Um auf Unterwanderungen der Landwirtschaft und des Umweltschutzes durch rechte Ideologien aufmerksam zu machen, bietet der BUND Naturschutz Bamberg in den kommenden
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Veranstaltungsreihe
BUND Naturschutz Bamberg: Gegen eine Ökologie von rechts
Um auf Unterwanderungen der Landwirtschaft und des Umweltschutzes durch rechte Ideologien aufmerksam zu machen, bietet der BUND Naturschutz Bamberg in den kommenden Monaten eine Veranstaltungsreihe. Ihr Titel lautet „Ökologie von Rechts – Rechte Ideologie im Natur- und Klimaschutz sowie in der Landwirtschaft“.
Rechte Ideologien finden bei immer größeren Bevölkerungsteilen Anklang. Somit werden sie sagbarer, enttabuisiert und in Form der AfD auch wählbar. Beispielsweise die zurückliegenden Bauernproteste, die in zahlreichen Fällen von rechten Bewegungen unterwandert wurden, machten deutlich, dass im ländlichen Raum rechtes Gedankengut weit verbreitet ist, wie der BUND Naturschutz Bamberg in einer Mitteilung schreibt. Genau wie in der Landwirtschaft, gewinnen allerdings auch im Natur- und Umweltschutz rechte Einstellungen an Einfluss.
Um aufzuklären und dem etwas entgegenzusetzen, bietet die Kreisgruppe Bamberg des BUND Naturschutz in den kommenden eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Ökologie von Rechts – Rechte Ideologie im Natur- und Klimaschutz sowie in der Landwirtschaft“.
Für den ersten Vortrag im März im Jugendkulturzentrum konnte der BN als Referent Felix Schulz von der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (kurz FARN) gewinnen. Er verdeutlichte die historischen und aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten und völkischen Strömungen. Dabei arbeitete er biologistische und rassistische Kontinuitäten sowie rechtsextreme und menschenverachtende Ideologien und Denkmuster im Natur- und Umweltschutz heraus.
Im Laufe des Jahres lädt der BN zu drei weiteren Veranstaltungen zu den Themen Klimawandelleugnung und rechte Strukturen im ländlichen Raum am Beispiel der Land- und Forstwirtschaft ein. Die genauen Termine stehen noch nicht fest, aber im April oder Mai wird es einen Vortrag zum Thema „Rechte Ideologien in der Landwirtschaft“ geben. Im Juni steht eine Waldexkursion an, Thema hierbei: „Mythos Deutscher Wald“. Und im November gibt es einen weiteren Vortrag, sein Titel lautet „Die extrem Rechte zwischen Klimawandelleugnung und Klimanationalismus“.
Bund Naturschutz Bamberg
Tag des Waldes: Bayerns Wälder sind stark geschädigt
Gestern war „Tag des Waldes“. Zu diesem Anlass hat der Bund Naturschutz Bamberg über den Zustand der örtlichen Wälder informiert. Fazit: Der Wald ist von oben und unten in Gefahr.
In den 1970er Jahren hat die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) als Reaktion auf das Waldsterben für den 21. März den alljährlichen „Tag des Waldes“ ins Leben gerufen. Zu diesem Anlass teilte der Bund Naturschutz Bamberg (BN) gestern mit, dass viele Wälder Bayerns stark geschädigt und deutschlandweit bereits etwa 600.000 Hektar abgestorben sind. Zum Waldsterben von oben durch die Klimaerhitzung komme außerdem ein Waldsterben von unten durch Rehe und Hirsche hinzu.
Diese Waldschäden haben, so die Mitteilung weiter, in Bayern beginnend mit dem Hitze- und Dürrejahr 2018 deutlich zugenommen. Nach dem Waldzustandsbericht 2023 sind fast 90 Prozent der Bäume geschädigt, mehr als 38 Prozent weisen deutliche Schäden auf.
