicht. „In der katholischen Kirche“, sagt Carola Marie Schmidt, Leiterin des Diözesanmuseums (hier im Stadtecho-Fragebogen), „genau wie in anderen Religionen, sind Wunder sehr wichtige Bestandteile des Glaubenslebens. Entsprechend gibt es sehr viele künstlerische Darstellungen verschiedener Wunder. Das gilt auch für die Wunder oder Erscheinungen von Vierzehnheiligen. Hinzu kommt das Architekturwunder des Kirchenbaus.“
Auf vier Museums-Räume verteilt zeigt die Ausstellung Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Baupläne und ein Modell von Vierzehnheiligen. Ein Highlight ist eine aus Privatbesitz beigesteuerte Radierung von Giuseppe Appiani (1706 bis 1785), die Putti in Wolken zeigt, und noch nie öffentlich zu sehen war.
Hinzu kommen sakrale Objekte wie Reliquien der Nothelfer oder Andachtsbilder. „Wir versuchen, einen Eindruck darüber zu vermitteln, was diese Kirche so besonders macht und zeigen einen guten Mix aus Kunstgegenständen und der Thematisierung der 14 Nothelfer. Auch besteht die Möglichkeit, Objekte aus der Kirche, die man sonst nur aus der Entfernung sieht, zu betrachten.“
Als Beispiele hierfür nennt Carola Marie Schmidt die Nothelfer-Monstranz aus Vierzehnheiligen. Bei gängigen Monstranzen handelt es sich um Schaugeräte für in der Mitte eingesetzte Hostien, um diese bei Gottesdiensten besonders in Szene setzen zu können. Das Exemplar aus Vierzehnheiligen geht allerdings andere Wege. Sie enthält Reliquien von jedem der frühzeitlichen 14 Nothelfer – Knochensplitter, um genau zu sein.
Eine besondere Fahne, nämlich die, die anlässlich der Ernennung zur Basilica minor hergestellt wurde, und die man sonst nur sieht, wenn „sie vielleicht bei einer Prozession an einem vorbei getragen wird“, ist ebenfalls Teil der Ausstellung.
Auch dem Bau des Gebäudes selbst widmet sich die Schau. Wobei das genannte Architekturwunder im Angesicht der Querelen seines Zustandekommens einen sehr irdischen Touch bekommt. „Ja, der Bau war mit Problemen behaftet und es wurde viel gestritten bei der Planung. Wir haben Leihgaben aus dem Germanischen Nationalmuseum, mit denen wir zeigen können, dass es zwar zwei Architekten gab, die beide gute Entwürfe lieferten, der Abt von Langheim und Erzbischof Schönborn aber verschiedene Meinungen darüber hatten, wer den Zuschlag bekommen solle.“
Letztlich setzte sich Bischof Schönborn bei der Wahl des Architekten gegen den Abt durch und übertrug Architekturstar Balthasar Neumann (siehe Würzburger Residenz) die Aufgabe. Der Architekt, den der Abt vorgeschlagen hatte, Gottfried Heinrich Krohne, damals für seine preiswerte Bauweise bekannt, wurde allerdings zum Baumeister gemacht. So geschah es, dass auf einmal anders gebaut wurde als es die Pläne Neumanns vorsahen.
Ursprünglich sollte der Altar der Kirche mit seinen 14 Nothelfer-Skulpturen direkt auf der Stelle der Erscheinung von 1445 stehen. Weil dafür aber zusätzliche, teure Planiermaßnahmen nötig gewesen wären, änderte Krohne die Baupläne kurzerhand. Seitdem weist Vierzehnheiligen die Besonderheit auf, dass ihr Altar nicht wie üblich auf der Fläche der Vierung steht, dort, wo sich Haupt- und Querschiff einer Kirche überschneiden, sondern sich etwas weiter in das Langhaus versetzt, dem Publikumsraum, der Kirche befindet.
Wie der Titel der Ausstellung andeutet, geht sie nicht zuletzt außerdem auf die Bedeutung ein, die die Basilika heute noch für jenes Publikum vor allem als Ziel von Wallfahrten hat. So machen sich jedes Jahr hunderte Pilgerinnen und Pilger auf den Weg nach Bad Staffelstein. „Teilweise gehen die Wallfahrten über mehrere Tage“, sagt Carola Marie Schmidt, „denn die Kirche ist ein großes Pilgerziel. In der Literatur wird Vierzehnheiligen manchmal sogar das fränkische Jerusalem genannt.“