„Auch bei uns in der Region sind die Waldschäden überall sichtbar“, sagt Erich Spranger, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bamberg. „Besonders schlimm ist das Waldsterben im Frankenwald.“ Dort seien mehr als 10.000 Hektar Fläche bereits kahl. „Was die Klimakrise im Frankenwald angerichtet hat, passiert in kleinerem Ausmaß auch bei uns. So haben sich Fichtenbestände in der Region Bamberg schon weitgehend verabschiedet. Weiterhin sterben auch Kiefern und Buchen in großem Umfang ab.“ Zusätzlich problematisch sei, „dass es auf großen Flächen kaum Waldverjüngung gibt, weil Rehe die jungen Bäume auffressen“, so Spranger.
Appell an den Wirtschaftsminister
Darum fordert der BN, die Wälder, insbesondere naturnahe Wälder und deren Böden, als Kohlenstoffspeicher bestmöglich zu erhalten. Dazu müssen laut der Organisation neben einer naturnahen, schonenden Waldbewirtschaftung vor allem Wildbestände derart reduziert werden, dass der Wald von selbst wachsen kann. Vor allem müssten diejenigen Baumarten aufwachsen können, die an die Extreme der Klimakrise am besten angepasst sind. Dies seien etwa Eichen, Buchen, Weißtannen, Ahornarten, Linden und Kirschen – Baumarten, die allerdings auch besonders stark vom Verbiss durch Wild betroffen seien. „Abgesehen von den Wäldern der Staatsforsten und der Stadt Bamberg sind wir von einer gut funktionierenden Naturverjüngung ohne Zaun im Raum Bamberg meist noch weit entfernt“, heißt es dazu in der Mitteilung des BN.
Entsprechend appelliert Richard Mergner, Vorsitzender des BN Bayern, an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, zu dessen Ressort auch die Staatsforsten gehören: „Die künftigen Rahmenbedingungen für die Abschüsse von Rehen und Hirschen müssen so festgelegt und auch durchgesetzt werden, dass ein junger stabiler Mischwald ohne Zaun aufwachsen kann.“ Beispiele aus den Regierungsbezirken würden zeigen, dass dies machbar sei, wenn die Abschüsse entsprechend deutlich erhöht würden.
In Bayern registrieren die Forstbehörden die Entwicklungen der Waldverjüngung und die Verbissquoten nach Baumarten. Zuletzt untersuchten die Forstbehörden 2021 die Waldverjüngung auf mehr als 21.000 Verjüngungsflächen mit etwa 2,1 Millionen Bäumchen und stellten einen zu hohen Verbiss fest. In vielen Fällen habe sich diese Situation seit vielen Jahren nicht gebessert.
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BUND Naturschutz Bamberg
Weihnachtsbäume ohne Gift
Auch 2022 hat der BUND Naturschutz eine Liste mit Anbietern regionale, ökologisch verträglich angepflanzter Weihnachtsbäume veröffentlicht. Gleichzeitig appelliert die Bamberger Kreisgruppe an Waldbesitzer und Verkäufer, mehr Biobäume anzubieten.
Wie in jedem Jahr präsentiert der BUND Naturschutz in Bayern auch 2022 einen regionalen Einkaufsführer für Weihnachtsbäume. Lang ist die Liste mit nur drei Adresse, die der BUND für Oberfranken nennt, zwar nicht, aber „Wir raten eindrücklich, nur Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen, die in den bayerischen Regionen ohne Kunstdünger und Pestizide aufgewachsen sind“, sagt Erich Spranger, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Bamberg. „Wir möchten auch bei den Christbäumen wegkommen von langen Transportfahrten, die das Klima belasten, von Spritzmitteln, die in den meisten konventionellen Plantagen eingesetzt werden, und von Düngemittelrückständen, die oft die Gewässer und Trinkwasser belasten.“
Der optimale Weihnachtsbaum kommt laut BUND Naturschutz direkt aus dem Wald. Dort gehen keine landwirtschaftlichen Flächen für Weihnachtsbaumplantagen verloren und es wird kein Wald dafür gerodet. Allerdings würden relativ wenige Weihnachtsbäume direkt aus dem Wald angeboten werden. „Wir appellieren an Waldbesitzer und Förster, mehr Weihnachtsbäume aus der Waldpflege anzubieten. Bessere Bäumchen kann es nicht geben“, so Erich Spranger.
Ganz anders sei es bei konventionell angebauten Bäumen. In den vergangenen Jahren hatte der BUND bundesweit Bäume auf Rückstände an Pestiziden untersuchen lassen. Bei mehr als der Hälfte der Pflanzen wurde die Umweltorganisation fündig. „Auch wenn ein konventioneller Baum im Wohnzimmer wahrscheinlich nicht direkt gesundheitsschädlich ist, so ist doch der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen vor allem ein Problem für die Artenvielfalt. Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten oder schädigen Insekten und zerstören Lebensräume“, sagt Erich Spranger.
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Erstes Zwischenziel erreicht
Radentscheid Bayern: Unterschriften für Zulassung gesammelt
Von Juni bis Ende Oktober hat das Bündnis Radentscheid Bayern in allen bayerischen Gemeinden Unterschriften für die Zulassung eines Volksbegehrens gesammelt. Dieses fordert ein bayerisches Radgesetz, das den Rahmen für eine umfassendere Radverkehrsförderung im Freistaat schafft. Nun hat das Bündnis die Zahl der eingegangenen Unterschriften für die Zulassung des Radentscheids bekanntgegeben.
Etwa 100.000 Menschen haben in Bayern den Radentscheid unterzeichnet. In Bamberg sind 380 Unterschriften eingegangen, das gab der BUND Naturschutz Bamberg am 16. November bekannt. Damit hat das Bündnis Radentscheid Bayern in nur vier Monaten viermal so viele Unterschriften gesammelt, wie für die Zulassung des Volksbegehrens nötig sind.
In mehr als 100 Städten, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften übergeben Radentscheid-Aktive ihrer Stadtverwaltung nun Unterschriftenbögen zur Prüfung. Im Anschluss an die Prüfung durch die Kommunen gehen die gesammelten Unterschriften an das bayerische Innenministerium. Dort soll dann die Zulassung und die 14-tägige Eintragungsfrist für das eigentliche Volksbegehren entschieden werden. Im Frühjahr oder Sommer 2023 sind die Menschen in Bayern aufgerufen, sich in ihrem Rathaus für den Radentscheid Bayern einzutragen.
Auch in Bamberg übergaben Aktive am 16. November die Unterschriften an die Stadt, namentlich an Bürgermeister und Mitunterzeichner Jonas Glüsenkamp. „Wir sind begeistert über die breite Unterstützung in Bamberg und in ganz Bayern für den Radentscheid”, sagt Erich Spranger vom Bamberger Aktionsbündnis und Vorsitzender des BUND Naturschutz Bamberg. „Wir wünschen uns, dass die Staatsregierung den Willen der Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt und mit einem Radgesetz endlich den notwendigen Rahmen für eine echte Radverkehrsförderung schafft
Stimmen zur Unterschriften-Übergabe
Bei der Übergabe der Unterschriften äußerten sich weitere Mitglieder des Bamberger Aktionsbündnisses. So sagte Elke Pappenscheller vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub: „Bei der Radverkehrsförderung müssen die Kommunen dringend vom Freistaat Bayern unterstützt werden. Wir brauchen einen schnellen Ausbau der Radinfrastruktur über kommunale Grenzen hinweg. Nur so kann das Ziel, den Radverkehrsanteil bayernweit bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen, erreicht werden.“
Andreas Irmisch vom Verkehrsclub Deutschland fügte an: „Immer mehr Menschen und Organisationen erkennen, dass der Radverkehr eine tragende Säule bei der Verkehrswende werden muss. Die geforderte Unterstützung wird dabei nicht nur dem Radverkehr nutzen, sondern auch dem Fußverkehr und dem öffentlichen Verkehr – und natürlich unser aller Umwelt.“
Und Timm Schulze von Grünes Bamberg sagte: „Jeden Tag fahren im Land viele tausend Menschen mit dem Rad zur Arbeit, zur Schule, zu Freunden und zum Verein. Sie brauchen endlich überall sichere und komfortable Radinfrastruktur. Damit das klappt, muss Bayern endlich für zeitgemäßen Regeln und Förderung sorgen.“
Ziele des Radentscheids
Die Ziele des Radentscheids sind:
- 25 Prozent Radverkehrsanteil bis 2030, derzeit sind es 11 Prozent
- ein sicheres und komfortables Radwegenetz
- „Vision Zero“ im Straßenverkehr, heißt keine Verkehrstoten mehr
- Förderung des Umweltverbundes
- mehr Radschnellverbindungen
- Flächenversiegelung sorgfältig abwägen
BUND Naturschutz Bamberg
Wie und wo man am besten ein Igelhaus aufstellt
Jedes Jahr im Herbst machen sich Igel auf die Suche nach einem Platz, an dem sie ihren Winterschlaf verbringen können. Der BUND Naturschutz Bamberg gibt Tipps, wie man der Natur nachhelfen und ein Igelhaus aufstellen kann.
Gute Verstecke sind für den Igel überlebenswichtig. Insofern gehöre nicht nur der Verlust von Lebensraum, sondern auch der Verlust von Lebensraumqualität zu den größten Gefahren für das Wildtier. Darauf hat der BUND Naturschutz Bamberg in einer Mitteilung hingewiesen.
„In wilden und naturnahen Gärten fühlen sich Igel besonders wohl. Denn dort finden sie Nahrung und Verstecke gleichermaßen“, erklärt Erich Spranger von der Kreisgruppe Bamberg des BUND Naturschutz.
In Städten und Siedlungen seien Gärten zwar oft nicht groß, trotzdem habe aber jeder Gartenbesitzer die Möglichkeit, ein kleines Stück Natur zu schaffen. Ein Igelhaus aufzustellen, sei ein guter Anfang dafür.
Egal ob aus Ton, Holz oder Holzbeton, grundlegend brauche ein Igelhaus ein Mindestmaß an Innenraumvolumen, damit die Tiere ein ordentliches Nest aus Laub und trockenen Gräsern bauen
können. „Manche Händler verkaufen winzige Igelhäuser als Winterquartiere. Diese werden in der Regel von den Tieren nicht angenommen, da sie zu wenig Schutz bieten“, sagt Erich Spranger. „Igelhäuser müssen robust gebaut und trotzdem luftdurchlässig sein. Der Innenraum muss mindestens das Volumen einer großen Schuhschachtel haben, damit der Igel genug Platz hat,
sich selbst in trockenes Nistmaterial einzuwickeln. Außerdem mögen viele Igel keinen Boden. Ohne Boden trocknet der Innenraum besser, sollte es doch mal feucht werden.“
Statt ein Haus zu kaufen, könne man selbst eines bauen. Als besten Platz für den kleinen Kasten nennt der BUND Naturschutz eine ruhige, schattige und trockene Gartenecke zum Beispiel unter Hecken, Sträuchern oder Bäumen. Stehen sollte das Igelhaus auf trockenem Untergrund und bis oben hin locker mit trockenem Laub gefüllt sein. Heu und Stroh gingen auch möglich, aber Laub sei besser, da es nicht so schnell schimmelt. Von außen sollte das Haus zusätzlich mit Laub und Reisig geschützt sein.
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Jahreshauptversammlung
Abschied und Neuanfang beim BUND Naturschutz Bamberg
Die Weichen für die Zukunft stellte die Jahreshauptversammlung des BUND Naturschutz Bamberg (BN). Neben der Verleihung des 16. Bamberger Naturschutzpreises wählte die Kreisgruppe einen neuen Vorstand.
Zunächst hieß es bei der Jahresmitgliederversammlung des BUND Naturschutz Bamberg, den 1. Vorsitzenden Martin Bücker zu verabschieden. Vier Jahre lang hatte Bücker die Geschicke des BN Bamberg gelenkt und sich 2022 nicht mehr zur Wahl gestellt.
Bambergs Zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp betonte, dass der BN unter Martin Bücker vor allem seine Anschlussfähigkeit an andere Organisationen und Bündnisse rund um den Klimaschutz unter Beweis gestellt und sich modernisiert habe.
Erich Spranger, bisher der 2. Vorsitzende des BUND Naturschutz Bamberg, rückte auf den frei gewordenen Posten nach. Als Vorstand wird ihn die Litzendorferin Lissy Dörfler-Christa als Stellvertreterin unterstützen. Durch die Neuwahl vieler Neulinge in den erweiterten Vorstand präsentiert sich die Kreisgruppe in Zukunft zudem verjüngt und deutlich weiblicher.
Auf die Wahlen folgte die Verleihung des 16. Bamberger Naturschutzpreises an den Verein „Nationalpark Steigerwald“. Die Organisation setzt sich seit acht Jahren für die Einrichtung eines dritten bayerischen Nationalparks ein. Damit kämpft sie laut ihrem Vorsitzenden Dr. Liebhard Löffler „für die faszinierende Vision, zwischen den beiden fränkischen Welterbe-Städten Würzburg und Bamberg auch den Buchenbestand des Steigerwalds als Naturerbe für die Zukunft erhalten zu können.“
Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN in Bayern, betonte in seiner Laudatio auf den Preisträger, dass sich der Verein den Ängsten und Sorgen der Menschen in der Region stelle. Nun liege der Fokus darauf, vor den Landtagswahlen 2023 Druck von unten aufzubauen, damit ab der nächsten Legislaturperiode auch Franken einen eigenen Nationalpark hat.
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Umstieg auf erneuerbare Energien
BUND Naturschutz Bamberg begrüßt Agri-Photovoltaik-Ausbau in der Region
Angesichts von Klimakrise und Ukrainekrieg mahnt der BUND Naturschutz Bamberg einen ambitionierteren Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region an. Auf dem Gelände der geplanten Agri-Photovoltaik-Anlage in Priegendorf ließen sich Vertreter des BUND Naturschutz Bamberg das Projekt erläutern und appellierten an die Gemeinden im Landkreis: „Wir müssen bei den Erneuerbaren einen Zahn zulegen und die Potentiale ausschöpfen.“
Durch den Krieg in der Ukraine ist es mittlerweile zum Konsens geworden, dass die Energieversorgung schnellstmöglich unabhängig von fossilen Brennstoffen werden muss. „Dies erfordert nicht nur die Klimakrise, sondern dämpft auch die Energiepreise“, sagte Josephina Nübold vom BUND Naturschutz Bamberg. „Diese Unabhängigkeit stärkt unsere Energiesouveränität und beendet die Unterstützung von Kriegsverbrechern und Diktaturen. Unsere Abhängigkeit ist enorm. Jetzt rächen sich auf bittere Weise die für die Energiewende verlorenen, vergangenen Jahre. Wir könnten schon viel weiter sein.” Die Region Bamberg solle die Chancen, die sich aus der Nutzung von Windkraft und Photovoltaik ergeben, zügig ergreifen.
Windkraft kann mehr – wenn man sie lässt
Verständnislos zeigt sich der BUND Naturschutz Bamberg, dass die bayerische Staatsregierung an der 10H-Regelung festhalten will. Diese habe durch die Festschreibung überzogener Abstände zwischen Windkraftanlagen und Wohngebäuden dazu geführt, dass Bayerns Windkraftausbau zum Erliegen gekommen ist.
Mit dieser Politik drohe Bayern eine riesige Stromlücke. Nötig sei die Ausweisung von 2 Prozent der Landes-Fläche für mögliche Windkraftstandorte und die Abschaffung der 10H-Abstandsregelung. Immerhin habe die Staatsregierung ein paar Ausnahmen von der 10H-Regelung angekündigt.
„Unsere Hoffnung liegt derzeit bei den Gemeinden“, sagte Erich Spranger, Energieexperte beim BUND Naturschutz Bamberg. „Diese können über die Bauleitplanung 10H umgehen. In vorbildlicher Weise wenden dies die Gemeinden Litzendorf und Buttenheim an. Hier sind jeweils Windprojekte in Planung. Hoffentlich nehmen weitere Gemeinden im Landkreis Bamberg ihre Verantwortung wahr und ziehen nach.”
Dabei empfehle es sich für die Gemeinden proaktiv tätig zu werden. Auf Windvorrangflächen könnten nach eigenen Vorstellungen und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Windkraftanlagen errichtet werden. Mit gleich drei Vorranggebieten sieht Spranger die Gemeinde Burgebrach besonders in der Pflicht.
Dazu müsse der Freistaat jedoch noch weitere Vorrangflächen ausweisen. Potential erkennt der BUND Naturschutz Bamberg vor allem auf dem Jura in den Gemeinden Stadelhofen, Königsfeld und Heiligenstadt sowie auf den Höhenzügen im westlichen Landkreis.
Unterstützung bekommt der Ausbau der Windkraft im Landkreis von der Bundesebene. Bei Bürgerenergie-Projekten bis 18 Megawatt soll die Ausschreibungspflicht wegfallen. Dies würde die Planungen im Landkreis deutlich vereinfachen.
Photovoltaik stark ausbauen
Viel Potential für den Photovoltaik-Ausbau böten ungenutzte Dachflächen. Der BUND Naturschutz Bamberg fordert die Gemeinden auf, bei Neubauten schon jetzt Photovoltaik-Anlagen soweit möglich verpflichtend vorzuschreiben.
„Wir sind es leid, bei unseren Stellungnahmen zu Bebauungsplänen immer wieder auf die fehlende PV-Pflicht hinzuweisen. So begrüßen wir es sehr, dass die neue Bundesregierung Photovoltaik bei Neubauten vorschreiben beziehungsweise zur Regel machen will“, sagte Spranger.
Besonders hoch seien die Potentiale aber im Bestand. Interessierten möchte der BN Mut machen: Durch neue Regelungen wurde der Betrieb von normalen Hausanlagen deutlich entbürokratisiert.
Zusätzlich zum Ausbau der PV-Anlagen auf den Dächern werde Bayern ohne einen großzügigen Ausbau von Freiflächenanlangen nicht auskommen. So begrüßt es der BN, dass schon eine ganze Reihe von Gemeinden in diesem Bereich aktiv sind. Das Landschaftsbild betreffend findet Spranger: „Es müssen nicht immer riesige Flächen sein. Kleinere Anlagen, die in die Landschaft eingestreut und an die Geländegestalt angepasst sind, schonen das Landschaftsbild.”
Agri-Photovoltaik in Priegendorf
In diesem Punkt vorbildlich sei die geplante Agri-Photovoltaik-Anlage auf einem 2,25 Hektar großen Ackerstreifen bei Priegendorf. Heiko Martin, Geschäftsführer der KMM Kommunal Management, erläuterte die Planung vor Ort. Er projektiert die Anlage und wird auch ihr Betreiber sein.
Die Agri-PV-Anlage kombiniert landwirtschaftliche Nutzung mit energetischer Nutzung mittels Photovoltaik. Geplant sind sogenannte sonnennachgeführte Modulreihen, die durch größere Reihenabstände auch mit ihrer Rückseite durch Bodenreflexion Energie erzeugen können. Somit lässt sich auch auf kleiner Fläche ein hoher Stromertrag für rund 480 Haushalte erzielen und gleichzeitig Landwirtschaft betreiben.
Die großen Modulplatten können senkrecht gestellt werden, so dass die Fläche mit einem Traktor bearbeitet werden kann. In den immer trockener werdenden Sommermonaten dienen die Photovoltaikmodule gleichzeitig als Schattenspender, so dass zwischen den Modulreihen Gemüse gut wachsen kann.
Das Gemüse soll im Anschluss lokal vermarktet werden. Einen weiteren Vorteil, den der BUND Naturschutz Bamberg bei der Anlage ausmacht: Die Planung sieht im Sinne der Netzdienlichkeit einen Energiespeicher vor. „Dies bedeutet einen großen Schritt zur Energieautarkie für die Stadt Baunach“, sagte Martin.
Doch wie gehen die Planungen nun weiter? Noch im April ist die Teilnahme an der Innvoationsausschreibung geplant. Mit einer Realisierung ist dann für 2023 oder 2024 zu rechnen. Ein wirklich innovatives und nachhaltiges Projekt zur Nachahmung, findet der BUND Naturschutz Bamberg.
Nübold gab aber auch zu bedenken: „Bei allem Ausbau der erneuerbaren Energien ist es uns wichtig, auf unsere größte Energiequelle hinzuweisen: das Energiesparen. Das kann durchaus mit Einschränkungen zusammenhängen oder auch mit Energieeffizienz, wie bei Verkehrswende, E‑Mobilität, Wärmepumpen oder Hausdämmung.“